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kenne die Wahrheit. Die anderen nicht.

      Und weil ich die Wahrheit kenne, weiß ich, wie es wirklich ist. Darüber müssen wir reden.

      Ich hab nämlich Recht.

      Ich hab immer Recht!

      Jetzt pack ich aus!

      Manchmal bin ich so unendlich traurig und weiß nicht, warum.

      Selbst der hellste Tag erhellt nicht mein Gemüt, und der wärmste Tag wärmt nicht meine Seele.

      Ich fühle mich schwach und ohne Antrieb, wie ausgebrannt.

      Nachts wache ich schweiß gebadet auf in einem Ozean voller Tränen, die ich im Traum vergossen habe.

      Ich sitze stundenlang in meinem Zimmer und starre die Wände an.

      Pflücke auf einer Sommerwiese im wärmenden Abendlicht für meine Seelenverwandte Uschi Blumen, doch mein Herz ist kalt und still.

      Dieser unendliche Schmerz, der mich wie eine dunkle Wolke umhüllt.

      Ich leide Seelenqualen!

      Ich habe mich bewusst für Dich entschieden. Man sagt, Du wärst eine echte Koryphäe auf Deinem Gebiet. Balsam für meine Seele!

      Zweifellos wird Dich das, was ich zu sagen habe, schockieren. Lass es einfach geschehen. Für Deine Bereitschaft bin ich Dir sehr dankbar.

      Ich bin kein Psychopath! Du brauchst Dich nicht zu sorgen. Bestimmt hattest Du schon härtere Fälle. Dennoch muss ich gestehen, dass ich ein düsteres Geheimnis in mir berge:

       Ich bin ein Lehrer!

      Achte genau auf meine Worte! Dann machst Du schon mehr als meine Schüler. Und bitte unterbrich mich nicht. Du weißt bestimmt, dass wir Lehrer das nicht so gerne haben!

      Vielleicht können wir auch aus den 60-Minuten-Sitzungen 45 Minuten machen? Nach einer dreiviertel Stunde habe ich nämlich immer das dringende Bedürfnis, den Raum verlassen zu müssen, weil ich mich sonst übergeben muss. Wäre ja doof hier bei Dir, oder?

      OK! Ich leg mich dann mal aufs Sofa und direkt los. Sicherlich willst Du, dass ich mit etwas Positivem beginne. Schließlich ist das erste Mal ja immer etwas ganz Besonderes.

      Hat mein bester Freund Sören auch einmal zu mir gesagt. Und Sören muss es wissen, schließlich ist er Facharzt für Gynäkologie.

      Also bloß keine Jammerei!

      Tief in meinem Inneren - also ganz tief - noch tiefer - im Prinzip ganz hinten links - bin ich der absolute Optimist.

      „Du strahlst so eine positive Grundfreude aus“, sagen mir oft meine Freunde und Bekannte. Wenn über mich die Rede ist, fallen ständig solche Charakterisierungen wie ´Herzlichkeit´, ´Natürlichkeit´, ´Verständnis´, ´Güte´ oder auch ´Gelassenheit´. In meinem Freundeskreis bin ich auch als der ´Menschenflüsterer´ bekannt.

      Sogar meine Osteopathin, die mich zurzeit energetisch behandelt, findet, ich hätte ein tolles 2. Chakra. Was immer das auch bedeuten mag.

      Außerdem meint sie, dass ihre Moxa-Therapie zur Beseitigung meines Yang-Mangels mittlerweile angeschlagen hat.

      Und seitdem ich die von ihr verschriebene Erzengel-Essenz ´Gabriel´ regelmäßig in meinen Kaffee tröpfle, bin ich auch deutlich ruhiger und habe weniger Halluzinationen.

      Du siehst, ich bin aktiv und lasse nichts unversucht.

      Trotzdem läuft irgendetwas schief.

      Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um zu jammern. Aber erst, wenn Du erfährst, wie bescheuert Schüler, Eltern und Kollegen sind, wirst Du ermessen können, wie bescheuert ich eigentlich bin!

      Hat sich so einiges angesammelt in den letzten Jahren. Und wo findet man als Lehrer schon Gehör außer im inneren Dialog oder bei Dir gegen Honorar?

      Erinnerst Du Dich noch an diesen „Gib mir mal ne Pulle Bier“-Kanzler? Dieser ehemalige Gerhard Fritz Kurt Bundesschröder hat irgendwann in seiner unbedeutenden Laufbahn behauptet, alle Lehrer seien faule Säcke. Und damit hat er bereits damals zum Ausdruck gebracht, was heute alle Welt sowieso denkt.

      Find ich gar nicht nett. Und da nutzt es auch nichts, wenn Ranga für uns Lehrer bei Quarks & Co eine Lanze bricht.

      Übrigens nimmt mich mein Dienstherr – also mein Arbeitgeber – auch nicht so richtig für voll. Das ist Zeitgeist!

      Kann ich übrigens bei einer Reihe von Kolleginnen und Kollegen gut verstehen, aber nicht bei mir.

      Mein Nachbar grinst mich dämlich an, wenn ich mittags nach Hause komme, und gibt mir zu verstehen, dass es sich bei meinem Beruf doch nur um einen voll bezahlten Teilzeitjob handeln kann. Ab 13:00 Uhr heißt es dann Biergarten, Baumarkt, Skandinavisches Möbelhaus.

      Ich frage mich allerdings, warum mein Nachbar schon um 13:00 Uhr in seinem Vorgarten steht und die Rosen schneidet!

      Irgendwie meint jeder, er könnte mitreden, schließlich hat ja auch jeder einmal die Schulbank gedrückt und weiß ganz genau, was ein Lehrer so tut bzw. nicht tut.

      Ich persönlich glaube ja, dass diese Penner, die so übel über meinen Berufsstand reden, in Wirklichkeit nur vergeblich versuchen, ihr persönliches Trauma aus der eigenen Schulzeit zu verarbeiten!

      Als Schüler selber nix auf die Reihe gekriegt, und jetzt schön über die Lehrer wettern. Dämliche Spackos!

      Nennt man so etwas nicht das eigene Versagen auf andere projizieren?

      Mensch, Du bist doch schließlich der Experte!

      Wenn hier jemand über die Lehrerschaft meckern darf, dann doch wohl ich.

      Schließlich bin ich selbst so eine arme Leuchte!

      Während ich zu meiner Schulzeit gar nicht wusste, dass man gegen Noten einen Widerspruch einlegen kann, greifen die Eltern von heute wie selbstverständlich zu diesem probaten Mittel.

      Als wäre es ein neuer Volkssport, wird wegen jedem geringfügigen Darmwind ein Widerspruch bei der Bezirksregierung eingelegt. Hauptsache, es hilft meinem Kind bei seinem persönlichen, ungerechtfertigten Fortkommen.

      Heutzutage haben Eltern eine sehr ausgeprägte ´Streitkultur´, da kommt ihnen jedes juristische Mittel gelegen. Die Rechtschutzversicherung wird es schon richten.

      Vielleicht hätte ich Versicherungsvertreter werden sollen. Aber die haben ja ein noch beschisseneres Image als wir Pauker!

      Schule wäre viel angenehmer, wenn übermotivierte Eltern sich nicht am Ende des Schuljahres so viel einmischen würden. Schließlich haben sie sich ein ganzes Jahr lang nicht gekümmert.

      Warum die Dinge nicht einfach weiter laufen lassen? Das tun viele doch auch bei der Erziehung ihrer Kinder.

      Bleibt so wie immer!

      Und zu allem Übel bläst mein Chef, Schulleiter Dr. Dümmer, von dem ich noch ausführlich berichten werde, in dasselbe Horn.

      Weißt du, was er neulich allen Ernstes behauptet hat?

      „Frauen sind die besseren Lehrer!“

      Von wegen Mutterinstinkt und so. Volle Breitseite innerhalb der geschützten Schulmauern. Das muss man sich einmal vorstellen.

      Ich weiß wirklich nicht, in welcher pädagogisch-feministischen Fachzeitschrift er diesen Artikel gefunden hat, als er im Nagelstudio auf seinen Pediküretermin wartete. Aber insgeheim war mir schon lange klar, dass sich bei Dr. Dümmer in seiner pubertären Phase Fehlverbindungen in seinen Synapsen gebildet haben mussten. Ist wahrscheinlich als Kind mal beim Streckentauchen gegen den Beckenrand gedonnert.

      Anders kann ich mir seinen Dachschaden nicht erklären.

      Früher war alles besser!

      Den

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