Скачать книгу

machte eine kurze Pause, während er in die Runde seiner interessierten Zuhörer blickte. „Lasst mich noch etwas anfügen, was mir wichtig erscheint – und über das wir bisher nicht gesprochen haben“, fuhr er sogleich fort.

      „Ich meine damit die Frage zusätzlicher Piloten und Techniker. Und die stellt sich meiner Meinung bereits heute. Denn wenn es uns ernst damit ist, im Bereich Luftfracht mehr Aufträge anzunehmen, müssen wir unsere personellen Kapazitäten zweifellos vergrößern.

      Micha und ich schaffen es schon zum jetzigen Zeitpunkt nicht, die immer weiter zunehmenden Transportaufträge termingerecht zu bedienen.

      Das liegt nicht nur an den vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den Flügen, sondern auch an den von uns wahrzunehmenden Nebenjobs in unseren beiden Wagner-Firmen, die wir auf Dauer auch nicht vernachlässigen dürfen.“

      „Du denkst also an die Anwerbung weiterer Piloten und Techniker aus dem Bereich deiner Bundeswehr oder der Polizei, auch wenn die uns natürlich – so wir sie denn jetzt schon einstellen würden – sofort weitere Kosten verursachen würden?“, reagierte Michael Wagner auf den Kommentar seines Freundes.

      „Korrekt, genau das meine ich. Ich hab’ das auch schon Christine Liebermann gesagt – und sie als unsere Haushaltsbeauftragte und Firmencontrollerin meint, dass zumindest ein abgespeckter Ansatz, sozusagen als Verstärkungsmaßnahme für das aktuelle Luftfrachtgeschäft, von der Kostenseite her drin ist.

      Zum Beispiel, wenn wir zunächst mal einen weiteren Piloten beschäftigen würden, der uns beide zumindest zeitweise entlasten könnte. Und anschließend denke ich, dass sich bei einem höheren Flugaufkommen, auch ein zusätzlicher Fluggerätemechaniker rechnen würde.“

      „Also ist meine kaufmännische Idee, die Air Charter so rasch, wie möglich ein wenig auszubauen und in den Vordergrund unserer künftigen Anstrengungen zu stellen, gar nicht so verkehrt“, stellte Anna Baur jetzt zufrieden fest.

      „Da gebe ich dir unumwunden recht, mein Schatz“, kommentierte Michael Wagner an dieser Stelle den Einwurf seiner Verlobten.

      „Zugegeben, ein weiterer Heli wäre natürlich die beste Verstärkung, nur können wir uns das im Augenblick nicht leisten. Aber selbst wenn, bräuchten wir für ’nen zweiten Hubschrauber erstmal zusätzliche Manpower.

      Wir kommen also über kurz oder lang um eine personelle Verstärkung unserer Air Charter sowieso nicht herum. Vor allem deshalb nicht, weil wir im kommenden Jahr ja auch Fluggäste befördern wollen.

      Daher wäre ein minimaler erster Schritt in diese Richtung sicher ein wünschenswerter Anfang. Ich denke, da sind wir uns alle einig. Aber unser normales Speditionsgeschäft dürfen wir ebenfalls nicht vernachlässigen. Deswegen wäre es sicher gut ...“

      „... wenn ich euch zusammen mit Christine eine Aufwand-Nutzenanalyse ausarbeite, die uns allen zeigt, was kostenseitig geht – und was nicht“, unterbrach Anna Baur ihren Verlobten an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern, während sie mit den beiden auf ihrem Schoß liegenden Katzen herumschmuste.

      „Ich geh’ dann also mal zu Christine, damit wir das gemeinsam durchkalkulieren“, fuhr sie gleich darauf fort, während sie Minka und Moritz unter deren maunzendem Protest in den Katzenkorb beförderte.

      „Habt ihr schon jemand im Auge, den man danach fragen könnte, ob er gegebenenfalls bei uns anheuern würde?“, fragte sie dann noch in die versammelte Runde.

      „Na ja, Lenas Vater Theo geht Ende des Monats bei der Bundespolizeifliegerstaffel in Pension. Und soweit ich weiß, hat er noch keine Pläne für den Ruhestand gemacht.

      Wie ich ihn kenne, ist er auch nicht der Typ, der sich dann nur noch zu seiner Frau Erika in den Garten setzt und Däumchen dreht“, grinste Michael seine Angebetete jetzt unvermittelt an.

      „Ich wollte heute Vormittag ohnehin mal bei meiner alten Staffel am Flugplatz München und dann bei meinem alten Partner Markus Leitner in Oberschleißheim reinschauen.

      Die haben ja sein Gastspiel bei den Kollegen von der Bundespolizei nach Lenas verletzungsbedingtem Ausfall nochmal bis zum Ende des Jahres verlängert. Wenn ich Glück habe, treffe ich dort ja auch Theo Stein an – und dann frag’ ich ihn mal ganz unverbindlich, ob er nicht Lust hat, im kommenden Jahr zumindest zeitweise bei uns mitzumischen.“

      „Sehr gut. Und ich spreche mit Sven und Lutz Müller. Vielleicht haben unsere beiden Fluggerätemechaniker ja eine zündende Idee, wen sie sich aus den Reihen ihrer ehemaligen Bundeswehrkameraden zur Verstärkung unserer Technikercrew vorstellen könnten“, warf Matthias Debus an dieser Stelle ein.

      „Okay, ihr beiden – macht das – und berichtet mir oder Christine, was dabei herausgekommen ist. Sobald wir danach klarer sehen und genauere Zahlen haben, besprechen wir das Ganze dann erneut in einer unserer Abteilungsleiterrunden.

      Wir sehen uns dann beim Mittagessen“, rief Anna Baur, als sie sich mit gewohnt raschen Schritten zum Büro der Chefbuchhalterin Christine Liebermann auf den Weg machte.

      „Du willst was??“, rief Lena Stein entsetzt, als sie ihren Vater Theo und dessen Begleiter Markus Leitner am Wochenende danach im Restaurant der Reha-Klinik aus aufgerissenen Augen anstarrte.

      „Du bist doch bekloppt, Paps. Hast über 30 Jahre Flugdienst auf dem Buckel und jetzt willst du nach deiner Pensionierung weiterhin Hubschrauber bei diesem Michael Wagner fliegen?

      Anstatt dir zusammen mit Mama die verdiente Ruhe zu gönnen und endlich mal die immer wieder verschobenen Urlaube nachzuholen? Ich glaub’s ja nicht. Und der liebe Kollege Markus hier ist da mit dir natürlich einer Meinung.“

      PHK Markus Leitner versuchte den zwischen Vater und Tochter aufkeimenden Streit sofort zu schlichten.

      Gemeinsam mit dem am Ende seiner Dienstzeit zum Ersten Polizeihauptkommissar (EPHK) beförderten Theo Stein war er an diesem letzten Oktobersamstag schon frühmorgens nach Prien am Chiemsee gefahren, um Lena aus dem dortigen Medical Park abzuholen.

      „Was würdest du denn machen, wenn man dir ab morgen das Fliegen komplett verbieten würde? Ich kann’s dir sagen. Du würdest Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um wieder in einem Cockpit sitzen zu dürfen – oder etwa nicht?“, begann Markus mit seiner Verteidigungsrede.

      „Dein Vater gehört schließlich noch nicht zum alten Eisen – und außerdem will er ja deine Mutter die nächsten zwei Monate bis nach Neujahr in die Karibik entführen. Weihnachten und Silvester bei Wellen, Sonne und blauem Himmel! Wenn das nicht Urlaub satt ist, dann weiß ich’s auch nicht!

      Nicht zuletzt will er ja bei meinem Freund Michael keinen Vollzeitjob übernehmen – es geht nur um zeitweise Aushilfsstunden, wenn Micha und Matthes, aus welchen Gründen auch immer, mal nicht fliegen können. Was Anderes wäre schon allein deshalb unklug, weil er sonst seine Pensionszahlungen gefährden würde.“

      „Darf ich als Betroffener jetzt auch mal was sagen?“, meldete sich daraufhin Theo Stein mit ernster Miene zu Wort.

      „Du brauchst gar nicht so staunend zu gucken, mein liebes Töchterlein. Oder hattest du gedacht, dass ich mich ab dem kommenden Jahr nur noch auf die faule Haut legen würde?

      Ich bin Pilot durch und durch und ich liebe die Fliegerei. Das weißt du. Und ich hab’ mir das alles sehr gut überlegt. Außerdem, deine Mutter und ich sind uns bereits handelseinig.

      Sei versichert, sie wird bei diesem Deal nicht zu kurz kommen, weil ich die Zeitarbeitsgrenzen einhalten muss. Die andere Begrenzung ergibt sich aus der zum Lizenzerhalt notwendigen Mindestflugstundenzahl.

      Außerdem – sie ist glaub’ ich ganz froh, wenn ich ihr nicht tagtäglich rund um die Uhr auf die Nerven gehe und in Wohnung und Garten im Weg rumstehe. Hat sie jedenfalls gesagt und mich dabei am Ende sogar angestrahlt.

      Ich war übrigens schon kurz davor, mich zeitbefristet an anderer Stelle als Hubschrauberpilot zu bewerben. Doch dann kam Michael vor zwei Wochen bei mir hereingeschneit und machte mir dieses unglaublich lukrative Angebot.

      Ich

Скачать книгу