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ihm um die Hebung des Schatzes, in zweiter Linie erst…«

      Ein Zittern lief durch Gunhilds Glieder. Mit einem seltsam unruhigen Ausdruck hingen ihre Augen an seinem Mund.

      »Warum sprichst du nicht weiter, Michael? Worum geht es ihm in zweiter Linie?«

      Michael hatte sagen wollen: um dich! Aber er brachte es nicht über die Lippen. Wie hätte er Gunhild erneut in Sorge stürzen können. War das nicht auch nur eine Annahme von ihm, die ebensogut falsch sein konnte?

      Gunhild drängte ihn, fordernd:

      »Du mußt mir alles sagen, Michael, selbst wenn es unangenehm für mich ist.«

      »Nun gut, Gunhild«, sagte er entschlossen. »Du sollst meine Bedenken wissen. Ich glaube, der Doktor Murphy sieht dich mit anderen Augen an als mit denen eines Chefs und väterlich wohlwollenden Freundes.«

      Ungläubiges Staunen malte sich jetzt in ihren Zügen.

      »Du meinst, er liebt mich?«

      »Ja, Gunhild.«

      Gunhild schüttelte sich vor unterdrücktem Lachen.

      »Was du nicht alles denkst, Michael! Bist du etwa eifersüchtig?«

      »Vielleicht auch das«, gab er zu.

      Wenn er sich auch noch so sehr überwand, in dieses sorglose Lachen konnte er nicht einstimmen. Aber immerhin: es war besser, Gunhild nahm es nicht ernst. Das war sicherlich eine bessere Waffe, als wenn sie verängstigt gewesen wäre. Seine Bedenken würde er künftig in sich verschließen.

      Er raffte sich aus seinem Grübeln auf.

      »Nun fall nicht wieder um, Liebes«, sagte er, mehr scherzend als ernst gemeint. »Je früher wir in den Besitz der Dokumente gelangen, desto eher können wir die Reise abbrechen und an unsere Liebe denken.«

      »An unsere Liebe«, flüsterte Gunhild, und in ihren Augen leuchtete es tief und voll Glück auf.

      *

      Indessen lief Doktor Murphy in seiner Kabine hin und her wie ein Tier im Käfig.

      Ein kurzes, bösartiges Lachen brach von seinen Lippen.

      Doktor Mayring hatte nicht den geringsten Anhaltspunkt, um ihn öffentlich anzugreifen, keinen Beweis dafür, daß er die Dokumente besaß, daß der eigentliche Grund zu der Reise nur die Ausfindigmachung des Schatzes und dessen Hebung war.

      Das sollte ihm erst einer beweisen.

      Er warf einen Blick auf die Uhr. Am besten war es, er handelte sofort. Morgen könnte es schon zu spät sein.

      Zur inneren Sammlung rauchte er noch eine Zigarette, bevor er Gunhild in ihrer Kabine aufsuchte.

      Obgleich Gunhild bei Doktor Murphys Eintritt erschrak, ging sie ihm doch mit einem leichten Lächeln entgegen.

      »Morgen läuft unser Schiff in Rio ein«, begann er, »und es muß unbedingt etwas geschehen.«

      Gunhild sah ihn groß an.

      »Das haben Sie mir doch so oft erzählt. Oder haben Sie etwa Ihren ganzen Plan über den Haufen gestoßen?«

      »Nein!« sagte er rasch, ernst werdend. »Dieser Plan besteht nach wie vor. Nur sehe ich eine neue Schwierigkeit vor mir.«

      »Eine neue Schwierigkeit?«

      In Gunhild erwachte Mißtrauen. Sie richtet sich etwas höher auf, gleichsam um anzudeuten, daß sie allem, was auch kommen mochte, gewachsen sei.

      »Sagten Sie nicht, daß Sie bereits in Deutschland alle Schwierigkeiten überwunden hätten?«

      »Das stimmt, Schwierigkeiten, soweit ich mit ihnen gerechnet hatte…«

      »Ach so«, warf Gunhild verstehend ein, »es handelt sich demnach um etwas, womit Sie nicht rechneten?«

      »So ist es«, gab er etwas erleichtert zu und ließ gleich wieder eine Pause eintreten.

      »Warum sprechen Sie nicht weiter?« forschte Gunhild.

      Mit einer Gebärde, die Entschlossenheit ausdrückte, legte er den Rest der Zigarette fort.

      »Ich darf ganz offen zu Ihnen sein?«

      »Natürlich. Vertrauen um Vertrauen.«

      »Ich bekomme Schwierigkeiten mit der Regierung in Peru. Selbstverständlich muß ich die Genehmigung zur Ausgrabung einholen, und ich habe mich deshalb mit der Regierung von Peru in Verbindung gesetzt. Und nun…«

      »Bereitet man Ihnen Schwierigkeiten, wie Sie schon andeuteten«, warf Gunhild interessiert aufhorchend ein. »Worin aber bestehen nun die Schwierigkeiten?«

      Doktor Murphy sah an den hellen Augen Gunhilds vorbei.

      »Man will Ihre Ansprüche nicht anerkennen.«

      Gunhild ruckte ein wenig in die Höhe.

      Das war etwas ganz Neues. Etwas, was Gunhild erneut beunruhigte und nachdenklich stimmte.

      »Ja, aber«, begann sie nach einer Weile verstört, »das liegt doch an Ihnen. Sie allein können doch beweisen, daß mein Vater an der Ausfindigmachung dieses Schatzes Anteil hatte. Erklärten Sie mir nicht immer, daß Sie und mein Vater die wichtigen Dokumente gefunden haben?«

      »Das ist richtig. Die Dokumente befinden sich in meinem Besitz, aber sie beweisen nicht, daß Ihr Vater sozusagen Miterbe dieses Schatzes ist.«

      »Wollen Sie etwa damit behaupten, daß Sie aus reinem Edelmut, aus Kameradschaft, oder ganz gleich wie Sie das nennen wollen, mich an dieser Erbschaft teilhaben lassen?«

      Doktor Murphy lächelte nachsichtig.

      »Der Brief, den Ihr Herr Vater an mich richtete, genügt mir vollständig.«

      »Dann dürfte er auch der Regierung gegenüber genügen, um mein Recht zu behaupten«, kam es kurz und bestimmt von Gunhilds Lippen.

      Murphy schüttelte den Kopf.

      »Leider erkennt man das nicht an.«

      »Aber das hätten Sie doch früher bedenken müssen.« Gunhild begann langsam ärgerlich zu werden.

      »Es gibt ein besseres Mittel, Ihr Recht zu behaupten, als es irgendein Dokument tun würde.«

      »Und das wäre?«

      Jetzt richtete er seine Augen fest auf Gunhilds erwartungsvolles, Spannung verratendes Gesicht.

      »Werden Sie meine Frau!«

      Zunächst starrte Gunhild den Sprecher groß an, dann brach sie in helles, überraschtes Lachen aus.

      »Sie scherzen.«

      »Wissen Sie einen anderen, einen besseren Ausweg?«

      »Als den, mich zu verkaufen?« vollendete Gunhild scharf.

      »Sie drücken sich sehr hart aus, Gunhild. Überlegen Sie sich, ob Sie nicht mehr dabei gewinnen als verlieren.«

      Gunhild hörte plötzlich Michaels Mahnung: ›Geh auf alles ein, was Murphy von dir verlangt.‹

      Nein. Das konnte sie nicht. Das ging zu weit, damit hatte wohl auch Michael nicht gerechnet.

      »Unter diesen Umständen habe ich nicht viel zu überlegen.«

      »Und weshalb wollen Sie auf meinen Vorschlag nicht eingehen?«

      Gunhild vermochte unbefangen zu lächeln.

      »Der Sprung ist mir zu groß. Bis jetzt war ich Ihre Sekretärin, und nun soll ich Ihre Frau werden?«

      »Sind Sie wenigstens überzeugt davon, daß ich nur Ihr Bestes dabei im Auge habe?« fragte er fast demütig.

      »Ja«, entgegnete sie rasch. »Ich gab Ihnen ja auch kein schroffes Nein. Aber wir haben in Lima genügend Gelegenheit, über diesen Punkt zu verhandeln.«

      Als

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