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Kapital in den Kauf des Schmuckstücks investierte.«

      Annette sah ihn entsetzt an. »Aber er sagte mir doch, daß er das Amulett bezahlt hätte.«

      »So, sagte er«, wiederholte Percy spöttisch. »Ich habe es bezahlt. Vielleicht schauen Sie es sich erst einmal an und überlegen, ob es Ihnen die fünfzigtausend wert ist, die ich dafür investiert habe.«

      Annette wußte nicht, wie ihr geschah. Nur fünfzigtausend, und er nannte Bob einen Betrüger. So mußte es wohl auch sein, denn immerhin verlangte er nur den zehnten Teil von dem, was Bob von ihr verlangt hatte.

      Man mußte es Percy lassen, er hatte wirklich Meisterarbeit geleistet. Er war ein Künstler, und es war ein Jammer, daß er nicht mehr aus seinem Leben gemacht hatte.

      Annette betrachtete das Amulett fasziniert. sie hätte sie auf den Gedanken kommen sollen, daß es sich um eine Imitation handelte?

      Sie suchte nach Worten. »Ich muß Ihnen dankbar sein, Mr. Renkins, daß Sie so aufrichtig sind«, erwiderte sie. »Es ist unverzeihlich von mir, daß ich Herrn Webster vertraut habe.«

      »Sie sind nicht die einzige, die er getäuscht hat«, meinte er beflissen und nun schon wieder zuversichtlicher geworden. »Ich danke Ihnen, daß Sie mir nicht die Tür weisen, denn immerhin könnte ich auch in einem üblen Licht vor Ihnen dastehen.«

      »Nein, solche Bedenken brauchen Sie nicht zu haben«, wehrte Annette rasch ab. »Sie haben mich vor einer Riesendummheit bewahrt. Ich will dieses Amulett haben und werde es bezahlen. Fünfzigtausend, ich werde Ihnen gleich den Scheck ausschreiben. Wegen dieses Betrags brauche ich meinen Vermögensverwalter nicht einzuschalten.«

      Und wenn Thalau mir schon die Polizei auf die Fersen gehetzt hat, werden sie mich am Bankschalter schnappen, überlegte Percy und gab sich einen Ruck.

      »Es wäre mir aus mancherlei Gründen lieber, wenn ich Bargeld bekommen könnte, gnädiges Fräulein«, erklärte er. »Ich bin in einer wirklich fatalen Situation.«

      Annette überlegte nicht lange. Dieser Mann hatte ihr vierhunderttausend Mark erspart. Wollte sie da noch kleinlich sein und nach seinen Beweggründen forschen?

      »Gut«, willigte sie ein, »ich fahre mit Ihnen zur Bank.«

      Percy atmete erleichtert auf.

      Noch eine halbe Stunde Angst mußte er ausstehen, dann sah die Welt wieder rosig für ihn aus. Erst einmal fort von hier, das war sein einziger Wunsch. Dann konnte er in aller Ruhe weitere Pläne schmieden.

      Annette war in blendender Laune, als sie zurückkam. Ihr Zorn auf Bob Webster war bereits verflogen. Nun war ihm selbst ein Schnippchen geschlagen worden.

      Nun konnte sie sich in aller Ruhe der Betrachung des Schmuckstücks widmen. So schön, wie sie es sich eigentlich vorgestellt hatte, fand sie es zwar nicht, aber immerhin hatte es sie ja auch nicht soviel gekostet.

      Sie war noch dabei, es auszuprobieren, als Felicia eintrat. Annette wandte sich zu ihr um.

      »Ich habe es, ich habe das Amulett«, verkündete sie atemlos: »Ich habe es für fünfzigtausend bekommen.«

      Felicia warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Sieh es dir doch an, Fee«, forderte Annette sie freudig erregt auf. »Ist es nicht schön?«

      »Ich finde es hübsch«, gab Felicia zu, »aber ich hätte mir seine Ausstrahlung großartiger vorgestellt. Wie ist dieser Mann in seinen Besitz gekommen? Hat er es etwa gestohlen?«

      »Mein Gott, was du immer gleich denkst! Meinst du, er hätte es mir dann um diesen Preis verkauft?«

      »Sollte es nicht erst das Zehnfache kosten?« fragte Felicia unbeirrt.

      Damit brachte sie Annette in Verlegenheit. Nun hieß es doch wohl Farbe bekennen. Es fiel ihr nicht leicht, es Felicia einzugestehen, daß Bob Webster sich an ihr hatte bereichern wollen. Felicia überlegte nach diesem Bekenntnis lange.

      »Meinst du nicht, daß du einem großen Gauner entkommen und dafür einem kleineren auf den Leim gegangen bist«, zweifelte sie. »Er machte keinen vertrauenswürdigen Eindruck auf mich.«

      »Du bist ja auch eine so große Menschenkennerin«, spottete Annette.

      »Wahrscheinlich eine bessere als du, wenn du mich auch immer als dummes Gör hinstellen möchtest«, konterte Felicia aggressiv.

      »Aber Fee«, widersprach Annette kleinlaut, »du siehst das völlig falsch. Du bist nun mal meine kleine Schwester. Ich habe dich doch gern, sehr gern, aber du hast alles selbst dazu beigetragen, daß ich dich nicht als erwachsen betrachten konnte.«

      »Muß man erst ein paar Dutzend Männer kennen, um als erwachsen zu gelten?« fragte Felicia ziemlich erbost. »Das liegt mir nicht.«

      Annette senkte den Kopf. »Ich will ja auch nur einen«, erwiderte sie leise, »aber…«

      Mit ein paar Schritten war Felicia an der Tür und warf sie hinter sich ins Schloß. Sie will plötzlich nur einen, dachte sie verzweifelt. Sie will natürlich Holger.

      Annette blieb ratlos zurück. Wie gern hätte sie sich Felicia jetzt anvertraut.

      Ihre Hand umschloß fest das Amulett. Du wirst mir auch dazu verhelfen, daß wir uns richtig verstehen, wie Schwestern sich verstehen sollten, dachte sie. Ja, ich glaube daran.

      *

      Ganz impulsiv und nur von dem Wunsch getrieben, schnell aus dem Haus zu kommen, hatte Felicia in Bad Kissingen angerufen, ob sie die beiden Zimmer schon früher erhalten könnten. Sie bekam eine Zusage. Nun mußte sie allerdings noch Frau Faller benachrichtigen. Doch diese saß sozusagen schon auf den gepackten Koffern und war so voller Erwartung, daß Felicia Einwände gar nicht zu befürchten brauchte.

      Ihr konnte sie vielleicht in einer stillen Stunde all ihren Kummer offenbaren, überlegte Felicia, die schon bereit war, sich mit dem Unabänderlichen abzufinden. Was blieb ihr denn schon übrig.

      Während sie ihre Koffer packte, bewegten sie viele Gedanken. Was würde sie tun, wenn ihr das Amulett gehörte? Was sollte sie sich wünschen? Wenn nur ein Wunsch in Erfüllung ginge… Sie überlegte. Was Frau Faller und die alten Leute im Marienheim anging, brauchte sie keinen Wünschen nachzuhängen. Sie hatte die Mittel, um ihnen das Leben angenehmer zu machen. Und für sich selbst? Was blieb ihr jetzt noch?

      Nichts, wenn Holger für sie unerreichbar war. Aber ihrer Schwester den Mann wegnehmen zu wollen, der wahrscheinlich als einziger geeignet war, ihr einen Halt zu geben, das würde sie doch nicht fertigbringen.

      Ich werde meinem Leben mehr Inhalt geben müssen, sagte sie sich. Nicht mehr zu Hause herumhocken und nur diesen einen Tag in der Woche als Wohltäterin auftreten. Es war zuwenig. Und mit Geld allein war es auch nicht getan.

      Sie wurde zusehends ruhiger, und als sie später Annette traf, wirkte sie völlig gelassen.

      »Ich fahre bereits morgen«, erklärte sie.

      Annette war bestürzt. »Können wir denn nicht einmal ganz vernünftig miteinander sprechen, Fee?« fragte sie leise.

      »Wenn ich zurückkomme«, erwiderte die Schwester. »Ich bin müde. Du wirst sicher noch schlafen, wenn ich aufbreche. Laß es dir gutgehen. Vor vorschnellen Entschlüssen wird dich ja nun wohl dein Amulett bewahren«, fügte sie ironisch hinzu.

      »Fee…« Annettes Stimrne klang gepreßt. »Ich würde es dir gern schenken. Eigentlich brauche ich es gar nicht. Es war nur so eine Idee, daß ich es besitzen wollte.«

      Felicia winkte ab. »Ich trage keinen Schmuck, und es soll ja schließlich getragen werden. Viel Glück wünsche ich dir.«

      Annette umarmte sie. »Ich wünschte so sehr, daß wir uns verstehen, Fee«, flüsterte sie. »Ich habe viele Fehler gemacht und eingesehen, daß so ein Leben sinnlos ist. Du bist soviel gescheiter als ich. Aber verurteile mich doch bitte nicht. Vielleicht sind es gerade meine Fehler, aus denen du gelernt hast.«

      War es so? Felicia wußte keine Antwort.

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