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und Ärzten, zielen und letztlich ein „Du oder Ich“ gesetzlich fixieren, das letztlich mit der Notwendigkeit von „Kostenreduzierung“ begründet wird und für Millionen von Menschen Weichen stellen, die nicht zur Heilung und Gesundheit führen (können). Die nicht auf Heilung zielende Maxime des Handelns durch Ökonomisierung von Behandlungsinhalten ergänzen ein Medizinverständnis, das ausschließlich reduktionistisch Symptome behandelt– an Leben und Leiden von Menschen vorbei. Es verbürgt nur eins, Gewinne in der Gesundheitswirtschaft und Inflation von ärztlicher und psychotherapeutischer Berufsidentität. Letztlich wird sich niemand freiwillig in ein solches System einordnen wollen: Studenten studieren kaum noch Medizin, und wenn doch, dann gehen sie anschließend ins Ausland.

      Es macht einen Unterschied, ob man die Zahlen von Menschen, die keiner ärztlichen oder psychotherapeutischen Behandlung zugeführt werden können, nur hört, oder ob man im System sitzt und daran mitzuwirken gezwungen ist. Politiker und andere in der Gesundheitswirtschaft mitmischenden Berufsgruppen, die massgebliche festlegen, wie und wie viel wir zu arbeiten haben und mit welchen Methoden, haben keinen direkten Zugang zu Patienten. Von der von ihnen eingenommenen Vogelperspektive ist es natürlich leicht, Behandlungen für Patienten und Honorare der Behandler zu dezimieren. Denn sie erleben und sehen die Not nicht, die sie damit verursachen. Sie können sich alle sagen, sie seien nicht direkt beteiligt an dem, was sich aus den Gesetzen für das Leben der Menschen ergibt. Früher sagte man, dass sich bestimmte Menschen nicht die Hände schmutzig machten.... aber die gleichen sorgen dafür, dass andere mit Schmutz beworfen werden können... Maßgeblich hat dieses Vorgehen etwas damit zu tun, dass man Verantwortlichkeiten so delegiert und umverteilt, dass diejenigen, die Inhalte festlegen, den offiziell in der Praxis verantwortlichen Behandlern alles in die Schuhe schieben kann.

      Zum Schluss noch einmal Precht: „Aktives Tun ist moralisch betrachtet etwas anderes, als etwa einen Befehl oder eine Anordnung zu geben. Die Soldaten, die die Bomben von Hiroshima und Nagasaki abwarfen, wurden damit seelisch nicht fertig; ihre Vorgesetzten bis hin zu Präsident Trumann, der den Beschluss dazu gefasst hatte, hatten offensichtlich weniger Probleme damit. Wir unterscheiden beabsichtigten und vorhergesehenen Schaden. Wir unterscheiden direktes und indirektes Tun. Und die meisten Menschen halten Schaden, der durch Körperkontakt entsteht, für verwerflicher als den, bei dem es zu keiner Berührung kommt. Es fällt leichter, einen Knopf zu drücken, um jemanden zu töten, als jemandem ein Messer ins Herz zu stoßen. Je abstrakter eine brutale Tat ist, umso leichter scheint sie zu fallen.“ (Precht, 2007, S. 171)

      Es macht einen Unterschied, lieber Leser, ob jemand darüber schreibt, was Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten tun oder nicht tun oder ob jemand Psychologischer Psychotherapeut oder Arzt ist und mitteilt, wie es ist, in diesem Gesundheitssystem zu arbeiten und zu sein, sprich, damit zu leben. Es macht einen Unterschied, ob man Patient oder Politiker ist, ob man dieses System und die ausgeklügelte ökonomische Systematik implantiert durch sein Handeln oder ob man es erleben und erleiden muss.

       „Medizin“

      Medizin hießen in früheren Zeiten all jene Mittel, die Menschen gesunden ließen und heilten. Das konnten Rituale sein, das konnten Berührungen sein, das konnten Worte sein, das konnten Wurzeln und Kräuter sein, aber auch verschiedene Methoden, wie Menschen zu heilen sind… Das berühmteste und bekannteste wie älteste Heilsystem ist weltweit das der Schamanen. Seit mindestens 40.000, geschätzt werden jedoch 100.000 Jahren, konnten Menschen in vielen Kulturen rund um die Welt auf dieses Heilsystem zurückgreifen beziehungsweise entwickelten es als System, um mit den Anforderungen des Lebens fertig werden zu können. Schamanismus ist ein Geist-Körper-Heilsystem, das auch heute noch weltweit verbreitet ist wie genutzt wird. Ausführlich berichtet Mircea Eliade (1954) in seinem Klassiker „Schamanismus und archaische Ekstasetechnik“ (1954) über die weltweite Übereinstimmung schamanischer Techniken. Michael Harner ergänzt in seinem Buch „Der Weg des Schamanen“ eigene Erfahrungen und zeigt verschiedene Methoden auf.

      Jahrelang reiste er um die Welt, trug Erkenntnisse zusammen und bildet seitdem an Schamanismus interessierte Menschen aus. Eine Faszination bei der Beschäftigung des Schamanismus ist sicherlich, dass es „eine bemerkenswerte Übereinstimmung...nicht nur im allgemeinen Inhalt, sondern auch im besonderen Detail’ zwischen den schamanischen Reisen der venezolanischen Warao und den Wiradjeri Australiens gibt, einen Ozean und Kontinent entfernt.“ (Wilbert, Johannes 1973/74, S. 81f, in: Harner, 2007, S. 78) Legt man die anthropologische Forschung zugrunde, kann gesagt werden, dass Bewussteinsprozesse bezüglich Heilungsmethoden weltweit seit Jahrtausenden unabhängig von einander gleichartige Heilsysteme hervorbrachten, wie sie auch heute noch angewandt werden. Ein Mehr an empirisch belegter Wissenschaftlichkeit dürfte für eine andere Heilmethode kaum aufzeigbar sein. Könnten zur Gleichartigkeit der Heilmethoden auch noch die Erfolge aufgelistet werden, müsste diese Heilmethode sofort und widerspruchslos in den Katalog der Krankenkassen zur Abrechnung für entsprechend tätige Heiler aufgenommen werden.

      Vergleicht man 40.000 bis 100.000 Jahre empirisch-schamanische Erfahrungswissenschaft mit vielleicht zwei Jahren der in der Pharmazie üblichen Testphase für Medikamente oder Überlegungen und Prüfungen des Wissenschaftsrats Psychotherapie bezüglich Zulassungen von Psychotherapieverfahren, erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

      Es müsste in diesen Zusammenhängen gefragt werden, welcher Wissenschaftsbegriff und welche ökonomischen Interessen unter dem Label „Wissenschaftlichkeit“ in unserem Gesundheitssystem zum Tragen kommen, die empirisch aufzeigbare Erfahrungen von Menschen infrage stellen und diesbezüglich tätige Behandler als Scharlatane verunglimpfen, zumindest aber verdächtigen und wissenschaftlich lächerlich machen. Zwar gibt es immer mal wieder eine heilerische Zusprechung von Patienten zu Psychotherapeuten und Ärzten, äußerten sie sich jedoch selbst diesbezüglich, würden sie angreifbar und verletzlich. Die Diskussionen über Kostensenkung in der Öffentlichkeit zeigen eine Situation, in der ein politischer Mainstream glaubhaft aufzeigen soll, es ginge um Heilung und Gesundheit, die für viele Menschen hergestellt werden soll, aber man müsse die medizinischen und psychotherapeutischen Mittel der Krankenkassen beschränken und dafür müsste jeder Patient und Versicherte selbst noch mehr zahlen, weil Heilung eben teuer ist. Dann würde der Gesundheitsstand in der Bevölkerung steigen und die Kosten für jedwede Heilmittel langfristig gesenkt werden. Hinter diesem offiziellen argumentativen Vorhang gibt es eine zweite Realität, die glasklar ein ökonomisches Interesse zeigt, dem nicht an Heilung und sinnvolle wie optimale, heilerische Behandlung für alle Menschen gelegen ist, sondern im Gegenteil am Erhalt von Krankheiten und Abhängigkeiten von Menschen, die eigentlich Gesundheit suchen und wollen.

      Heilung liegt nicht mehr in der Hand des einzelnen Menschen, sondern in Händen von Vertretern ökonomischer Interessen. Selbst Behandler, wie ich an verschiedenen Stellen in meinen Büchern und auch in dem vorliegenden Band aufzeige, haben die Behandlungsmethoden und ihre Anwendung dem ökonomischen Diktat zu unterwerfen. Handeln sie anders, zum Beispiel im Sinne einer individuell für den Patienten zusammengestellten Therapie, die eben nicht von Krankenkassen aus unterschiedlichen Gründen bezahlt wird, müssen sie mit finanziellen und berufspolitischen Sanktionen rechnen. Zwischen diesen beiden Ebenen im Gesundheitswesen – einerseits der öffentlichen Darstellung unter dem Label der „Heilung“ und andererseits dem „heimlichen Interesse“ der Kapitalisierung des Gesundheitsmarktes – spielen sich die Kämpfe aller Beteiligten um Heilung und Behandlungsinhalte und -ergebnisse ab. Dies ist eine typische Auswirkung in einer heillosen Kultur: Politisch wird ein Zwiespalt geschaffen und die Betroffenen geraten in Streit und Kämpfe um die Existenz, sei es die gesundheitliche und/oder die finanzielle, statt dass sich beide Parteien die primäre Quelle und Ursache dieser Zwistigkeit ansehen: Gewinner ist die Ökonomie. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Auch heute gibt es noch Heiler. Aber sie müssen sich hüten, dies zu sagen, wollen sie nicht in Verruf geraten. Diesen Mainstream lege ich an anderer Stelle noch ausführlicher im vorliegenden Buch an verschiedenen Stellen offen. An dieser Stelle soll genügen darauf hinzuweisen, dass der Aufstieg der Medizin zur Wissenschaft zum einen unzählige Verunglimpfungen und Verfolgungen von Heilern zur Folge hatte und zum anderen, dass die Ökonomie eines Landes maßgeblich mit dazu beitrug, dass alte Heilungssysteme ausgemerzt wurden. Diese Aussage wird dann näher erhellt, wenn realisiert wird, dass der Begriff Schamane von

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