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als die Schlange heraus kroch, überkam den Jungen große Angst, und er rannte davon. Auch die anderen Söhne hatten nicht den Mut, die Schlange zum Vater zu bringen. Erst als die Reihe an den Jüngsten kam, konnte dem Kranken geholfen werden. Der Kleine trug die Schlange, die sich vom Kopf bis zum Unterleib um ihn gewickelt hatte, zu seinem Vater. Dort wand sie sich um den Kranken, leckte ihm die Augen, und es dauerte nicht lange, bis der Vater gesund wurde. Zum Dank schenkte der Vater seinem Retter zwei Rinder, und dem jüngsten Sohn versprach er die Häuptlingswürde. Die anderen Söhne gingen leer aus, weil sie sich gefürchtet hatten. Die Riesenschlange bat nun den Jüngsten, sie wieder nach Hause zu bringen. Dort schenkte die Schlange dem Jungen Rinder, Ziegen und Kostbarkeiten. Reich belohnt kehrte er nach Hause zurück.

      Der Hase und der Löwe

      Der Löwe sagte zum Hasen: "Bitte sei so gut, wenn du die Antilope siehst, so sage mir heimlich Bescheid!" Der Hase machte sich auf und fand alsbald die Antilope. Er sagte zu ihr: "Bitte verrate mich nicht, aber der Löwe sucht nach dir!" Die Antilope hatte verstanden. Sie traf den Rotbock und sagte zu ihm: "Sag demjenigen, der mich sucht, dass er mich niemals kriegen wird." Der Rotbock ging zum Löwen und übermittelte ihm die Botschaft. Der Löwe überlegte, wer wohl seine Absicht verraten haben könnte, und sprach: "Nur der Hase kann es der Antilope gesagt haben, denn ihn habe ich ausgesandt. Wenn ich ihn nur finden könnte, ich würde ihn töten!" Der Löwe suchte fieberhaft nach dem Hasen, und eines Tages überraschte er ihn im Schlaf. Sogleich wollte er ihn zerreißen, doch der Hase konnte ihm entwischen. Bald darauf gelang es dem Löwen wiederum, den Hasen zu stellen, und dieses Mal konnte der Hase nicht entkommen. Der Löwe fragte: "Wo kommst du her, du verräterischer Schurke?" Der Hase antwortete: "Nicht so böse, Herrscher, ich hörte, dass du ein Haus baust, und da sagte ich mir, ich will dem Häuptling helfen, sein Haus zu bauen." Der Löwe war zufrieden und bedeutete dem Hasen, auf das Dach zu klettern, um es zu decken. Der Hase sagte: "Nein, Herr, du sollst hinaufklettern, du bist der Große und ich der Kleine. Ich werde im Haus arbeiten." Der Löwe gab ihm Recht und kletterte hinauf. Als er nun begann, das Dach zu decken, hing sein Schwanz ins Hausinnere. Der Hase nahm einen Riemen und band damit den Schwanz des Löwen fest. "Nichtsnutz", rief der Löwe, "was tust du, ich habe furchtbare Schmerzen!" Der Hase antwortete: "Nicht so böse, Herrscher, ich knacke nur deine Flöhe." Und als er sah, dass er den Löwen ganz fest gebunden hatte, fragte der Hase: "Häuptling, darf ich dieses Fleisch essen?" Der Löwe erlaubte dem Hasen das, aber er sollte nur das magere Fleisch essen. Als der Löwe bemerkte, dass der Hase doch vom fetten Fleisch nahm, rief er: "Was fällt dir ein, ich sagte doch: Iß das magere!" Der Hase aber ließ sich nicht stören und aß weiter. Der Löwe wollte ihn packen, doch es gelang ihm nicht. Nun tötete der Hase den Löwen und schlüpfte in das Löwenfell.

      Er machte sich auf den Weg und fand Paviane, die gerade Bier bereitet hatten. Als die Affen den Löwen erblickten, waren sie sehr erschrocken und fragten zitternd: "Ach, der Löwe, ist er etwa gekommen, einen von uns zu töten?" Aber der Löwe begrüßte sie und setzte sich zu ihnen. Sie gaben ihm Bier, und er trank. Das Bier sei von einem Fest übrig geblieben, erzählten ihm die Paviane. Der Löwe sprach: "Ist schon gut, geht nur eurer Wege, ich bleibe noch etwas hier." Und die Affen machten sich auf und davon. Auf einmal fiel einem Pavianmädchen ein: "Ich habe den Samen zu Hause vergessen!" Ein Affe bot sich an, ihn zu holen. Er ging zurück zur Hütte und trat durch die Hintertür. Als er eben den Hof betreten wollte, entdeckte er den Hasen, der das Löwenfell in der Sonne ausgebreitet hatte und sich lauste. Der Affe eilte, so rasch er konnte, zu den anderen zurück. Er rief: "Jener Löwe ist in Wirklichkeit ein Hase im Löwenfell! Ich habe ihn überrascht, als er das Fell ausgezogen hatte." Da beschlossen die Affen, den Hasen zu fangen und zu töten. Sie liefen zu ihrer Hütte, aber der Hase hörte sie kommen. Er kletterte über den Zaun und floh. Als er ein Stückchen gerannt war, fand er einen hohlen Baum und schlüpfte hinein. Seine Verfolger sahen ihn nicht und gingen suchend vorbei. Der Hase kroch aus seinem Versteck und rannte weiter. Da erblickte er eine Regenpfütze. Er wälzte sich im Wasser und anschließend im Sand und setzte sich neben die Pfütze. Seine Verfolger kamen heran und fragten ihn: "Aus-dem-Dreck-Gekommener, hast du nicht ein Häschen hier vorbeilaufen sehen?" Der Hase antwortete: "Ja, er ist eben hier vorbei gerannt, eigentlich müsste man noch ein Staubwölkchen sehen."

      Und die Verfolger liefen weiter. Inzwischen hatte der König der Paviane das Löwenfell genommen, sich damit bekleidet und sich auf die Jagd begeben. Unterwegs traf er einen Leoparden, der ein Kudu erlegt hatte. Der Pavian stimmte ein löwenähnliches Gebrüll an, so dass der Leopard erschrocken davonlief und das Kudu zurückließ. Nun rief der Affe seine Kinder und Verwandten herbei, die das Kudu nach Hause brachten. Bald darauf erlegte der Leopard einen Bock, und wieder kam der Löwe mit großem Gebrüll heran, so dass der Leopard floh und den Bock zurückließ. Der Affe nahm die Beute und trug sie nach Hause. Eines Tages traf der Leopard die Paviankinder. Sie flohen vor ihm, aber er fing ein kleines und fragte: "Wo wohnt der Löwe, der mich immer plagt? Ich hatte ein Kudu erlegt, da kam er und nahm es mir weg. Ich hatte einen Bock erlegt, da kam er und nahm ihn mir weg. Sag mir, wo sich der Löwe aufhält, und ich werde dich nicht töten." Der kleine Affe erzählte dem Leoparden: "Herr, es ist kein Löwe, der dich plagt. Es ist unser Vater, der sich mit einem Löwenfell verkleidet. Aber du darfst nicht verraten, dass ich dir das gesagt habe, denn sonst tötet mich der Häuptling." Der Leopard versprach es ihm und schickte ihn nach Hause. Als der Häuptling der Paviane sich wieder als Löwe verkleidet auf die Jagd begab, beobachtete ihn der Leopard und legte sich auf die Lauer. Wie nun der Affe sorglos daherkam, sprang der Leopard mit großem Gebrüll aus seinem Versteck hervor. Der Affe wollte fliehen, aber der Leopard packte ihn an seinem Löwenfell. Da sprach der Affe: "Herr, ich bitte um Verzeihung, ich will dir alles erklären." Der Leopard fragte: "Was wirst du tun, damit ich dir vergebe?" Und der Pavian sprach: "Komm mit, ich zeige dir, womit ich dich um Verzeihung bitte." Der Affe führte den Leoparden zu einem Moschuanabaum und bat ihn, sich darunter zu setzen, während er auf den Baum klettern wolle. Aber der Leopard befahl ihm, zuerst das Löwenfell auszuziehen, und der Affe tat es. Der Leopard nahm das Fell und legte es unter den Baum. Nun sagte der Affe zum Leoparden: "Ich werde auf den Baum steigen und Früchte herunterschütteln, wenn dann die Rotböcke zum Fressen kommen, so greife dir einen." Er schüttelte den Baum, und es dauerte nicht lange, da liefen die Rotböcke herbei, um die Moschuanafrüchte zu essen. Der Leopard packte einen und tötete ihn. Der Affe stieg vom Baum herab und sprach: "Herr, das ist mein Lösegeld." Und der Leopard gab sich zufrieden. Nun fragte der Pavian den Leoparden: "Herr, kannst du mir nicht das Löwenfell zurückgeben, denn ich lebe davon. Ich täusche die Menschen - wenn ich komme, denken sie, es sei ein Löwe." Der Leopard antwortete ihm: "Ja, nimm es, ich brauche es nicht. Ich nähre mich durch meine eigene Kraft und brauche kein Löwenfell." Der Pavian dankte ihm und nahm das Löwenfell.

      Der Häuptling mit dem Halbmond

      Es war einmal ein Häuptling, der von Geburt an mitten auf der Brust einen Halbmond trug. Dieser Häuptling hatte zwei Frauen.

      Der älteren von beiden waren zwei Söhne geboren worden, von denen aber keiner den Halbmond mitbekommen hatte.

      Die jüngere Häuptlingsfrau hatte zu der Zeit noch keine Kinder, und so liebte der Häuptling die ältere wegen ihrer Söhne mehr. Kurze Zeit später aber wurde die jüngere Frau ebenfalls schwanger.

      Am Tag ihrer Niederkunft rief sie die ältere Frau zu Hilfe. Das Kind wurde geboren, es war ein Sohn, und mit Überraschung und Eifersucht entdeckte die ältere Frau mitten auf seiner Brust den Halbmond. Als die jüngere Frau einen Augenblick unaufmerksam war, nahm die ältere, krank vor Eifersucht, das Kind rasch an sich, lief damit zum Viehkraal, wo eine Hündin ein paar Tage zuvor ge­worfen hatte, und nahm einen der Welpen. Das Neu­geborene versteckte sie in einem großen Biergefäß in der Hütte und legte den Welpen neben die Mutter. Dann rüttelte sie die Mutter wach und zeigte auf den Hund. "Sieh nur", rief sie, "sieh, was du geboren hast!" Als die junge Mutter den Welpen sah, war sie zutiefst beschämt und traurig, denn sie wusste ja nicht, was geschehen war.

      Nach einer Weile wollte die ältere Frau das Neugeborene aus dem Biergefäß nehmen, um es zu töten, aber zu ihrem großen Erstaunen musste sie feststellen:

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