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besser, dachte Molly.

      »Du bist kein Mann«, rief Haggerty. »Du weißt nicht, wie furchtbar weh das tut.«

      »Ich habe mich verteidigt.«

      »Denkst du, das entschuldigt auch nur im Geringsten, was du getan hast?« Er schlug wieder mit der Faust gegen die Tür. »Du hast dein Ende nur verzögert. Erspart bleibt es dir nicht und es wird qualvoll sein, das verspreche ich dir. Du hast es nicht anders gewollt.«

      Er warf sich gegen die Tür. Molly zuckte heftig zusammen. Würde es ihm gelingen, die Tür aufzubrechen? Er trat mehrmals dagegen, doch das Schloss hielt stand.

      Daraufhin setzte er das Messer ein. Er hieb drei-, viermal mit aller Kraft auf das Türblatt ein – und durchbohrte es.

      Als Molly die Klinge sah, stieß sie einen entsetzten Schrei aus. Saß sie in der Falle? Gab es für sie kein Entkommen mehr?

      Hätte sie nicht die Treppe hinauflaufen, sondern aus dem Haus rennen sollen? Vermutlich wäre das vernünftiger gewesen, aber ihr Zimmer war schon immer ihr erster Zufluchtsort gewesen, wenn sie allein sein oder in Ruhe gelassen werden wollte. Doch nun war es zu spät, etwas an der Situation zu ändern.

      Molly konnte sich nur noch damit abfinden. Du hast die falsche Entscheidung getroffen – und die Konsequenzen werden dich nun das Leben kosten, dachte sie unglücklich. Draußen tobte der Mann, der sie unbedingt tot sehen wollte. Er hackte wie von Sinnen auf die Tür ein, versetzte ihr unermüdlich einen Stich nach dem andern und so knapp wie möglich nebeneinander.

      Das Holz splitterte immer mehr, und es war schon klar zu erkennen, was der rabiate Rechtsanwalt vor hatte: Er wollte ein Loch schaffen, durch das er die Hand stecken und die Tür aufschließen konnte. Molly stand wie gelähmt da, war unfähig, sich zu bewegen.

      »Tu etwas!«, befahl ihr eine innere Stimme.

      Sie wusste nicht, was.

      »Schau nicht einfach zu, wie er die Tür kaputt macht!«

      Molly kam vor Angst fast um.

      »Rette dich!«

      Ich kann nicht, antwortete Molly im Geist.

      »Lauf zum Fenster und ruf um Hilfe!«

      Das Loch in der Tür wurde immer größer, und Toby Haggerty arbeitete immer schneller. Der Erfolg trieb ihn an. »Na warte, du Luder!«, keuchte er. »Gleich bin ich bei dir und dann kriegst du zurück, was du mir angetan hast!« Er brach ein weiteres Stück Holz heraus und versuchte seine Hand durch die gezackte Öffnung zu schieben, doch sie war noch nicht groß genug.

      Also setzte er sein zerstörerisches Werk so lange fort, bis genug Platz für seine Hand war. Als er sie wieder hindurchschob und tastend nach dem Schlüssel suchte, zog Molly ihren Schuh aus und schlug damit panisch auf Haggertys Finger ein.

      Er brüllte wieder auf und riss die Hand zurück. »Bist du irre? Was soll das?«

      »Geh weg!«, schluchzte Molly verzweifelt. »Geh endlich weg!«

      »Je mehr du mich ärgerst, desto schmerzhafter wird deine Strafe ausfallen!«, drohte Haggerty.

      Er streckte die Hand wieder durch die Öffnung. Sie blutete. Er hatte sich beim schnellen Zurückziehen die Haut aufgerissen.

      Molly schlug abermals mit dem Schuh auf seine Finger und er war gezwungen, die Hand erneut schimpfend und fluchend zurückzuziehen.

      Und dann …

      Nichts mehr.

      Stille.

      Als wäre Molly Stone von einem Herzschlag zum andern mutterseelenallein im Haus. Mit einer so verblüffenden Wendung hatte sie nicht gerechnet.

      *

      Mollys Nerven vibrierten nach wie vor. Sie wusste nicht, was diese plötzliche Stille zu bedeuten hatte, vermochte sie nicht zu deuten. Hatte Toby Haggerty das verrückte Mörderspiel aus irgendeinem Grund abgebrochen und das Haus auch schon verlassen?

      Das kann er nicht, sagte sich Molly. Er muss zu Ende bringen, was er begonnen hat, weil er sonst bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ins Zuchthaus kommt. Er muss mich mundtot machen. Ihm bleibt keine andere Wahl. Der Weg zum Careira-Vermögen führt nur über meine Leiche.

      Die Stille machte Molly Stone beinahe genauso fertig wie vorhin Haggertys hasserfülltes Toben. Wo ist er?, überlegte sie nervös. Welche Hinterhältigkeit hat er nun im Sinn? Worauf wartet er? Wieso unternimmt er auf einmal überhaupt nichts mehr?

      Molly zog ihren Schuh wieder an. Es ging fast über ihre nervlichen Kräfte, sich dem gezackten Loch in der Tür zu nähern.

      In Horrorfilmen passiert in einer solchen Situation immer etwas ganz Schreckliches, das die Zuschauer heftig zusammenzucken lässt, dachte Molly.

      Doch in diesem Fall blieb der Schockmoment aus. Es geschah auch dann nichts, als Molly ängstlich durch das Loch sah.

      Toby Haggerty war nicht mehr da. Aber Molly wagte nicht, sich über diese unerwartete Wendung zu freuen. Das dicke Ende kommt noch, dachte sie ängstlich. Die Sache ist bestimmt noch nicht ausgestanden.

      Vielleicht lag Toby Haggerty draußen auf der Lauer und wartete darauf, dass sie von selbst aus ihrem Zimmer kam. Molly war ratlos.

      Als sie nach dem Schlüssel griff, sagte ihre innere Stimme: »Tu’s nicht, Molly! Sonst läufst du deinem Mörder in die Arme!«

      Wieso sie den Schlüssel dennoch drehte, vermochte sie nicht zu sagen. Vielleicht deshalb, weil ihr die Stille im Haus unerträglich geworden war.

      Sie hielt diese psychische Folter nicht mehr aus, konnte nicht länger in ihrem Zimmer eingesperrt bleiben, hatte das Gefühl, zu ersticken.

      Sie drehte den Schlüssel einmal.

      Klack.

      Und noch einmal.

      Klack.

      Nichts geschah. Alles blieb ruhig. Molly legte ihre zitternden Finger um den Türgriff. Ein leises Schnappen war zu hören und dann … zog Molly die Tür Millimeter um Millimeter weiter auf.

      Sie war bereit, die Tür sofort wieder zu schließen, wenn ihr Gefahr drohte, doch das war zum Glück nicht der Fall. Mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven öffnete sie die Tür daraufhin vollends und …

      Was sie zu sehen bekam, löste in ihr einen unbeschreiblichen Schock aus.

      *

      Ein spitzer Schrei entrang sich Mollys Kehle. Sie riss fassungslos die Augen auf und legte ihre schweißkalten Hände entsetzt auf ihr Gesicht.

      Sie schwankte so heftig, dass sie sich am Türgriff festhalten musste, um nicht zusammenzusacken. Vor ihr lag Toby Haggerty auf dem Boden. Er regte sich nicht. War das eine hinterhältige Finte? Wenn ja, warum schnellte er nicht hoch und überwältigte sie? Jetzt hätte er ganz leichtes Spiel mit ihr gehabt.

      Da er liegen blieb und sich nach wie vor nicht bewegte, nahm sie an, dass er entweder ohnmächtig oder tot war. Hatte er vorhin zu sehr getobt?

      War dadurch in seinem Kopf eine Ader geplatzt? Hatte ihn der Schlag getroffen? Molly wagte einen kleinen Schritt vorwärts.

      Und schon traf der nächste Schock sie mit ungeheurer Wucht. Sie fing an zu schreien und konnte nicht mehr damit aufhören.

      Sie schrie, schrie, schrie … Sie konnte nicht mehr damit aufhören. Ohne dieses Ventil hätte sie – so glaubte sie – wohl den Verstand verloren.

      *

      Jetzt war alles klar. Nun wusste Molly Stone, wieso Toby Haggerty regungslos vor ihren Füßen auf dem Boden lag. Den kriminellen Rechtsanwalt hatte nicht der Schlag getroffen. Es hatte ihn ein Schlag getroffen. Ein Schlag mit der Alabaster-Aphrodite auf den Hinterkopf, und ausgeführt hatte ihn … Harry Baxter, den Molly für tot gehalten hatte, von dem sie geglaubt hatte, Toby Haggerty hätte ihn mit der Figur erschlagen.

      Aber Harry lebte,

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