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nicht ihre Krallen abbekommen haben, ist ein wirklich gutes Zeichen. Deshalb – und weil da absolut keine negative Energie zu spüren ist, denke ich, dass unsere charmanten Gastgeber diesen Plan ins Auge fassen und eingehender prüfen sollten. Die positive Energie dafür ist vorhanden – das kann ich deutlich spüren – wenn du verstehst.

      Aber jetzt ist es in genau zwei Minuten Mitternacht – und mein Sektglas zum Anstoßen ist schon wieder leer“, moserte Anton Baur seinen frischgebackenen Schwiegersohn in diesem Moment an.

      „Sorry Toni, hier kommt schon der Nachschub“, sagte Michael sofort, während er gerade noch rechtzeitig vor dem Silvesterläuten die Gläser seiner Gäste noch einmal auffüllte.

      Bereits im Januar 2014 hatten sich alle Abteilungsleiter der Wagner-Firmen zusammengesetzt, um über die geplante Minimalerweiterung der neuen Sparte Air Charter zu diskutieren.

      Trotz der mittlerweile erfreulich angewachsenen Auftragslage, war nach eingehender Sichtung der von Christine Liebermann bereitgestellten Daten auch Anna Wagner und ihrem Mann Matthias klargeworden, dass die Prognose, wonach es in nächster Zeit kein Kapital für den gewünschten zweiten Hubschrauber geben würde, vorerst noch immer stimmig war.

      Inzwischen schrieb man Anfang April 2014 und Anna freute sich jeden Tag ein stückweit mehr auf die von Michael für Mitte Mai gebuchte 4-wöchige Hochzeitsreise an die italienische Rivera.

      Michael Wagner war gerade im Begriff, sein Büro zu verlassen, als an einem Dienstagvormittag unerwartet ein alarmierender Anruf von Theo Steins ehemaligem Chef, POR10 Walter Großkreuz, bei der Firmenzentrale der Wagner Air Charter einging.

      Deshalb nahm der an diesem Tag anwesende Theo Stein das Gespräch mit dem Leiter der Bundespolizeihubschrauberstaffel am Flughafen Oberschleißheim selbst entgegen.

      „Ja, hab’ ich verstanden, Walter. Ich wiederhole nochmal: Vermisster Bell Jet Ranger, weiß und rot lackiert, Kennung D-HBDX, gestartet gestern um 14:00 Uhr in Flintsbach am Inn mit Ziel Bozen. Letzter Radarkontakt um 14:30 Uhr bei Mittenwald mit Flugrichtung Innsbruck. Okay mein Lieber, ich denke, dass wir euch bei der Suche helfen können.“

      “Ihr habt’s gehört. Die Kollegen von der Bundespolizei und die Österreicher suchen nach einem vermissten Privathubschrauber im Raum Mittenwald – Brenner. Sie bitten uns um Mithilfe, weil sie momentan zu wenig einsatzbereite Hubschrauber haben.

      Nach dem Unfall von zwei Hubschraubern bei unserer Ausbildungseinheit, mussten sie nämlich schon vor etlichen Wochen zwei ihrer Helis zur Flugschule nach St. Augustin abgeben. Daher sind sie derzeit etwas knapp an Maschinen.

      Kriegen wir das hin?“, fragte Theo Stein am Ende seiner Rede in Richtung von Matthes und Michael.

      „Kriegen wir, Theo. Wir beide fliegen“, meinte Michael knapp zu Theo Stein. „Sag’ Sven und Lutz, sie sollen unseren Heli startklar machen. Ich kümmere mich bei der Flugsicherung um genauere Informationen. Vielleicht wissen die dort mehr.

      Was wir jetzt vor allem brauchen, ist der vom Piloten eingereichte Flugplan der gesuchten Maschine. Ach ja, und dann brauchen wir auch noch die Radarbildaufzeichnungen von gestern und heute früh – sofern es letztere überhaupt gibt.“

      Nur wenige Minuten später hatte Michael die Chefcontrollerin der DFS11 am Flughafen München an der Strippe.

      „Hallo, Sophia. Bei uns brennt’s. Wir sollen uns an der Suche nach diesem Privathubschrauber beteiligen, der gestern Nachmittag nahe Rosenheim in Richtung Bozen gestartet ist und jetzt vermisst wird. Ich denke, du weißt, von was ich spreche.“

      „Weiß ich, mein Lieblingspilot. Und du machst grad’ euren Heli klar, weil Walter Großkreuz mal wieder eure Unterstützung benötigt. Ich schicke dir jetzt den Flugplan des Jet Rangers. Eigner und Pilot ist ein Luigi Varese, ein italienischer Geschäftsmann aus Rosenheim.

      Laut Flugplan wollte er mit einem uns namentlich nicht bekannten Passagier von Garmisch aus den Brennerpass auf der üblichen Transalpinroute überfliegen. Er hat sich aber am Pflichtmeldepunkt Sierra über der Europabrücke bei Innsbruck schon nicht mehr gemeldet.

      Auf dem Radar hatten wir ihn bis zum Überqueren der Grenze bei Mittenwald. Und nachdem er unseren Kontrollbereich verlassen hatte, konnte ihn Austro Control12 Innsbruck radarmäßig zu keiner Zeit erfassen. Sie haben ihn daraufhin mehrfach gerufen, aber keine Antwort erhalten.“

      „Okay Sophia, deine Mail ist eben angekommen. Ich seh’ jetzt was du meinst. Es geht also um das Gebiet zwischen Mittenwald und Innsbruck entlang der B2, die ja ab der Grenze zur österreichischen Bundesstraße 177 wird. Haben wir Cross Border Clearance von deinen österreichischen Kollegen?“

      „Ja sicher, die haben doch uns um die Hilfe unserer Bundespolizei ersucht, oder nicht? So, wie ich das sehe, wird eure Fahndung ohnehin weitestgehend auf österreichischem Staatsgebiet stattfinden. Meldet euch bei Austro Control Innsbruck auf Frequenz 124,4 MHz, wenn ihr die Grenze bei Scharnitz überfliegt.“

      „Machen wir, Sophia – und danke. Wir melden uns, wenn wir starten.“

      „Mach’ das – dann bis gleich am Funk“, erwiderte Sophia Kürten. „Und viel Erfolg bei der Suche.“

      „Können wir gebrauchen, Sophia. Wir tun unser Möglichstes.“ Damit trennte Michael die Telefonverbindung, sprang in seine Pilotenkombi und lief in Richtung Hubschrauberhangar, wo er schon von Theo Stein und seiner Ehefrau Anna erwartet wurde.

      „Seid bloß vorsichtig, ihr zwei. Und Hals- und Beinbruch. Kommt mir ja heil wieder“, rief Anna, als sich Michael auf dem Copilotensitz festschnallte und Theo Stein das Zeichen zum Starten der Turbinen gab.

      Knapp eine halbe Stunde später war der jetzt wieder mit der Polizeileuchtschrift versehene EC-635 im Suchgebiet, das inzwischen von Austro Control Innsbruck mittels eines Rasterverfahrens aufgeteilt worden war.

      Als Theo und Michael die deutsch-österreichische Grenze überflogen, sahen sie in einiger Entfernung zwei dunkelblaue, von Bundespolizisten geflogene Hubschrauber sowie zwei von ihren Flugeinsatzstellen in Innsbruck und Salzburg aufgestiegene Helikopter der österreichischen Flugpolizei, die seitlich voraus auf einem versetzten Parallelkurs flogen.

      „Edelweiß S an Austro Control, wir haben gerade die Planquadrate KC-12 bis KC-18 entlang der Bundesstraße zum Brennerpass abgesucht“, meldete sich Michael Wagner nach einer Weile per Funk, als der EC-635 das südliche Ende des zugewiesenen Suchpatterns erreicht hatte.

      „Stehen momentan über der B177 kurz vor der Anschlussstelle an die Autobahn A12 bei Zirl. Keine Sichtung des vermissten Helikopters bisher.“

      „Danke, Edelweiß S – bei uns auch noch keine Neuigkeiten von den anderen Maschinen. Dreht bitte um und macht jetzt mit den Bergflanken ostwärts der B177 und den angrenzenden Seitentälern weiter. Die andere Seite übernehmen eure Kollegen von der Bundespolizei und die Autobahn Richtung Innsbruck und weiter in Richtung Brenner werden unsere Hubschrauber von der Flugpolizei absuchen.“

      „Das ist verstanden, Austro Control. Wir drehen nach Norden ab und gehen auf Flugfläche 3.00013 mit erneutem Wendepunkt bei Mittenwald. Fliegen dann die gleiche Route auf Flugfläche 4.500 ostwärts der B177 nochmal zurück.“

      „Roger, Edelweiß S. Bleiben Sie auf dieser Frequenz.“

      „Machen wir, Austro Control. Wir melden uns wieder, wenn wir das angewiesene Gebiet überflogen haben“, erwiderte Michael Wagner, wobei er sich sofort wieder intensiv den von ihm bedienten Außenbildkameras, einschließlich des seit Garmisch-Partenkirchen zugeschalteten FLIR14-Bildschirms widmete.

      Nachdem Edelweiß S etliche Seitentäler und die teilweise bewaldeten Berghänge, darunter u.a. auch das ostwärts Seefeld gelegene Skigebiet ohne Resultat abgesucht hatten, durchbrach Theo Stein die angespannte Stille mit einer persönlichen Frage.

      „Dein alter Partner Markus Leitner ist doch ein anständiger Kerl

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