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mich oben in den Essensbereich zu setzen. Sarah saß schon auf einer der Bierbänke und ich setzte mich neben sie. Sie las eine Zeitschrift und trank einen Kaffee.

      „Hi, Sarah. Darf ich mich setzen oder willst du deine Ruhe?“

      Sie sah von ihrem Magazin auf und klopfte lächelnd neben sich auf die Bank.

      „Wie geht’s dir?“ fragte sie freundlich.

      „Mir ist heiß.“ Ich prustete. „Sonst sehr gut. Ich bin irgendwie richtig im Urlaub angekommen. Und wie geht es dir? Du warst gestern Abend so traurig.“

      „Mir war irgendwie alles zu viel. Ich bin ja sonst eher so der Einzelgänger und dann jetzt hier mit den ganzen Menschen… Aber es ist lieb, dass du fragst. Mir geht es jetzt schon besser.“

      „Das ist gut zu hören.“ lächelte ich sie an.

      „Achso! Hör mal, wir sind nachher auf der Kanutour. Hast du vielleicht Lust mitzukommen? Wir brauchen noch einen Steuermann – also Frau! Eine Steuerfrau. Sagt man das so?“

      Sarah lachte und zog die Schultern hoch.

      „Ich überlege es mir.“

      Ich schaute über das Camp und jetzt um die Mittagszeit war wenig los. Viele Gäste waren an den See gegangen. Ich entdeckte Raffi, der zerknautscht aus seinen Zelt gekrochen kam. Er hatte wohl Mittagsschlaf gemacht und sah aus, als ob er von der Hitze aufgewacht war. Er blinzelte in die Sonne und schlappte dann Richtung Sanitärhäuschen. An der Tür kam Pia ihm entgegen und sie stießen zusammen. Beide lachten und Pia drehte sich nochmal um und rief irgendwas zur Tür hinein. Dann ging sie lächelnd wieder Richtung Zelte. Sie lief lange, schöne Schritte und ich genoss ihren Anblick, wie sie so verträumt über das Camp sah und ihre Haare versuchte im Wind zu richten. Dann sah sie uns und winkte.

      Pia war bei uns angekommen und setzte sich neben mich. Mit einem „Hi.“ ließ sie sich neben mich auf die Bank fallen und legte eine Hand auf mein Knie. Sie grinste mich an, als ob sie mir etwas sagen wollte. Sarahs Miene verdunkelte sich wieder und sie fing an, in ihrer Zeitschrift zu blättern. Ich wollte versuchen, sie wieder aus der Reserve zu locken.

      „Ich hab Sarah grad gefragt, ob sie nicht zur Kanutour mitkommen will. Als unsere Steuerfrau.“ erzählte ich Pia.

      Die zog nur unauffällig die Augenbrauen hoch.

      „Steuerfrau? Oh, ich hab Chris schon gefragt und er hat zugesagt. Aber ich kann nochmal hingehen und ihm sagen, dass wir jemand anderes haben.“ sagte sie schon halb am Gehen und zeigte runter auf die Sanitäranlagen. Sarah wedelte durch die Luft und meinte direkt:

      „Nein, nein. Ist schon gut. Ich wusste eh noch nicht, ob ich mitkomme. Geht ihr nur mit Chris. Er kann das bestimmt auch viel besser als ich.“

      „Ok, gut.“ antwortete Pia beruhigt.

      Ich sah sie erwartungsvoll an, aber es kam nichts mehr.

      „Sorry, ich wusste nicht, dass Pia schon jemanden gefragt hat. Vielleicht schaffen wir es ja die Tage mal, was zusammen zu unternehmen.“ lenkte ich noch ein und gab Pia einen unauffälligen Stoß mit dem Ellenbogen.

      „Mh! Ja, Sorry.“ stotterte sie heraus.

      Sarah winkte ab und lächelte peinlich berührt. Pia stand auf und holte sich eine Tasse Kaffee. Ich fand es schade, dass die beiden es einfach nicht schafften, auf einander zu zu gehen.

      „Ich geh mal in mein Zelt. Wir sehen uns später.“ sagte Sarah, während sie ihr Kleid richtete.

      Sie lächelte mich verhalten an und ging langsam nach unten. Es tat mir leid, dass Pia sie so abgesägt hatte. Jene kam mit einer Tasse Kaffee zurück zur Bank und setzte sich wieder. Sie nahm einen großen Schluck und schaute auf das Camp.

      „Warum bist du so abweisend zu ihr? Sie will doch nur dazu gehören.“ fragte ich sie vorwurfsvoll.

      Pia zuckte nur mit den Schultern und schaute in ihre Kaffeetasse.

      „Ich habe sie nicht provoziert und ich habe mich nicht mit ihr gestritten. Ich hab doch sogar angeboten, dass ich Chris wieder absage. Was willst du von mir? Der Vertrag ist kein Freundebuch und ich schulde ihr nichts.“ verteidigte sie sich.

      Sie hatte Recht, also konnte ich nichts sagen.

      Die Kanutour war anstrengender als gedacht. Pia und ich ruderten in die komplett falsche Richtung. Chris tat sich dafür nach etwas Üben leicht mit dem Lenken des Kanus und wir lachten so viel, dass meine Mundwinkel schon weh taten. Wir ruderten tief in die Schlucht hinein und hielten an einer kleinen Bucht. Wir badeten im Meer und tollten im Wasser herum. Ich spürte die pure Lebensfreude in mir brodeln. Pia setzte sich auf einen Felsen und ich schwamm zu ihr ran. Ich zog mich hoch und fühlte mich ziemlich stark, wie ich mich mit der bloßen Kraft meiner Arme nach oben hievte. Pia sah mich auch bewundernd an und legte sich in meinen Arm, als ich oben angekommen war. Es war romantisch. Nach einer Weile kam Chris zu uns und fragte, ob wir wieder mit ins Wasser kämen. Wir schüttelten beide den Kopf. Chris sah uns mit großen Augen an und legte den Kopf schief. Ich glaube er zog sogar einen kleinen Schmollmund. Pia ließ sich erweichen und streckte die Hand nach Chris aus, der ihr mit einem Griff an die Taille runter half. Plötzlich schnappte er sie und lege sie sich auf die Schulter. Pia schrie laut auf. Ich musste lachen, weil ich genau wusste, was er vorhatte. Er schwang sie mit Anlauf durch die Luft und ließ sie ins Wasser plumpsen. Pia kam wieder nach oben und schwor Rache. Nach einer mittelgroßen Wasserschlacht, schwammen die beiden zur anderen Seite der Bucht. Dort angekommen, kletterten sie auf den gegenüberliegenden Felsen und winkten mir zu. Pia sah wunderschön aus. Ich liebte ihr freies Wesen und, dass sie immer machte, was sie wollte. Trotzdem konnte ich in ihren Augen immer sehen, dass wir verbunden waren. Sie war wie ein zahmer, wunderschöner Vogel, der den ganzen Tag durch die Lüfte flog und den Wind genoss und abends stets zu mir zurück kam in ihr Nest, um die Geborgenheit meiner Nähe zu genießen. Ich ließ sie fliegen und ich wusste, dass wenn sie bei mir blieb, es immer aus freien Stücken war. Es gab keine Abhängigkeiten zwischen uns. Sie war meine Freundin, weil sie es sein wollte. Und ich liebte sie so wie sie war, mit ihrem ganzen Wesen. Ich liebte sie so sehr. Und ich war mir sicher, dass es ihr genauso ging. Wir waren einfach Pia und Toby. Wir liebten uns.

      Bevor wir zurück ins Camp gingen, holten wir uns im Restaurant noch eine Pizza. Wir saßen schließlich oben an den Bierbänken und schlugen uns den Bauch voll.

      „Daf ift go lecker.“ schmatze Pia mich mit vollem Mund an.

      Ich nickte nur inständig und kaute weiter. Was gab es Besseres, als nach einem langen Tag im Wasser nach Hause zu kommen und eine wundervolle Pizza zu verspeisen? Nach dem Essen waren wir so voll, dass wir uns für eine Siesta in unsere Zelte verzogen. Pia schlief auf meinem Bauch, nachdem wir versucht hatten möglichst leise Sex zu haben. Sie hatte in mein Kissen geschrien und wir hatten entschieden, dass es das wert war, auch wenn uns jemand gehört hatte. Ich genoss die Schwere ihres Körpers auf meinem und schloss die Augen.

      Als ich wieder wach wurde, war es schon später Nachmittag und fast Zeit für das Abendbrot. Ich rollte Pia langsam zur Seite und wollte mich auf den Weg machen, um mich zu waschen. Nach dem Abendessen sollte noch eine Party mit den Teamern steigen. Ich ging vorbei an den Zelten unserer Mitbewohner, als ich aus Sarahs Zelt plötzlich Alex’ Stimme hörte.

      „Sprich doch mit Toby. Vielleicht klärt sich dann alles.“ riet Alex Sarah.

      „Nein, das will ich nicht. Es würde ja auch nichts ändern.“

      Ich stand wie ein Spion hinter dem Zelt und versuchte leise zu atmen. Ich sollte dieses Gespräch wirklich nicht belauschen, vor allem weil es offensichtlich um mich ging. Oder sollte ich es gerade deshalb hören? Ich konnte mich einfach nicht vom Fleck rühren.

      „Du hast doch ein Recht darauf zu erfahren, warum er so tut, als ob er sich nicht erinnert.“ redete Alex weiter auf Sarah ein.

      „Vielleicht hat er es ja wirklich vergessen. Ich glaube es ist einfach schon viel zu spät, dieses Fass aufzumachen.“

      „Toby! Was machst du da?“ rief Chris aus

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