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Zwischen Heinrich und Jeanniene. Wilhelm Kastberger
Читать онлайн.Название Zwischen Heinrich und Jeanniene
Год выпуска 0
isbn 9783742775528
Автор произведения Wilhelm Kastberger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Eh wurscht!
Das Steckenpferd dieser Dame war die logistische Herausforderung der Umsetzung einer bundeseinheitlichen Reifeprüfung mit allem Wenn und Aber. Sie wollte nämlich ein Abitur für alle Jugendlichen bereits ab dem sechzehnten Lebensjahr durchboxen. Das hätte ihrer Meinung nach auch wirtschaftliche Vorteile gebracht. Danach hätten die jungen Damen und Herren viel früher als sonst zu Lehrberufen oder zum Studium greifen können.
Somit erfand sie auch, rein theoretisch wohl gemerkt, gleich ein netztaugliches Frage- und Antwortspiel. In Null-Komma-Josef würden für alle interessierten sechzehnjährigen Schüler oder eben halt auch Lehrlinge die aktuellen Fragen mit sämtlichen ausgearbeiteten Antworten über die soziale Netzwerkagentur zum Downloaden abrufbar bereitstehen. In diesem Punkt gab es auch wieder Bedenken von gewichtigen Beamtengewerkschaftlern.
Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Idee wird durchsetzen können. Prinzipiell wird auch das nur eine Frage der Zeit bleiben, bis auch die Volksschüler auf ihren IPhon´s sich die Antworten der jährlichen Sonderprüfungen herunterladen werden können.
Man wird dann europaweit Stielaugen bekommen, wenn plötzlich die PISA-Ergebnisse von Österreich in der internationalen Rangliste deutlich nach oben rutschen werden. Ein Beispiel gibt es ja schon. Finnland macht das übrigens schon lange. Die Kinder dort oben im Norden sind gleichermaßen ebenso gescheit oder blöd wie unsere, nur vielleicht ein bisschen intelligenter.
Jedes Volksschulkind in Finnland ab der dritten Klasse hat so ein technisches Wunderzeugs verpflichtend in der Schultasche und sie kommen damit besser zurecht, als so mancher Lehrer. Das vermuten die europäisch pädagogischen Akademiker schon lange, dass die Kinder im hohen Norden sich wesentlich von jenen bei uns im mittleren Europa unterscheiden.
Das kommt nicht von ungefähr, sondern aus dem Kosmos. Die Kinder und Jugendlichen oben im Norden erleben jahraus und jahrein den direkten Beschuss aus dem Weltall, genauer gesagt von der Sonne.
Wir alle kennen sie ja die Polarlichter. Darin befinden sich unvorstellbare Mengen an kleinste Teilchen, die als Photonen bekannt sind und die vor allem die Eigenschaften besitzen, das menschliche Gehirn, wahrscheinlich auch das tierische, zu höheren Leistungen hochzukurbeln, oder so.
Und schon haben wir die plausible Erklärung für das außergewöhnliche hohe Abschneiden der Kinder und Jugendlichen, die ja letztlich in der PISA-Studie schwarz auf weiß zum Ausdruck kommt.
Sogar die von Menschen gemachten technischen Höchstleitungen werden durch diesen kosmischen Einfluss markant gestört. Dieses Phänomen hat sich in der Zwischenzeit ja auch herumgesprochen.
Nur wir hier in Österreich sind bislang von höheren Eingebungen verschont geblieben. Was leider Gottes zum schlechten Abschneiden der Überprüfungen bei den Überprüften geführt haben soll. Ob das nun zutrifft oder nicht, bleibt vorerst einmal nach den einfach lesbaren Formeln von Albert Einstein ungeklärt.
Nur die Ministerin bei uns kennt sich aus. Sie weiß wohl, dass sie keinen faulen Zauber vom Himmel herunterholen kann, aber das IPhon in den Unterrichtsstunden möge halt ungesehen, unbestraft und einfach nur geduldet werden. Auch dieser Erlass fand nicht überall die Zustimmung unter den Lehrkräften. Jedenfalls nicht bei den älteren dieser Spezies. Womöglich aus diesen ehrbaren Gründen verschwanden jede Menge Schulmeister und Schulmeisterinnen in der Frühpension.
Nun es war so: In Wirklichkeit hat mir der Autor eher aus einer verzwickten Klemme herausgeholfen, als in eine solche hineingezogen. Ob er damals diesen Schritt auch machen wollte oder nicht, das kann ich nicht beantworten. Ist auch letztendlich egal. Jedenfalls befreite er mich aus einer gar nicht so angenehmen Zwangslage.
Ich habe mich nämlich bei meinen Recherchen rund um diese Frau Professor Dr. art. Cornelia von Plast total verrannt. Das ist ein Weib (lein), das kann ich Dir sagen. So etwas in dieser Art, das in eine Frauengestalt eingepackt und überdies gebündelt worden war, das habe ich, mit einer Ausnahme auf der Bühne beim Jedermann, wirklich noch nie selbst beobachtet.
Ihre sichtbare äußere Erscheinung reicht im Prinzip aus, um eine Hochrechnung auf ihren gesamten Körper zu wagen. Da ist nichts Echtes dran, was falsch sein kann. Ich weiß, über was ich hier daher plappere. Ich bin ja schließlich auch eine von diesem Geschlecht. Aber um einen gehörigen Abstand, zwischen der dort und mir, möchte ich Dich schon bitten.
Mein achtenswerter Schriftsteller und Kollege hatte über die besagte Dame, seine vielgerühmte Wahrheit vielleicht ein klitzekleinwenig außer Acht gelassen. So wird es wahrscheinlich gewesen sein. Nur kann ich es immer noch nicht so recht glauben. Ganz bestimmt hat er aber wesentliche Darlegungen, vermutlich aus dem Prinzip der Sorglosigkeit, einfach verschwiegen oder gar unter dem Teppich kehren wollen.
Das ist Dir jetzt bestimmt aufgefallen, dass ich plötzlich über den Tastenklopfer, wie ich ihn auch hin und wieder geheißen habe, eine innere positivere Meinung über ihn aufgebaut haben muss. Gleichgültig stelle ich fest: All das muss unbewusst geschehen sein. Anders ist mir das auch nicht ganz klar, warum ich ihn als Kollege und überdies als achtenswert betitle. Der Grund dafür wird wohl wieder einmal in meinem Vorwärtsstreben und im Vorwärtsdenken zu suchen sein.
Was es nicht noch alles in mir aufzuspüren gäbe, wenn ich keine Vorwärtsforschende wäre, das frage ich mich auch schon unentwegt.
Offenbar kennen sich die zwei Frauen! Vielleicht sogar besser als ich jemals im Traum gedacht hätte. Die eine habe ich Dir ja bereits vorgestellt. Genau! Meine Namensschwester. Obwohl ich diese Bezeichnung eigentlich nicht für ganz richtig halte, aber falsch ist sie nun auch wieder nicht.
Man kann mir nachsagen, was man möchte. Nur eines bitte ich mir aus. Ich bin auf keinen Fall neugierig. Ich jage niemanden wie eine Gestörte hinterher oder interessiere mich für irgendwelche privaten Scharmützel. Das tue ich nicht, zumindest nicht sehr oft und wenn, auf keinen Fall so auffallend, dass mein Nachbar wieder Leserbriefe darüber schreiben muss. Ach ja, Du kennst meinen Nachbar auch noch nicht.
Davon werde ich im Laufe der Zeit noch einiges zu erzählen haben. Fürs Erste nur so viel:
Er ist verheiratet und war überhaupt nicht mein Typ, bis zu jenem Tag ... Über das werde ich auch später noch genügend Gelegenheit finden, Dir darüber ausführlich zu berichten. Seine rund hundert Kilo schwere Ehehälfte bewegt sich gefährlich wie eine Straßenwalze ohne Straße und walzt vermutlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sogar in der Öffentlichkeit, ihren zaundürren Mann noch platter, als er eh schon ist.
Ich weiß, ich habe noch eine ungute Eigenschaft, die ich Dir bis jetzt verschwiegen habe. Ich bin oftmals unkontrollierbar und sprunghaft zugleich, vor allem bei meinen Entscheidungen, wie zum Beispiel damals am Bahnhof.
Der eigentliche Ausgangspunkt war damals der Bahnhof. Genauer gesagt ungefähr einen oder zwei Meter vor dem Fahrkartenautomaten. Ob Du mir das glaubst oder nicht, bis ich in die Nähe zu diesen saublöden Automaten gekommen bin, habe ich noch keine Entscheidung getroffen, ob ich überhaupt, oder wohin ich reisen sollte. Dann schwang die vollautomatische gläserne Doppeltür auf und was glaubst Du, wer zielgenau mit respektloser Geschwindigkeit auf diesen Automaten zusteuerte, obwohl ich selbst schon kurz davor gestanden bin.
Das wirst Du wohl nicht erraten. Es war die Jeannine Laube Moser ohne Bindestrich.
Seit unserem zufälligen Treffen, damals bei der Vernissage, hatte sie sich rein äußerlich wieder verändert. Mir bereitet das ohnehin kein Kopfzerbrechen. Ich merke mir nur jene Visagen, insbesondere aber solche, die meine Aufmerksamkeit verdienen. Und sie war halt eine von diesen vielen.
Just an diesem Tag bedeckte sie ihren Schädel mit einem orangegelben, immer noch ausgefransten Kurzhaarschnitt sowie einer beinahe dreißig Zentimeter langen, marineblauen Haarsträhne, die ihr gewiss als Gesichtsfeldstörung von der Krankenkassa anerkannt werden würde. In diesem Augenblick kam mir blitzschnell der Gedanke, dass sie womöglich deswegen am rechten Auge blind war. Oder wenigstens ihren Blickwinkel dadurch einer Einschränkung unterzogen haben musste. So gesehen war diese ihre Sichtbehinderung für mich wiederum ein glücklicher Zufall. Im Abstand von einem halben Meter oder weniger konnte ich ihr