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Tortur eines jungen Mädchens, welches, jede auf eine eigene Art, misshandelt, zum Teil missbraucht und dann am Ende des Videos durch einen Schuss in den Kopf getötet wurde. Jede dieser Torturen dauerte etwa dreißig bis sechzig Minuten. Wenn es sich bei diesen Videos nicht um sehr kranke Kunst-Kurzfilme handelte, was ich mir bei Häuptling auch nicht vorstellen konnte, handelte es sich um tatsächliche Snuff-Movies und mir wurde schlagartig anders.

      Kranke Scheiße...

      Die Tatsache, dass Häuptling diese Filme besaß und auch mit ihnen zu tun hatte, bestätigte mein Handeln. Diesen Mädchen konnte keiner mehr helfen, aber auch Häuptling konnte keiner mehr helfen. Teile von ihm befanden sich mittlerweile in Jurys Tiefkühltruhe und das war jetzt auch, mehr denn je, gut so.

      Dieser kranke Mistkerl!

      Ich wünschte mir jetzt, ich hätte ihn mehr leiden lassen, aber ich musste von meinen Hassgedanken wieder herunterkommen, um mich nicht darin zu verrennen.

      Jemand, der so etwas macht, um Geld zu verdienen, der muss noch viel mehr Geld haben. Aus einschlägigen Filmen, weiß ich, dass kranke Individuen Unmengen an Geld ausgeben, um solche Videos zu bekommen. Also muss Häuptling Massen von Geld besitzen. Jemand mit dem Intelligenzquotienten eines Buchsbaums, wie er, schafft das Geld nicht planvoll aus dem Weg, sondern behält alles greifbar. Es muss nur gefunden werden.

      Ich wollte gar nicht all sein Vermögen finden und ich wollte auch nicht Polizei spielen. Nach dem Mord an ihm, war ich ja mittlerweile selbst kein unbeschriebenes Blatt mehr.

      Nach einigem Suchen, fand ich in einigen versteckten Ecken seines Hauses noch ein paar Gelddepots und nahm mir das, was ich fand. Während in seinem Büro noch diese kranken Videos liefen, zählte ich das Geld, das ich in seinen verstecken fand. Ich zählte einhundert dreiundzwanzig tausend, als ich hörte, dass sich ein Schlüssel in die Eingangstür seines Hauses schob. Ich hatte keine Chance mehr, das Video abzuschalten und konnte mich nur noch hinter der Tür in seinem Büro verstecken.

      Wer konnte das sein?

      Seine Schergen kamen nie so früh hier her. Ich hörte anhand von lautem Klacken auf dem gekachelten Boden und an der Art der Schritte, dass es sich um eine Frau handelte, die mittlerweile durch das Haus lief. Die Schritte wirkten hektisch. Es wurden Sachen aus anderen Räumen gegriffen und hörbar in eine Tasche verstaut. Als die Schritte wieder in dem Foyer ankamen, stockten sie. Es war der Moment, in dem die Person die Schreie, in dem noch immer spielenden Video, gehört hatte. Ich hörte, wie sich die Person langsam in Richtung des Büros bewegte. Sie ging langsam aber zielstrebig an der Tür vorbei, hinter der ich mich versteckte und blieb vor dem Laptop stehen. Nun konnte ich sie sehen. Es war eine Wasserstoffblondine, die ihren schlanken Körper in ihre billig aufreizende Klamotte gezwängt hatte. Als sie vorbeiging, konnte ich erkennen, dass sie hinter ihrer Sonnenbrille ein blaues Auge versteckte.

      An ihrer folgenden Reaktion und an der Tatsache, ob sie mich entdecken würde machte ich fest, ob ich sie jetzt auch töten würde. Ich wollte sie nicht töten. Sie war zu hübsch und ich hatte nicht geplant, jetzt noch jemanden zu beseitigen. Das alles passte mir nicht in den Kram.

      „Was ist denn das für eine kranke Scheiße?“, fragte sie laut.

      Wenn sie wüsste, dass sie gerade ihr eigenes Leben gerettet hatte. Sie hatte sich durch diese Reaktion selbst von meiner Deathlist gestrichen, auf der nach Häuptling momentan nur sie stand.

      Im darauf folgenden Moment flippte sie aus. Sie riss den Laptop vom Tisch und warf ihn in einer schwungvollen, lässigen Bewegung gegen die Wand links von ihr.

      „Dieser kranke Spinner!“, rief sie, während das Gerät an der Wand zu Bruch ging.

      Dann entdeckte sie mich und erstarrte kurz.

      „Bist du einer von Jafars Handlangern?“, fragte sie.

      Jafar Schmidt, das war der Name, der in Häuptlings Personalausweis stand.

      „Wenn ja, dann richte ihm aus, dass ich ihn, wenn er mir noch einmal zu nahekommt, mit dieser ganzen kranken Scheiße, auffliegen lasse!“

      Ich schüttelte den Kopf. Noch immer war ich bereit, sie bei einer unüberlegten Bewegung zum Schweigen zu bringen.

      „Und was machst du dann in seinem Haus?“, fragte sie.

      „Er wird niemals wieder jemandem zu nahekommen.“, sagte ich mit ruhiger Stimme.

      „Wie jetzt? Hast du ihn gekillt, oder was willst du mir jetzt erzählen?“, fragte sie.

      Ich antwortete nicht, sondern blickte ihr ernst in die Augen.

      Sie verlor die rote Wut-Farbe aus ihrem Gesicht. Dann fing sie schubweise immer mehr an zu zittern.

      „Du gibst mir jetzt deinen Personalausweis und wenn ich nie wieder von dir höre oder dich sehe, dann lasse ich dich am Leben.“, sagte ich mit ruhiger Stimme.

      Ihr Gesicht wurde noch bleicher. Es vergingen einige Momente, bevor sie mit zittriger Hand in ihr kleines Handtäschchen griff und eine mädchenhafte Brieftasche herauszog. Sie überreichte mir mit wabernden Knien ihren Ausweis. Sie zitterte mit ihrer Hand so stark, dass ich mit meiner linken Hand ihren Arm festhalten musste, um mit der anderen Hand ihren Ausweis greifen zu können. Ich zog mein Smartphone aus meiner Jackentasche und fotografierte Vor- und Rückseite ihres Ausweises. Magda Timoschenko hieß die Hübsche, mehr hatte nicht gelesen, weil es auch nicht weiter von Belangen für mich war.

      Ich zitterte nicht, was sie noch nervöser machte. Ich fand das fast lustig und wollte ihr sagen, dass sie sich sowieso keine Sorgen machen musste. Sie war ja schließlich kein Arschlochtyp, aber ich versuchte professionell seriös zu bleiben, um die Situation unter meiner Kontrolle zu behalten.

      Nach dem ich ihr den Ausweis mit meiner linken Hand überreichte, die genauso, wie die rechte Hand in schwarzen Lederhandschuhen steckte, ging ich langsam rückwärts Richtung Haustür und öffnete sie.

      Ich trug die Handschuhe selbstverständlich nicht, weil mir so kalt war, es war schließlich noch Spätsommer. Ich trug sie, um keine Spuren zu Hinterlassen.

      Während ich die Tür hinter mir zu zog, hörte und sah ich noch aus den Augenwinkeln, wie sie sich am Türrahmen zum Büro herunterrutschen ließ. Die Gute hatte ja auch gerade etwas durchmachen müssen.

      Ich musste etwas grinsen, mich dann aber auch wieder zusammenreißen um mich zu konzentrieren, dass ich ungesehen zu meinem Auto kam. Ich blickte noch einmal zu Häuptlings Haus, um zu sehen, ob Magda mich vielleicht aus dem Fenster beobachtete, aber sie war wohl noch zu bedient und war nicht am Fenster. Ich verließ diesen Ort.

      Als ich zuhause ankam, ging ich das erste Mal, seit einer gefühlten Woche, wieder an meinen Briefkasten. Ich fand dort, neben zwei Rechnungen des Energieversorgers, zwei nicht beschriftete Briefumschläge.

      In dem einen fand ich eine Einladung zu einer Schrebergarten-Party von Jury. Diese war wohl ein paar Tage älter, denn in dem zweiten Umschlag war eine Danksagung von Jury, der sich mit seinen Kumpels für die Party das ganze Hackfleisch aus der Truhe gegriffen hatte. In dem Umschlag waren vierzig Euro. Ich war also jetzt im Besitz von über einhundert dreißig tausend plus achtzehn tausend, für den Benz, plus fünf tausend aus Häuptlings Portemonnaie, minus die paar tausend für meinen kleinen Wagen, plus vierzig Euro, von Jury.

      Eigentlich ein ganz guter Schnitt und meine Arbeit war komplett erledigt. Womit natürlich gemeint war, dass Häuptlings Leiche nun komplett beseitigt war.

      Danke Jury!

      Ich lehnte mich, als ich in meiner Wohnung ankam, in meinem alten braunen Schmuddelsessel zurück und ging gedanklich die letzten Tage und Wochen durch.

      Ich hatte mein erstes Arschloch aus der Welt geschafft und bin dabei, für meine Verhältnisse auch noch relativ wohlhabend geworden. War alles in allem eigentlich ein super Schnitt. Ja ja...ich bin ein Mörder, na und? Wir Menschen töten tagtäglich, wenn wir uns nur im Supermarkt Fleisch einkaufen.

      *

      Ich hatte jetzt eine Menge Kohle zur Verfügung und ich wusste, dass ich genau so weitermachen wollte, weil mir

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