Скачать книгу

Whiskey ohne Soda für den Herrn Frasther und für mich einen Espresso – in mein Büro!”

      Assls Büro war genauso, wie Frasther sich das Büro eines erfolgreichen Antiquitäten-Tandlers* vorgestellt hatte: Schwere, dunkle Ledergarnituren, ein monströser Mahagonischreibtisch, auf dem der Laptop enorm unpassend, weil viel zu modern wirkte und sündhaft teuer aussehende Orientteppiche auf dem Boden. Die schwarzgestrichenen Bücherborde waren vollgestopft mit edel eingebundenen Schmökern; selbst die dicken, hellbeigen Samtvorhänge sahen aus, als ob sie allein den Monatslohn eines einfachen Arbeiters kosten würden. Frasther und der Prag-Luis setzten sich auf die ihnen zugewiesenen Ledersessel und warteten bis Assl ebenfalls hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.

      „So, dann werden wir noch kurz warten, bis Emma die Getränke hereingebracht hat, bevor wir ans Eingemachte gehen – wie geht’s denn meinem Freund, dem Herrbert, immer so?”

      „Na, ihm geht’s immer gleich, Sie wissen schon, er fühlt sich wohl in seinem Beisl.”

      „In der Tat – er hätte weit bessere Jobs haben können, aber dieses Nachtlokal lag ihm immer schon am Herzen. Ich kenn' ihn ja schon seit der Schulzeit.”

      „Das hätt' ich jetzt nicht gedacht, dass Sie schon in Herrberts Alter sind…”, begann der Luis in unverbindlichem Plauderton.

      Frasther seufzte innerlich auf; wenn der Schwabbel mal in diesem Tonfall anfing, dann konnte es lange dauern und sehr zäh werden. Doch als ob sie seine Gedanken gelesen hatte, kam just in dem Augenblick Assls Mitarbeiterin mit einem Tablett herein. Sie servierte ihnen die Drinks und verzog sich mit einem freundlichen „Zum Wohlsein, die Herren!” wieder.

      Assl stand auf und schloss die Tür hinter ihr ab, nachdem sie verschwunden war. Dann setze er sich wieder, griff sich einen riesigen Humidor, der auf dem Tisch stand, und bot Zigarren an. Der Luis langte begierig zu und bedankte sich erfreut. Frasther, der nicht viel von Zigarren hielt, lehnte ab und durchwuselte seine Brusttaschen nach den Tschick.

      „Geh, lass uns doch duzen, sag einfach Räude zu mir“, erwiderte Assl jovial und streckte Luis abermals die Hand hin.

      Der schüttelte die Hand freundlich lächelnd: „Gern doch; zu mir sag Luis.“

      „Und ich bin sowieso mit allen per du“, brummte Frasther und verschränkte die Arme.

      „So, dann reden wir mal Tacheles, was? Also, was kann ich für dich tun, Luis?“ Lässig paffte Assl sich seine Zigarre an, nachdem er fachgerecht das Mundstück beschnitten hatte.

      „Also, ich bin auf der Suche nach, äh, effektiven Mitteln der Selbstverteidigung“, brachte der Luis sein Anliegen vor.

      „Dachte ich mir bereits. Hast du schon eine genaue Vorstellung, was du haben möchtest oder sollten wir erstmal ein Beratungsgespräch führen?” Mit dieser Frage begann er, eine Schublade hinter seinem Schreibtisch aufzureißen und darin herumzuwühlen. Er beförderte einige Kataloge und ähnlichen Papierkram hervor. Der Luis sah etwas fragend zu Frasther hinüber. Der ließ gerade mit genießerischem Gesichtsausdruck ein Schlückchen Whiskey die Kehle hinunterrinnen. Assl folgte Luis’ Blick und sah ebenfalls Frasther an.

      „Na, ich denk', wir werden so fünf, sechs Puffn und drei, vier Gewehre brauchen – vielleicht automatische Knarren, Uzis oder sowas, das nicht groß auffällt…”, überlegte Frasther laut.

      „Aha, also Skorpions. Von einer Uzi würde ich abraten, viel zu umständlich in der Handhabung und nicht besonders zuverlässig, die Mistdinger”, begann Assl mit der ganzen Souveränität eines erfahrenen Waffenschiebers fachzusimpeln.

      „Die Skorpion war ursprünglich eine Schnellfeuerpistole der tschechischen Armee und der Spezialkräfte, inzwischen wird sie von ‘ner britischen Firma über Lizenz vertrieben – aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass das Ding wesentlich weiterentwickelt wurde und inzwischen absolut das Beste ist, was es in diesem Segment auf dem Markt gibt. Klein, leicht, gut zu verstecken, große Durchschlagskraft, hohe Zielgenauigkeit, auch auf größere Entfernungen, phänomenale 150 Schuss im Magazin – und das kann wirklich kinderleicht in Sekundenschnelle gewechselt werden…”

      „Klingt genau nach dem Teil, das wir brauchen”, merkte Frasther grinsend an.

      „Ich würd' euch aber empfehlen, auf jeden Fall auch ein, zwei echte Langwaffen zu nehmen, Gewehre mit denen man auch aus großer Entfernung genau treffen kann – Winchester Typ 91 ist da immer ein gute Wahl; kostet halt ein bisschen was, ist aber dafür wirklich die absolute Nummer eins am Markt. Naja, da gibt’s auch noch so ‘ne russische Spezialanfertigung, noch aus Sowjetzeiten – ich kann den Namen nicht aussprechen, aber wir sagen einfach „Russen-Winch“ dazu – die ist im Prinzip genau so gut, sogar etwas billiger, nur halt sehr selten.”

      „Na und? Wenn sie genauso gut, aber billiger ist…”, zuckte der Prag-Luis die Schultern.

      „Ihr müsst an die Ballistik denken! Wenn einer mit dem klassischen Typ umgenietet wird und die Bullen untersuchen den Einschuss, dann könnte es im Prinzip jeder gewesen sein, weil die 91er so häufig ist – bei der Russen-Winch schränkt sich der Kreis der Verdächtigen gleich um einiges ein…”, informierte Assl geduldig.

      „Ja, muss ich denn irgendwas unterschreiben, wenn ich solche Dinger kaufe?”, fuhr der Luis zusammen.

      „Nein, natürlich nicht, aber ich muss diesen Punkt ansprechen, damit du möglichst viele Informationen in deine Kaufentscheidung mit einbeziehen kannst. Du verstehst?”

      Der Luis verstand, legte die Zigarre kurz ab und holte das Tuch aus seiner Brusttasche, um sich damit feinen Schweiß von der Stirn zu tupfen. „Hm, da muss ich drüber nachdenken.“

      „Na, was gibt’s da groß nachzudenken, Luis? Wir haben nicht vor, die Dinger bei den Bullen registrieren zu lassen, oder? Also spielt das doch keine Rolle...”, teilte Frasther seine Ansicht mit.

      „Konkret gesagt, wenn die Bullen jemals dein Haus durchwühlen und die Dinger finden, können sie dich ganz schön am Arsch kriegen. Das gilt dann allerdings für jede Feuerwaffe. Wie hoch das Risiko dafür ist, dass sie deine Hütte filzen, das musst du selber wissen”, schaltete sich Assl wieder in das Gespräch ein.

      Der Luis griff wieder nach seiner Zigarre und schmauchte nachdenklich vor sich hin.

      „Wie wär’s mit ein bisschen Sprengstoff oder Handgranaten oder sowas?”, dachte Frasther bereits einen Schritt weiter.

      „Da gibt’s natürlich auch diverseste Möglichkeiten, die ich euch anbieten kann – allerdings sollte ich dann schon etwas genauer wissen, was ihr genau mit der Ware machen wollt – nur ungefähr, damit ich euch auch das richtige Produkt empfehlen kann”, gab Assl ganz den abgebrühten Geschäftsmann.

      „Nun, das Problem ist, dass wir das selber noch nicht so genau wissen, wie wir's einsetzen werden“, warf der Luis ein. „Aber Frasther übertreibt; Sprengstoff und Handgranaten? – Ich will ja keinen Aufstand anzetteln… allerdings, eine Bazooka oder sowas würd' mich interessieren, etwas Schweres, mit dem man auf große Entfernung viel Schaden anrichten kann.“

      Assl zog die Augenbrauen hoch und lachte: „Mein lieber Schwan, Luis, eine Bazooka ist zur Panzerabwehr da. Ich glaub' kaum, dass du wirklich einen Raketenwerfer brauchst, egal was du auch vorhast…“

      Frasther und Assl lachten, der Luis rutschte verlegen auf seinem Sitz hin und her. „Aber sowas in der Art wird’s doch wohl geben, oder?“, bohrte er dann weiter nach.

      „Es sollte auf jeden Fall etwas sein, was man mobil einsetzen kann, also kein schweres Zeug mit aufwändigem Brimborium drumrum”, sprang Frasther dem Luis pflichtbewusst bei.

      Assl runzelte die Stirn: „Geben tut es alles… es ist nur eine Frage des Geldes und ob man's auch wirklich braucht. Wobei zweiteres ja nicht mein Problem ist… Lasst mich euch zuerst einen Sprengstoff zeigen – da hab' ich ganz was Feines, seht her!” Er wurde auf einmal aufgeregt und begann wieder in den Schubladen seines schweren alten Schreibtisches zu wühlen; schließlich beförderte er eine sehr nach Weltraumtechnik

Скачать книгу