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Popos mit je einem Grübchen auf der Hüftseite — die Linke ruhte auf der schmalen Schulter. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Von welcher Seite sie sich auch betrachtete — das Ergebnis war „mager“. Um schön nach den Begriffen ihrer Zeit zu sein, fehlten die abgerundeten, fraulichen Formen. Das gestand sie sich selbstkritisch und durchaus objektiv ein. Eckige Schultern, ein zu schlanker Hals und kleine Brüste, in deren Zentrum rosa Tupfen blühten, — all das war noch kindlich akzentuiert. Ihre Hüften und ihr Hinterteil waren dagegen ausgeprägt, die Beine schlank, lang und formschön. Aus zierlichen Füßen aufstrebend deuteten sie den Wuchs eines mit allen Gaben der Natur ausgerüsteten Gebäudes kommender körperlicher Schönheit an.

       Dieses Geschöpf, das die zwielichtige Periode der Halbheiten durchlebte, nicht mehr Kind noch schon erwachsen war, aber das Tor zur Welt mit allen Verlockungen des Lebens geöffnet sah, empfand die Albernheit des Posierens vor dem Spiegel. Sie streckte sich die Zunge heraus, setzte sich auf den Bettrand, griff nach einer Bürste und strich minutenlang durch ihr Haar. Sie wickelte es um den Zeigefinger, um Locken zu formen, fing wieder zu bürsten an, bis sie des Spiels müde wurde. Sie blies die Kerze aus. Nackt schob sie sich unter die Bettdecke. Bisweilen schlief sie ohne Nachtgewand — aus Selbstliebe zum eigenen Körper. Oder weil die kühle, weiche Bettdecke ihrer Haut schmeichelte.

       Lang ausgestreckt lag sie auf dem Rücken, die Arme im Nacken verschränkt. Sie fühlte

       ihren ganzen Körper. Mit klopfenden Pulsen genoß sie die Intensität des Seins — ihre Nacktheit. Ein Prickeln, das die Haut leicht sträubte, durchflutete sie in weichen Wellen. Zärtlich glitten ihre Hände von den Schultern über die Brüste, den Leib und die Hüften bis zu den Schenkeln hinab. Von deren Innenflächen aus betastete sie die glühende Mitte des Leibes — verharrten, liebkosten und erhitzten die Glut des jungfräulichen Schoßes, bis zuckende Blitze den Körper aufbäumen ließen und Elementares in konvulsiven Bewegungen erstarb.

       Eine Zeitlang noch lauschte sie dem verklingenden Rauschen des Blutes — dann wickelte sie sich, wohlige Laute von sich gebend, fest in die Decke und schlief Sekunden später den tiefen Schlaf der Jugend.

       Mrs. Cole hatte sich etwas ausgedacht. Zur Aufbesserung der Finanzen des Hauses. Vor Tagen schon wollte sie ihren Plan auf tischen, aber Fanny war geistesabwesend, nicht zugänglich gewesen. „Wo bleiben Ihre Prinzipien, Fanny?!“ leitete sie ihr Gespräch ein. „Wenn Sie so weiter wirtschaften, wird Ihr Vermögen schnell schwinden! Denken Sie an Charles und die Kinder!“

       Fanny, kleinlaut wie selten, wußte nichts zu erwidern. Diesmal kam sie der Cole nicht aus, die, wenn es um ernste Fragen ging, die Frühstückszeit nutzte, Rede und Antwort zu erzwingen. Fanny hatte sich einen Lebensstil angewöhnt, der auf die Dauer ihre Verhältnisse überstieg — das wußte sie. „Sie haben recht, Mrs. Cole. Aber jetzt weiß ich erst wieder, daß ich lebe. Geben wir denn wirklich so viel Geld aus?“ „In jedem Fall zu viel! Wenn sich nicht bald etwas ändert, kommen Sie in Teufels Küche!“ Sie zögerte einen Moment, dann fuhr sie flüsternd fort: „Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder Ihre Empfänge in wesentlich kleinerem Rahmen zu halten, oder ...“ Mrs. Cole stand die List im Gesicht geschrieben; sie traute sich aber nicht, mit ihrem Vorschlag unverblümt herauszurücken.

       „Na und??“ Fanny war gespannt, zu erfahren, was die

       Cole ausgeheckt hatte. Es konnte kaum etwas Gutes sein. „Schließlich handelt es sich bei Ihren Besuchern durchweg um reiche Leute. Der größte Teil von Ihnen verehrt Sie, um es vorsichtig auszudrücken.“

       Fanny wurde hellhörig. Ihre Stirn zog sich in Falten. Sie ahnte, was die Alte ihr vorschlagen wollte. Instinktiv wehrte sie sich gegen das noch nicht ausgesprochene Ansinnen. Die Cole blieb jedoch hart: „Es muß etwas geschehen, wenn wir nicht wieder in Mittelmäßigkeit zurückfallen wollen. Lassen Sie doch Ihren Charme spielen! Ich kann mir denken, daß Sie die Herren schon durch ein Lächeln bezaubern können.“ Mehr wagte die Cole zunächst nicht auszusprechen.

       Fanny wußte genau, was die alte Vettel, ihre Freundin, der gute Geist des Hauses — alles in einer Person — im Schilde führte. Sie wurde nachdenklich und ihre Stirn glättete sich wieder. Vielsagend sah sie die Cole an, die in ihren Augen Zustimmung las. Frauen ihrer Art bedurften der Sprache nicht, wenn sie „galante“ Komplotte schmiedeten.

       Fanny stand vor ihrem Kleiderschrank. Ein Kleid nach dem anderen flog auf den Frisier-Sessel. Nichts war mehr geeignet. Die neueste Pariser Mode schrieb kürzere Röcke vor, ein noch offenherzigeres Dekollete. Was sollte sie tun? Entweder alle Kleider ändern lassen oder neue in Auftrag geben. Keinesfalls konnte sie sich bei kommenden, großen Gesellschaftsabenden in einer dieser „altmodischen“ Roben sehen lassen. Man würde sie auslachen — ja bemitleiden. Sie öffnete die Tür zur Halle: „Mrs. Cole!!!“ Wie ein Hilferuf hörte sich das an.

       Außer Atem stürzte die Cole die Treppe hinauf. „Ist was passiert?“

       „Ach, Cole’chen — geben Sie mir einen Rat! Wie soll ich mich verhalten?" Fanny war ganz geknicktes, junges Mädchen. „Meine Gesellschaftskleider sind veraltet. Und Lady Douglas kommt zum ersten Mal. Da muß ich doch ungezogen sein!“

       „Kind,“ Mrs. Cole gab sich mütterlich, „ich habe Ihnen schon mal gesagt, wie Sie es anstellen sollen.“ Sie spielte auf das Gespräch am Frühstückstisch an, hielt aber inne, als sie Fannys Mienenspiel gewahrte. „Natürlich müssen Sie für diese Gelegenheit etwas Neues haben!“ Und etwas leiser setzte sie hinzu: „Ich glaube, die Kosten werden schon irgendwie wieder hereinkommen.“

       Fanny nickte nur. Die Freude an der neuen Garderobe schien ihr vergällt. Aber hatte sie eine andere Wahl als...

       Lady Douglas erschien in Begleitung des Herzogs von D***, den es einige Mühe gekostet hatte, Mylady diesen Abend

       für ein paar Stunden vom Dienst bei Hofe zu befreien. Lady Douglas aber war glücklich, außer Reichweite der Königin einmal nicht Versteck spielen zu müssen. Sie rauschte herein wie Ihre Majestät persönlich. Hunderte von Perlen schimmerten auf dem weißen Satinkleid mit dem kühnen Dekollete. Offenbar bezog Mylady ihre Garderobe auch von Monsieur Legrand. Drei Schönheitspflästerchen unterstrichen die Blässe ihres Gesichts. Die kunstvolle, silberweiße Perücke türmte sich in zwei Stufen, dazwischen ein schmales, funkelndes Diadem.

       Fanny schritt auf den Herzog und Lady Douglas zu; sie zelebrierte einen tiefen Knicks. Während der Herzog sie burschikos-freundschaftlich begrüßte, lächelte Lady Douglas huldvoll.

       Mit dem Besuch der Lady verband Fanny geheime Wünsche. Sie wußte, daß Lord

       Douglas bei Hofe interveniert hatte, Charles auf Grund seiner Verdienste um die überseeischen Handelsbeziehungen in den Adelsstand zu erheben. Das würde für Fanny die Einführung bei Hofe bedeuten. Damit wäre sie eine Dame von Rang und Stand. Das Erscheinen der Lady konnte der Hinweis sein, daß diese Intervention zumindest erfolgversprechend war.

       Frances stand im Hintergrund, die wachen Augen auf den Herzog gerichtet. Sie wartete auf den Augenblick, vorgestellt zu werden. Artig und formvollendet, wie gut erzogene Mädchen ihres Alters, beugten sich ihre Knie vor Lady Douglas und dem Herzog. Dann trat sie, wie es die Etikette vorschrieb, wieder zurück.

       Fanny reichte Lady Douglas den Arm und machte sie mit den übrigen Gästen bekannt.

       Unschlüssig sah sich der Herzog in der Halle um. Diesen Augenblick nutzte Frances, sich ihm wieder zu nähern. Voller Anmut verneigte sie sich.

       Der Herzog mußte lächeln und nahm sie bei der Hand. Das verwirrte und beglückte sie zugleich. Strahlend sah sie zu ihm auf. D*** führte seine junge Begleiterin galant zu einem breiten Sofa abseits in einer Ecke.

       Frances hatte das Gefühl, daß alle Augen auf sie schauten. Sie genoß es, an der Seite dieses viel bewunderten Mannes zu gehen und gesehen zu werden. Als sie sich gesetzt hatte, glättete sie sorgfältig ihr Kleid und sah den Herzog neben ihr glücklich und erwartungsvoll an.

       Als wäre sie seinesgleichen, plauderte er in vertraut-lässigem Ton. Frances geriet in Verlegenheit, da sie nur einiges von dem begriff, was die gewählte Art seiner Sprache bisweilen lediglich andeutete.

       D * * * bemerkte ihre Hilflosigkeit. Als lebenserfahrener

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