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die Verandatür und setzte sich. Tief zog er die Luft ein und machte sich sofort über die frisch gebackenen Brötchen her.

      „Ich muss noch eine wichtige E-Mail bearbeiten,“

      begann Tobias das Gespräch.

      Er lief rot an und vermied den Blickkontakt mit seinem Bruder.

      „Aber so in einer Stunde könnten wir dann aufs Boot. Okay?“

      Marco stellte die Tasse Kaffee ab, die er gerade in der Hand hielt und schaute seinen Bruder grinsend an.

      „Ich kenne dich gut genug alter Junge, nach deinem Verhalten zu urteilen, kann diese Mail nur mit einer weiblichen Person zu tun haben. Richtig?“

      „Na ja, ich wollte es dir schon früher erzählen, aber irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt. Ich habe sie im Internet kennen gelernt. So ungefähr jedenfalls.“ antwortete Tobias.

      Eine Wespe hatte sich frech auf Marcos Brötchen nieder gelassen und er verscheuchte sie vorsichtig.

      „Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“

      Herzhaft biss Marco in sein Brötchen und lehnte sich bequem in seinem Gartenstuhl zurück. Tobias wusste dass sein Bruder nicht eher Ruhe gab, bis er alles über seine Bekanntschaft erzählt hatte.

      „Ich habe vor ungefähr zwei Wochen auf

      eine Annonce geantwortet und Lea hat auf meine letzte E-Mail geantwortet.“ presste Tobias etwas mühsam hervor.

      Marco beugte sich nun doch interessiert vor.

      „Lea heißt sie also. Und welche Annonce hat sie aufgegeben?

      Du fällst doch wohl nicht auf eine Heiratsanzeige rein ?“

      Marco klang jetzt doch etwas besorgt.

      „Nein, nein, die Anzeige war so außergewöhnlich, dass ich einfach antworten musste. Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich da geritten hat.“

      Marco kannte seinen Bruder. Die Anzeige musste wirklich außergewöhnlich sein, wenn er darauf antwortete.

      „Jetzt sag schon, wie lautete die Annonce?“

      Marco hielt es vor Spannung kaum aus.

      „Na ja, Lea sucht eine Begleitung für einen Trip durch Deutschland. Mit dem Wohnwagen.“ setzte Tobias seinen Bericht fort.

      Marco starrte Tobias ungläubig an.

      „Wie bitte?“

      Er glaubte sich verhört zu haben.

      „Du willst Babysitter für eine Frau spielen und kennst sie noch nicht mal? Wie alt ist sie und wann soll das Abenteuer denn starten?“

      Der Sarkasmus in Marcos Stimme war kaum zu überhören.

      „Ich verbitte mir, dass du so über Lea sprichst.“

      Zornig stand Tobias auf und kehrte seinem Bruder den Rücken zu. Marco wusste das er jetzt zu weit gegangen war. Versöhnlich lenkte er ein.

      „Hast ja recht. Ich möchte nur nicht das du ausgenutzt wirst. Hat sie dir schon ein Foto geschickt?“

      Tobias konnte seinem Bruder nicht lange böse sein.

      „Klar, willst du sie mal sehen? Also mir gefällt sie.“

      Tobias hatte auf dem Absatz kehrt gemacht und Marco blieb nichts anderes übrig als seinem Bruder zu folgen.

      „Ja, doch ein hübsches Persönchen, was macht sie beruflich?“

      Marco fand Lea äußerst sympathisch und doch fiel ihm gleich ihr sehnsuchtsvoller Blick auf.

      „Sie ist Innenarchitektin, lebt allein auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Berlin und möchte ihren Lebenstraum, mit einem Wohnmobil quer durch Deutschland reisen, dieses Jahr verwirklichen.“

      Tobias war in seiner Begeisterung kaum zu bremsen.

      „Seit Jahren nehme ich mir schon vor Urlaub zu machen und Leas Anzeige war ein Wink des Himmels. Eine Frau, bei der der Spaß im Vordergrund steht und nicht eine Beziehung um jeden Preis. Ja, das hat mir imponiert.“

      Lächelnd lehnte er sich zurück.

      „Wir wollen uns im Berliner Zoo treffen, um uns persönlich kennen zu lernen.“

      Kleine Schweißperlen glitzerten auf Tobias Stirn. Marco gönnte seinem

      Bruder die Freude und wünschte sich wirklich, dass er bei diesem Abenteuer die richtige Wahl getroffen hatte.

      „Ich drücke dir die Daumen, dass es so kommt wie du es dir wünschst. Antworte auf ihre Mail und ich geh schon mal zum

      Boot und mache es seeklar, O.K?“

      Marco klopfte Tobias freundschaftlich auf die Schultern und ging über die Terrasse zum Bootssteg.

      6

      „Nach einem Unfall ist die B 6 Richtung Berlin Innenstadt für mindestens zwei Stunden gesperrt.“ Routiniert und gleichgültig gab der Sprecher im Radio die Meldung an seine Hörer weiter. Marco saß hinter dem Steuer seines Wagens und atmete hörbar aus.

      „Ausgerechnet heute.“ murmelte er vor sich hin.

      Die vergangene Nacht war drückend warm gewesen und jetzt um neun Uhr morgens konnte man schon einen weiteren heißen Tag erahnen. Vor einer halben Stunde wollte er schon in der Firma sein, um noch einmal die Bilder einer neuen Werbekampagne durch zu sehen. Corinna war heute Morgen schon früh zu einem Wellenesswochenende aufgebrochen und Robert verbrachte den Samstagmorgen immer im Golfclub. Es half nichts, nur im Schneckentempo kam er vorwärts. Die Klimaanlage in seinem Auto erleichterte ihm etwas die Qual, die nicht nur körperlicher Natur war. Mit gut zwei Stunden Verspätung rollte er langsam in die Tiefgarage. Statt des Fahrstuhls nahm er die Treppe. Die lange Fahrt saß ihm noch in den Knochen. Die Tür zu Roberts Büro stand einen Spalt offen und einem inneren Instinkt folgend schlich Marco vorsichtig in die Besucherecke, die getrennt durch eine riesige Palme an Roberts Büro

      grenzte. Ganz deutlich hörte er Roberts Stimme.

      „Noch zwei Tag, dann haben wir die letzten hunderttausend Euro von diesem Drogensyndikat gewaschen und genießen unser Leben auf den Malediven. Mit einer halben Millionen Euro können wir eine Zeitlang in Champagner baden und faul in der Sonne liegen.“

      Für eine kurze Zeit hörte Marco nichts. Als er das Gespräch schon als beendet ansah, vernahm er eine weibliche Stimme. Sie war sehr leise und dunkel, so das Marco nichts verstehen konnte.

      Am Klang ihrer Schritte hörte er die Person Richtung Bar gehen. Eis klirrte und dann vernahm er wieder Roberts triumphierende Stimme.

      „Hier auf diesem Stick ist der einzige Beweis für Marcos Unschuld. Die Daten sind verschlüsselt und nur ich kann ihn lesen. Den Staatsanwalt habe ich schon verständigt, in einer halben Stunde müsste er hier sein. Ungefähr zur gleichen Zeit müsste

      die Polizei vor Marcos Tür stehen, um ihn zu verhaften.“

      Marco stand kreidebleich hinter der Palme, für Sekunden unfähig sich zu bewegen.Wer war dieser Unbekannte mit dem Marco so einen perfiden Plan ausgeheckt hatte. Er musste es wissen. Eine unbändige Wut stieg in ihm auf und er rannte blindlings in Roberts Büro. Doch er konnte niemand anderes entdecken. Marco wollte hinter die Bar stürzen, als Robert ihn mit aller Gewalt am Arm fest hielt. Marco dreht sich zu Robert, verpasste ihm eine Rechte, so dass dieser quer über den Schreibtisch segelte, der Stick flog im hohen Bogen auf den Boden, Marco hob ihn auf, als plötzlich Conny in der Tür auftauchte. Mit Mühe konnte sie einen Aufschrei unterdrücken. Ungläubig starrte Marco sie an und verschwand ohne ein Wort zu sagen genauso schnell wie er aufgetaucht war.

      7

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