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es mir erlaubte, in so jungem Alter ein Baby herumzutragen. Wir starrten die Frau nur an. Sah sie denn nicht, dass es eine Puppe war und kein echtes Baby? So offensichtlich war es anscheinend wirklich nicht, denn wenn ich die Arme meiner Puppe um meinen Hals, ihren Kopf in meinen Nacken und ihre Beine um meine Hüften legte, könnte man sie tatsächlich mit einem echten Baby verwechseln. Wenn meine Mutter zum Friseur in Mark Foy’s ging, saß ich auf dem Stuhl und wartete, bis mein Baby auch ihr Haar gemacht bekam. Was hatte ich Glück, so eine schöne Puppe zu besitzen!

      Zum Ende der Schuljahre überkam mich regelmäßig die Unruhe, weil ich nie wusste, wo ich die Ferien verbringen würde. Immer öfters wurde ich während der Ferienzeit bei Tante Dorothy und Onkel Arthur in Melbourne untergebracht. Im Sommer bespritzten wir uns auf dem Rasen mit Wasser oder wir gingen zum Brighton Beach, um uns etwas abzukühlen. Sie nahmen mich auch mit nach Sorrento, einem Vorort von Melbourne, wo sie regelmäßig ein Ferienhaus mieteten. Im Winter stellte ich fest, dass es dort genauso kalt war wie in Burradoo. Zum Glück kleidete Tante Dorothy mich immer in warme Sachen.

      Tante Dorothy war eine leidenschaftliche Gärtnerin. Neben einer Vielfalt von Blumen hatte sie auch einen Gemüsegarten, in den sich keine einzige Motte traute. Alles war da. Weißkohl und Blumenkohl – eine Selbstverständlichkeit.

      Sellerie, Möhren, Rote Beete – was hättest du gerne? Rhabarber – hier hinten! An den Wochenenden fuhren Onkel Arthur und ich aufs Land – oder dahin, was wir damals das Land nannten – und kauften Brombeeren, die es abends zum Nachtisch als Brombeerpastete gab, serviert mit reiner Sahne. Köstlich!

      Manchmal gingen wir Samstagabends ins Kino. Nachher gab es Tee und Toastbrot. Die Butter und selbstgemachte Brombeermarmelade tropfte von meiner Scheibe Brot hinunter, das morgens von dem Bäcker geliefert wurde. Der kam regelmäßig mit seiner alten Kutsche, gezogen von einem treuen alten Pferd, das seinen Weg besser kannte als der Bäcker selbst. Das Pferd wusste, dass es bei Nummer 316 einen Apfel gab, der von einem kleinen Mädchen gebracht wurde, das es jedes Mal liebevoll streichelte. Dann ging das Pferd mit zuckenden Ohren langsam, zufrieden und kauend weiter, um beim nächsten Kunden zu liefern – mit dem Bäcker im Schlepptau.

      Nach dem Brombeerbrot ging ich glücklich und zufrieden ins Bett. Es war eine Zeit in meiner Kindheit, an die ich mich gerne erinnere.

      Wenn ich ab und zu die Ferien bei meiner Mutter in Sydney verbrachte und sie sich betrank, flüchtete ich mit der Straßenbahn ins Prince Edward Kino. Das Theater war das Goldstück meines Opas. Zumindest sah ich dort freundliche Gesichter und konnte im Büro bei Fräulein Salter, Onkel Danny oder Mel Lawton meine Zeit vertreiben. Oder ich rannte die lange Schlange der wartenden Kinobesucher entlang, während ich eine Schachtel mit in Goldpapier eingepackten Schokoladenstückchen verspeiste. Die Platzanweiserinnen kannten mich gut und grüßten mich freundlich. Sie brachten mich zu meinem Lieblingsplatz in der ersten Reihe eines hinteren Standes. Und dann, wenn endlich die Lichter ausgingen, wurde ich in eine andere Welt verzaubert. Damals gab es viele Cowboy- und Indianerfilme, die ich besonders gerne sah. Nicht nur der Pferde wegen, sondern auch wegen der hinreißenden Indianer, die mir leid taten. Ich war immer auf ihrer Seite und wünschte, dass sie in den Kämpfen gewinnen würden. Während der Intervalle gab es kurze Bühnenauftritte, oder Noreen Hennessey spielte die Orgel und sang dazu. Noreen sah immer wunderschön aus und wenn sie sich zu mir hin drehte, lächelte sie mir zu. Dann gingen die Lichter wieder aus und der Hauptfilm ging weiter. Manchmal sah ich den gleichen Film zweimal am Tag und dann noch ein paar Mal in derselben Woche. Auf dem Nachhauseweg tanzte ich und sang die Filmmusik nach.

      Ja, in meiner Kindheit wurde ich von den Nonnen der Gesellschaft vom Heiligen Herzen Jesu (Sacré Cœur), von Metro-Goldwyn-Mayer und Paramount Pictures stark geprägt. So weit weg von der Realität des Lebens wie möglich.

      In den nächsten Ferien nahm mich meine Mutter mit ins Theater. Das Musical hieß South Pacific. Wie in einen warmen See tauchte ich in die wunderschöne Musik ein. Bali Ha’i, Some Enchanted Evening.

      Dann sprachen die Schauspieler über etwas, das ich nicht verstand.

      „Mummy“, flüsterte ich in die Dunkelheit neben mir.

      „Ja?“, flüsterte sie zurück

      „Was heißt saxy?“

      „Sexy”, verbesserte sie mich.

      „Also, was heißt sexy?“

      Sie schaute mich von der Seite an.

      „Das weißt du doch!“

      Hm, wenn sie das sagte, dann musste das wohl so sein.

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