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um zu kühlen. Auch die Beine wurden wieder schwer, wie jedesmal wenn er zu schnell zu steile Berge anging. Die Venen der Unterschenkel schmerzten, bestimmt schon angeschwollen. Er zog mühsam die Hosenbeine hoch, mit einigem Drehen der Füße im Sand, und sah, dass die Waden dick waren.

      Hatte keinen Zweck - . Er setzte sich auf eine Fahrspurkante, stützte den Rucksack auf der Erde ab. Sonst riss noch der Film. Wie damals in der Nacht im Wald, als so schön Schnee lag und Vollmond schien. Er grinste. Und so was dann in einem fremden Wald.

      Völlig fremd, überhaupt nicht nachvollziehbar, dass sie diesen Weg früher ständig gelaufen waren - . Nicht die geringste Erinnerung. War natürlich schon Jahrzehnte her, an die vier, um genau zu sein. Oder er hatte sich verlaufen, und es war überhaupt nicht der richtige Weg.

      Wahrscheinlich der falsche - aber oben wurde es heller. Niedrige Schonungen oder Ackerland, Wiesen. Er ging langsam weiter, schlurfte fast über den sandigen Boden. Der Druck in den Beinen hatte aufgehört, nur die Stützstrümpfe fühlten sich feucht an: die Haut unten den engen Stützstrümpfen. Doch es war Wind aufgekommen, der angenehm von hinten blies, aus östlicher Richtung. Er war fast auf der Kuppe. Der Wind war schon da, und das Haus damals hatte auf der Kuppe gelegen: - doch nicht verlaufen!

      Er ging schneller, nach einigen hundert Metern erkannte er, dass das hellere Licht hinten den Bäumen von Wiesenflächen herrührte. Der Weg ging in eine Art Hohlweg über: rechts weiter die Kiefern des Waldes, links eine mit Büschen bewachsene Böschung, dahinter riesige Wiesenflächen. Soweit man sehen konnte nur Gras, das hinten wieder verschwand, wohl nach unten verschwand, in einen Hangabfall. Keine Häuser, keine Mauern, Zäune, Felsen - nur Gras. Es sah aus, als löse sich diese riesige Fläche in den Himmel auf. Nahtloser Übergang von Gras zu Himmel: grüngraues Gras ... flirrendes Licht ... graublauer Himmel - . Keine Wolken. Nur Wind, der am Böschungsrand das höhere Gras, Blätter bewegte. Das Gras auf den Flächen war zu kurz, als dass man daran den kräftigen Wind erkennen konnte. Dicht hinter dem Wald - am oberen Rand des Waldes, durch den er gekommen war - lagen riesige Mengen gemähtes Gras. Nicht Heu, sondern Grasberge, alt, angefault, wie die illegal entsorgten Garten-, Grasabfälle auf dem Land an Waldrändern, nur dass die Mengen hier weitaus größer waren. Riesig, hundertfach größer, der Anblick deprimierend, besonders gegen den schweifenden Blick nach rechts auf die weiten Flächen. Und den Himmel.

      Er ging in den Hohlweg, der steiniger war als der Weg vorher. Die Büsche hinter ihm verdeckten den abstoßenden Blick auf die riesigen Grashaufen, die Sträucher, Bäume links auf der Böschung wurden höher, warfen wieder Schatten. Und plötzlich sah er in dunkleren Rinnen Äpfel liegen, hellgelbe Äpfel gegen grauen Stein. Er bückte sich, hob einen Apfel auf, roch dran. Sommerapfel: richtiger Sommerapfel, Roggenapfel, Klarapfel, voll reif. Er wischte ihn an der Hose ab, schaute nach oben, biss hinein. Weich, vollreif - und oben auf der Böschungskante der Baum. Voller Früchte, nur ziemlich hoch.

      Hastig setzte er den Rucksack ab, kletterte den kleinen dornigen Hang hinauf, fand oben im Gras lauter weißgelbe Äpfel. Und groß, für Sommeräpfel sehr groß. Er wühlte in der Hose nach dem Taschenmesser, schnitt einen Apfel durch, probierte. Vollreif, mürbe, süß. Er trug die am besten aussehenden in einer Grasmulde zusammen, überlegte kurz, zog dann sein Hemd vorn aus der Hose, hielt es mit der linken Hand, tat die gesammelten Äpfel hinein. „Roggenäpfel ... ich werd verrückt - .“ Mit Sicherheit veredelt, irgendwann. Vor Jahrzehnten. Er versuchte sich zu erinnern, an damalsdamals, wusste aber nicht, ob hier Äpfel gestanden hatten, - wusste nicht einmal, ob er hier jemals gewesen war. Völlig unbekannt. Der Hohlweg, der ganze Weg unten vom See her - : unbekannt. Er hätte geschworen, nie hier gewesen zu sein. Doch der Himmel bekannt. Der nach weit hinten sich abwärts beugende Himmel bekannt. Unfug natürlich, gab es nicht, doch das leicht steigende Land - mit dem Abfall nach hinten ins flirrende Licht - bekannt. Bestimmt bekannt.

      Er setzte sich am Weg unten in die Böschung, ließ die Äpfel aus den Hemdzipfeln ins Gras rollen. Mit dem Taschenmesser schnitt er langsam bedächtig einen Apfel in vier, dann acht Teile, steckte eins in den Mund, kaute, lutschte. Er war durstig. Vielleicht damals hier Felder gewesen, mit Ackerkrume - . Er zerschnitt einen weiteren Apfel, kaute langsam, lutschte die Stücke aus.

      War allein nicht zu klären - er musste sie fragen. Die weite Grasfläche fremd, völlig fremd, aber das gebogene Land mit dem flirrenden Licht ganz hinten irgendwie bekannt. Er spürte, wie er müde wurde, legte den Kopf auf das Rückenpolster des Rucksacks, schloss die Augen. Das Licht ganz hinten bekannt - , dachte er, nur die Grasflächen nicht.

      2

      Er hörte das Auto, dann abruptes Rutschen auf Steinen. Türreißen, steinige Geräusche, Frauenstimme die schrie: „Sitz!“ Eine sich überschlagende Frauenstimme: „Sitz! ... sitz!“

      Langsam öffnete er die Augen, sah unten auf den Steinen, dem Sand einen Hund sitzen. Knapp vor seinen Füßen einen Hund und eine Frau, die ihn, weit vorgebeugt, am Hals festhielt. Mit der linken Hand, hinten am Halsband. Eine irgendwie elegante Frau, in heller Bluse, grau, - auch wenn sie ihn mit weit aufgerissenen Augen, verzerrtem Mund anstarrte. Mit den rechten Fingerspitzen stützte sie sich auf die Erde, um nicht zu fallen.

      Helmut schloss wieder die Augen, sagte sehr langsam: „Hallo ... Hund -!“

      Schluchzen, Geräusche wie Weinen. Die Frau kniete jetzt im Sand, fasste ihn am Kopf von beiden Seiten, drückte die Stirn gegen seine Stirn. Fest, sehr fest, drehte die Stirn hin, her. Sie küsste ihn, weinte. „Ich dachte ... dir wäre was passiert - .“

      Er richtete sich auf, stützte den Ellbogen auf den Rucksack. „Nein - dot bin ich noch nich‘. Hab nur geschlafen.“ Er streichelte ihren Kopf, küsste die Stirn. Und auf einmal war der Hund da, lautlos, ganz vorsichtig schob er seine Nase zwischen ihrer beider Gesichter. Die Nase war kalt und feucht.

      Sie lachten, saßen in der Böschung, Freya hielt seine Hand. Mit den linken Fingern streichelte er den Hund, der das anscheinend mochte. Ein Terrier mit rauhem, irgendwie hartem, drahtigem Fell, das sich gut anfühlte.

      „Ach, Helmut -“, wieder schluchzte sie, „ich dachte, dir sei was passiert. Mein Gott.“ Tränen liefen übers Gesicht, alles nass. „Ich muss fürchterlich aussehen ... dabei hatte ich mich extra schön gemacht für dich.“

      Er sah sie lächelnd forschend an. „Du siehst prima aus.“ Mit einem Taschentuch aus der Hose trocknete er ihr das Gesicht ab. Nur der Lidschatten oder wie das heiße sei ein bisschen verlaufen, das Schwarze vom Augenlid, - rieb ihre Wange, feuchtete den Tuchzipfel mit der Zunge an, rieb noch einmal. „Wieder perfekt!“ sagte er, lachte.

      „So verkrümmt, wie du auf der Erde lagst -. Auf der nackten Erde ... ich dachte...“

      Er liege beim Schlafen immer verkrümmt, unterbrach Helmut sie, das sei seine embryonale Ruhestellung. Er sei auf einmal müde geworden: die Wärme, der lange Weg bergauf. Und plötzlich sagte er dann: „Mach mal die Augen zu!“, langte um sie herum nach einem Apfel im Gras.

      Gehorsam hatte sie die Augen geschlossen, er bewegte den Apfel dicht unter ihrer Nase. „Was riechst du?“

      Freya zog mit der Nase tief Luft ein, entließ sie gleich drauf mit Schluchzen durch den Mund. „Ich weiß nicht -.“

      „Los, gib dir Mühe!“

      „Ein Apfel -?“

      „Nicht nur ein Apfel“¨, sagte er überlaut begeistert, „ein Sommerapfel, Roggenapfel oder wie die hießen.“ Auf die sie immer so scharf gewesen seien, um diese Jahreszeit. Die ersten neuen Äpfel im Jahr! Er biss hinein, schluckte, berührte mit dem abgebissenen saftigen Rand ihre Lippen, benetzte sie.

      Sie lachte, biss auch in den Apfel, öffnete wieder langsam die Augen.

      „So gefällst du mir besser“, schnauzte er. „Die hab ich extra für dich gesucht ... diesen großen Haufen hier! Reif und ganz dick.“ Sie sah zu, wie er die gesammelten Äpfel in den Außentaschen des Rucksacks verstaute. „Sag mal“, sagte er dann leise, „hattest du immer grüne Augen -?“

      „Ich

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