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spinnt doch, oder?«, fragte ein menschlicher Partygast aufgebracht. Er war einer von Paiges Managerkollegen.

      »Das dachte ich mir auch, als ich Ihren zwei Nummern zu kleinen Anzug gesehen habe, aber wie auch Sie meine ich das ernst. Wollen Sie eine Kostprobe meiner Fähigkeiten?«, fragte Fiona kalt lächelnd und hob den Mann mittels Telekinese nach oben.

      Er brüllte wie am Spieß und strampelte. Das sorgte fast für eine Massenpanik und die Leute wollten aus dem Raum rennen, doch Claudius unterstützte Fiona, indem er eine unsichtbare Wand erzeugte. Niemand konnte fliehen. Fiona wusste, dass er es war, obwohl er in der Mitte des Saals mit verschränkten Armen stand und keinen Finger rührte. Sie sah es in seinen Augen. Immer wenn er zauberte, funkelten sie wie die Sterne am Nachthimmel.

      Wenninger erhob die Stimme und verkündete: »Ich kann hier allen Versammelten jeden Knochen einzeln brechen oder Sie beruhigen sich einfach. Wir sind nicht hier, um jemanden zu töten. Wir wollen einfach nur klarstellen, wer Fiona ist. Wir wollen einen Abgang mit Stil für sie!«

      Seine Worte erfüllten ihren Zweck. Die Leute beruhigten sich etwas und blieben stehen. Es half vermutlich auch, dass Fiona den Mann wieder absetzte.

      Doch ihre Familie war noch immer schockiert.

      »Was ist aus dir geworden, Fiona? Wer hat dich zu so etwas Krankem gemacht?«, kreischte Abigail und sah ihre Schwester mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an.

      »Das wart ihr. Ihr habt mir gezeigt, dass ich euch nichts bedeute. Ihr wart nie da, als ich Hilfe brauchte. Diese Leute, die ihr so verabscheut, sind es dagegen stets. Sie sind das Beste, was mir je geschehen ist. Die schwarze Magie ist etwas Außergewöhnliches und Wunderschönes. Sie bietet so viele Möglichkeiten«, stellte Fiona klar und ließ sich durch gezielt eingesetzte magische Winde nach oben schweben. Sie winkelte ihre Beine nach vorn an und überschlug sie. Es sah fast so aus, als würde sie auf einem Thron schweben, von dem sie auf ihre Untergebenen herabblickte.

      Das schien auch Claudius so zu sehen, denn er holte sie mit einer winzigen Fingerbewegung wieder sanft auf den Boden. Er war so mächtig. Fiona hatte keine Chance. Er lächelte und wies sie zurecht: »Vergiss nicht, dass ich auch noch in diesem Haus stehe. Der Thron über der Menschheit gebührt mir!«

      Fiona schenkte ihm ein Lächeln. »Den werden wir dir erobern!«

      »Raus!«, schrie Aurora. Das war das erste Mal, dass Fiona ihre Großmutter schreien hörte. Sie erkannte ihre Stimme kaum wieder. Sie war so hoch und beinahe hysterisch.

      Fiona baute sich vor ihrem ehemaligen Vorbild auf und verkündete: »Aurora, von all den Leuten in diesem Haus enttäuschst du mich am meisten. Nicht, weil du mich rausschmeißt, denn damit habe ich gerechnet. Mich schockiert, dass du es nötig hast zu schreien. Du hast mir beigebracht, dass starke Leute auf Geschrei verzichten können. Du bist nicht stark, sondern bloß gewöhnlich. Du hast deine Würde verloren!«

      Mit diesen Worten ergriff sie Valerians Hand und zog ihn durch das Getümmel nach draußen in den Flur, wo ihre Koffer bereits auf sie warteten. Niemand hielt sie auf. Die Menschen waren zu schockiert, um sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

      Claudius und Patrick folgten ihnen. Im Foyer ergriff Valerian Fionas Gepäck und sie traten durch die Tür, die Patrick ihnen aufhielt. Fiona blieb im Rahmen stehen und rief in die Stille: »Auf Wiedersehen!«

      Ohne dass sie es wollte, klang es wie eine Drohung.

       Kapitel 2

      Danach bleiben die Trümmer

      Alle standen wie paralysiert im Raum. Ein paar starrten zur Tür, aus der Fiona gerade geschwebt war. Die Stille hielt fast eine Minute an.

      Dann betrat Aurora die Bühne und verkündete mit entschlossener Stimme: »Die Feier ist beendet! Verlassen Sie bitte das Anwesen. Ich wünsche, dass das, was Sie heute über diese Familie erfahren haben, die Mauern der Stadt nicht verlässt. Die Auswirkungen, die die Offenbarung in ganz Deutschland für uns und unser Städtchen hätte, können Sie auf keinen Fall begrüßen!«

      Es verstrich wieder nahezu eine Minute, bis die Masse sich in Bewegung setzte. Keiner widersprach. Auch wenn Fiona das anders geplant hatte, war Auroras Macht noch nicht gebrochen. Die Leute strömten aus dem Haus wie eine Herde Schafe, angetrieben von Auroras Kläffen, als wäre sie der Schäferhund.

      Eine Viertelstunde später war das Haus leer. Nur noch die Bernauers, Violett, Thomas und Ben standen in der Eingangshalle. Es war eine sonderbare Atmosphäre. Zoe wusste nicht, was sie fühlen sollte. Sie war unfassbar schockiert. Sie hatte eine Veränderung bei Fiona bemerkt, aber sie hätte nie gedacht, dass dieses Mädchen plötzlich eine Schwarzmagierin sein könnte. Fiona war immer so Auroras Wünschen gefolgt, doch das hatte sich in den letzten Monaten gewandelt. Das war Zoe nun klar geworden.

      »Ich muss dann mal nach Hause. Meine Eltern werden davon bestimmt bald Wind bekommen«, entschuldigte sich Ben. Seine Stimme hallte laut durch das verlassene Haus. Er zitterte ein wenig und stolperte der Tür entgegen. Er benötigte sicher Zeit, um zu verarbeiten, dass seine Freundin, mit der er seit über zwei Jahren zusammen war, eine Hexe sein sollte. Faith verabschiedete sich von ihm und meinte, dass das okay sei, doch man sah in ihren Augen, dass es das nicht war.

      Als er das Haus verlassen hatte, warf Zoe Thomas einen unsicheren Blick zu. Auch er musste mit dieser Nachricht klarkommen. Sie bot ihm an, ebenfalls nach Hause zu gehen, doch er meinte einfach nur: »In meiner Wohnung erwartet mich absolut nichts. Ich glaube, hier bin ich etwas nützlicher. Dir geht es doch sicher nicht gut, nachdem du so etwas über Fiona erfahren hast. Ich bin für dich da.«

      Zoe fiel ihm um den Hals. In ihrem Kopf stauten sich die widersprüchlichen Emotionen an. Sie hatte solche Angst gehabt, dass Fiona, die gar nicht mehr die Alte zu sein schien, den Mord ausplauderte. Sie hatte sich so gefürchtet, Thomas zu verlieren, wenn er erfuhr, was sie seinem Bruder angetan hatte.

      »Ich hätte niemals gedacht, dass Fiona zu so etwas fähig ist«, brachte Abigail hervor. Sie war bleich.

      »Wie haben wir sie nur so verlieren können? Warum haben wir die Zeichen nicht gesehen?«, fragte Cleo. Ihr Blick war leer.

      »Wir haben die Zeichen gesehen. Wir wollten es nur nicht«, stellte Zoe klar und schenkte sich ein Glas Wein ein. Sie brauchte jetzt etwas Alkoholisches. Nüchtern ließen sich die Geschehnisse des heutigen Tages einfach nicht ertragen.

      Sie verlagerten die Diskussionsrunde ins Wohnzimmer, wo sie sich hinsetzen konnten, denn die Beine aller Beteiligten zitterten wie Espenlaub.

      Zoe kuschelte sich in Thomas' starken Arm. Auch wenn sie mit Fiona in den letzten Wochen nichts mehr zu tun gehabt hatte, war sie unendlich traurig. Sie hatte immer die Hoffnung gehabt, es könnte irgendwann wieder werden wie früher, doch diese Hoffnung hatte sie nun verloren. Sie hatte sie für immer verloren!

      Cleo schien mit ihren Nerven am Ende zu sein, denn sie schluchzte: »Ich bin so eine schreckliche Mutter. Meine Tochter sollte in meine Fußstapfen treten. Ich sollte ihr Vorbild sein. Ich hätte verhindern müssen, dass sie sich solchen Menschen anschließt. Wie konnte ich nur so blind sein?«

      »Cleo, gib dir nicht die Schuld«, forderte Aurora. Sie wirkte ausgelaugt und um zehn Jahre gealtert.

      Cleo ergriff die Hand ihrer Mutter und fragte mit lauter, schriller Stimme: »Wie kann man nur so unfassbar dumm und verblendet sein, um nicht zu sehen, dass die eigene Tochter, von der eigenen Ignoranz und Gleichgültigkeit geprägt, in solch eine Szene abrutscht?! Wie sehr hat man als Mutter in solch einer Situation versagt?« In ihrem Blick lag Verzweiflung, aber vor allem Wut. Wut auf Wenninger, dass er ihre Tochter genommen hatte, aber auch Wut auf Aurora, die Fiona den Abschied so einfach gemacht hatte.

      Aurora atmete tief durch. »Wir haben alle versagt. Jeder Einzelne von uns, der Fionas Metamorphose nicht aufgehalten hat. Aber wir dürfen eines nicht vergessen: Wir sind keine Monster, wie Fiona uns versucht hat weiszumachen. Wir haben Fehler begangen, aber schlussendlich war es ihre Entscheidung, zu der sie von Wenninger gedrängt wurde«, erklärte Aurora kühl.

      »Deswegen

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