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dort in die Falle ihrer Todfeindin Samantha tappt, scheint nur noch die graue Königin der Ratten helfen zu können. Doch die misstraut allen Menschen und plötzlich befindet sich Rebekka erneut auf einer fantastischen Reise zwischen den Welten.

      In “Die Zauberkugel”, findet der fiese Drache Feuer heraus, dass die Zauberkugel des alten Magiers Themistokles mit Rebekkas Computer verbunden ist und fasst einen teuflischen Plan: Samantha, seine Verbündete, verseucht Rebekkas Computer mit einem Virus. Im Internat bricht daraufhin Chaos aus. Und es kommt noch schlimmer: Der Virus ergreift auch von Themistokles' Zauberkugel Besitz. Ein magischer Computervirus in einer magischen Welt erweist sich jedoch als lebensgefährlich und das nicht nur für die Bewohner Märchenmonds. Und so verzweigen sich die Abenteuer fast beliebig.

      Aber nicht nur mit Serien, auch mit Einzeltiteln weitet sich das Märchenmond-Universum auch im neuen Jahrtausend aus: In "Silberhorn" aus dem Jahr 2009 zeigen die Hohlbeins, was einen quicklebendigen Fantasy-Klassiker ausmacht: kluger Humor. Wer die vielen witzigen Spitzen der Hohlbeins kennenlernen will, soll die ersten fünfzig Seiten dieses Romans lesen. Ein Schmunzeln jagt das andere. Es geht um die aufmüpfige 14jährige Samiha. Für sie fühlt es sich an wie ein Gefängnis, dabei ist sie nur in einem Internat gelandet. Aber in einem ganz besonderen: „Unicorn Heights“ ist ein Pferdeinternat und für Samiha die letzte Chance, ihren Schulabschluss zu schaffen. Doch bald kommt es zu unerklärlichen Ereignissen und als Samiha als Einzige erkennt, dass der Schimmelhengst Star in Wirklichkeit Silberhorn und das letzte Einhorn seiner Welt ist, steht sie vor dem größten Abenteuer ihres Lebens, in dem Themistokles dafür sorgt, dass nicht alles so schlimm wird, wie es sich anbahnt. Sogar der frühzeitige Tod geliebter Wesen hat hier einen tieferen Sinn.

      In “Silberhorn” tauchen Figuren aus “Märchenmond” auf, doch der Schwerpunkt liegt auf der besonderen Erfahrung, Fantasy im Pferdemilieu anzusiedeln. Das geschieht selten genug und ist umso interessanter, als nicht nur Fantasy-Liebhaber, sondern auch Pferdenarren auf ihre Kosten kommen.

      Aber auch in andere Richtungen wird das Märchenmond-Universum ergänzt, u.a. mit dem Buch “Das Märchen vom Märchenmond”, ein erstaunlich schmales, dafür umso prächtiger illustriertes Buch, das besonders Märchenmond-Kenner und vor allem auch Jungs erfreut, weil sich darin so viele Anspielungen auf Kim im Märchenmond-Universum befinden.

      Leserschichten

      Zurück zu den Anfängen: Fast gleichzeitig mit “Märchenmond” erscheint bei Goldmann 1983 der erste Band des Enwor-Zyklus “Der wandernde Wald”. Damit beginnt Wolfgang Hohlbeins publizistische Großoffensive, denn Ende des Jahres folgen die Bände der Trilogie um den Stein der Macht “Die brennende Stadt”, “Das tote Land” und “Der steinerne Wolf”. Schon 1984 erscheint noch “Das schwarze Schiff”. Der Erscheinungsrhythmus dieser Bücher ist fast mit dem der Heftchenromane vergleichbar. Ebenfalls 1984 erscheint bei Franckh-Kosmos der Science Fiction Roman für Jugendliche “Nach dem großen Feuer”. Dies ist Wolfgang Hohlbeins erster Zeitreiseroman. Viele sollten folgen. Und auch für “Elfentanz”, dem “Märchenmond”-Nachfolger bei Ueberreuter, der das Lesevergnügen des Debüts noch übersteigt, lautet das Erscheinungsjahr 1984. “Elfentanz” ist jedoch keine Fortsetzung, sondern eine eher melancholische Geschichte über das Verhältnis des Volkes der Helder zum Adelsgeschlecht der Elben. Wie mit “Märchenmond” erreichen Heike und Wolfgang Hohlbein viele verschiedene Leserschichten und -alter, womit sie bereits Mitte der 80er Jahre die besondere All-Age-Tauglichkeit auch von deutschsprachiger Fantasy beweisen.

      Heike Hohlbein

      Zwei Jahre nach Erscheinen von “Märchenmond” wagt Wolfgang Hohlbein den Sprung ins kalte Wasser und wird freier Autor. Der Schritt ist ein Wagnis. Als mehrfacher Familienvater verlässt er die Sicherheit einer Festanstellung, eines geregelten Bürojobs, um Berufsschriftsteller zu werden. Wenn man heute Wolfgang Hohlbeins enorme Produktionskraft verstehen will, so liegt sie teilweise auch in dieser Zäsur begründet. Denn selbstverständlich haben alle Verwandten und Bekannten davon abgeraten. Aber Wolfgang Hohlbein schrieb ja schon nebenher erfolgreich. Allein innerhalb des Märchenmond-Jahres passierte sehr viel: Zahlreiche Heftromane, ein Fantasy-Taschenbuch bei Goldmann und die Märchenmond-Krönung - all dies lief parallel, also auch parallel neben Wolfgang Hohlbeins Arbeit als Kaufmann und Heike Hohlbeins Arbeit als Hausfrau und mehrfache Mutter.

      Da war einerseits die Lust, die Verlockung, das Talent, das geliebte Hobby - das Schreiben.

      Da war andererseits der verhasste Job, das Absitzen der Bürostunden, selbstentfremdete Arbeit, die aber finanzielle Sicherheit bot.

      Hier die Leidenschaft, da die Spießigkeit. Hier die Kopfreisen durch fantastische Welten, da die von der Stechuhr dominierten Niederungen eines mit Formularen überhäuften Schreibtischs. Hier der sich selbst verwirklichende freie Schriftsteller, da der leidende und im stumpfen Alltag gefangene Industriekaufmann.

      Mehrere Jahre lang lebte Wolfgang Hohlbein nachts in kreativer Freiheit, tagsüber in Bürogefangenschaft. Die Erholungsphasen wurden immer kürzer. Der Schlafmangel wuchs. Die Leistungsfähigkeit bei der Speditionsfirma ließ nach. Das konnte nicht ewig so weiter gehen. Alle spürten das: Heike Hohlbein, die Kinder, der Arbeitgeber und zuallererst Wolfgang Hohlbein selbst.

      Die Erinnerung Wolfgang Hohlbeins an diese Zeit ist ein besonderer Moment des langen Gesprächs bei ihm zu Hause in Neuss: “Ich habe hier in der Nähe gegenüber einer Tankstelle gewohnt. Abends habe ich da oft eine Flasche Cola und Zigaretten geholt. Ich musste nur über die Straße. Da habe ich mich irgendwann gefragt: ‘Das soll jetzt dein Leben sein? Dass du abends zur Tanke gehst und morgens in der Früh ins Büro?’ Ich habe nachts in meiner kleinen Fantasiewelt gelebt. Aber schon um zehn nach Acht habe ich im Büro gedacht: ‘Wie viele Minuten muss ich noch in der Firma sein?’ Ich wollte zurück in meine Fantasiewelt. Ich habe mich schon als grauhaariger Mann gesehen, der abends eine Flasche Bier aufmacht und Sportschau guckt. Päng.”

      Wolfgang Hohlbein macht eine Pause. “Ich hätte mich damals erschießen können. Das ist nicht witzig gemeint. Ich habe dann gesagt, gut, ich versuche es noch mal.”

      Wieder eine Pause.

      “Das ist kein dummer Spruch. Ich habe mit dem Menschen, der ich vorher war, gar nichts mehr zu tun. Nur meinen Namen habe ich behalten. Ansonsten bin ich ein vollkommen anderer.”

      Wolfgang Hohlbein schaut sehr streng und ernst. Die Suizidgedanken von damals erinnern an Lebensläufe anderer Autoren, die aus Krisen zu Schriftstellern werden. Er trinkt einen Schluck Kaffee und zündet sich eine weitere Zigarette an. “Ich hätte auf jeden Fall etwas anderes gemacht. Es gab ein Angebot von der Stadtbücherei, Leuten Bücher nach Hause zu bringen und sie wieder abzuholen. Ein merkwürdiger Job. Trotzdem habe ich ernsthaft überlegt, das zu machen, nur um aus diesem Büro-Trott herauszukommen.”

      Bei vielen Schriftstellern, die beschließen, ihre bürgerliche Existenz hinter sich zu lassen, gibt es diesen Moment. Aber selten sprechen sie so offen über ihn wie Wolfgang Hohlbein. Und nicht immer ist der Augenblick so radikal wie an der Tanke von Neuss.

      “Dieser Moment an der Kasse der Tanke, das war der spezielle Augenblick. Da ist es passiert. Wenn er sich nicht da ereignet hätte, wäre später irgendetwas passiert.”

      Auf einer Viertelseite

      Die Entscheidung wird letztlich auch von seiner Frau getragen. Auf die Frage, wie stark Heike Hohlbein ihn beim Schreiben beeinflusst, gibt Wolfgang Hohlbein unumwunden zu: “Sehr stark.” Deshalb sei es auch mehr als gerechtfertigt, dass ihr Name auf vielen Buchumschlägen steht. Die Bücher gäbe es ohne sie nicht. Das Ehepaar ergänzt sich, weil Wolfgang stärker die abenteuerlichen Aspekte und die Spannungselemente beherrscht, während Heike mehr vom Märchen kommt. Wolfgang Hohlbein alleine gelänge die Mischung aus Abenteuer und Märchen nicht so, wie sie im Teamwork zustande kommt.

      Bei aller Kooperation mit seiner Frau: Wolfgang Hohlbein ist der Schreiber. Er ist derjenige von den beiden, der sich hinsetzt und die Worte

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