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jetzt wird er gar noch Pö­bel.

      Wer in Blut und Sprü­chen schreibt, der will nicht ge­le­sen, son­dern aus­wen­dig ge­lernt wer­den.

      Im Ge­bir­ge ist der nächs­te Weg von Gip­fel zu Gip­fel: aber dazu musst du lan­ge Bei­ne ha­ben. Sprü­che sol­len Gip­fel sein: und Die, zu de­nen ge­spro­chen wird, Gros­se und Hoch­wüch­si­ge.

      Die Luft dünn und rein, die Ge­fahr nahe und der Geist voll ei­ner fröh­li­chen Bos­heit: so passt es gut zu ein­an­der.

      Ich will Ko­bol­de um mich ha­ben, denn ich bin muthig. Muth, der die Ge­s­pens­ter ver­scheucht, schafft sich sel­ber Ko­bol­de, – der Muth will la­chen.

      Ich emp­fin­de nicht mehr mit euch: die­se Wol­ke, die ich un­ter mir sehe, die­se Schwär­ze und Schwe­re, über die ich la­che, – ge­ra­de das ist eure Ge­wit­ter­wol­ke.

      Ihr seht nach Oben, wenn ihr nach Er­he­bung ver­langt. Und ich sehe hin­ab, weil ich er­ho­ben bin.

      Wer von euch kann zu­gleich la­chen und er­ho­ben sein?

      Wer auf den höchs­ten Ber­gen steigt, der lacht über alle Trau­er-Spie­le und Trau­er-Erns­te.

      Muthig, un­be­küm­mert, spöt­tisch, ge­waltt­hä­tig – so will uns die Weis­heit: sie ist ein Weib und liebt im­mer nur einen Kriegs­mann.

      Ihr sagt mir: »das Le­ben ist schwer zu tra­gen.« Aber wozu hät­tet ihr Vor­mit­tags eu­ren Stolz und Abends eure Er­ge­bung?

      Das Le­ben ist schwer zu tra­gen: aber so thut mir doch nicht so zärt­lich! Wir sind al­le­sammt hüb­sche last­ba­re Esel und Ese­lin­nen.

      Was ha­ben wir ge­mein mit der Ro­sen­knos­pe, wel­che zit­tert, weil ihr ein Trop­fen Thau auf dem Lei­be liegt?

      Es ist wahr: wir lie­ben das Le­ben, nicht, weil wir an’s Le­ben, son­dern weil wir an’s Lie­ben ge­wöhnt sind.

      Es ist im­mer et­was Wahn­sinn in der Lie­be. Es ist aber im­mer auch et­was Ver­nunft im Wahn­sinn.

      Und auch mir, der ich dem Le­ben gut bin, schei­nen Schmet­ter­lin­ge und Sei­fen­bla­sen und was ih­rer Art un­ter Men­schen ist, am meis­ten vom Glücke zu wis­sen.

      Die­se leich­ten thö­rich­ten zier­li­chen be­weg­li­chen Seel­chen flat­tern zu se­hen – das ver­führt Za­ra­thustra zu Thrä­nen und Lie­dern.

      Ich wür­de nur an einen Gott glau­ben, der zu tan­zen ver­stün­de.

      Und als ich mei­nen Teu­fel sah, da fand ich ihn ernst, gründ­lich, tief, fei­er­lich: es war der Geist der Schwe­re, – durch ihn fal­len alle Din­ge.

      Nicht durch Zorn, son­dern durch La­chen töd­tet man. Auf, lasst uns den Geist der Schwe­re töd­ten!

      Ich habe ge­hen ge­lernt: seit­dem las­se ich mich lau­fen. Ich habe flie­gen ge­lernt: seit­dem will ich nicht erst ge­stos­sen sein, um von der Stel­le zu kom­men.

      Jetzt bin ich leicht, jetzt flie­ge ich, jetzt sehe ich mich un­ter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Vom Baum am Berge

      Za­ra­thustra’s Auge hat­te ge­sehn, dass ein Jüng­ling ihm aus­wich. Und als er ei­nes Abends al­lein durch die Ber­ge gieng, wel­che die Stadt um­schlies­sen, die ge­nannt wird »die bun­te Kuh«: sie­he, da fand er im Ge­hen die­sen Jüng­ling, wie er an einen Baum ge­lehnt sass und mü­den Blickes in das Thal schau­te. Za­ra­thustra fass­te den Baum an, bei wel­chem der Jüng­ling sass, und sprach also:

      Wenn ich die­sen Baum da mit mei­nen Hän­den schüt­teln woll­te, ich wür­de es nicht ver­mö­gen.

      Aber der Wind, den wir nicht se­hen, der quält und biegt ihn, wo­hin er will. Wir wer­den am schlimms­ten von un­sicht­ba­ren Hän­den ge­bo­gen und ge­quält.

      Da er­hob sich der Jüng­ling be­stürzt und sag­te: »ich höre Za­ra­thustra und eben dach­te ich an ihn.« Za­ra­thustra ent­geg­ne­te:

      »Was erschrickst du dess­halb? – Aber es ist mit dem Men­schen wie mit dem Bau­me.

      Je mehr er hin­auf in die Höhe und Hel­le will, um so stär­ker stre­ben sei­ne Wur­zeln erd­wärts, ab­wärts, in’s Dunkle, Tie­fe, – in’s Böse.«

      »Ja in’s Böse! rief der Jüng­ling. Wie ist es mög­lich, dass du mei­ne See­le ent­deck­test?«

      Za­ra­thustra lä­chel­te und sprach: »Man­che See­le wird man nie ent­de­cken, es sei denn, dass man sie zu­erst er­fin­det.« »Ja in’s Böse! rief der Jüng­ling noch­mals.

      Du sag­test die Wahr­heit, Za­ra­thustra. Ich traue mir sel­ber nicht mehr, seit­dem ich in die Höhe will, und Nie­mand traut mir mehr, – wie ge­schieht diess doch?

      Ich ver­wan­de­le mich zu schnell: mein Heu­te wi­der­legt mein Ges­tern. Ich über­sprin­ge oft die Stu­fen, wenn ich stei­ge, – das ver­zeiht mir kei­ne Stu­fe.

      Bin ich oben, so fin­de ich mich im­mer al­lein. Nie­mand re­det mit mir, der Frost der Ein­sam­keit macht mich zit­tern. Was will ich doch in der Höhe?

      Mei­ne Ver­ach­tung und mei­ne Sehn­sucht wach­sen mit ein­an­der; je hö­her ich stei­ge, um so mehr ver­ach­te ich Den, der steigt. Was will er doch in der Höhe?

      Wie schä­me ich mich mei­nes Stei­gens und Stol­perns! Wie spot­te ich mei­nes hef­ti­gen Schnau­bens! Wie has­se ich den Flie­gen­den! Wie müde bin ich in der Höhe!«

      Hier schwieg der Jüng­ling. Und Za­ra­thustra be­trach­te­te den Baum, an dem sie stan­den, und sprach also:

      Die­ser Baum steht ein­sam hier am Ge­bir­ge; er wuchs hoch hin­weg über Mensch und Thier.

      Und wenn er re­den woll­te, er wür­de Nie­man­den ha­ben, der ihn ver­stün­de: so hoch wuchs er.

      Nun war­tet er und war­tet, – wor­auf war­tet er doch? Er wohnt dem Sit­ze der Wol­ken zu nahe: er war­tet wohl auf den ers­ten Blitz?

      Als Za­ra­thustra diess ge­sagt hat­te, rief der Jüng­ling mit hef­ti­gen Ge­bär­den: »Ja, Za­ra­thustra, du sprichst die Wahr­heit. Nach mei­nem Un­ter­gan­ge ver­lang­te ich, als ich in die Höhe woll­te, und du bist der Blitz, auf den ich war­te­te! Sie­he, was bin ich noch, seit­dem du uns er­schie­nen bist? Der Nei­d auf dich ist’s, der mich zer­stört hat!« – So sprach der Jüng­ling und wein­te bit­ter­lich. Za­ra­thustra aber leg­te sei­nen Arm um ihn und führ­te ihn mit sich fort.

      Und als sie eine Wei­le mit ein­an­der ge­gan­gen wa­ren, hob Za­ra­thustra also an zu spre­chen:

      Es zer­reisst mir das Herz. Bes­ser als dei­ne Wor­te es sa­gen, sagt mir dein Auge alle dei­ne Ge­fahr.

      Noch bist du nicht frei, du suchst noch nach Frei­heit. Über­näch­tig mach­te dich dein Su­chen und über­wach.

      In die freie Höhe willst du, nach Ster­nen dürs­tet dei­ne See­le. Aber auch dei­ne schlim­men Trie­be dürs­ten nach Frei­heit.

      Dei­ne wil­den Hun­de wol­len in die Frei­heit; sie bel­len vor Lust in ih­rem Kel­ler, wenn dein Geist alle Ge­fäng­nis­se zu lö­sen trach­tet.

      Noch bist du mir ein Ge­fang­ner, der sich Frei­heit er­sinnt: ach, klug wird sol­chen Ge­fang­nen die See­le, aber auch arg­lis­tig und schlecht.

      Rei­ni­gen muss sich noch

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