ТОП просматриваемых книг сайта:
Zu nah am Abgrund. Karlheinz Seifried
Читать онлайн.Название Zu nah am Abgrund
Год выпуска 0
isbn 9783847615880
Автор произведения Karlheinz Seifried
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Wo war der Pfarrer?“, fragte ich mich, „was macht er wohl um diese Zeit und in dieser Hitze im Haus? Sich ausruhen? Kaffee trinken? Oder trank er schon ein Bier?“
Diese Fragen musste ich unbedingt klären. Ich wusste, dass es als Messdiener nicht erlaubt war, sich dem Pfarrhaus zu nähern. Es war seine Privatsphäre, wie der Pfarrer immer sagte. Wir Messdiener mussten uns immer in der Sakristei treffen und sollten nicht auf den Hof hinter der Kirche gehen. Aber wie gesagt, mich quälten diese beiden Fragen, also schaltete ich mein Denken von Messdiener auf Indianer um und schlich, alles als Deckung nutzend, was sich mir bot, an das Pfarrhaus heran. Endlich stand ich an der Mauer und war geschützt vor den Blicken aus dem Haus.
Ich drehte mich so, dass ich mit dem Rücken an der Hauswand stand. Mich durchzuckte ein Schrecken, mein Blick hatte jetzt eine Perspektive, die ich noch nicht kannte. Ich blickte vom Pfarrhaus weg in Richtung Kirche, es war ein toller Blick.
Die Kirche im Vordergrund, von der Sonne angestrahlt und über die Siedlung ragend, die man im Hintergrund sah. Leise schlich ich um die Ecke des Pfarrhauses herum, von hier bot sich mir ein herrlicher Blick über die Felder und ich blieb einen Moment stehen, um diese Aussicht zu genießen. Ein leises Stöhnen schreckte mich aus meinen Gedanken.
Hatte sich der Pfarrer verletzt? Oder war das ein Schnarchen?
Ich schaute an der Hauswand entlang und sah, dass auch hier alle Fenster offen waren. Jetzt war es mir egal, ob man mich erwischte! Vorsichtig, immer ganz dicht an die Hauswand gepresst, ging ich weiter, bis ich vor dem Fenster stand, aus dem diese Geräusche kamen.
Mein Herz pochte vor Angst bis zum Hals, aber ich konnte einfach nicht weggehen, ich musste und wollte unbedingt in das Zimmer sehen. Ganz langsam schob ich meinen Kopf immer weiter Richtung Fensteröffnung, ich war gespannt wie ein Bogen. Langsam konnte ich immer mehr vom Inneren des Zimmers erkennen. Links stand ein Schrank, einer von diesen echten, alten, geschnitzten Holzschränken, in die man seine Wäsche hängt, dann die Tür, ein Tisch mit gehäkelter Tischdecke und einer Blumenvase mit schönen Sommerblumen darauf. Drei Stühle standen um den Tisch, auf einem hing eine schwarze Hose. Ich bewegte mich weiter nach links, um noch mehr vom Zimmer zu sehen, musste aber dabei immer die Tür im Auge behalten, denn wenn da jetzt jemand ins Zimmer gekommen wäre, hätte er mich im Fensterrahmen sehen können.
Weiter rechts kam ein Bettteil in Sicht, es war eins von diesen Betten, die hinten und vorne ein hohes Holzteil haben. Mein Blick sauste immer zwischen Tür und Bett hin und her.
Sollte ich den Pfarrer beim Schlafen erwischt haben?
Dieses Geräusch hatte nicht viel mit Schnarchen zu tun, es hörte sich eher so an, als wenn er schwer arbeitete und dabei heftig atmen würde.
Aber was in Gottes Namen hätte der Pfarrer um diese Zeit schwer arbeiten sollen? Zumal schwer arbeiten gar nicht zu ihm passte. Langsam ließ ich den Blick weiter durch das Zimmer wandern. Es kam die Matratze in Sicht, auf der ein paar Füße zu sehen waren, aber diese Füße lagen ja umgekehrt mit den Spitzen nach unten und bewegten sich auch so seltsam. Dann kamen noch ein paar Füße in Sicht, etwas zarter und schlanker. Jetzt vergaß ich alle Vorsicht, eine weitere Bewegung nach links und ich hatte das ganze Bett vor Augen. Mir stockte der Atem! Ich sah den Pfarrer auf seiner Haushälterin, in einer mir damals natürlich noch nicht eindeutigen Stellung. Aber ich wusste was sie taten.
Eine eiskalte Erregung überkam mich, das war selbst mir schon klar, dass das mit dem Zölibat nichts zu tun hatte. Hatten wir es nicht erst letzte Woche gelernt, Enthaltsamkeit, Zurückhaltung, Glaube an die Menschen? Ich machte kehrt und ging ganz offen und langsam über den Hof und weiter Richtung Wald.
‚Wer sollte mir denn jetzt noch etwas verbieten? Der Pfarrer bestimmt nicht, der macht ja selbst verbotene Sachen‘, dachte ich mir.
Der Tag war nicht mehr so heiß wie am Anfang und alles war noch stiller als vorher. Ich wollte es auf jeden Fall für mich behalten, denn es gab mir die Kraft, alles zu überstehen, egal was er in Zukunft von der Kanzel predigen würde, sei es auch die Anprangerung meiner Mutter. Der Wald nahm mich auf. Ich ging weiter Richtung Schießstand und mir kam es so vor, als wenn der Wald mich verschlucken würde.
* * *
Kapitel 2
Heute
Langsam tauchte ich aus meinen Erinnerungen auf, hörte wieder die Wellen, spürte die Sonne auf meinem Körper und auch meinen Schatz in meinem Arm, wie sie sich räkelte. Ich hatte noch ein paar andere Empfindungen und als ob sie es ahnen würde, legte sie mir ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie langsam kreisen. Die Finger der anderen Hand spielten mit meinen Haaren und das machte mich noch nervöser. Wie durch Zufall drehte sie sich so, dass ihr Po an meinem Oberschenkel lag. Ich ließ meine Hand langsam über ihre Hüfte in Richtung Busen gleiten, streichelte ganz zärtlich ihre Knospen, die durch den dünnen Stoff zu spüren waren und immer härter und größer wurden. Meine Hand wanderte kreisend immer tiefer über den Bauch und den Bauchnabel zum Bikinirand. Hier machte ich eine kleine Pause, um ihn dann langsam auszuziehen. Sie tat das Gleiche bei mir und wir lagen wie im Paradies nackt in der Sonne.
Wir liebten uns zärtlich, verwöhnten uns gegenseitig und konnten kein Ende finden. Es war so schön, diese Entspannung danach, ihren Körper zu spüren und sich ganz dicht an sie zu schmiegen. Dann liefen wir ins Wasser, um uns etwas abzukühlen, tranken kühles Wasser und lagen uns schon wieder im Arm. Es war so schön warm und still, nur das Meeresrauschen war zu hören. Ich hörte Eva ganz ruhig atmen, was mich noch schläfriger machte.
Allmählich verfiel ich wieder in diesen schwebenden Zustand des Tagträumens. Langsam glitt ich wieder zurück in die Vergangenheit und nahm den Faden wieder da auf, wo ich ihn verlassen hatte.
Kapitel 3
1963
Meine Mutter wollte mir unbedingt einen Vater geben. Denn, wie sagte man damals so schön:
Das Kind braucht einen Vater, sonst wird nichts aus ihm.
Ja, aber ich sage heute, lieber keinen Vater, als den falschen. Wobei ich auch hier nicht zu hart urteilen sollte, mein Stiefvater war zwar Alkoholiker, aber er hat uns nie etwas getan! Wenn er betrunken war, ist er einfach umgefallen, dann konnten wir zwar immer sein Blut oder das Erbrochene aufwischen, aber gewalttätig ist er nie geworden. Die Heirat meiner Mutter hatte leider auch einen Umzug zur Folge, wir zogen zu meinem Stiefvater ins Sauerland.
Der Unterschied zwischen dem Sauerland und Bayern liegt in der Sprache und die war ein großes Handikap für mich. Man stelle sich nur einen Bayern im Sauerland vor! Spricht und schreibt kein bisschen Hochdeutsch. Alle haben sich halb totgelacht und ich wurde zum Klassenclown. Das funktionierte auch ganz gut, zumindest in meiner Klasse. Aber eine Lösung für immer war es nicht, da ich mich in dieser Rolle überhaupt nicht wohl fühlte. Auf Dauer musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, es kam mir auch schon so eine Idee.
Da mein Weg über einen einsam Waldweg führte, dachten die anderen immer, sie könnten mir auflauern, mir Angst machen oder mich sogar aus Spaß verprügeln. Das ging eine Zeitlang so, bis ich die Nase voll hatte und ich mir dachte:
‚Dreh doch mal den Spieß um und erschrecke sie so richtig.‘
Im Wald und in der Natur kannte ich mich sehr gut aus. Ich bin oft alleine durch Wald und Flur gestreift und habe meinen Instinkt geschärft, diese Kenntnisse habe ich mir zunutze gemacht.