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Lehmziegeln waren Bienenwaben-artig ohne Straßen angeordnet und sie wurden mittels Leitern oder Treppen durch Öffnungen im Dach betreten, durch welche auch der Rauch des Herdfeuers abzog. Die ebenen Dachflächen waren also der Verkehrsraum der Ortschaft und wohl auch der Arbeitsbereich des Hauses. Nur vereinzelt gab es Höfe; Straßen und Gassen fehlten weitgehend. Die Siedlung, welche 18 Siedlungsschichten aufweist, ist im Laufe der Zeit auf ein Areal von mehr als 12 Hektar angewachsen und der heutige Tell hat eine Höhe von 21 Metern. Man schätzt, dass dort wenigstens 2000 Familien oder 10 000 Menschen gleichzeitig gelebt haben. Diese frühe „Stadt“ verdankte ihre Bedeutung wohl auch der Gewinnung des begehrten Obsidians, der als Rohstoff für scharfe Schneidwerkzeuge aber auch für Spiegel in der Nähe gebrochen und über weite Strecken hin gehandelt wurde.

      Der Begriff Stadt wird allerdings mit Vorbehalt gebraucht, weil man bisher keinen Hinweis auf übergeordnete organisatorische Strukturen gefunden hat. In Catal Höyük mit seiner offensichtlich egalitären Gesellschaft waren alle Häuser nach demselben Schema erbaut. Sie besaßen außer einem geräumigen Wohnraum einen Vorratsraum und eine Küche. Einige Wände in den Häusern waren mit Stierköpfen im Hochrelief und mit Bildern geschmückt. Besondere Beachtung verdient die Darstellung von menschlichen Figuren, von Jagdszenen und von zahlreichen Tieren. Daneben fanden sich auch viele Statuen, von denen eine gebärende „Muttergöttin“, welche sich beidseits auf Leoparden stützt, die bedeutendste ist. Aus ihr und anderen Funden hat man auf eine matriarchalische Gesellschaft geschlossen: neuere Untersuchungen verweisen aber für die Anfangsphase, in der die Siedlung mehrheitlich vom Ertrag der Jagd der Männer gelebt hat, auf eine gleichberechtigte Gesellschaft; erst mit dem Überwiegen des Ackerbaus für die Ernährung, welcher in Catal Höyük eine weibliche Domäne gewesen sein dürfte, nahm der weibliche Einfluss zu.

      Die Menschen von Catal Höyük begruben ihre Toten im Wohnhaus, möglicherweise nach einer Skelettierung durch Aasgeier. Ein Wandbild mit Geiern führt zu dieser Vermutung. Die Skelettierung wird noch heute von den Anhängern der Religion des Zarathustra in Nordindien praktiziert. Im Iran ist dieser Brauch zu Zeiten des Shahs verboten worden; die „Türme des Schweigens“ hoch oben auf Bergkuppen, auf denen die Toten für die Geier zur Skelettierung ausgelegt wurden, sind aber noch heute im Zentrum der iranischen Zoroastrier in der Wüstenstadt Yazd zu besichtigen. Die Kinder wurden unter dem Zimmerboden und die Erwachsenen unter den Sitzbänken unter Beigabe von Geschenken beigesetzt.

      Catal Höyük wurde um 8 150 v.h., in einer tiefen Kalt- und Trockenphase, durch ein riesiges Feuer zerstört und nie wieder aufgebaut. Während der mehr als ein Jahrtausend dauernden Existenz von Catal Höyük finden sich keinerlei Hinweise auf kriegerische Verwicklungen; nun aber könnten Hungerwirren im tiefen klimatischen Verfall zu einem gewaltsamen Ende der Stadt geführt haben.

      - Aufgabe von Dörfern in Jordanien

      In Jordanien waren um 9 000 v.h., in einer Zeit einer Wiedererholung von Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit, die ersten uns dort bekannten Dörfer gegründet worden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat man dort eine ganze Kette von jungsteinzeitlichen Großdörfern gefunden. Eines davon, welches in den letzten Jahren gründlich erforscht wurde, ist Ba´ja, auf einem einsamen Plateau von nur eineinhalb Hektar Größe in der zerklüfteten Bergwelt von Petra im Süden Jordaniens gelegen. Die Ortschaft wurde in 1200 Meter Höhe gebaut, umgeben von vierzig Meter tiefen Schluchten. Vier Meter hohe Mauern des Pueblo-ähnlich angelegten Dorfes schmiegen sich in die heiße Felsenlandschaft östlich des Jordangrabens. Wegen der begrenzten Fläche wuchsen die Häuser bis zu 3 Stockwerke in die Höhe und die Räume wurden meist durch Luken von oben betreten. Die Dachflächen waren also – ähnlich wie in Catal Höyük – der Hauptverkehrsraum der Bergsiedlung. Es gab aber auch aus Steinen gemauerte Treppen. Man nimmt an, dass etwa 400 bis 600 Menschen in Ba´ja gelebt haben. Sie entwickelten ein florierendes fabrikähnliches Schmuckgewerbe und produzierten Luxusgüter für den Handel. Noch im 200 Kilometer entfernten Jericho hat man ihre Erzeugnisse gefunden.

      Das Hauptproblem der Ortschaft war ihre Wasserversorgung, denn auf dem Plateau gab es keine Quelle. Deshalb musste Regenwasser gespeichert werden. Blieb der Regen aus, so saßen die Bewohner von Ba´ja buchstäblich auf dem Trockenen. Schon am Beginn der Periode der Abkühlung und Austrocknung, vor 8400 Jahren, in welcher sich zudem mehrere große Vulkanausbrüche häuften, die Trockenheit brachten, kam Ba´ja deshalb in Not und es musste aufgegeben werden. Fast allen Siedlungen in Jordanien und Palästina ging es in der Folge nicht anders!

      - Erlöschen von Siedlungen am mittleren Euphrat und an den Zagros-Hängen

      Ein weiteres Beispiel für einen Verfall durch Austrocknung sind Siedlungen am mittleren Euphrat, denen an und für sich durch das Flusswasser reichlich Wasser zur Verfügung gestanden sein sollte. Zu ihnen zählte die alte Siedlung Buqras am mittleren Euphrat und Zufluss des Khabur, welche es auf eine Größe von 3 Hektar gebracht hatte, die von 180 einheitlich gestalteten Häusern mit 700 bis 1000 Bewohnern belegt war. Diese stattliche Siedlung ging schon im tiefen Kälterückfall um 8200 v.h. – etwa zur selben Zeit wie Catal Höyük – wieder ein. Auch die zweite Siedlung in Mureybet, eine schon zweieinhalb Tausend Jahre alte große Bauernsiedlung, wurde um 8 000 v.h., also gegen Ende des Kälterückfalls, wieder verlassen. Abu Hureyra II, eine ehemals stadtähnliche bäuerliche Riesensiedlung mit 12 Hektar Ortsfläche, wurde offensichtlich durch Kälterückfall und Austrocknung so geschwächt, dass sie sich davon nicht wieder erholen konnte, denn die Siedlung ist in den folgenden unruhigen Zeiten um 7 900 – 7 800 v.h. erloschen, welche zeitweilig vor allem durch Stürme, Trockenheit und große Wetterwechsel geplagt waren. Vier Jahrtausende vorher ist die Ortschaft aus der Natuf-Periode durch einen lang dauernden Eiszeitrückfall eingegangen; nun musste auch die zweite wesentlich größere Siedlung vor einer langen Austrocknung und anschließenden stürmischen Trockenzeiten kapitulieren.

      Die sehr frühen und durch die Forschungen von Prof. R. Braidwood vom Oriental Institut in Chicago berühmt gewordenen Siedlungen Jarmo und Ali Khosh an den westlichen regenreicheren Hängen des Zagros-Gebirges konnten sich noch etwas länger halten, aber auch sie sind zwischen 7 800 und 7 700 v.Chr. erloschen. Für diese Zeit zeigen die Sedimente des Vansees eine unterdurchschnittliche Feuchtigkeit an: um 7 700 v.h. ist durch C.Ellison u.a. auch ein erneuter Schub von Schmelzwasser im Atlantik nachgewiesen, welcher zu einem kühleren und trockeneren Klima geführt hat. Lit. 10.1

      Schnelle Wiedererwärmung vor 8000 Jahren löst Stürme und Fluten aus

      Der große Kälterückfall fand gegen 8000 v.h. (6000 v.Chr..) wieder ein Ende (Abb. 13) und die Temperatur stieg aus ihrem Tief ganz plötzlich um mehrere Grad Celsius auf ein Niveau an, welches wohl weit über dem des 20. Jahrhunderts lag. Dies bestätigen mehrere Anzeichen, wie Hinweise zur damaligen Waldgrenze und Messwerte aus stabilen Isotopen von Baumwuchsringen sowie aus Sedimenten von Seen. Sauerstoffisotope aus Gletschereis auf Grönland (Abb. 4) zeigen dort einen Temperaturunterschied bis zu 6°C! Eine der Ursachen des jähen Temperatursprungs war eine ganz plötzliche Erholung des Golfstroms, welcher einige Jahrhunderte zuvor durch die Einschwemmung riesiger Süßwasser- und Gletschermassen in die Hudson-Bay geschwächt worden war. Das Süßwasser hatte sich nun genügend mit dem Meerwasser vermischt und daher konnten sich die alten Verhältnisse wieder einstellen.

      War dies nun der einzige Grund? Zunächst: die Sonneneinstrahlung in den Tropen der nördlichen Erde lag damals aus astronomischen Gründen um 5 bis 6 % höher als heute (Abb. 5) und das führte zu einem höheren Temperatur-Niveau. Für eine weitere sprunghafte Erhöhung hat dann die Sonnenaktivität gesorgt, denn sie stieg gegen 7900 v.h. kurzzeitig auf ein Maximum an, wie es seither nicht mehr oft aufgetreten ist (Abb. 6).

      Noch ein weiterer Grund förderte die Erwärmung: durch den Zusammenbruch der Laurentischen Eismasse, der den Kälterückfall gebracht hatte, waren auf riesigen Flächen in Kanada und Alaska die Eismassen beseitigt worden, welche vorher das Sonnenlicht stark reflektiert hatten. Der eisfreie Boden nahm nun wesentlich mehr Sonnenstrahlung auf und auch dies trug zu einer raschen Steigerung der Erwärmung bei!

      Die Temperatur verhielt sich nach 6000 v.Chr. aber sehr sprunghaft (Abb. 13) und ebenso sprunghaft muss auch das Wetter gewesen

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