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Eolanee. Michael H. Schenk
Читать онлайн.Название Eolanee
Год выпуска 0
isbn 9783847688563
Автор произведения Michael H. Schenk
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sie nahm es wie ein Krieger, als das Schwert ihre Brust durchstieß.
Als Han vom Wagen herunter sprang, trat Lutrus neben ihn. „Von der Eskorte lebt niemand mehr.“ Er blickte ihn den Wagen und grinste. „Aber die verschrumpelte Alte hat jetzt wohl auch keine Verwendung mehr für eine Leibwache.“
Hans Schlag traf Lutrus vollkommen unerwartet. „Sie ist in Ehre gestorben, Lutrus. Sie hat nicht um ihr Leben gebettelt. Sie hatte Ehre“, bekräftigte er nochmals und stieß das blutige Schwert in den Sand, um die Klinge zu reinigen. „Es gibt keinen Grund sie zu verspotten.“
Lutrus richtete sich auf und leckte sich über die aufgeplatzte Lippe. Dann nickte erzögernd. „Du hast Recht. Sie hat die Clans gut geführt.“ Er wies über den Kampfplatz. „Drei unserer Männer sind zu schwer verwundet. Wir können sie nicht transportieren.“
„Hier können sie nicht bleiben. Keine Spur darf auf uns deuten.“
„Sie werden den Weg ins Lager nicht überstehen.“
Han-Keltor zuckte die Schultern. „Dann müssen wir sie unterwegs verscharren. Du weißt, es steht zu viel auf dem Spiel.“ Er sah sich nun ebenfalls um und schätzte die Lage ein. „Und jeder unserer Männer weiß dies ebenfalls.“
„Was machen wir mit den Reps der Eskorte? Sie beruhigen sich wieder und wir könnten sie mitnehmen. Eingerittene Reps sind wertvoll.“
Han seufzte. „Ich weiß. Aber wir können sie nicht mitnehmen. Jemand könnte sie wieder erkennen. Lass sie laufen.“
„Es war ein guter Kampf.“ Lutrus kratzte sich ausgiebig und sah bedauernd über den Kampfplatz. „Schade, dass niemand davon erfahren wird. Vor allem nicht, wie du Heset-Barnor erledigt hast.“
„Nein, niemand wird davon erfahren.“ Han sah den Freund und Kampfgefährten eindringlich an. „Wenn einer unserer Männer damit prahlen will, schneide ich ihm die Zunge heraus.“
Der narbige Krieger erwiderte seinen Blick. „Ich weiß. Wir dürfen keine Spuren hinterlassen, die auf unsere Tat hinweisen. Die Ermordung der alten Thaanit wird den Zorn der Clans hervorrufen.“
„Ja, es wird den Zorn der Krieger entfachen“, bestätigte Han mit kaltem Lächeln.
Genau so war es beabsichtigt und Han musste nun dafür sorgen, dass die Rachegelüste der Berengar in die richtigen Bahnen geleitet wurden. Obwohl er seinen Männern schon zuvor eingeschärft hatte worauf es ankam und jeder wusste, was zu tun war, achtete er darauf, dass sie seine Befehle sorgfältig ausführten.
Ihre eigenen Toten und Verwundeten würden sie mitnehmen. Keiner von ihnen durfte zurückbleiben. Männer der Blauhand schleiften nun die toten Menschensoldaten heran, rissen Stofffetzen und Knöpfe oder Schnallen von den Uniformen und Rüstungen, und warfen sie auf den Kampfplatz. Das meiste bedeckten sie mit Schmutz, damit es nicht zu auffällig sichtbar war. Dann zogen sie die Leichen der Menschen zu einem Hang. Nicht zu weit entfernt, damit man ihn fand, wenn man den Schauplatz des Hinterhalts untersuchte. Dort verscharrten sie die Menschen.
„Lasst eine Stiefelspitze oder eine Hand ein wenig unbedeckt. So, als hätten die Menschen ihre Toten hastig verscharrt und der Wind hätte das Grab freigelegt. Es wird wohl niemandem auffallen, dass sie schon ein bisschen länger tot sind. Wenn man nach der Thaanit forscht und den Kampfplatz findet, muss man auch die toten Menschen finden. Aber macht es geschickt. Es muss so aussehen, als hätten die Soldaten Mentevas versucht, ihre Spuren zu verwischen. Tötet eine der Farsawurzeln und werft sie in den Wagen. Macht ein paar Stiefelabdrücke der Menschen darunter. Dann wird der Suchtrupp glauben, die Menschen hätten die Schuld auf ein paar verräterische Berengar schieben wollen.“
Han-Keltor war in höchstem Maße zufrieden. Die Kunst des Krieges lag nicht nur im Gesang der Klingen oder dem Schwirren der Farsa, sondern auch in der Täuschung. Han-Keltor beherrschte auch die List innerhalb der List. Er würde ein guter oberster Kriegsherr sein.
Drei lange Jahre hatte es gedauert, doch nun war der entscheidende Schritt getan. Nun gab es für die Verschwörer kein Zurück mehr. Ja, sie waren ihrem Ziel näher gekommen, aber sie hatten es noch nicht erreicht. Auch wenn der Tod der Thaanit den Zorn der Clans hervorrief, so überwogen noch immer die mäßigenden Stimmen der anderen Frauen im Thaan und die der zögernden Kriegsherren. Dieses Massaker würde nicht ausreichen, sie in den Krieg zu treiben. Es war ein Grenzzwischenfall, nicht mehr. Doch die alte Thaanit war nun kein Hemmnis mehr.
Jetzt musste die Wahl der neuen Thaanit verzögert werden. Tirana-Valkar hatte noch nicht viel Rückhalt im Thaan und starke Rivalinnen. Heimliche Absprachen waren nun zu treffen, damit sie zur neuen Oberherrin gewählt wurde. Einige der Thaan würden sich durch Worte überzeugen lassen, andere nicht. Han wäre auch vor Drohungen nicht zurückgeschreckt. Stahl oder eine Farsa an einer Kehle konnten ein sehr überzeugendes Argument sein. Aber Tirana hatte ihn davon überzeugt, dass es besser war, ihre Wahl im Verborgenen vorzubereiten.
Han-Keltor blieb keine andere Wahl, als seine Ungeduld erneut zu bezwingen. Jahre konnten noch vergehen, bis es endlich soweit war. Doch es würde sich lohnen, denn der Krieg gegen die Menschen war unausweichlich.
Das erste Blut war nun geflossen.
Kapitel 6
Mit ihren siebzehn Jahren war Eolanee zu einer jungen Frau herangewachsen. Ihr schlanker Körper zeigte weibliche Rundungen und ihr Haar schien in sanften Wellen zu den Hüften zu fließen. Sie trug es offen, obwohl es nun an der Zeit gewesen wäre, die traditionelle Haartracht der heiratsfähigen Frauen zu tragen. Diese teilten die Fülle ihres Haares, banden jeden der beiden Stränge in Höhe des Halses mit einem farbigen Tuchstreifen und trugen es über die Schultern, so dass der Rücken vollkommen frei blieb. Waren sie einem Mann verbunden, so musste das Haar in drei gleichstarke Stränge unterteilt werden und der mittlere wurde als Zopf auf dem Rücken getragen. Eolanee hingegen trug es offen wie ein junges Mädchen, denn sie gehörte als künftige Baumhüterin zu jenen Frauen, die ihre Liebe nicht mit einem Mann, sondern dem Volk und den Bäumen teilen würde.
Für den Auraträger Bergos und die Baumhüterin Neredia war es nicht immer leicht gewesen, aus dem trauernden Kind von einst eine fröhliche junge Frau werden zu lassen. Vielleicht hätte Bergos ihren Kummer über den Tod der Eltern mit der Kraft seiner Aura überwinden können, doch es war den Auraträgern unvorstellbar, ihre Kräfte im eigenen Volk einzusetzen. Schließlich hatte Neredia einen kleinen Schössling zu Eolanee gebracht. Eine winzige und kümmerliche Pflanze, die dem Tod näher war, als dem Leben. Die Baumhüterin hoffte darauf, dass Eolanees Verbundenheit mit der Natur ihre Instinkte ansprechen würde. Diese Hoffnung erfüllte sich und das Mädchen und die Pflanze blühten gleichermaßen auf. Nachdem die Mauer des Schmerzes eingerissen war, erhielt Eolanee wieder die Fähigkeit des Lachens zurück. Die Erinnerung an den grausamen Tag verblasste. Eolanee würde ihn niemals vergessen, aber das Leid beherrschte nun nicht mehr ihr Leben.
Bergos und Neredia unterwiesen sie in allen Dingen und Eolanee war sehr wissbegierig und ihre Fragen trieben die beiden oft an den Rand der Verzweiflung. Eolanee verstand es, die Herzen zu erobern und begegnete anderen Menschen mit einer vorbehaltlosen Freundlichkeit, doch dies war ihrer natürlichen und freundlichen Art zu verdanken und nicht, wie Bergos gehofft hatte, der latenten Fähigkeit der Aura. Sofern Eolanee über diese Gabe verfügte, so schien sie diese jedoch nicht kontrollieren und bewusst einsetzen zu können. Zwar spürte sie die Schwingungen lebender Wesen, aber die junge Frau war nicht in der Lage, sie gezielt zu beeinflussen. Gerade diese Fertigkeit machte die Aura jedoch so wertvoll und befähigte ihren Träger, feindliche Wesen in die Flucht zu schlagen. Immerhin verfügte Eolanee über eine gewisse Veranlagung und Bergos hatte die Hoffnung, diese Gabe werde sich zu einem späteren Zeitpunkt entwickeln.
Der alte Auraträger glaubte fest daran, dass sein Schützling über diese Kraft verfügte, doch er konnte sich täuschen. Er und Neredia hatten