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wei­ser wer­den. Man glaub­te da­mit so reich an Macht zu wer­den, daß man ab­ge­ben konn­te. Über­all, wo an­ge­be­tet wor­den ist, such­te man Ei­nen, der ab­ge­ben kann.

      Hier war ir­re­füh­rend die Er­fah­rung des Rau­sches, Die­ser ver­mehr­t im höchs­ten Gra­de das Ge­fühl der Macht, folg­lich, naiv be­urt­heilt, die Macht. Auf der höchs­ten Stu­fe der Macht muß­te der Berausch­tes­te stehn, der Ek­sta­ti­sche. (– Es giebt zwei Aus­gangs­punk­te des Rau­sches: die über­große Fül­le des Le­bens und einen Zu­stand von krank­haf­ter Er­näh­rung des Ge­hirns.)

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      49.

      Er­wor­be­ne, nicht er­erb­te Er­schöp­fung: 1) un­zu­rei­chen­de Er­näh­rung, oft aus Un­wis­sen­heit über Er­näh­rung, z. B. bei Ge­lehr­ten; 2) die ero­ti­sche Prä­co­ci­tät: der Fluch vor­nehm­lich der fran­zö­si­schen Ju­gend, der Pa­ri­ser vor­an: wel­che aus den Ly­ceen be­reits ver­hunzt und be­schmutzt in die Welt tritt – und nicht wie­der von der Ket­te ver­ächt­li­cher Nei­gun­gen los­kommt, ge­gen sich selbst iro­nisch und schnö­de – Ga­lee­renskla­ven, mit al­ler Ver­fei­ne­rung (– üb­ri­gens in den häu­figs­ten Fäl­len be­reits Sym­ptom der Ras­sen- und Fa­mi­li­en- dé­ca­dence, wie alle Hy­per-Reiz­bar­keit; ins­glei­chen als Con­ta­gi­um des Mi­lieu’s –: auch be­stimm­bar zu sein durch die Um­ge­bung, ge­hört zur dé­ca­dence –); 3) der Al­ko­ho­lis­mus, nicht der In­stinkt, son­dern die Ge­wöh­nung, die stu­pi­de Nach­ah­mung, die fei­ge oder eit­le An­pas­sung an ein herr­schen­des ré­gi­me: – Wel­che Wohl­that ist ein Jude un­ter Deut­schen! Wie viel Stumpf­heit, wie fläch­sern der Kopf, wie blau das Auge; der Man­gel an e­sprit in Ge­sicht, Wort, Hal­tung; das fau­le Sich-stre­cken, das deut­sche Er­ho­lungs-Be­dürf­nis;, das nicht aus Über­ar­bei­tung, son­dern aus der wid­ri­gen Rei­zung und Über­rei­zung durch Al­ko­ho­li­ka her­kommt …

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      53.

      Es giebt eine tie­fe und voll­kom­men un­be­wuß­te Wir­kung der dé­ca­dence selbst auf die Idea­le der Wis­sen­schaft: un­se­re gan­ze So­cio­lo­gie ist der Be­weis für die­sen Satz. Ihr bleibt vor­zu­wer­fen, daß sie nur das Ver­falls-Ge­bil­de der So­cie­tät aus Er­fah­rung kennt und un­ver­meid­lich die ei­ge­nen Ver­falls-In­stink­te als Norm des so­cio­lo­gi­schen Urt­heils nimmt.

      Das nie­der­sin­ken­de Le­ben im jet­zi­gen Eu­ro­pa for­mu­lirt in ih­nen sei­ne Ge­sell­schafts-Idea­le: sie se­hen alle zum Ver­wech­seln dem Ide­al al­ter über­leb­ter Ras­sen ähn­lich …

      Der He­er­den­in­stink­t so­dann – eine jetzt sou­ve­rän ge­wor­de­ne Macht – ist et­was Grund­ver­schie­de­nes vom In­stinkt ei­ner a­ri­sto­kra­ti­schen So­cie­tät: und es kommt auf den Werth der Ein­hei­ten an, was die Sum­me zu be­deu­ten hat … Uns­re gan­ze So­cio­lo­gie kennt gar kei­nen an­dern In­stinkt als den der He­er­de, d. h. der sum­mir­ten Nul­len, – wo jede Null »glei­che Rech­te« hat, wo es tu­gend­haft ist, Null zu sein …

      Die Wer­thung, mit der heu­te die ver­schie­de­nen For­men der So­cie­tät be­urt­heilt wer­den, ist ganz und gar Eins mit je­ner, wel­che dem Frie­den einen hö­he­ren Werth zu­ert­heilt als dem Krieg: aber dies Urt­heil ist an­ti­bio­lo­gisch, ist selbst eine Aus­ge­burt der dé­ca­dence des Le­bens … Das Le­ben ist eine Fol­ge des Kriegs, die Ge­sell­schaft selbst ein Mit­tel zum Krieg … Herr Her­bert Spencer ist als Bio­lo­ge ein dé­ca­dent, – er ist es auch als Mora­list (er steht im Sieg des Al­truis­mus et­was Wün­schens­wer­tes!!!).

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      54.

      Ich habe das Glück, nach gan­zen Jahr­tau­sen­den der Ver­ir­rung und Ver­wir­rung den Weg wie­der­ge­fun­den zu ha­ben, der zu ei­nem Ja und ei­nem Nein führt.

      Ich leh­re das Nein zu Al­lem, was schwach macht, – was er­schöpft.

      Ich leh­re das Ja zu Al­lem, was stärkt, was Kraft auf­spei­chert, was das Ge­fühl der Kraft recht­fer­tigt.

      Man hat we­der das Eine noch das And­re bis­her ge­lehrt: man hat Tu­gend, Ent­selbs­tung, Mit­lei­den, man hat selbst Ver­nei­nung des Le­bens ge­lehrt. Dies Al­les sind Wert­he der Er­schöpf­ten.

      Ein lan­ges Nach­den­ken über die Phy­sio­lo­gie der Er­schöp­fung zwang mich zu der Fra­ge, wie­weit die Urt­hei­le Er­schöpf­ter in die Welt der Wert­he ein­ge­drun­gen sei­en.

      Mein Er­geb­niß war so über­ra­schend wie mög­lich, selbst für mich, der in man­cher frem­den Welt schon zu Hau­se war: ich fand alle obers­ten Wer­thurt­hei­le, alle, die Herr ge­wor­den sind über die Mensch­heit, min­des­tens zahm ge­wor­de­ne Mensch­heit, zu­rück­führ­bar auf die Urt­hei­le Er­schöpf­ter.

      Un­ter den hei­ligs­ten Na­men zog ich die zer­stö­re­ri­schen Ten­den­zen her­aus; man hat Gott ge­nannt, was schwächt, Schwä­che lehrt, Schwä­che in­fi­cirt … ich fand, daß der »gute Mensch« eine Selbst­be­ja­hungs­form der dé­ca­dence ist.

      Jene Tu­gend, von der noch Scho­pen­hau­er ge­lehrt hat, daß sie die obers­te, die ein­zi­ge und das Fun­da­ment al­ler Tu­gen­den sei: eben je­nes Mit­lei­den er­kann­te ich als ge­fähr­li­cher, als ir­gend ein Las­ter. Die Aus­wahl in der Gat­tung, ihre Rei­ni­gung vom Ab­fall grund­sätz­lich kreu­zen – das hieß bis­her Tu­gend par ex­cel­lence

      Man soll das Ver­häng­nis; in Ehren hal­ten; das Ver­häng­nis;, das zum Schwa­chen sagt »geh zu Grun­de!«…

      Man hat es Got­t ge­nannt, daß man dem Ver­häng­niß wi­der­streb­te, – daß man die Mensch­heit verd­arb und ver­fau­len mach­te… Man soll den Na­men Got­tes nicht un­nütz­lich füh­ren…

      Die Ras­se ist ver­dor­ben – nicht durch ihre Las­ter, son­dern ihre Igno­ranz: sie ist ver­dor­ben, weil sie die Er­schöp­fung nicht als Er­schöp­fung ver­stand: die phy­sio­lo­gi­schen Ver­wechs­lun­gen sind die Ur­sa­che al­les Übels…

      Die Tu­gend ist un­ser großes Miß­ver­ständ­niß.

      Pro­blem: wie ka­men die Er­schöpf­ten dazu, die Ge­set­ze der Wert­he zu ma­chen? An­ders ge­fragt: wie ka­men Die zur Macht, die die Letz­ten sind?… Wie kam der In­stinkt des Thie­res Mensch auf den Kopf zu stehn?…

      4. Die Krisis: Nihilismus und Wiederkunftsgedanke.

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      55.

      Ex­tre­me Po­si­tio­nen wer­den nicht durch er­mä­ßig­te ab­ge­löst, son­dern wie­der­um durch ex­tre­me, aber um­ge­kehr­te. Und so ist der Glau­be an die ab­so­lu­te Im­mo­ra­li­tät der Na­tur, an die Zweck- und Sinn­lo­sig­keit der psy­cho­lo­gisch-nothwen­di­ge Af­fek­t, wenn der Glau­be an Gott und eine es­sen­ti­ell mo­ra­li­sche Ord­nung nicht mehr zu hal­ten ist. Der Ni­hi­lis­mus er­scheint jetzt, nicht weil die Un­lust am Da­sein grö­ßer wäre als frü­her, son­dern weil man über­haupt ge­gen einen »Sinn« im Übel, ja im Da­sein miß­trau­isch ge­wor­den ist. Ei­ne In­ter­pre­ta­ti­on gieng zu Grun­de: weil sie aber als die In­ter­pre­ta­ti­on galt, er­scheint

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