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      Adelheid von Burgund,

      die Heilige

      * 931/932

      † 999 in Kloster Selz

      Regentin des römisch-deutschen

      Reichs 984 – 994

      Kaiserin Adelheids bemerkenswertes Selbstbewusstsein als Herrscherin spiegelt sich eindrucksvoll in einem undatierten Brief an einen Würzburger Geistlichen. Sie bezeichnet sich darin als „von Gott für eine gewisse Zeit mit der Herrschaft über das christliche Volk betraut“. In der Tat kann die gebildete Fürstin, die vier Sprachen sprach, zu den bedeutendsten Frauen des Hochmittelalters gezählt werden.

      Weder ihr genauer Geburtstag noch ihr Geburtsort sind überliefert. Bereits als Kind wurde sie zu einem Objekt dynastischer Machtpolitik. Nach dem frühen Tod ihres Vaters, König Rudolfs II. von Hochburgund, versuchte sich dessen politischer Gegner, Hugo von Italien, die Herrschaft über Burgund zu sichern, indem er 937 nicht nur Rudolfs Witwe, Berta von Schwaben, zu einer Heirat nötigte, sondern auch Adelheid mit seinem Sohn Lothar verlobte. Adelheids Bruder Konrad, der Erbe Burgunds, wurde durch den ostfränkischen König Otto I. rechtzeitig vor Hugos Zugriff in Sicherheit gebracht. Nach Hugos Sturz 946 folgte ihm zwar sein Sohn Lothar als König von Italien nach und heiratete 947 seine Verlobte Adelheid in Pavia, die tatsächliche Macht hatte aber schon Markgraf Berengar von Ivrea übernommen. Aus der offenbar glücklichen Ehe des italienischen Königspaars stammte eine Tochter, die 948 geborene Emma.

      Als König Lothar im November 950 überraschend starb, wurde sofort der Verdacht laut, dass er einem Giftanschlag zum Opfer gefallen war. Da sich seine junge Witwe Adelheid dem Anspruch von Markgraf Berengar auf die oberitalienische Königskrone beharrlich widersetzte, wurde sie im April 951 gefangen genommen und auf der Burg Rocco di Garda am Gardasee eingesperrt. Mithilfe eines Priesters und einer Magd gelang ihr am 20. August 951 auf abenteuerliche Weise durch einen heimlich gegrabenen Tunnel die Flucht.

      In der Zwischenzeit hatte König Otto I. von den Ereignissen in Italien Nachricht erhalten. Er erkannte die Gunst der Stunde, sich die langobardisch-italienische Königswürde mit der Perspektive auf die Kaiserkrone zu sichern und damit die karolingische Herrschaftsnachfolge anzutreten, weshalb er über die Alpen zog. Weil Berengar vor seinem Heer floh, konnte Otto die langobardische Königswürde unangefochten Ende September 951 in Pavia übernehmen. Eine zusätzliche Legitimierung seiner Herrschaft in Italien erlangte der verwitwete König durch seine wenig später erfolgte Heirat mit Adelheid. Aus der Ehe des Königspaars gingen zwischen 952 und 955 insgesamt vier Kinder hervor.

      Nicht gerade begeistert von der Neuvermählung seines Vaters zeigte sich dessen erwachsener Sohn Liudolf aus Ottos erster Ehe, der um seine Rechte als Thronfolger fürchtete. Er fühlte sich bereits durch seinen Onkel, Herzog Heinrich I. von Bayern, aus der Nähe seines Vaters verdrängt. Als Adelheid 953 einen Sohn zur Welt brachte und Gerüchte auftauchten, dass Otto I. diesem die Krone zu hinterlassen gedächte, entfachte Liudolf einen Aufstand, der über ein Jahr lang das Reich und die Herrscherfamilie zerriss. Am Ende der zermürbenden Kämpfe setzte sich Otto durch. Nach einem Ausgleich zwischen Vater und Sohn wurde Liudolf nach Italien zur Wahrung von Ottos Interessen geschickt, doch starb er schon 957 an der Malaria.

      Auf einen Hilferuf von Papst Johannes XII. hin, der von Berengar bedroht wurde, brach Otto I. gemeinsam mit seiner Gemahlin und einem starken Heer 961 nach Rom auf. Am 2. Februar 962 wurden dort an Otto I. und Adelheid die Salbung und Kaiserkrönung vollzogen. Als erste Frau erhielt Adelheid die Kaiserwürde. In einer kurz nach der Krönung ausgestellten Urkunde wurde ihr von Otto die Mitherrschaft im Reich zuerkannt. Auch auf Ottos drittem Italienzug begleitete die politisch einflussreiche Adelheid ihren Mann. Im Dezember 967 wurde der einzige überlebende Sohn des Kaiserpaars, Otto, in Rom zum Mitkaiser gekrönt.

      Nach dem Tod ihres Mannes im Mai 973 fungierte die verwitwete Kaiserin anfangs als wichtigste Ratgeberin ihres Sohnes Otto II. Bald traten aber schwere Differenzen wegen der Verbannung und Entmachtung des bayerischen Herzogs Heinrich II. des Zänkers, Adelheids Lieblingsneffen, sowie wegen der Belehnung des Herzogtums Niederlothringen mit Prinz Karl von Frankreich zwischen ihr und ihrem Sohn auf. Adelheid verließ schließlich den königlichen Hof. Seit 978 lebte sie zusammen mit ihrer Tochter, der Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, meist in Burgund und Italien. Im Dezember 980 kam es in Pavia zu einer öffentlichen Aussöhnung zwischen Mutter und Sohn, der ihre Unterstützung in Italien benötigte.

      Als nach dem unerwarteten Tod von Kaiser Otto II. im Dezember 983 der Versuch von Heinrich dem Zänker gescheitert war, mit der Vormundschaft über den noch minderjährigen Otto III. die Herrschaft im Reich zu erlangen, übernahm Adelheid gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Theophanu die Regentschaft für ihren Enkel, um so die Macht und die Krone für die Ottonen zu sichern. In Verhandlungen konnte eine Einigung mit Heinrich erzielt werden. Die beiden Fürstinnen führten zunächst für ein knappes Jahr gemeinsam mit Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildebald von Worms die Regierung. Offensichtlich favorisierten die beiden kaiserlichen Witwen danach eine räumliche Trennung; denn Adelheid zog sich 985 weitgehend nach Italien zurück. Sie nahm dort sowohl Reichs- als auch Eigeninteressen wahr, bis Theophanu 989/990 auch in Italien ihr Herrschaftsrecht beanspruchte.

      Nach Theophanus Tod 991 kehrte Adelheid an den Kaiserhof zurück und übernahm die vormundschaftliche Regierung und Erziehung ihres Enkels Otto, bis dieser 994 volljährig wurde. Im Vergleich zu Theophanus kraftvoller Regentschaft musste das Ottonenreich während Adelheids alleiniger Herrschaft Einbußen bei seiner Vormachtstellung in Europa hinnehmen. Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage schwächte sich die Dominanz des Reichs gegenüber den Nachbarn im Osten und Westen ab.

      Nach dem Ende ihrer Regentschaft wandte sich Adelheid vor allem der Förderung von Klostergründungen zu, wobei die cluniazensischen Klosterreformen im Vordergrund ihres Interesses standen. Die Politik verlor sie dabei nicht völlig aus den Augen. So waren etwa in ihrem Todesjahr nochmals ihre diplomatischen Fähigkeiten gefragt, weshalb sie nach Burgund reiste, um zwischen ihrem Neffen König Rudolf III. und den regionalen Feudalherren zu vermitteln. Ihren Bemühungen blieb jedoch ein wirklicher Erfolg versagt. Danach zog sie sich in das 991 von ihr gegründete und großzügig mit Reichsgut ausgestattete Kloster Selz im Elsass zurück, wo sie in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 999 verstarb. Wegen der bald darauf einsetzenden Verehrung Adelheids als mildtätige Heilige wurde sie 1097 von Papst Urban II. offiziell kanonisiert. Sie war die erste mittelalterliche Herrscherin, die heiliggesprochen wurde.

      Mathilde von Quedlinburg

      * 955

      † 999 in Quedlinburg

      Reichsverweserin des römischdeutschen

      Reichs 997 – 999

      Die erste Äbtissin des Reichsstifts Quedlinburg, Mathilde, die vor allem im Bistum Magdeburg als Selige verehrt wird, entstammte der sächsischen Dynastie der Ottonen, dem Geschlecht der Liudolfinger. Während der Regierungszeit dieser bedeutenden Herrscherfamilie über das Heilige Römische Reich, die von 919 bis 1024 dauerte, kam es zu einer Machtbeteiligung von weiblichen Familienmitgliedern. Äbtissin Mathilde zählte zu diesen mächtigen Frauen.

      Mathilde kam Anfang 955 zur Welt. Ihre Eltern waren Kaiser Otto I. der Große und dessen zweite Gemahlin Adelheid, eine Tochter König Rudolfs II. von Hochburgund. Schon frühzeitig wurde Mathilde, die einzige Tochter des Kaiserpaars, dem Servatiusstift in Quedlinburg zur Erziehung übergeben, da sie für ein geistliches Leben bestimmt war. Sie sollte das Werk ihrer Großmutter, nach der sie benannt war, fortführen. Die verwitwete Königin Mathilde hatte das Stift 936 gegründet und es seitdem ohne formale Äbtissinnenweihe geleitet. Das reichsunmittelbare freiweltliche Damenstift auf dem Burgberg in Quedlinburg diente von Anfang an als ottonisches Hauskloster, zu dessen Hauptaufgaben das Gedenken der Herrscherfamilie gehörte.

      956 übertrug Kaiser Otto seiner Tochter Mathilde seinen Besitz in Liebstedt und Ossmannstedt. Im Alter von elf Jahren wurde sie im April 966, kurz vor dem dritten Italienzug Ottos I., zur Äbtissin von Quedlinburg geweiht. Diesem feierlichen Akt wohnten nicht nur ihr Vater, die kaiserliche

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