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Lianes Reisetasche vor den Einbauschrank und schob die Korkschiebtür auf. Der Platz reichte für ihre wenigen Kleider. Liane war nicht üppig ausgestattet, George kannte ihr kleines Studentenappartement in Paris, weiß Gott nicht luxeriös, aber praktisch und zweckmäßig. Im Grunde besaß sie alles nötige. George tätschelte Lianes Schulter. „Du kannst dich ein wenig ausruhen und frisch machen. Im Bad ist ein Whirlpool. Lass dir Zeit, dich einzurichten. Ich bin unten.“ Als George ins Kaminzimmer kam, hörte er Dr. Schatz zu Leonore sagen: „Dein Mann hat sein Testament und die Erbschaftsangelegenheiten doch schon vor Jahren geregelt?“ George antwortete statt seiner Mutter. „Ja! Vater hat uns alle abgesichert. Wir können für den Rest unseres Lebens in gediegenem Luxus schwelgen. Dazu kommen die Hamilton-Werke. Wolltest du das wissen, Frank?“ Dr. Schatz biss sich auf die Lippen. „Deine Mutter will ein neues Haus kaufen. Ich soll es in die Wege leiten.“ „Ein kleines Haus“, betonte Leonore. „Oder eine komfortable Wohnung. Ich will nicht mehr soviel Arbeit haben. Natürlich ist für dich und deine Schwester immer Platz, George. Aber du willst dich ja auch verändern.“ George verzog die Lippen. „Abwarten, was die Hamilton-Werke abwerfen. Die Einkünfte daraus fallen nach dem Verkauf der Werke weg. Mein Firmenprojekt ist absolut zukunftsträchtig. Aber dazu brauche ich als Mitarbeiter Spezialisten, Topleute. Und die sind nicht billig.“ Leonore setzte sich auf eine beige Ledercouch. „Vorerst reicht mir das vorhandene Vermögen aus den Fonds, die T.J. für uns angelegt hat. Aber deine Schwester Rieke wird aus allen Wolken fallen, wenn sie von deinen Plänen hört.“ „Aus ihrem Wolkenkuckucksheim?“, erwiderte George bissig. „Sie hat sich doch nie für die Hamilton-Werke interessiert.“ Leonore breitete ihre Arme flach auf der Couch aus. „Du kennst doch deine Schwester. Wenn es ihr danach ist, wird sie Wirbel machen. Das können wir jetzt ebenso wenig brauchen wie die bösen Artikel in den Gazetten. Die Presseleute graben alles aus, dichten uns ausbeuterische Profitgier an. Sie haben sogar Fotos von unseren Fabriken in Asien aufgetrieben. Jetzt behaupten sie, unsere edlen Handwerksprodukte seien ordinäre Industrieware.“ George stellte sich neben Dr. Schatz an die Hausbar, nahm ein Glas und überlegte was er trinken sollte. „Die Pressefritzen kennen wohl die Regeln nicht. Natürlich werden die nackten Produkte in unseren Fabriken gefertigt. Aber sobald ein gewisser Teil der Verarbeitung individuell vonstatten geht, Figuren mit der Hand bemalen, manuell Haare aufkleben, gilt es als Handwerksprodukt. Wir halten uns genau an die Vorschriften. Unsere Rechtsanwälte werden die Schmierfinken auch deswegen abmahnen. Die ganze üble Nachrede wertet unsere Firma ab. Investoren schrecken vor skandalumwitterten Projekten zurück. Dabei hätte ich schon Interessenten. Hoffentlich wächst bald Gras über alles.“ Dr. Schatz reichte George den Eiskübel. „Deiner Mutter ist es zu wünschen. Nach dem Weihnachtsrummel wird es eh ruhiger.“ George lachte trocken auf. „In Düsseldorf sind die Verkäufe auf unserem Marktstand vor dem Carsch-Haus seit Samstag hochgeschnellt. Sie reißen uns die Ware glatt aus den Händen.“ „Neugier der Gaffer“, stellte Dr. Schatz fest. „Lasst sie doch“, murmelte Leonore. „Alles muss raus aus den Lagern. Wir sind es T.J. schuldig, seine Produkte zum letzten Mal zu präsentieren.“ Und seinen Mörder zu finden, sagte niemand in diesem Raum.

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