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oder an der Küste schamanisch arbeitet, sollte man sein spezielles Umfeld und dessen Besonderheiten – erneut im materiellen, wie auch im energetischen Sinne – kennen und verstehen. Hierzu zählt auch die Wetterbeobachtung. Ein Gewitter in den Bergen auf 1500 Meter Höhe hat eine andere „Art und Weise“ als im norddeutschen Flachland. Zum Naturwissen zählen auch wieder die Kenntnisse über die Flora und Fauna der jeweiligen Region, sodass man nicht nur Kräuter, Blumen und Bäume zuordnen kann, sondern auch die Tiere bzw. die Laute der Tiere. Im Übrigen … auch Insekten und Spinnentiere gehören hierzu, nicht nur die Säugetiere, die einen gewissen „Niedlichkeitsfaktor“ haben.

      Selbsterkenntnis und eine Selbsteinschätzung, wo die eigenen Grenzen liegen, wie man diese austesten kann und was passiert, wenn man über diese Grenzen gehen muss (wird ein Thema werden, wenn man sich in eine sog. Schwitzhütte begibt).

      Die Selbsterkenntnis – WARUM man WIE tickt, und WELCHE Knöpfe man hat, sodass MUSTER erfüllt und PROGRAMME ablaufen – ist hier aber eines der wichtigsten Arbeits- und Aktionsfelder. So kann man in diesem Kontext auch psychologische Grundkenntnisse nennen, sodass man sich selbst und auch andere Menschen einschätzen kann. Dies ist essenziell, wenn man in einer Gruppe arbeiten will, da man auch hier in Extremsituationen geraten kann.

      Sitten und Gebräuche, hierzu zählen auch die Vorgänge in der Natur, sodass man den Jahreskreis im lunaren und im solaren Sinne kennt, zusammen mit allen speziellen Tagen (Sabbate bzw. Feuer-und Sonnenfeste, Raunächte, Ernten, Schwellennächte etc.)

      Sprachen – Traditionelle Sprachen, Dialekte, Schriften und Schriftzeichen. Hierzu zählen auch die Runen oder die Ogham-Schriftzeichen, aber auch andere traditionelle, zum Teil sehr stark lokalbegrenzte Orakelsysteme, da Orakeln auch immer eine Form der Kommunikation ist.

      Umgang mit „Karte und Kompass“ bzw. mit einem GPS-Gerät, welches auch überall funktioniert. Man sollte sich nicht blind auf sein Smartphone / Handy verlassen, wenn man irgendwo mitten im Wald die Orientierung verliert. Eine echte Karte (wenn möglich im Maßstab 1: 52000, oder ein anderer Maßstab, auf welchem man aber auch noch Fuß- und Wanderwege der Wälder erkennen kann) und einen echten Kompass – keine Handy-App!

      Volkserzählungen, Liedersammlungen, Gedichtsammlungen, Lyrik aus dem jeweiligen Kulturkreis und Landstrich (die Lyrik an der Küste ist anders als in den Bergen – seltsam, oder?!)

      Gut, nachdem nun so viele Punkte abgedruckt worden sind, wird man sicherlich erkennen, dass man nicht „mal eben“ und via „Wochenendsemirar“ als Schamane initiiert wird. Es ist eine Maxime, eine Lebenseinstellung, und so, wie man im Leben wächst und evolutioniert, so wächst und evolutioniert man auch in der Magie. Da die Magie aber absolut individuell ist, muss jeder selbst schauen und entscheiden, wie tief in welches Gebiet eingetaucht werden muss, um magisch / schamanisch zu arbeiten.

      Ist es wichtig, dass der Schamane mit einer Trommel umgehen kann, und hier auch eine entsprechende Frequenz hält, um in Trance zu kommen, oder ist jedes Werkzeug „nur“ Mittel zum Zweck, da im Endeffekt die energetische Arbeit und das Energiesystem des jeweiligen Menschen entscheiden, wie effektiv die jeweilige Arbeit ist. Spezialisierungen sind sinnig und es ist nun mal nicht einfach ein echter Samildánach, ein Alleskönner, ein Vielfältiger zu sein. Es bedarf der stetigen Arbeit und der stetigen Übung, sodass man für sich selbst einen gangbaren Weg finden und erschaffen kann. Jeder wird seine Steckenpferde und Interessengebiete haben und manchmal hat man eben NICHT den Blick oder die Gabe, die man braucht, um eines der Gebiete abzugreifen. Wenn es für einen mehr als schwierig ist, Pflanzen im Wald zu identifizieren, da es einfach nur „Grün“ ist, muss man sich ggf. auf andere Gebiete spezialisieren. Die schamanische Arbeit ist z. B. nicht ausschließlich auf Kräuter bezogen – auch wenn es schon ein wichtiges und breites Themengebiet ist. Gleiches gilt aber auch für die Energiearbeit und den Kontakt zu den anderen Ebenen. Jeder muss selbst entscheiden, ob die Identifizierung einer Pflanze wichtiger oder unwichtiger ist, wenn man dies mit der energetischen Bereisung der Pflanze und deren „Geister“ gleichsetzt. Das Einzige, was wichtig ist, ist der Umstand, dass man bereit sein muss zu lernen, da man nicht darauf hoffen kann, dass man eines Morgens wach wird und plötzlich alle Weisheiten der Menschheit verinnerlicht hat – einschließlich aller schamanischen Arbeitsgebiete.

      Leben heißt Veränderung und Veränderung heißt Evolution, sodass man in allen magischen Bereichen etwas lernen muss. Gut, manche Fähigkeiten und Kenntnisse wird man sicherlich schon aus seinen verschiedenen Erfahrungen mitbringen, selbst dann, wenn man sich im jugendlichen Alter für das Themengebiet interessiert. Lücken im Wissen werden immer vorhanden sein, doch wenn man diese erkennt, muss man auch gewillt und diszipliniert sein, um diese Lücken auch zu schließen.

      Welchen Fokus will und muss man aber bei einer schamanischen Ausbildung oder auch einer schamanischen Berufung wählen? Ist Pflanzen-, Kräuter- und Baumkunde nun wichtig oder nicht? Man muss doch sicherlich wissen, wie die Pflanze aussieht, welche Vorkommen es gibt und welche Inhaltsstoffe existieren, sodass bestimmte Wirkweisen auftreten können, oder? Wichtig ist es, doch nicht überlebenswichtig, denn man muss auch die Pflanze bereisen können.

      Der Kontakt zur Anderswelt ist – aus der Praxis für die Praxis – wichtiger, als intellektuelles Wissen. Intellektuelles Wissen kann man sich aneignen, man kann Fakten auswendig lernen und mit etwas Glück und Geschick auch anwenden. Die Fähigkeiten der energetischen Bereisung kann man auch lernen, doch hier gilt die Praxis vor der Theorie. Wenn ich die Anderswelt erreichen kann, wenn ich auf meine Energiezentren, meine Chakren und auf meine Energiekörper zugreifen kann, kann ich nicht nur lebende Materie bereisen, sondern auch tote oder anorganische Materie. So kann man auch Symbole¸ Kristalle und Schriftzeichen – im Speziellen die Runen – bereisen, um die energetische Quintessenz zu erfahren. Diese Arbeitsweise kann man auch auf die jeweiligen Entitäten, die jeweiligen Götter und Göttinnen der verschiedensten Kulturen und Zeiten anwenden, sodass man mit der entsprechenden archetypischen Energie in der Anderswelt eine energetische Verbindung eingehen kann. In einer solchen Verbindung liegt der Kern des Schamanismus und der Magie, denn nur so wird man auch in Ansätzen die vergangenen Zeiten und Kulturen verstehen können. Hierbei muss man dennoch sehr selbstkritisch sein, gerade dann, wenn man seine Arbeiten veröffentlichen will, um anderen Menschen die Wege zu zeigen, die man selbst beschritten hat. Man kann zwar davon ausgehen, dass man durch die energetischen Reisen sehr viel erfahren kann, doch ist dies nicht immer – in Bezug auf die Realität – korrekt. Man kann also nicht einfach davon ausgehen, dass historische, anthropologische, ethnologische und archäologische Funde überflüssig sind. Wenn man z. B. in einer schamanischen Reise die Information bekommt, dass die „germanischen Stämme“ bereits auf fliegenden, silbernen Scheiben die Römer bekämpft haben – ähnlich einem UFO – sollte man reflektieren, ob man diese Informationen der eigenen Bildsprache unbedingt 1:1 auf die Realität münzen muss. Es wird nicht einfach sein, rationell fliegende Transportscheiben zu erklären, die vor knapp 2000 Jahren übers Land flogen und den germanischen Stämmen halfen, die Römer zu besiegen. Man hätte sicherlich etwas in den Aufzeichnungen der „Varusschlacht“ gefunden. Wenn man hier nicht aufpasst, wird man nicht nur sehr schnell unglaubwürdig und zurecht als Spinner und Fantast abgestempelt, nein, es besteht auch die Gefahr, dass man wieder und wieder auf parasitäre Energien stößt, die einem Lügen präsentieren, die man glaubt und propagiert. Energetischer Vampirismus hat viele Formen und Gesichter. Daher sind Reflexion und Selbstkritik immer wichtig.

      Im Übrigen, man muss auch als schamanischer Mensch nicht unbedingt auf maschinell gefertigte Kleidung verzichten, genauso wenig wie man auf Leder oder auf Fleisch verzichten muss. Einen respektvollen Umgang mit Mutter Natur sollte man natürlich pflegen, doch hierzu muss man nicht militant werden und andere Menschen „verteufeln“ die eben nicht diese Haltung haben. Naturvölker haben Fleisch gegessen und das Tier verwendet. Dass dies heute nicht mehr vollkommen möglich ist, ist klar, doch man kann auch heute noch zum „Bauer seines Vertrauens“ gehen, um dort Fleisch zu kaufen.

      So ist die schamanische Maxime eine lebenslange Ausbildung, da man hier niemals zu viel lernen kann. Man wird sich spezialisieren können, doch man wird auch immer wieder neue Bereiche entdecken können. Man muss den Schamanismus im Wandel der Zeit begreifen – so wie es auch in der Voodooreligion

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