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Grund­fra­ge die bis­he­ri­gen obers­ten Wert­he? Die Phi­lo­so­phie, die Re­li­gi­on, die Moral, die Kunst u.s.w.

      (Die Cur: z.B. Mi­li­ta­ris­mus, von Na­po­le­on an, der in der Ci­vi­li­sa­ti­on sei­ne na­tür­li­che Fein­din sah.)

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      42.

      Was man bis­her als Ur­sa­chen der De­ge­ne­ra­tion an­sah, sind de­ren Fol­gen.

      Aber auch, was man als Heil­mit­tel ge­gen die Ent­ar­tung be­trach­tet, sind nur Pal­lia­ti­ve ge­gen ge­wis­se Wir­kun­gen der­sel­ben: die »Ge­heil­ten« sind nur ein Ty­pus der De­ge­ner­ir­ten.

      Fol­gen der dé­ca­dence: das Las­ter – die Las­ter­haf­tig­keit; die Krank­heit – die Krank­haf­tig­keit; das Ver­bre­chen – die Cri­mi­na­li­tät; das Cö­li­bat – die Ste­ri­li­tät; der Hys­te­ris­mus – die Wil­lens­schwä­che; der Al­ko­ho­lis­mus; der Pes­si­mis­mus; der An­ar­chis­mus; die Li­ber­ti­na­ge (auch die geis­ti­ge). Die Ver­leum­der, Un­ter­gra­ber, An­zweif­ler, Zer­stö­rer.

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      43.

      Zum Be­griff »dé­ca­dence«.

      1) Die Skep­sis ist eine Fol­ge der dé­ca­dence: eben­so wie die Li­ber­ti­na­ge des Geis­tes.

      2) Die Cor­rup­ti­on der Sit­ten ist eine Fol­ge der dé­ca­dence (Schwä­che des Wil­lens, Be­dürf­niß star­ker Reiz­mit­tel –).

      3) Die Cur­me­tho­den, die psy­cho­lo­gi­schen und mo­ra­li­schen, ver­än­dern nicht den Gang der dé­ca­dence, sie hal­ten nicht auf, sie sind phy­sio­lo­gisch null –:

      Ein­sicht in die große Nul­li­tät die­ser an­maß­li­chen »Re­ak­tio­nen«; es sind For­men der Nar­ko­ti­si­rung ge­gen ge­wis­se fa­ta­le Fol­ge-Er­schei­nun­gen; sie brin­gen das mor­bi­de Ele­ment nicht her­aus; sie sind oft he­ro­i­sche Ver­su­che, den Men­schen der dé­ca­dence zu an­nul­li­ren, ein Mi­ni­mum sei­ner Schäd­lich­keit durch­zu­set­zen.

      4) Der Ni­hi­lis­mus ist kei­ne Ur­sa­che, son­dern nur die Lo­gik der dé­ca­dence.

      5) Der »Gute« und der »Schlech­te« sind nur zwei Ty­pen der dé­ca­dence: sie hal­ten zu ein­an­der in al­len Grund­phä­no­me­nen.

      6) Die so­cia­le Fra­ge ist eine Fol­ge der dé­ca­dence.

      ?) Die Krank­hei­ten, vor al­len die Ner­ven- und Kopf­krank­hei­ten, sind An­zei­chen, daß die De­fen­si­v-Kraft der star­ken Na­tur fehlt; eben­da­für spricht die Ir­ri­ta­bi­li­tät, so­daß Lust und Un­lust die Vor­der­grunds-Pro­ble­me wer­den.

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      All­ge­meins­te Ty­pen der dé­ca­dence

      1) man wählt, im Glau­ben, Heil­mit­tel zu wäh­len, Das, was die Er­schöp­fung be­schleu­nigt; – da­hin ge­hört das Chris­tent­hum (um den größ­ten Fall des fehl­grei­fen­den In­stinkts zu nen­nen); – da­hin ge­hört der »Fort­schritt« –

      2) man ver­liert die Wi­der­stands-Kraft ge­gen die Rei­ze, – man wird be­dingt durch die Zu­fäl­le: man ver­grö­bert und ver­grö­ßert die Er­leb­nis­se in’s Un­ge­heu­re… eine »Ent­per­sön­li­chung«, eine Dis­gre­ga­ti­on des Wil­lens; – da­hin ge­hört eine gan­ze Art Moral, die al­truis­ti­sche, die, wel­che das Mit­lei­den im Mun­de führt: an der das We­sent­li­che die Schwä­che der Per­sön­lich­keit ist, so­daß sie mit­kling­t und wie eine über­reiz­te Sai­te be­stän­dig zit­tert … eine ex­tre­me Ir­ri­ta­bi­li­tät …

      3) man ver­wech­selt Ur­sa­che und Wir­kung: man ver­steht die dé­ca­dence nicht als phy­sio­lo­gisch und sieht in ih­ren Fol­gen die ei­gent­li­che Ur­sa­che des Sich-schlecht-be­fin­dens; – da­hin ge­hört die gan­ze re­li­gi­öse Moral …

      4) man er­sehnt einen Zu­stand, wo man nicht mehr lei­det: das Le­ben wird that­säch­lich als Grund zu Ü­beln emp­fun­den, – man ta­xirt die be­wußt­lo­sen, ge­fühl­lo­sen Zu­stän­de (Schlaf, Ohn­macht) un­ver­gleich­lich wert­h­vol­ler, als die be­wuß­ten; dar­aus eine Metho­di­k

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      45.

      Zur Hy­gie­ne der »Schwa­chen«. – Al­les, was in der Schwä­che gethan wird, miß­räth. Moral: Nichts thun. Nur ist das Schlim­me, daß ge­ra­de die Kraft, das Thun aus­zu­hän­gen, nicht zu rea­gi­ren, am stärks­ten krank ist un­ter dem Ein­fluß der Schwä­che: daß man nie schnel­ler, nie blin­der rea­girt als dann, wenn man gar nicht rea­gi­ren soll­te …

      Die Stär­ke ei­ner Na­tur zeigt sich im Ab­war­ten und Auf­schie­ben der Re­ak­ti­on: eine ge­wis­se άδιαφορία ist ihr so zu ei­gen, wie der Schwä­che die Un­frei­heit der Ge­gen­be­we­gung, die Plötz­lich­keit, Un­hemm­bar­keit der »Hand­lung« … Der Wil­le ist schwach: und das Re­cept, um dum­me Sa­chen zu ver­hü­ten, wäre, star­ken Wil­len zu ha­ben und Nichts zu thun – Con­tra­dic­tio. Eine Art Selbst­zer­stö­rung, der In­stinkt der Er­hal­tung ist com­pro­mit­tirt … Der Schwa­che scha­det sich sel­ber … Das ist der Ty­pus der dé­ca­dence

      Tat­säch­lich fin­den wir ein un­ge­heu­res Nach­den­ken über Prak­ti­ken, die Im­pas­si­bi­li­tät zu pro­vo­ci­ren. Der In­stinkt ist in­so­fern auf rich­ti­ger Spur, als Nichts thun nütz­li­cher ist, als Et­was thun …

      Alle Prak­ti­ken der Or­den, der so­li­tär­en Phi­lo­so­phen, der Fa­kirs sind von dem rich­ti­gen Wert­h­maa­ße ein­ge­ge­ben, daß eine ge­wis­se Art Mensch sich noch am meis­ten nützt, wenn sie sich so viel wie mög­lich hin­dert, zu han­deln –

      Er­leich­te­rungs­mit­tel: der ab­so­lu­te Ge­hor­sam, die ma­china­le Thä­tig­keit, die Se­pa­ra­ti­on von Men­schen und Din­gen, wel­che ein so­for­ti­ges Ent­schlie­ßen und Han­deln for­dern wür­den.

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      46.

      Schwä­che des Wil­lens: das ist ein Gleich­niß, das ir­re­füh­ren kann. Denn es giebt kei­nen Wil­len, und folg­lich we­der einen star­ken, noch schwa­chen Wil­len. Die Viel­heit und Dis­gre­ga­ti­on der An­trie­be, der Man­gel an Sys­tem un­ter ih­nen re­sul­tirt als »schwa­cher Wil­le«; die Koor­di­na­ti­on der­sel­ben un­ter der Vor­herr­schaft ei­nes ein­zel­nen re­sul­tirt als »star­ker Wil­le«; – im ers­tern Fal­le ist es das Os­cil­li­ren und der Man­gel an Schwer­ge­wicht; im letz­tern die Prä­ci­si­on und Klar­heit der Rich­tung.

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      47.

      Was sich ver­erbt, das ist nicht die Krank­heit, son­dern die Krank­haf­tig­keit: die Un­kraft im Wi­der­stan­de ge­gen die Ge­fahr schäd­li­cher Ein­wan­de­run­gen u. s. w., die ge­bro­che­ne Wi­der­stands­kraft; mo­ra­lisch aus­ge­drückt: die Re­si­gna­ti­on und De­muth vor dem Fein­de.

      Ich habe mich ge­fragt, ob man nicht alle die­se obers­ten Wert­he der bis­he­ri­gen Phi­lo­so­phie, Moral

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