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Herbstfeuer. Robert Ullmann
Читать онлайн.Название Herbstfeuer
Год выпуска 0
isbn 9783750213883
Автор произведения Robert Ullmann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Robert Ullmann
Herbstfeuer
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
-1-
Die Nacht war kalt, aber nicht klar - der Nebel so dicht, dass man glaubte ihn schneiden zu können. Die Gassen waren menschenleer, nicht ein Schritt zu hören auf dem Pflasterstein, da schlug die Glocke. Ihr Klang hallte durch die Straßen und Viertel der Stadt.
Ein Pochen an der Tür; ein zweites; ein drittes; dann Schweigen. Plötzlich pochte es wieder: einmal, zweimal, dann noch dreimalmal, schnell aufeinander folgend. Schließlich öffnete sich die Tür.
„Wer?“, zischte es. „Feuer im Mondlicht“, antwortete die tiefe Stimme eines jungen Mannes. „Kommt“, lautete rasch die Antwort.
Zwei Männer traten herein, in dicke Wolljacken gehüllt. Die Tür wurde zugeschlagen, Licht entzündet. Die Leute in der Taverne blickten in die fahlen Gesichter der beiden Ankömmlinge, die man im Schein der Laterne sehen konnte. Sie sahen erschöpft aus, doch blickten sie entschlossen und in den Augen des einen, sein Name war Timmrin, loderte ein Feuer, das ihn geradezu verzehrte.
„Es ist ruhig, aber dunkel. Der Mond scheint nur schwach. Niemand an der Brücke“, sagte er leisen Tones.
Alle schwiegen. Es waren vielleicht dreißig Männer in dem engen Gastraum versammelt. Einige trugen lange Messer im Gürtel, andere hielten Knüppel in Händen, die meisten eine nicht entzündete Fackel.
Wieder nahm Timmrin das Wort: „Brawek und Jarell sind unterwegs zu Toreks Männern. Wir sollen aufbrechen, wenn die Glocke schlägt. Wir treffen uns am Brunnen.“
„Dann los“, gab ihm sein Gegenüber zur Antwort – ein kleiner Mann in schmutzigem Schurwollmantel. Er hatte einen leichten Buckel, eine Halbglatze und trug einen langen Stab in der Rechten. Er mochte die fünfzig schon überschritten haben und auch ein Großteil seiner Mitstreiter schien die Blüte ihrer Jugend bereits hinter sich gelassen zu haben. Nicht wenige waren von kleinem Wuchs. Einer hinkte und wieder einer hatte nur noch eine Hand, die den Griff eines kurzen Entersäbels umschloss.
Knarzend öffnete sich die Tür und der Bucklige mit dem langen Stock in der Rechten, der Laterne in der Linken, trat als erster hinaus auf die Straße. Der Nebel war nicht mehr so dicht als vorher, die Kälte biss umso stärker.
Die Männer entzündeten ihre Fackeln, einige zogen Kapuzen über den Kopf oder setzten ihre Hüte auf. Timmrin grub sein Gesicht tief in seinen Schal und hielt seine Fackel nach oben.
Sie überquerten eine breite Straße, bogen in eine kleinere Gasse ab, flankiert von schäbigen Häusern ohne ein Fenster zur Straße hin. Als sie das Ende der Gasse erreicht hatten, wandten sie sich um und gingen durch das bronzene Tor. Sie kamen auf einen großen Platz, umgeben von hohen Fachwerkhäusern.
Jetzt waren sie nur noch wenige Schritte entfernt vom großen Ghor, dem Fluss, der die Stadt Ersthafen teilte. In seiner Mitte war eine Insel, die durch mächtige Rundbogenbrücken mit beiden Ufern verbunden war. Auf der Insel stand eine Wehranlage - die Feste Dukor, die Kaserne der Stadt, wo sie die jungen Männer hinbrachten, bevor sie sie als Rekruten an die Kriegsfront schickten. Von dort kehrten sie meist nicht wieder.
Die Männer verlangsamten ihren Schritt und blieben schließlich stehen. An einem Brunnen in der Mitte des Platzes saß ein in einen weiten Mantel gehüllter Mann und wartete. Als er die Gruppe gewahrte, erhob er sich, zog seine unter dem Mantel verborgene Laterne hervor und trat auf sie zu. In der anderen Hand trug er eine Helmbarte - die Lanze eines Nachtwächters. Die Männer empfingen ihn wortlos.
„Niemand auf der Brücke, wie´s scheint“, brach er das Schweigen. „Torek wird gleich hier sein.“
„Und die anderen Nachtwächter?“, erkundigte sich Timmrin leise.
„Telgor ist eingeweiht,