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Eolanee. Michael H. Schenk
Читать онлайн.Название Eolanee
Год выпуска 0
isbn 9783847688563
Автор произведения Michael H. Schenk
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kapitel 8
Es roch nach dem süßen Schweiß der Berengar.
Obwohl die Kälte der Nacht noch anhielt, war der Weg durch das Gebirge beschwerlich gewesen. Die Krieger schwitzten und nun, da sich die größte Gruppe von ihnen um Han-Keltor zusammenkauerte, schienen ihre Ausdünstungen wie eine Glocke über ihnen zu stehen. Sie hatten einen schwierigen und gut verborgenen Pfad genutzt, der eigentlich kaum zu begehen war. Sie bezahlten es mit den Leben zweier Kämpfer, die abgestürzt waren. Gute Kämpfer, denn sie gaben keinen Laut von sich, als sie in den Tod stürzten. Nur der Aufprall ihrer Leiber war in der Tiefe zu hören gewesen. Schweigend waren die anderen weitergegangen. Sie tasteten sich über den Pfad voran, der sie an dem kleinen Grenzposten Mentevas vorbei führte. Es war ein großer Kriegstrupp und es dauerte lange, ihn über den Pfad zu bringen, doch sie hatten es rechtzeitig geschafft.
„Noch eine gute Stunde bis zum Sonnenaufgang“, raunte Lutrus und blickte zu dem kleinen Dorf hinüber, das unter ihnen in einer Talsenke lag. „Wir sollten unsere Krieger schnell in Stellung bringen.“
„Du hast Recht.“ Han-Keltor schätzte die Größe des Dorfes und seine Wehrhaftigkeit ein. Er verwünschte die Tatsache, dass bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht viel zu erkennen war. „Nur zwei Dutzend Gebäude“, murmelte er. „Nicht mehr als die gleiche Anzahl Familien. Dreißig oder vierzig Männer im waffenfähigen Alter.“
„Wenn überhaupt.“ Lutrus grinste. „Werden eine Menge Weiber dabei sein.“
„Ja. Schade, dass wir sie nicht mitnehmen können. Aber der Weg ist zu gefährlich und wir werden uns beeilen müssen. Sobald die Mentever den Brandrauch sehen, werden sie sich an unsere Fersen heften.“
„Eine verdammte Verschwendung.“ Lutrus seufzte nun und kratzte sich dann ausgiebig. „Hier muss Wasser in der Nähe sein. Es gibt hier jede Menge Stecher. Verdammte Brut. Ich mag das Menschenland nicht. Unsere schöne trockene Ebene ist mir lieber. Hier stinkt es nach Gras und Blumen.“
„Und nach Rindern.“ Einer der anderen Krieger leckte sich genießerisch über die Lippen. „Ah, verdammt, das wäre der richtige Bissen für mich. Besser noch, als die Menschen.“
„Heute sind wir auf andere Beute aus.“ Han-Keltor sah die Männer an. „Wir schneiden nur die Hälse und nehmen die Köpfe mit. Wir brauchen den Beweis, dass es uns gelungen ist, nach Menteva einzudringen.“
„Auch die der Kinder?“
Han-Keltor nickte. „Natürlich, ganz besonders die der Kinder. Sie sind der beste Beweis, dass wir eine Siedlung der Menschen überfallen haben. In den Militärposten gibt es zwar manchmal Frauen, aber niemals Kinder. Lasst lieber die Köpfe von Männern oder Frauen zurück, aber die der Kinder benötigen wir.“
„Kinder schlachten bringt keine Ehre“, murmelte einer der Kämpfer.
Han-Keltor lachte leise. „Nein, es bringt keine Ehre. Aber es bringt uns den Krieg, auf den wir alle hoffen.“
„Dann hätten wir auch einen der Grenzposten überfallen können.“ Der Unterführer, der das sagte, wies auf das Dorf hinunter. „Menschensoldaten zu schlachten, das bringt Ehre.“
„Narr“, zischte Lutrus. „Hat der Kriegsführer der Blauhand dir nicht gesagt, dass es um mehr als Ehre geht? Es geht darum, Angst in die Herzen der Menschen zu senken. Wenn wir einen Grenzposten niedermachen, ist das für das Reich Menteva nur ein Zwischenfall. Sie besetzen ihn wieder und werden ihn sogar verstärken. Doch die Menschen im Reich Menteva wird das kaum berühren. Aber wenn wir unerkannt an ihren Grenzposten vorbei schleichen und ein Dorf im scheinbar sicheren Hinterland schlachten, dann ist das etwas ganz anderes.“
Han-Keltor nickte und schlug seinem alten Kampfgefährten anerkennend auf die Schulter. „Genau so ist es, Lutrus. Wenn wir dieses Dorf niedermachen, dann erzeugt das Angst in anderen Siedlungen, ebenfalls überfallen zu werden. Sie werden nach Soldaten schreien. Soldaten, die man aus den Festungen abziehen muss. Das schwächt ihre Festungen. Wir werden sie leichter angreifen können. Aber das ist bei weitem nicht alles.“ Han grinste kalt. „Auch wenn sie Soldaten in die Dörfer schicken, so werden sie diese niemals so befestigen können, wie ihre Militärposten und Städte.“ Er sah die Kämpfer nacheinander an. „Was meint ihr, was geschieht, wenn wir ihre Dörfer dann weiterhin bedrohen? Wenn wir trotz der Soldaten angreifen? Ich will es euch sagen. Die Bauern dort unten, dass sind keine Kämpfer. Sie werden Angst haben und Schutz suchen. Schutz hinter den Mauern der Städte und Festungen. Und was bedeutet das? Auch das will ich euch sagen. Die Felder werden nicht mehr bestellt und es fehlt ihnen an Nahrung. Der Hunger wird sie noch mehr schwächen.“ Er nickte zufrieden. „Die Furcht, die wir in ihre Herzen senken, wird eine stärkere Waffe sein, als jede Farsawurzel und jedes Schwert. Deshalb, und nur deshalb, werden wir dieses Dorf und seine Kinder schlachten.“
Die Männer nickten. Auch jene, denen es anzusehen war, dass sie lieber gegen Soldaten gekämpft hätten, da es mehr Ehre brachte, als hilflose Bauern und ihre Familien zu erschlagen. Aber was ihr Anführer gesagt hatte, leuchtete ihnen ein.
„Bermas, du wirst mit zwanzig Männern zur Westseite des Dorfes gehen. Siehst du dort die kleine Mauer? Sie gehört wohl zu jenem Hof. Dort werdet ihr euch bis zu meinem Zeichen verbergen. Du, Lutrus, wartest hier, bis ich mit meiner Gruppe bereit bin. Ich selbst nehme die anderen vierzig Männer. Wir werden uns dort, in dem Bewässerungsgraben, an das Dorf heran schleichen. Wir werden nahe herankommen.“
„Sei vorsichtig. Dort links sind Schafe auf der Weide. Da werden sie Hunde haben oder Hirten, die auf Raubtiere achten.“
„Du hast Recht. Die müssen wir zuvor ausschalten. Wenn sie uns zu früh bemerken, könnte einer entkommen und die Soldaten rufen. Nichts gegen einen guten Kampf, doch heute wollen wir nur die Schädel nehmen. Gut, ich brauche Fünf unserer besten Farsawerfer aus deiner Gruppe. Dafür bekommst du fünf andere Krieger.“ Han-Keltor blickte zum Horizont. „Wir müssen uns beeilen. Es dauert nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang.“
Über den Feldern begann der Morgennebel aufzusteigen. Die drei Gruppen trennten sich und Han-Keltor schlich mit seinen vierzig Kämpfern vorsichtig den Hang hinab. Sie mussten sich behutsam bewegen, um auf dem Geröll nicht auszurutschen. Ein sich lösender Stein konnte eine kleine Lawine auslösen und das ganze Dorf der Menschen wecken. Han wollte das Überraschungsmoment jedoch auf keinen Fall verlieren. Keiner der Dorfbewohner sollte entkommen. So tastete sich seine Gruppe langsam nach unten und jeder der Männer war erleichtert, als sie den mit Gras bewachsenen Boden des Tals erreichten. Der Bewuchs dämpfte ihre Schritte und sie huschten wie Schemen durch die Nacht, hinüber zu dem Graben, der sich östlich am Dorf entlang zog. Er war nicht besonders tief und diente wohl der Bewässerung der Felder und Weiden. Wenn man sich in ihm gebückt bewegte, war man vor Sicht geschützt. Die Morgennebel stiegen nun noch dichter auf. Nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen.
Das Dorf der Menschen bestand aus kaum mehr als einer Straße und den knapp zwei Dutzend Häusern, die sich rechts und links von ihr verteilten. Zur Straße hin lagen die Eingänge, an den Rückseiten kleine Türen, die in die Gärten, zu den Feldern oder den kleinen Aborten führten, welche die Menschen bevorzugten. Han-Keltor kannte die Angewohnheit der Menschen, diese stillen Örtchen zu den seltsamsten Zeiten aufzusuchen und hatte seinen Kämpfern eingeschärft, sie im Auge zu behalten. Ein Mensch, der sich in einem der Häuschen unerkannt erleichterte, konnte vielleicht die heranschleichenden Berengar entdecken und Alarm schlagen. Han-Keltor fürchtete sich nicht vor der Gegenwehr der Menschen. Er wollte einfach nicht, dass auch nur ein einziger dem Gemetzel entging.
Es platschte leise, als einer der Farsawerfer in Hans Gruppe mit dem Fuß ins Wasser rutschte. Sofort erstarrten alle Männer und lauschten. Doch alles