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professioneller aufzuziehen. Ich würde nie wieder mit dem aufhören, was ich hier jetzt begann, das war für mich ganz klar. Ich war nun ein Raubmörder, der sich in der klaren Absicht befand, ein Serienmörder zu werden, was mich irgendwie auch auf irgendeine perfide Art mit Stolz und Neugierde erfüllte. Es begann eine Art zweites Leben für mich.

      Ebenso klar war mir aber auch, dass ich nie wieder versuchen würde, eine Leiche zur Beseitigung wegzuessen und auch auf einen unwissenden Partner, wie Jury wollte mich nicht verlassen. Ich brauchte also einen anderen Weg, die vielen Mistkerle, die ich mir noch holen würde, verschwinden zu lassen.

      Es mussten Räumlichkeiten her, in denen ich, oder auch meine Zielpersonen laut sein konnten und dabei noch ungehört blieben. Dazu wollte ich selbstverständlich während der Beseitigungen auch ungestört bleiben.

      In den folgenden Wochen und Monaten sammelte ich mir aus unterschiedlichsten Quellen Informationen und Knowhow zusammen, wie man am besten und sichersten Körper verschwinden lassen könnte. Eine riesige Menge Dokumentationen, Spielfilme und Kriminalberichte galt es, zu verarbeiten.

      Ich konnte mich nicht für eine bestimmte Art und Weise entscheiden, da es sehr viele Möglichkeiten gab und ich noch fast gar keine Erfahrung hatte. Ich hatte lediglich Häuptling beseitigt und dabei hatte ich mich mehr als nur ein kleines Bisschen verschätzt. Ich konnte eine ganze Weile nicht mal mehr daran denken, Fleisch zu essen. Das gab sich nach und nach aber wieder. Nichts desto trotz war Leichenessen für mich erst einmal keine Option mehr.

      Während der Zeit meiner Recherchen, rührte ich mein neues Vermögen nie an. Ich war ja sowieso schon so lange an meine Armut gewöhnt, dass mir das nicht mal schwer fiel. Dabei merkte ich auch, wie wenig ich eigentlich überhaupt brauchte, um mich zufrieden zu fühlen. Ich war ja schon irgendwie zufrieden. Schließlich hatte ich die Welt von einem kleinen, miesen Stück Übel befreit.

      Auf der Suche nach einer neuen Bleibe für mein zweites Leben, entdeckte ich in einer Onlineanzeige ein Angebot, welches ich mir unbedingt ansehen musste. Irgendetwas sagte mir schon beim Lesen der Anzeige, dass es das Richtige für mich sein würde.

      Die Immobilie befand sich im Industriegebiet der Stadt und war einmal eine kleine Lagereinrichtung für Lebensmittel inklusive Büroräume und einem Kühlraum. Von dem Moment an, an dem mir der Makler dann den ziemlich günstigen Betrag nannte, den ich monatlich zur Miete zu leisten hatte, war es meine neue Bleibe und Berufsstätte zugleich. Für viele Leute hat das Wort „Beruf“ immer etwas mit Arbeit zu tun. Ich lese hier das Wort „Berufung“ heraus und das war genau das, was ich seit Häuptling tat. Ich ging meiner Berufung nach. Es war meine Berufung üble Menschen zu entsorgen. Den Gewerbeschein hierfür hatte ich mir erst einmal gespart.

      Kleiner Scherz am Rande.

      Bahlmann

      Da ich nun eine neue Bleibe mit integrierter „Werkstatt“ hatte, dazu noch einen fahrbaren Untersatz und einen Haufen Geld, war es für mich Zeit geworden, Ausschau nach einem neuen Stück Makulatur zu halten. Wobei Ausschau halten eigentlich falsch ausgedrückt ist. Ich wusste schon ganz genau, welche Art von Personen ich mir als nächstes vorknöpfen wollte. Es sollte ein Mensch aus einer Berufsgattung sein, die sehr viel Gutes und nachhaltiges bewirken konnte. Sie konnte aber auch sehr viel Leid und Elend hervorrufen oder gar selbst darstellen.

      Mir waren einige Spezialisten aus dieser Berufssparte ein echter Dorn im Auge. Es waren die, die sich in diesem Beruf durch eigene Kraft und Selbstständigkeit nicht wirklich über Wasser halten konnten und somit im Internet herumstöberten um ihre gesamte Energie und ihr gesamtes Knowhow daraufhin aufbrachten, um Internetnutzern mittels Abmahnungen das Geld aus der Tasche zu ziehen und sich selbst dadurch zu bereichern. Sie griffen selbst auf zweifelhafte Mittel und Wege zurück, um ihre Abmahnungen zu erreichen und zu begründen.

      Sehr viele von diesen Abmahn-Anwälten, schossen sich im Nachhinein selbst ins Bein, weil sie und ihre zweifelhaften Methoden aufflogen oder ihre Abmahnungen vor Gericht als haltlos galten.

      Aber einige von ihnen, waren sehr erfolgreich und haben die gesamten Geschäftsmodelle ihrer Kanzleien auf Abmahnungen ausgerichtet. Das Ganze war offensichtlich, aber diesen Typen war es egal. Sie waren ja rechtlich gesehen auf der sicheren Seite, wenn sie es geschickt genug anstellten. Gegen manche von ihnen kam auch niemand mehr an, weil sie ihren Job dorthin gehend so sauber und akribisch erledigten.

      Sie verdienten sich damit eine goldene Nase.

      Bei der Suche nach dem Richtigen, machte ich es mir recht einfach. Ich recherchierte im Internet einfach nach dem Abmahnanwalt, der in den Medien die meisten Abmahnungen und Klagen erfolgreich durchgeboxt hat und der auch keinen Hehl aus seinen Machenschaften machte.

      Ich wälzte so einige Internetseiten und Foren und ein Name fiel mir immer wieder entgegen.

      Frank Bahlmann.

      Herr Bahlmann war achtunddreißig Jahre alt, absolvierte sein Jurastudium mit einunddreißig Jahren und gründete kurze Zeit später seine eigene Kanzlei, die laut meinen Recherchen ursprünglich nicht wirklich erfolgreich war. Bis sich Bahlmann den Abmahnungen von Internetnutzern gewidmet hatte. Hierdurch wurde seine Kanzlei nun immer bekannter und erfolgreicher. Bahlmann brachte es hiermit innerhalb von drei Jahren zu seiner ersten Million und das vierte Jahr, seit der Spezialisierung auf Abmahnungen, lief offensichtlich ebenfalls recht gut. So vielen Menschen hatte der Typ das Geld aus der Tasche gezogen. Keine Ahnung, wie dieser Typ das mache, aber er fand immer wieder irgendetwas, um Leute abzumahnen.

      Für mich war es nichts anderes, als legal durchgeführte Erpressungen. Er stöberte in privaten Angelegenheiten von Bürgern und presste dann Geld aus ihnen heraus. Es waren zum Teil unwissende Familienväter, die ihre Urlaubsvideos mit nicht GEMA-freier Musik untermalt hatten, oder mit ihren Kindern kleine Online-Tagebücher mit Bildern verschönern wollten und dabei nicht die eigenen Bilder verwendeten, sondern sich irgendwo welche herunterluden. Diese armen Teufel taten mir wirklich leid.

      Ich googelte nach Bildern von Frank Bahlmann und wurde schnell fündig. Ein geschniegelter Aal, mit streng zurückgekämmten dunkelblonden Haaren, die durch übertriebene Nutzung von Pomade oder Haar-Gel schon eher fettig wirkten. Er war nicht hässlich und sportlich gebaut, jedoch mit leichtem Bauchansatz. Im Grunde genauso, wie ich mir einen solchen Typen vorgestellt hatte.

      Meine Recherchen ergaben, dass sich seine Kanzlei etwa achthundert Kilometer von meinem derzeitigen Wohnort entfernt befand. Um mir Bahlmann zur Brust zu nehmen, musste ich ihn beobachten und seine Gewohnheiten kennenlernen, was eine gewisse Zeitspanne einnehmen würde. Ich beschloss, mir ein Zimmer in der Nähe der Bahlmann Kanzlei zu nehmen. Die Wohngelegenheiten dort waren nicht billig, da sich die Kanzlei in einem hippen Büroviertel der Stadt München befand.

      Geld hatte ich zwar erst einmal genug, aber ich verhielt mich trotzdem weitestgehend sparsam, sodass ich mir nur ein kleines Zimmer in einem drittklassigen Hotel buchte.

      Ich buchte mein Zimmer über eine der einschlägigen Hotelbuchungsplattformen und bemerkte in einer anschließenden Mail, dass ich höchstwahrscheinlich erst am späten Abend im Hotel „Stiegrogge“ eintreffen würde. In der Antwortmail betonte der Betreiber des Hotels persönlich, dass das überhaupt kein Problem darstellen würde und alles vorbereitet sein würde.

      Klang alles gut und entspannt.

      Die Unterkunft erwies sich schlechter, als ich sie mir vorher ausgemalt hatte. Das Hotel „Stiegrogge“ befand sich in einem alten unsanierten Münchener Haus, welches um die Jahrhundertwende gebaut worden sein musste. Also in der Jahrhundertwende des letzten Jahrhunderts...

      Es war bereits dunkel, als ich auf dem, am Hotel angrenzenden Parkplatz aus meinem Wagen stieg und den Eingang des Hotels suchte. Es war alles dunkel. Weder das Leuchtschild mit dem Namen des Hotels darauf stehend, noch die Hotelbar waren beleuchtet. Ich ging die breite alte Steintreppe hinauf und rüttelte etwas zaghaft an der großen massiven Holztür. Natürlich war sie verschlossen. Mir kam langsam der Gedanke, dass ich oder meine Buchung vergessen wurde. Es fing leicht an, in mir zu brodeln, als ich zu meinem Mobiltelefon griff und die Nummer der Hotels wählte, die ich mir schon vor Antritt

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