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Kryptonit. Charlotte Maus
Читать онлайн.Название Kryptonit
Год выпуска 0
isbn 9783752981391
Автор произведения Charlotte Maus
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Pia tanzte mit Chris und Sascha. Sie waren ausgelassen und Sascha und Chris alberten miteinander herum. Langsam füllte sich die Tanzfläche. Pia machte zwar ein paar klägliche Versuche, mich zum Tanzen zu bewegen, indem sie mich sexy antanzte, mich nickend herüber winkte oder einfach an meinem Arm zog. Nichts half. Ich tanzte nicht und das war auch gut so. Ich quatschte mit Raffi und Alex. Ich trank Cocktails und französisches Bier. Ich rauchte. Ich wippte im Takt mit. Ich hatte Spaß. Meine Art von Spaß. Und Pia hatte ihre Art von Spaß. Sie tanze, flirtete und trank Schnaps.
„Ihr wart wandern, oder?“ fragte Raffi mich.
Ich musste etwas lachen, weil ich wusste, dass unsere „Wanderung“ recht kurz und unser Sonnenuntergang Plus umso länger war.
„Ja, wir haben hier den ‚Haushügel‘ bestiegen. Man kann so gut den See sehen und alles, was im Camp vor sich geht. Wir haben total die Zeit vergessen. Plötzlich wurde es schon dunkel und wir haben uns fast verlaufen.“
Mir fiel auf, dass Sarah den ganzen Abend noch nicht aufgetaucht war. Ich spürte nach all dem Bier langsam den Harndrang und beschloss, auf dem Rückweg vom Klo mal nach ihr zu sehen. Vor dem Toilettenhäuschen unterhielten sich ein paar junge Franzosen. Es ging um etwas, was sie „fille“ nannten. Ich konnte kein Wort französisch. Leider. Dieses „fille“ schien ein spannendes Gesprächsthema zu ergeben. Als ich auf dem Rückweg an Sarahs Zelt vorbei ging, rief ich nach ihr. Dreimal. Keine Antwort. Panisch riss ich den Reißverschluss ihres Zeltes auf und war beruhigt, sie nicht darin zu finden. Ich fragte mich, warum ich mir überhaupt solche Sorgen um sie machte. Ich kümmerte mich ja sonst auch nicht um ihre Angelegenheiten. Irgendwie ließ mir diese Sache keine Ruhe. Ich spielte in ihrem Leben anscheinend eine Rolle. Vielleicht dachte ich deshalb, sie sollte in meinem Leben auch eine Rolle spielen. Jedenfalls machte ich mich auf zum Sanitärhäuschen und konnte sie auch auf den Toiletten nicht finden. Dafür war es ziemlich peinlich, wie ich in den Damenbereich stürmte und alle Kabinentüren aufschlug. Eine junge Französin stand gerade vor dem Spiegel und frischte ihr Make-up auf.
„Sorry. Äh, pardon. Je… looking for someone. Tu… äähh… speak english? Or german?“
Sie sah mich nur irritiert an und hielt die Hände beschwichtigend nach oben.
„Non, non, keine Angst! Ich suche nur jemanden. Hast du vielleicht eine Frau gesehen? So groß, blonde hair? Compris anything?“
Sie schüttelte verwirrt den Kopf und rief dann vorsichtig
„Au secours!“
Ich wusste zumindest, dass das „Hilfe“ heißt und entschloss mich, schnell wieder zu verschwinden. Ich hatte mich gerade leicht panisch auf den Weg zum See gemacht, drehte dann aber dann doch lieber um, damit ich Hilfe holen konnte. Alleine würde ich sie nie finden, wenn sie da unten war. Ich rannte nach oben zum Camp und direkt auf unsere Gruppe zu. Ich war völlig atemlos und konnte kaum sprechen.
„Pia! Raffi! Wisst ihr wo Sarah ist?“ Ich schnaufte ein paar Mal. „Im Zelt ist sie nicht, auf dem Klo auch nicht.“
Raffi unterbrach mich.
„Du warst auf dem Damenklo?“
„Ja, erzähle ich später. Jetzt müssen wir erstmal Sarah finden. Alleine werde ich sie am Strand niemals finden, also dachte ich, wir teilen uns auf.“
Pia und Raffi hatten meine Ausführungen teilweise irritiert verfolgt. Jetzt zogen sie eine Schnute, sahen sich an und versuchten, sich das Lachen zu verkneifen. Die hatten vielleicht Nerven. Ich schaute sie fragend an.
„Was geht hier vor, Leute?“
Raffi setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. Er versuchte immer noch nicht zu lachen, aber es gelang ihm eher schlecht.
„Du musst jetzt ganz stark sein, Toby. Weißt du, Sarah hatte Kopfschmerzen und hat sich nach dem Abendbrot ein bisschen ins Zelt gelegt. Jetzt steht sie an der Bar und lässt sich einen Tequila Sunrise mixen.“
„Was?“
„Einen Tequila Sunrise.“
Ich schaute auf und sah Sarah kerngesund und elegant wie immer an der Bar stehen. Ich sah Pia an, die sich bereits den Bauch hielt vor Lachen, dann Raffi, der neben mir saß und es immer noch versuchte, zu unterdrücken, aber ich spürte, wie sein Körper die ganze Zeit zuckte. Ich war beruhigt, aber kam mir unendlich doof vor.
„Wie peinlich…“ sagt ich leise vor mich hin.
Sarah hatte mich mittlerweile gesehen und winkte mir lächelnd von der Bar aus zu. Ich grüßte knapp zurück, indem ich die Hand hob und schlürfte dann weiter meinen Cocktail. Ich spielte mit dem Gedanken, Sarah einfach anzusprechen auf das, was ich gehört hatte. Es fickte meinen Kopf so krass, dass ich nicht wusste wo das hinführen würde. Aber ich wusste nicht, wie ich das anfangen sollte. Einfach die Wahrheit sagen? Dass ich am Zelt vorbei lief und zufällig das Gespräch aufgeschnappt hatte?
Ich beschloss erstmal eine Nacht drüber zu schlafen.
Kapitel 7
„Obielein! Zeit zum Aufstehen!“
Pia kroch im Zelt auf mir herum und säuselte direkt in mein Ohr. Ich war verkatert und todmüde. Der Cocktail-Bier-Mix hatte mir den Rest gegeben. Das Wort ‚Aufstehen’ fühlte sich in meinem Kopf an wie ‚Schlachtung‘. Ich grummelte vor mich hin und drehte mich weg.
„Komm schon, wir fahren gleich zum Supermarkt. Ich habe eine Mitfahrgelegenheit organisiert.“
„Was willst du denn im Supermarkt? Wir haben Vollpension gebucht.“ murmelte ich in mein Kissen.
Jetzt wurde sie grob. Sie riss den Reißverschluss meines Schlafsackes auf und schüttelte mich an der Schulter.
„Pia…“
„Steh jetzt auf!“
„Pia, bitte…“
Sie schüttelte mich immer noch und quengelte ungeduldig.
„Pia, verdammt! Was soll der Scheiß?!“ sagte ich und schubste sie von mit weg.
Sie saß auf ihrer Isomatte und sah mich verschüchtert mit großen Augen an.
„Sorry, Obie. Ich dachte nur, wir könnten da ein paar Snacks besorgen und Getränke. Und ich hab doch auch schon zugesagt…“
Ich war wach und erschrocken über mich selbst. Ich hätte sie nicht so anbrüllen sollen.
„Es tut mir leid. Mir dröhnt der Kopf. Deshalb bin ich etwas ausgerastet. Es ist ne gute Idee. Ich muss nur erstmal kurz klar kommen mit dem wach sein.“ sagte ich, während ich beruhigend ihre Schulter streichelte. Pia legte sich in meinen Arm.
„Die Ibuprofen sind in meinem Rucksack.“
„Du weiß doch, dass ich nichts nehme. Ich brauche nur Wasser und Kaffee.“
„Dann besorge ich dir schon mal einen Kaffee, während du dich fertig machst.“
„Danke!“
Ich küsste ihre Stirn und verschwand schnell im Sanitärhäuschen.
„Obie?“ schrie Pia in den Herrenbereich. „Ich hab hier deinen Kaffee.“
Ich stand unter der Dusche und sonst war keiner im Waschraum.
„Bring ihn hier rein.“ rief ich zurück.
„Dein Ernst?“
Ich öffnete leicht die Tür und grinste Pia verwegen an. Ich winkte sie zu mir rein. Sie lugte vorsichtig um die Ecke, ob sie auch niemand beobachtete