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hatte leiden müssen. Die Beerdigung erlebte sie wie in Trance, und Sarah versuchte ihr so gut wie möglich eine Stütze zu sein.

      Seit dem Tod Davids waren zwei Wochen vergangen, als Nicola einen Anruf aus Deutschland erhielt. Ihr Anwalt in Amerika hatte alles Nötige in die Wege geleitet und seinen Kollegen Martin Sassen in München vom Tod seines Mandanten unterrichtet. Dieser war ehrlich bestürzt, denn er kannte David seit vielen Jahren und war mit allen geschäftlichen Angelegenheiten seiner Firma betraut. Vor einigen Jahren hatte David auch sein Testament bei ihm hinterlegt. So kam es, daß Martin Sassen Verbindung mit Nicola Brandon aufnahm und sie bat, zusammen mit ihrer Tochter nach München zu kommen.

      Leise klopfte es an die Hoteltür. Nicola schrak aus ihren Gedanken hoch. Sie merkte, daß sie geweint hatte und warf schnell einen Blick in den Spiegel, ehe sie die Tür öffnete.

      »Guten Morgen, Mum!« Liebevoll begrüßte Sarah ihre Mutter und sah sie dann prüfend an. »Was ist mit dir? Hast du geweint?« Nicola wehrte müde ab. »Es ist alles in Ordnung, Sasa.«

      Zärtlich strich sie ihrer Tochter über die langen Haare. Auch heute, mit fünfundvierzig Jahren, konnte man meinen, daß Nicola die ältere Schwester ihrer Tochter sei. Die Ähnlichkeit war frappierend. Beide hatten das gleiche rotbraune Haar, das Nicola etwas damenhafter hochgesteckt trug. Ihre rehbraunen Augen konnten noch genauso blitzen wie die ihrer zwanzigjährigen Tochter. Im Moment jedoch waren sie vom Weinen gerötet.

      »Bitte sei nicht traurig. Ich ertrage das nicht.« bat Sarah leise. Auch sie traf der Verlust des liebevollen Vaters hart. »Ich versuche es«, versprach Nicola schließlich. »Wie spät ist es?«

      »Neun Uhr. Hast du schon gefrühstückt?«

      »Nein, ich habe keinen Hunger.«

      »Du ißt schon seit Tagen viel zu wenig. Ein paar Happen werden dir guttun. Ich freu’ mich schon auf das Essen hier in Deutschland.« Sarah sprach perfektes Deutsch, da ihr Vater stets Wert auf eine zweisprachige Erziehung gelegt hatte. Sie hatte ihn manchmal auf seinen Auslandsreisen begleitet und sich immer gefreut, nach Deutschland zu kommen. Sie liebte die Heimat ihres Vaters sehr, was David mit Freude zur Kenntnis nahm. Amerika war für ihn immer fremd geblieben, doch aus Rücksicht auf seine Frau, die ihre Heimat nicht verlassen wollte, hatte er seinen Lebensmittelpunkt dort gehabt.

      Nicola lächelte. »Also gut. Du hast mich überzeugt. Außerdem müssen wir die Zeit bis zehn Uhr ja irgendwie rumkriegen.«

      »Bist du aufgeregt?« fragte Sarah, als sie an ihrem Tisch Platz genommen und Kaffee bestellt hatten.

      »Schon ein bißchen. Ich bin gespannt, was uns erwartet.«

      »Hast du keine Ahnung?«

      »Leider nein. Ich habe mich nie um die Geschäfte deines Vaters gekümmert. Das könnte jetzt ein Nachteil sein.« Nicola sagte diese Worte nur vor sich hin. Sie ahnte nicht, wie bitter sie ihr Desinteresse an der Arbeit ihres Mannes noch bereuen würde.

      *

      Fee Norden war an diesem Morgen früh erwacht. Sie fühlte sich frisch und erholt, obwohl es erst halb sechs war. Daniel schlief noch tief und fest. Sie stand leise auf und schlich aus dem Schlafzimmer. Im ganzen Haus herrschte tiefe Stille. Fee nutzte die Ruhe, um sich ausgiebig zu pflegen. Sie sah zwar immer noch viel jünger aus, als sie war, doch sie wollte, daß das auch so blieb. Daniel neckte sie immer, wenn er sie mit einer pflegenden Maske im Gesicht sah, doch Fee kümmerte sich nicht weiter darum. Sie wußte, daß ihr Mann stolz auf ihre jugendliche Ausstrahlung war. Schließlich war sie fertig. Sie warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, zog ihre Lippen mit einem dezenten Lippenstift nach und verließ zufrieden das Badezimmer. Sie hörte Lenni in der Küche mit Geschirr klappern und beschloß, die Kinder zu wecken.

      Kurze Zeit später waren alle am Frühstückstisch versammelt. Da die Faschingsfeiern kurz bevor standen, wurde heiß über die Kostüme diskutiert.

      »Ich werde Katze«, bestimmte Dési.

      »Das wird doch langweilig, du wirst ja immer Katze«, bemerkte Jan.

      »Besser als ein blöder Cowboy«, schimpfte sie zurück.

      »Ich werd’ kein Cowboy. Ich werd’ Vampir, und dann beiß ich dich!« Drohend erhob Jan die Hände und riß den Mund auf. Dési kreischte ganz erschrocken auf.

      »Schluß jetzt, ihr beiden«, mischte Daniel sich streng ein. »Wir haben dieses Jahr in der Schule eine richtige Party!« erzählte Anneka aufgeregt.

      »Das ist ja spannend. Wann soll das sein?« erkundigte sich Fee lächelnd. Sie konnte es gar nicht glauben, wie schnell die Zeit verging. Zu gut konnte se sich noch an ihre eigene erste Praty erinnern.

      »Die Lehrerin gibt noch einen Brief mit nach Hause. Da steht alles genau drin. Wenn ich bloß wüßte, was ich anziehen soll!«

      »Auf dem Dachboden steht die große Verkleidungskiste. Da wird schon was Passendes dabei sein.«

      »Und wie steht es mit euch Junge?« fragte Daniel interessiert. »Am Freitagabend ist Faschingsball in der Sporthalle. Ich wollte als Arzt kommen. Hast du noch einen alten Kittel für mich Papi?« fragte Danny hoffnungsvoll.

      »Ein altes Stethoskop muß auch noch da sein. Wir machen einen perfekten Doktor aus dir.«

      »Super, Papi. Du bist der Beste«, lobte Danny seinen Vater.

      »Und was ist mit dir, Felix? Gehst du nicht auf den Schulball?« erkundigte sich Fee.

      »Nein, keine Lust. Die Rumhopserei ist nichts für mich«, erklärte er würdevoll.

      Fee mußte lachen. »Du klingst, als wärst du mindestens hundert Jahre alt. Aber jetzt wird es Zeit. Aber in die Schule mit euch.«

      Fee klatschte in die Hände. Die großen Kinder packten ihre Brotzeit ein und verabschiedeten sich mit einem Kuß von ihren Eltern. Daniel blieb noch eine Weile sitzen und trank seinen Kaffee aus, während Fee die beiden Kleinen für den Kindergarten fertig machte. Dann stand auch er auf, um seine Sachen für den heutigen Tag herzurichten.

      Martin Sassen hatte sich gründlich auf den Termin mit Nicola und Sarah Brandon vorbereitet. Er hatte die Unterlagen der Firma gründlich durchgearbeitet. Was er da gelesen hatte, stimmte ihn nicht gerade fröhlich. Die Vertriebszahlen in Amerika waren in den letzten Jahren deutlich gefallen und auch das deutsche Geschäft lief alles andere als gut. Als er darüber nachdachte, wie er der Ehefrau und der Tochter seines Mandanten die schlechten Nachrichten möglichst schonend beibringen sollte, meldete seine Sekretärin die beiden auch schon. Dr. Sassen stand auf, schloß seine Anzugjacke und erwartete sie.

      »Guten Tag, Herr Dr. Sassen. Ich bin Nicola Brandon, und das hier ist meine Tochter Sarah.« Freundlich reichte sie ihm die Hand.

      Martin war sehr erstaunt über das gute Deutsch, das Nicola sprach, und auch ihr Anblick überraschte ihn. So eine jugendliche, schicke Frau hatte er nicht erwartet.

      »Es ist mir eine Freude, Sie und Ihre Tochter kennenzulernen, gnädige Frau«, begrüßte er sie formvollendet. Dann deutete er auf zwei bequeme Sessel, die seinem Schreibtisch gegenüber standen.

      »Bitte nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«

      »Ein Glas Wasser bitte«, antwortete Nicola, als sie sich gesetzt hatte. Sie zitterte vor Aufregung.

      Martin unterrichtete seine Sekretärin, die kurz darauf mit einer Flasche Wasser und drei Gläsern hereinkam. Dann setzte er sich.

      »Ich danke Ihnen, daß Sie so schnell kommen konnten und möchte Ihnen zuerst mein tiefes Beileid aussprechen«, begann er nachdenklich.

      »Danke, Herr Sassen. Kannten Sie meinen Mann näher?«

      »Nein, leider nicht. Obwohl ich seine Firma jahrelang in Rechtsangelegenheiten vertrat, traf ich ihn nur selten. Zuletzt war er vor drei Jahren hier, als er sein Testament aufsetzen ließ, das ich heute verlesen werde.«

      Nicola nickte nur. Verlegen räusperte sich Martin. Dann fuhr er fort zu sprechen.

      Was

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