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bestellte mir Brötchen mit Rührei und Speck und dazu einen Kaffee. Damit ich diesen Laden ohne weiteren Kontakt auch nach dem Essen schnell wieder verlassen konnte, bat ich sie darum, gleich bezahlen zu können.

      „Das macht dann vier neunzig.“, brummte sie.

      Ich holte Bahlmanns Geldklammer aus meiner Jacke und versuchte einen fünfzig Euroschein einigermaßen unauffällig aus dem Geldbündel zu ziehen. An den weit aufgerissenen Augen von Elfie konnte ich erkennen, dass es mir dann doch nicht so unauffällig gelungen ist. Offenbar haben die beiden Herren an dem Tisch Elfies Gesichtsausdruck bemerkt, denn ihr Gespräch verstummte plötzlich.

      Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und bezahlte mein Essen mit dem Schein. Nachdem ich das Wechselgeld erhalten hatte, ging ich zu einem Tisch, nahe der Ausgangstür hinüber und setzte mich mit dem Gesicht zu den beiden Herren. Ich spürte und als ich mich setzte, sah ich auch, dass sie mich beobachteten. Das war ein nicht sehr angenehmes Gefühl, muss ich sagen.

      Während ich auf mein Frühstück wartete ging ich eine Weile in mich und versuchte die lange Autofahrt zu verarbeiten. Ich malte mir auch schon aus, wie ich mit Mistkerl Bahlmann weitermachen würde. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Elfie die beiden Herren darauf aufmerksam machte, dass deren Frühstück fertig war.

      „Rainer! Valentin! Euer Essen ist fertig. Euch brauche ich jawohl nicht mehr bedienen, oder?“, keifte sie zu den beiden herüber. Die beiden standen wortlos auf und nahmen sich ihr Frühstück.

      Als Elfie mir mein Essen ebenso lieblos auf den Tisch schob, wie es angerichtet war, bemerkte ich, wie ich weiterhin das Objekt aller Beobachtungen war. Ich bedankte mich und fing prompt an zu essen, weil ich auch schnell wieder raus aus diesem Laden wollte.

      Ich brauchte nicht sehr lang für mein Frühstück. Zum einen, weil die Atmosphäre in dem Lokal nicht wirklich zum Wohlfühlen war zum anderen, weil ich auch den Herrn Bahlmann endlich aus seiner Situation befreien wollte. Ist ja eng in so einem Kofferraum. Nicht dass ich wirklich Empathie für Bahlmann empfand...

      Während ich aufstand, wischte ich mir den Mund mit der Papierserviette ab, die mir zu dem Mahl gebracht wurde und verließ den Laden mit einem kurzen Winken.

      Als ich wieder auf dem Weg zum Lagerhaus war, atmete ich die morgendliche Luft tief ein und meine Schritte verlangsamten sich immer mehr. Was für ein schöner Morgen das war. Hinter den Hafengebäuden ging die Sonne langsam auf und färbte den Himmel rot und die Wolken in ein sanftes Lila.

      „Hey! Warte mal!“, hörte ich eine Stimme hinter mir.

      Als ich mich umdrehte, sah ich Rainer, der eigentlich eben noch am Tisch saß und sein Frühstück in sich rein schaufelte.

      Ich blieb stehen.

      „Was gibt es?“, fragte ich ihn.

      „Und wo ist Valentin?“, fragte ich, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich wusste, wer er war und dass ich mir denken konnte, was er und sein Kumpel von mir wollten. Ich drehte mich zu ihm um und blickte zu ihm auf. Er war eine Ecke größer als ich.

      „Wie wäre es, wenn du mir etwas von deinem Geld gibst?“, fragte er.

      Ich dachte ein paar Sekunden über eine angemessen sarkastische Antwort nach. Dann bemerkte ich ein kurzes starkes Vibrieren in meinem Kopf. Dabei hörte ich ein Klirren und dann wurde es plötzlich dunkel.

      *

      Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett und mir stieg ein Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase.

      Ich befand mich offensichtlich in einem Krankenzimmer. Neben mir lag ein älterer Herr.

      „Ach, da ist ja jemand von den Toten aufgewacht!“, rief mein Zimmernachbar zu mir herüber.

      „Sie waren ganz schön lange weg.“, sagte er.

      „Wie lange?“, fragte ich.

      „Also seit fünf Tagen liege ich hier und Du warst schon da.“, antwortete er.

      „Oh ha, Bahlmann!“, dachte ich.

      Ich fasste mir an den Hinterkopf und fühlte eine kahl rasierte Stelle mir einem großen Pflaster drauf.

      Nachdem ich mich aufrichtete, schob ich mich langsam vom Bett auf meine Beine. Natürlich trug ich ein Krankenhaushemdchen. Nach einigen Momenten auf wackeligen Beinen, schleppte ich mich zu den Kleiderschränken des Zimmers. Ich suchte meine Sachen und öffnete dabei eine Schranktür nach der anderen. Als ich endlich meine Sachen fand, griff ich mir alles und verschwand auf dem Klo, um mich anzuziehen.

      Als endlich ich meine Sachen anhatte, galt es jetzt für mich, möglichst unauffällig diesen Ort zu verlassen.

      Ich öffnete die Toiletten Tür zum Krankenzimmer und sagte meinem Zimmernachbarn, dass ich mal eben eine rauchen musste und gleich wieder da sein würde.

      Dieser nickte verständnisvoll.

      Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und verließ das Zimmer. Ein reges Treiben in der Klinik verhinderte, dass mich irgendjemand als Patienten erkannte. Ich brauchte mir auch keine Sorgen machen, dass irgendjemand wusste, wer ich überhaupt war, weil meine Personalien ja noch immer in meinem Münchener Hotelzimmer lagen.

      Ich nahm mir eines von den Taxis, welche allzeit bereit vor dem Krankenhaus parkten, ließ mich zu meiner Wohnung neben Jurys fahren, die ich noch immer hatte und in der ich mein gesamtes (Diebes)-Guthaben platziert hatte. Ich musste den Taxifahrer ja auch irgendwie bezahlen, der noch unten vor dem Haus wartete. Nachdem ich mich mit Geld eingedeckt hatte, stieg ich zurück ins Taxi und ließ mich in den Hafen fahren.

      Einige hundert Meter von meinem Lagerhaus entfernt ließ ich mich absetzen und bezahlte das Taxi.

      Den Rest der Strecke ging ich zu Fuß. Ich war unentschlossen, ob ich mich beeilen oder mir Zeit lassen sollte, weil ich nicht wusste, in welchem Zustand ich Bahlmann vorfinden würde.

      Als ich, am Lagerhaus angekommen, das große Rolltor öffnete, lauschte ich, ob ich Bahlmann grunzen oder klopfen hörte, aber da war nichts. Ich nahm den Schlüssel für den Aston Martin, den ich vor meinem zweifelhaften Elfie-Frühstück unter dem Wagen platzierte und öffnete den Kofferraum. Bahlmann war tot. Ich wollte Bahlmann töten, ja, aber so?

      Ich wollte nicht, dass er so jämmerlich krepiert. Ich wollte ihn in Würde mit seinem eigenen Koks an einer Überdosis verrecken lassen. Aber so wie das hier war es nicht in meinem Sinne und das machte mich sauer.

      Die Leiche hob ich aus dem Kofferraum und schleifte sie in das Kühlhaus meines Lagerhauses. Zum ersten Mal hatte ich die integrierte Kühlanlage meines Lagerhauses aktiviert und stellte sie auf minus fünfundzwanzig Grad Celsius.

      Ich wusste nicht genau, wie ich mit Bahlmann weiter verfahren wollte, aber Rainer und Valentin hatten sich gerade zu zwei weiteren Kandidaten auf meiner Bucketlist gemausert und ich überlegte auch, ob Elfie teilhaben sollte. Doch bevor ich mich um die nächsten Makulaturen kümmern würde, wollte ich erst einmal meine Sachen aus dem Hotel in München holen, meine Rechnung bezahlen und mein Auto holen. Es sollte alles seine Richtigkeit haben, damit ich nicht unnötig auffiel.

      *

      Nach einer erneut langen Fahrt mit dem Zug nach München und mit meinem Golf zurück, machte ich erst einmal an meiner alten Ghettowohnung neben Jurys halt, um etwas zu schlafen und neue Kraft zu tanken.

      Ich schlief tatsächlich knappe achtzehn Stunden lang.

      Nach dem ich mich aus dem Bett ins Bad und dann unter die Dusche schleppte, begann ich wirklich wach zu werden. Mit einem einigermaßen klaren Kopf setzte ich mich dann an mein altes Notebook und bestellte fleißig Dinge im Internet.

      Für meinen neuen Beruf, musste ich mich ein wenig ausrüsten. Ich bestellte Draht, Kabelbinder, Panzertape, eine Kettensäge, sehr scharfe Messer, zwei stabile Tische aus Edelstahl, wie sie in der Gastronomie oder Fisch- und Fleischverarbeitung verwendet wurden, einen Holzofen und dazu jede Menge Holz zum Heizen. Zusätzlich bestellte ich mir aber auch Dinge, die mir Übernachtungen in dem Lagerhaus

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