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„Natürlich, aber denke daran dreizehn Uhr ist Lagebesprechung.“ Als die beiden Männer wieder in den Hubschrauber eingestiegen waren startete Michael Tauber den Motor und die Maschine hob ab.

       „Zender, jetzt haben Sie alles gesehen und die Tote identifiziert, können Sie etwas zu dem Fall beitragen?“

       „Ich habe eine Frau identifiziert, eine gute Bekannte, was soll ich da noch weiter dazu sagen? Es ist Ihr Fall. Ich wundere mich sowieso, das Sie mich hinzu gerufen haben, da Sie doch gar nicht wissen konnten das Daniela zu mir gehört.“

       „Aber Richie. Sie sind aus Dresden. Und das Opfer auch. Was liegt da näher als beides miteinander zu verbinden? Ich hatte mir aber mehr von Ihnen erhofft an Informationen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt können sie mich jeder Zeit anrufen.“

       „Sie haben doch heute Morgen gesehen, wenn ich Sie zu einem Tatort schicke was dabei raus kommt.“ Koschinski griff in seine Jackeninnenasche und förderte ein Bild zu Tage.

       „Ist das der Tatort?“ Richie staunte als er ein Foto von der Stelle sah wo er am Vormittag die Bodenprobe entnommen hatte.

       „Sieht so aus.“

       „Na das wär es für heute erst mal“, meinte der Kommissar, als Tauber gerade zur Landung ansetzte. Als er schon fast draußen war fragte Richie: „Wo hatten Sie eigentlich meine Telefonnummer her?“

       „Hatte ich gar nicht. Habe einfach die Nummer auf der Karte von Strobel angerufen und hatte eine Anwaltskanzlei Binger in Dresden am Apparat. Die haben mich dann weiter verbunden. Wieso?“

       „Schon gut, noch einen schönen Abend.“ Als Tauber wieder in der Luft war fragte er Richie:

       „Wohin?“

       „Nach Hause.“

      6

      Als Richie die Zentrale betrat wirkte er müde und abgespannt.

       „Und…“, fragte Benno nur, der allein an dem Computertisch saß und irgendwelche Dateien durch sah.

       „Es ist Daniela. Und sie wurde umgebracht. Alles deutet auf Aljonow hin, muss aber noch bewiesen werden.“

       „Wie willst du vor gehen?“

       „Ich denke ich komme um Ermittlungen vor Ort nicht herum. Darum werde ich morgen meine Basis da hoch verlegen und Wolmer und Hartig mit nehmen. Das passiert dann nach meiner Besprechung mit den beiden morgen im Büro am Wasaplatz. Aber jetzt lege ich mich erst mal hin. Wann gibt es Frühstück?“

       „Zu der Zeit die du gern hättest.“

       „Dann sieben Uhr. Gute Nacht.“ Als Richie in seinem Zimmer war, duschte er ausgiebig. Dann legte er sich aufs Bett und wurde sofort von den Erinnerungen überwältigt. Er sah die kleinen Wassertropfen die in Danielas gekräuseltem Schamhaar entlangliefen und dann auf seine Brust tropften, als sie über ihm stand. Es machte ihn fast wahnsinnig vor Lust und er genoss es, als sie sich lächelnd und mit einem Laut der Befriedigung auf seine prall aufragende Männlichkeit setzte. Sie waren für ein paar Tage in Prag, Wien, Budapest und Berlin gewesen. Daniela liebte das Flair der Großstädte. Sie mochte die ständige Bewegung. Sie hatten noch große Pläne. Paris, New York, L.A. Rio oder auch Honkong. Es war eine ideale Beziehung für ihn. Sie hatten keine Pläne zur Gründung einer Familie. Sie suchten nicht nach ständiger Geborgenheit. Es war wie ein Abenteuer. Und jede Trennung konnte die Letzte sein. Es gab von beiden keine Fragen nach eventuellen sexuellen Aktivitäten des Anderen. Wenn sie zusammen waren genossen sie es. Wenn sie sich trennten konnte es für immer sein. Und nun war es endgültig. Er würde nie mehr etwas von dem Lachen hören das ihm so viel bedeutete. Er spürte Schmerz und Wut zugleich und dann hörte er noch einmal das splitternde Geräusch von Holz. Er hatte gar nicht mehr gewusst dass er noch zu so einer todbringenden Aktion fähig war. Dann dieser Stich in seinen Gedanken, der es klarer denn je formulierte. Aljonow du hast den größten Fehler deines Lebens begangen. Richie spürte das er nicht schlafen konnte. Er war zu aufgewühlt. Er machte Licht und holte seine Jacke um zu sehen was der Doktor ihm vor dem Abflug mitgegeben hatte. Der Anstecker enthielt die Aufschrift „Sondereinsatz im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland“. Als er das Papier entfaltete las er: Dem Besitzer dieses Schreibens ist die uneingeschränkte Unterstützung zu gewähren. Er ist Weisungsberechtigt und seinen Aufforderungen ist unbedingt Folge zu leisten. Auf Zuwiderhandlungen oder Unterlassungen steht Freiheitsentzug. Unterzeichnet, Innenminister der Bundesrepublik Deutschland. Richie legte beide Dokumente beiseite und dachte, dass er bislang stets ohne solche Sachen ausgekommen ist. Er nahm sich vor sie mit äußerstem Bedacht einzusetzen. Zumal das Blatt eine Anweisung enthielt die nicht personengebunden ist und demzufolge von jedem verwendet werden kann. Auch Missbrauch kann nicht ausgeschlossen werden. Nun nahm er sich noch die Unterlagen von Edson vor und las.

       Zerbst

      liegt im Bundesland Sachsen-Anhalt, 13 km nördlich der mittleren Elbe, ungefähr auf halben Weg zwischen den Städten Magdeburg und Wittenberg. Bemerkenswert ist das die in Zerbst beheimatete Prinzessin Sophie Auguste Friedrich von Zerbst-Anhalt 1745 den russischen Thronfolger Peter III. heiratete. Sie bestieg den Zarenthron und regierte Russland von 1762-96. Zerbst wurde 1797 dem Fürstentum Anhalt Dessau zugeordnet. Ab dem Jahr 1935 wurde in unmittelbarer Nähe der Stadt ein Militärflugplatz der deutschen Luftwaffe angelegt. Die Fertigstellung erfolgte 1936 und war zu dem Zeitpunkt der größte Militärflugplatz in Europa. Das Areal erstreckte sich auf vierhundertzwanzig Hektar Fläche. Die Start und Landebahnen sind jeweils eintausend zweihundert Meter lang und sechzig Meter breit. Zwischen Herbst 1940-44 war in Zerbst die Jagdfliegerschule 2 stationiert, die mit der Pilotenschulung betraut war. Das Kampfgeschwader (J) 54 und die Nahaufklärungstruppe 1 vervollständigen den Personalbestand des Flugplatzes. Weiterhin befanden sich zu Kriegsende, im März und April 1945, Luftwaffeneinheiten auf dem Flugplatz Zerbst, die mit Strahljägern des Typs Me 262 ausgerüstet waren. Übrigens eine von Hitlers Wunderwaffen. Die Alliierten Streitkräfte bombardierten Zerbst am 16. April 1945 derart das danach achtzig Prozent der Stadt zerstört war. Ebenfalls zu Kriegsende wurde am Rande des Militärflugplatzes ein Arbeitslager errichtet. Dafür zeichnete die Organisation Todt verantwortlich. Jüdische Mischlinge wurden von dort zum Straßen- und Flughafenbau eingesetzt. Nach Beendigung des Krieges übernahm die Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland den Flugplatz und stationierte die 126. Jagdfliegerdivision. Weiterhin befand sich bei Zerbst das 56. Gardepanzerregiment. 1992 zogen die sowjetischen Truppen ab. Ab Herbst 92 wurde der Flugplatz in deutsche Verwaltung übergeben und wird heute privat genutzt.

      Als Richie die letzte Zeile gelesen hatte fühlte er sich so richtig Bettschwer. Und kaum das er sich hingelegt hatte und das Licht gelöscht war fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Es war schon acht Minuten nach sechs als er aufwachte. Er brauchte ein paar Minuten um sich ins Gedächtnis zu rufen wo er sich befand und was er hier tat. Dann gab er sich einen Ruck und absolvierte die Morgentoilette. Irgendwie hatte er Hunger. Da fiel ihm ein, dass er gestern Abend kein Abendbrot zu sich genommen hatte. Nach den letzten Ereignissen hatte er da auch keinen Hunger gehabt. Doch jetzt verspürte er Hunger wie ein Bär. Dennoch machte er zuerst einen Abstecher in die Zentrale und traf Benno schon wieder vor den Computern an.

       „Guten Morgen Benno, du machst wohl nie Feierabend.“

       „Hallo Ric, wenn man nicht mehr die Bewegung hat wie ich, dann braucht man nicht mehr so viel Schlaf um sich zu regenerieren. Mir reichen ein paar Stunden. Außerdem hatte ich noch auf eine wichtige Nachricht gewartet, um den Bericht für dich fertig stellen zu können.“

       „Welchen…?“

       „Über euer Funkproblem. Geh nur was essen. Im Speiseraum ist schon alles vorbereitet.“ Mit Speiseraum meinte Benno den Raum, wo sie am Vortag das Mittagessen eingenommen hatten. Kaum das Richie die Tür dahin geöffnet hatte stieg ihm der Duft von frischem Kaffee in die Nase. Und das Frühstücksangebot stand auf einem großen Buffet. Flüchtig erinnerte es an Urlaub, aber für solche Gedanken gestattete er sich keine Zeit. Mehrere Tische mit vier Stühlen standen dem Buffet gegenüber. An einen von ihnen setzte er sich und frühstückte allein. In Gedanken ging er seinen Tagesablauf durch und fand, dass er jede Menge

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