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Winterwahn. Wolfe Eldritch
Читать онлайн.Название Winterwahn
Год выпуска 0
isbn 9783742779588
Автор произведения Wolfe Eldritch
Жанр Языкознание
Серия Weltengrau
Издательство Bookwire
Inhaltsverzeichnis
2. Kapitel 1 17
3. Kapitel 2 34
4. Kapitel 3 56
5. Kapitel 4 80
6. Kapitel 5 103
7. Kapitel 6 123
8. Kapitel 7 145
9. Kapitel 8 168
10. Kapitel 9 180
11. Kapitel 10 202
12. Kapitel 11 226
13. Kapitel 12 246
14. Kapitel 13 278
15. Kapitel 14 293
16. Kapitel 15 320
17. Kapitel 16 339
18. Kapitel 17 361
19. Kapitel 18 380
20. Kapitel 19 399
21. Kapitel 20 424
22. Kapitel 21 442
23. Kapitel 22 456
24. Kapitel 23 474
25. Kapitel 24 493
26. Epilog 513
Winterwahn
Ein Roman von Wolfe Eldritch
Weltengrau Band 3
E-Mail: [email protected]
www.facebook.com/WolfeEldritch
1. Prolog
Ostmark
Das gleichmäßige, monotone Rumpeln der Räder auf der unebenen Straße hatte mittlerweile etwas Einschläferndes. Hatten sie sich am Anfang ihrer Reise noch durchgeschüttelt gefühlt, wirkte das ständige Gerüttel inzwischen eher beruhigend. Zumindest auf die anderen. Bozena und der fünf Jahre alte Zlata dösten denn auch schon den ganzen Vormittag über.
Miró warf einen kurzen Blick nach hinten in den Wagen, wo sein Sohn friedlich in den Armen seiner Frau lag. Beide hatten die Augen geschlossen und waren von einem Wust aus Decken und Fellen umgeben. Die neunjährige Dobrina saß neben ihm auf dem Bock des Wagens und war ebenfalls in eine dicke Decke eingewickelt. Seine Tochter war wie meist zu energiegeladen, um schläfrig zu werden. Sie kompensierte das Unvermögen, in der Gegend herumzurennen und Schabernack zu treiben auf ihre Weise. Mal mit leise summenden Tagträumereien, mal mit aufmerksamem Studium der völlig trostlosen Landschaft. Dabei spielte sie mit ihren langen, gedrehten Goldlocken, von denen niemand genau wusste, woher die Kleine sie hatte. Alle anderen in der Familie hatten dunkles Haar, wie es für die Menschen der äußeren Ostmark üblich war. Trotz der engen Verbundenheit zu seinem Weib wären Miró vermutlich irgendwann ob dieser Haare stille Zweifel gekommen. Dobrina hatte jedoch neben den Augen und der Gesichtsform ihrer Mutter zum Glück auch unverwechselbar seine Nase und seinen Mund. Überhaupt hatte es nie Misstöne in ihrer Familie gegeben. Bis zum Begin dieses Jahres waren sie, obwohl bitterarm, auf ihre bescheidene Art und Weise glücklich gewesen auf ihrem kleinen Hof in den Grenzlanden.
Jetzt fand Miró ebenso wenig Ruhe wie seine Tochter. Sein Grund war allerdings kein Überschuss an jugendlicher Energie, sondern tiefe, zehrende Sorge um die Zukunft. Dabei hatte er eine ganze Reihe von Dingen, um die er sich den Kopf zerbrechen konnte. Zu allererst war da das Hier und Jetzt. Die unebene, streckenweise kaum noch existente Straße, über die der von zwei altersschwachen Ochsen gezogene Wagen rumpelte, auf dem sich alles befand, was sie besaßen. Er betete im Stillen ständig, das die alten Achsen und Räder hielten, denn weder hatte er Ersatzteile, noch wäre er allein in der Lage gewesen, das Fahrzeug zu reparieren.
Die Tatsache, dass sie überhaupt vorankamen, verdankten sie einer weiteren Gefahr für ihr Leben, nämlich dem bereits regelmäßig einsetzenden Nachtfrost. Allein dem durch die Kälte hartgefrorenen Boden war es zu verdanken, dass die Ochsen nicht bis zum Bauch und der Wagen bis zur Achse im Schlamm versanken. Auf der anderen Seite stellte eben jene Kälte im Moment zugleich die größte Gefahr für das Leben der kleinen Familie dar. Wenn ihnen hier draußen der Wagen kaputtging, würden sie jämmerlich erfrieren. Noch blieb es bei Nachtfrösten, während sich die Temperaturen am Tage knapp überhalb des Gefrierpunktes hielten. Jene waren jedoch in diesem Jahr früh dran, und der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das war einer der Gründe, warum Miró so nervtötend langsam fuhr. Nur nichts bei dieser Witterung riskieren, so sehr es ihn auch noch immer drängte, möglichst schnell und weit vom Grenzland wegzukommen, das bis vor Kurzem seine Heimat gewesen war.
Nahrung hatten sie immerhin genug auf ihrer Reise. Miró schnaufte leise und schalt sich in Gedanken. Von wegen Reise. Nenn es doch beim Namen, eine Flucht ist es, nichts anderes. Das war es schon, als du von zu Hause aus nach Brosteni aufgebrochen bist. Unwillkürlich lief ihm ein Schauer über den Rücken und er spürte, wie sich sein Körper unter den vielen Schichten Kleidung mit einer Gänsehaut überzog. Allein der Name der Ortschaft, in der er mit seiner Familie gehofft hatte, Zuflucht zu finden, war ihm inzwischen ein Graus.
Sein Blick strich über die Rücken der beiden alten Ochsen, die gemächlich über den gefrorenen Boden hinwegschritten, über die leicht vereisten Felder, durch die sie seit Tagen fuhren. Hier gab es nichts als karges, unebenes Land, dass nur ab und an von kleinen, eine Handvoll Bäume umfassenden Wäldchen unterbrochen wurde. Die Welt war eine trostlose, stumpfe Suppe aus Grau. Den Göttern sein Dank hatte sich der Regen in den letzten Tagen ihrer Reise in Grenzen gehalten. Auch jetzt war es bereits bitterkalt, und der Wind blies wie kleine Messer in jede nicht geschützte Stelle der Haut, aber es fiel nur vereinzelter, leichter Nieselregen.
Bis vor einigen Monaten waren sie mit dem Wenigen, das sie hatten, zufrieden gewesen. Miró gehörte eines der siebzehn bescheidenen Gehöfte, die in ihrer Gesamtheit das kleine Dörfchen Frasin bildeten. Es lag nur fünf Tagesreisen von dem Beginn der östlichen Tundra entfernt, weit draußen in den Grenzlanden des Königreiches. Miró wusste, dass sie sich in einem Königreich befanden. Wie der König hieß, wusste er