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dass mit dem Begriff „Schamanismus“ einfach die alltäglich-spirituelle bzw. mesokosmische Magie gemeint ist. Wenn man für sich das Wesen der Magie verstanden hat, mit allen Techniken, Möglichkeiten, Strukturen und Arbeitsweisen, wird man auch in einen beliebigen Schamanismus eintauchen können, um sich dessen Spezifikationen aus den anderen Ebenen initiatorisch zu holen. Das bedeutet, dass man, wenn man einen echten Kontakt zu den anderen Ebenen hat, sich das energetische Wissen der schamanischen Arbeiten ohne Weiteres holen kann. Wenn es aber um das Handwerkliche geht, um die „schamanischen Besonderheiten“ – man könnte auch Spielregeln sagen – muss man selbst reflektieren, ob man sich diese im Selbststudium beibringt, oder mit Gleichgesinnten arbeitet. Fakt ist, dass Schamanismus eine Art, eine Methode, eine Technik, ein Werkzeug der Magie ist. Es ist eine Methode, die man spezifischen, philosophischen und gleichzeitig kulturell übergreifenden religiösen und Selbsterkenntnis fördernden magischen Techniken, Maximen und Arbeitsweisen zuordnen kann. Hier geht es einmal um regionale Eigenschaften der Umgebung bzw. der Natur und um überregionale Prinzipien, Techniken und Maximen, die einfach im Wirk- und Arbeitsrahmen des Schamanismus üblich sind. Wenn der Mensch auf seine eigenen energetischen Tiefen zugreifen kann, um so gezielte Veränderungen zu bewirken, sind dies echte Magie und echter Schamanismus. Genau deswegen muss die Vokabel „Schamanismus“ als ein Oberbegriff verstanden werden – wie Magie oder Naturreligion auch. Es ist eine Methode der Selbstevolution, die auf spezifische Techniken zurückgreift, auf Techniken, die in unendlich vielen Bevölkerungsgruppen und Ethnien (vergangener und aktueller Epochen) vorkamen. Diese Techniken werden zum Teil angepasst und reformiert, zum Teil werden sie aber sehr traditionell gehandhabt. Wichtig ist hierbei, dass es auf das Ziel und auf den Erfolg der jeweiligen magischen / schamanistischen Arbeit ankommt, egal, ob die Technik uralt oder nigelnagelneu ist.

      Die Magie / der Schamanismus ist und war überall auf der Welt vertreten. Da jedoch die Formen der einzelnen schamanischen Arbeiten und Maximen sehr unterschiedlich sind und sich stets auf die jeweilige Kultur und Natur beziehen, ist eine universelle Definition nicht einfach bzw. unmöglich. Genau deswegen ist es sinniger allgemein von Schamanismen zu sprechen, da die einzelnen kulturellen und philosophischen Fragmente zu unterschiedlich sind, dass man sie nicht nahtlos zu einem perfekten magischen Arbeitsbild zusammenfügen kann. Der rote Faden der Schamanismen ist zwar die Verbundenheit bzw. das Arbeiten mit und in der Natur, sodass auch hier wissenschaftliche Arbeiten ausgeführt werden, doch spielt die magische und spirituelle Komponente jeweils eine andere Rolle, die wiederum von der Kultur und Philosophie der jeweiligen Menschen abhängig ist.

      Doch selbst wenn Mutter Natur und Vater Himmel hier einen hohen Stellenwert einnehmen, sind die Techniken, die in den verschiedenen Schamanismen verwendet werden, auch in Dutzenden anderen magischen Bereichen, Arbeiten und Techniken zu finden. Wenn man sich im Allgemeinen in der Magie auskennt, wenn man die Magie als Maxime angenommen hat, sodass man sich selbst in einem beliebigen Gebiet spezialisieren kann, wird man einen Blick für „gleiche Nenner“ entwickeln, sodass man auch verschiedene Konzepte analysieren kann, um in ihnen Gleichheiten zu finden. So ist die Energiearbeit in allen magischen Bereichen absolut essenziell, genauso wie explizites Fachwissen über den jeweiligen Bereich. Die Idiotie, dass man in der Magie mit Allgemeinwissen weiter kommen kann, ist absoluter Blödsinn und aus einem menschlich, faulem Ego entsprungen, welches Furcht hat, dass bei zu vielen Denkprozessen ein Organ abgenutzt wird, welches offensichtlich kaum verwendet wurde. Fachwissen ist das „Alpha und Omega“, da es wahrlich der Startpunkt und das Fundament einer jeglichen magischen Evolution darstellt. Natürlich muss man hierbei verifizieren, welches Wissen der eigene Fachbereich benötigt. Dass das Fachwissen eines Menschen, der sich im Bereich des Schamanismus bewegt, ein anderes ist, als der eines Kabbalisten oder eines Zeremonialmagiers, dürfte klar sein. Doch welches Fachwissen benötigt dann ein „Schamane“? Gibt es überhaupt noch „echte Schamanen“? Ja und nein! Es kommt darauf an, was man selbst mit der Vokabel verbindet und in welchen Parametern man denken kann und denken will.

      Wenn man davon ausgeht, dass der Schamanismus schon immer existierte und die Menschen, die den Titel „Schamane“, „Weiser“, „Medizinmann“, „Mutter“ oder welche Bezeichnung auch immer trugen, ein großes Ansehen genossen und essenzielle Stützen der jeweiligen Gemeinschaft, ja sogar Kultur waren, wird man verstehen, dass es heutzutage im Grunde KEINE Schamanen mehr gibt – zumindest im „zivilisierten“ Teil der Erde. Zivilisierter Teil der Erde? Also die Abteilung der Menschheit, die die Natur zerstört? Genau die! Wenn man sich dann die „Naturvölker“ anschaut, die Kulturen, in denen die Magie nicht ausgestorben ist, findet man selbstverständlich Schamanen, die in ihren Breitengraden agieren und klassisch arbeiten. Es sind wirklich die weisen Männer und Frauen, die im Grunde auch keinen Wert auf Titel legen, da sie sind, was sie sind. Dies gilt im Voodoo, wie auch im Hexentum, im Druidentum und in den anderen Schamanismen. Und genau dies bedeutet, dass es eben auch heute noch Schamanen gibt, die obendrein in der „zivilisierten Welt“ leben, dort wo es auch Hexen, Magier, Druiden und Alchemisten gibt. Es sind alles nur Titel, Titel, die vielleicht ein Ego braucht, um sich selbst aufzuwerten, oder die ein Tagesbewusstsein braucht, um in fachlichen Diskussionen sinnige Zuordnungen zu treffen. Ob Hexe, Schamane, Houngan, Bokor oder Druide, es sind alles Menschen, die eine Verbindung vom Diesseits zum Jenseits schaffen können, es sind die „Reiter der Hecke / Grenze“ (in Anspielung auf Hexe oder Hagazussa), die “Zaunreiter”, die zwischen den Welten leben, agieren, arbeiten und dort auch ihre Berufung gefunden haben. Auch hierbei kann man die Begriffe „Hexe“, „Houngan“, „Bokor“, „Druide“ oder sogar „Alchemist“ mit der Vokabel „Schamane“ gleichsetzen. Man findet hier eine breite Basis an Grundwissen, welches sich u. a. auf Pflanzenkunde, Energiearbeit, Korrespondenzen der Elemente / Archetypen und Verwendung ritueller Aspekte bezieht. Hinzu kommen natürlich noch spezielle Werkzeuge, die im Bereich „des Schamanen“ eine Trommel oder Rassel sein können, im Gebiet des „Houngan“ / „Bokor“ ein Voodoozeiger und entsprechende Opferungen sind und der Alchemist würde entsprechende Laborgeräte verwenden. Gut, wenn man dann in die einzelnen Arbeiten hineingeht, findet man selbstverständlich wieder Varianzen. Der Alchemist wird seine geernteten Pflanzen nicht „bereisen“ und meist auch nicht mit den Pflanzengeistern sprechen. Dafür will er aber aus den Pflanzen neues Leben – ein sog. Homunkulus – erschaffen, ein Menschlein, welches aus Pflanzen und Pflanzenresten „erschaffen“ wurde. Der „Houngan“ / „Bokor“ wird eher mit den Loas der Pflanzenwelt sprechen, als direkt mit der Pflanze und die Hexe wird schauen, ob die Pflanze spricht oder ob man sich an die Mutter Göttin wendet.

      Man sieht, es gibt viele Ähnlichkeiten, die dann doch wieder individuelle Spezialisierungen haben. Da es in diesem Kapitel speziell über den Schamanismus geht, will ich auch hier einen entsprechenden Augenmerk verwenden, ohne permanent daran zu erinnern, dass „Schamane“ nur ein Titel ist, der zu gleichen Teilen wertlos und wertvoll ist. Es wird auch im Folgenden von „dem Schamanen“ gesprochen und nicht von der Schamanin, der Priesterin, der Mambo oder eben der Hexe. Geschlechtsspezifische Wörter wird es immer geben, und wenn das Ego damit ein Problem hat, da nun nicht auf eine exakte Gleichberechtigung geachtet wird, dann hat das Ego einfach ein Problem. In der damaligen Zeit wurde man nicht an Titel oder Bezeichnungen gemessen, nein, es waren die Taten, die zählten!

      Deswegen muss man bei der Auswahl „seines“ Schamanen immer schauen, wie authentisch, selbstkritisch, humorvoll und ver-rückt er / sie ist. Es ist zwar niedlich, wenn Menschen sich auf wilde Ausbilder berufen, doch ist dies überflüssig, da die Kraft stets aus dem eigenen Selbst kommen muss. Dass der Schamanenanwärter „Kalle Skywalker“ beim großen „El Schamano Alter Manno“ irgendwo im Dschungel Südamerikas in die Lehre gegangen ist, ist echt toll, doch wenn es um die Pflanzenwelt in Mittel- und Nordeuropa geht, wird das Fachwissen des Dschungelschamanen sicherlich an seine Grenzen stoßen. Flora und Faune sind nun mal nicht überall gleich. Während der eine Schamane in einem echten Jaguar auch eine mögliche Gefahrenquelle sieht, sieht der andere Schamane eine Miezekatze, die er vielleicht schon mal im Zoo gesehen hat. Selbst die Anderswelt wird sich im Bereich des Schamanismus je nach Breitengrad und Landschaft unterschiedlich präsentieren, da die Anderswelt bzw. die Äther-, Mental- und Emotionalebene recht eng mit der materiellen Welt verknüpft ist. Hierbei ist die Flexibilität des Schamanen wichtig, da der Kontakt zur Anderswelt und deren Energien / Entitäten / Geistern ein sehr wichtiges Fundament zur schamanischen Arbeit darstellt.

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