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Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne
Читать онлайн.Название Das Geheimnis der Toten von Zerbst
Год выпуска 0
isbn 9783847682752
Автор произведения Roberto Schöne
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Solche Pakete schickt mir keiner”, beschwerte sich Richie in scherzhaftem Ton und überreichte dem eben erschienen Top-Model seine mitgebrachte Probe, nachdem sie sich zu Begrüßung die Hände geschüttelt hatten.
„Bis wann brauchst du das Ergebnis der Analyse?”, fragte die blonde Göttin gleich mit dem du beginnend.
„Bis gestern.”
„Okay, ich bin übrigens Cassandra Fischer, ausgebildete Laborantin mit Chemiestudium. Zusatzlehrgang forensische Anthropologie mit zwei Jahren Praxis in der Gerichtsmedizin und zuletzt beim Nelson Special Team tätig. Muss jetzt aber leider wieder los um annähernd den vorgegebenen Termin zu halten. Was angesichts der Ausgangszeit ziemlich schwer werden dürfte.“ Und schon rauschte sie wieder davon und lies einen verdutzt dreinblickenden Richie zurück.
„Tja mein Lieber“, warf Benno lachend ein. „So langsam büßt du deine Vormachtstellung als Sprücheklopfer ein. Aber Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Na lass uns mal sehen was du schönes mitgebracht hast.“
4
Als die ersten Szenen der Observation zu sehen waren übernahm Richie das Wort und erklärte den Anwesenden die Zusammenhänge.
„Brauchbare Bilder”, meinte Benno bis zu dem Punkt, als der Kontakt mit dem Pickup Fahrer kam. Dieser hielt sich, wie Richie schon durch seinen Sichtkontakt wusste beständig im Schatten, so dass auch durch die Videoaufnahmen keine Identifizierung möglich werden sollte. Da rief Doktor Strobel auf einmal - Stopp - und Benno ging auf Standbild.
„Noch ein Stück zurück”, drängte Strobel. „Hier!” Für einen Sekundenbruchteil wurden die Gesichtskonturen des Mannes hinter dem Pickup von dem einfallenden Licht der Parkplatzbeleuchtung erfasst. „Vergrößern”, schnarrte Strobel, den das Jagdfieber ergriffen hatte. Doch nach fünffacher Vergrößerung war nur noch ein heller Fleck geblieben.
„Geht das nicht noch schärfer?”
„Leider nein. Auch mit Video oder Bildtechnik kann man nicht zaubern, Herr Strobel.”
„Doch”, sagte eine Stimme vom anderen Ende des Raumes. Und eine kleine untersetzte Person hastete zu ihnen auf den Leitstand. Richies erster Eindruck war das er Einstein vor sich habe. Dann verglich er die Ähnlichkeit eher mit diesem Langhans, der in den späten Sechzigern auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er trug eine Brille mit Drahtgestell und einen Dreitagebart. An seinem Kinn waren die Barthaare aber wesentlich älter und verliefen in fünf Zentimeter Länge zu einer Spitze. Am linken Ohr erkannte Richie einen Ohrring. Ständig ruderte er mit seinen Armen in der Luft herum. Seine langen knochigen Finger hielt er auch nie still. Zudem waren die meisten beringt.
„Wenn die Herrschaften mich mal ans Pult lassen würden, dann könnte ich mal sehen ob ich‘s hinkriege.”
„Also doch kein Zauberer”, konnte sich Richie nicht verkneifen dazwischenzurufen.
„Wir brauchen doch nicht zaubern wenn die Technik noch nicht einmal vollständig ausgereizt ist. Und das ist sie noch lange nicht”, plapperte der kleine Mann von gut 1,60 Metern Größe, der sich an Richie vorbei in Richtung Pult schob. Als seine abstehenden Haare an Richies Nase vorbei wallten, musste dieser fast niesen.
„So, als erstes verkleinern wir das Bild wieder bis es eine größere Konturendichte aufweist. Jetzt übertrage ich das Urbild in ein Analyse Programm, wo die einzelnen Farbparameter gemessen und verdichtet werden. Dann erstelle ich einen menschlichen Schädel in der Grundfassung und übertrage meine errechneten Parameter in diesen. In gut fünf Minuten dürften wir dann wissen, wie der Mann im Schatten aussieht.”
„Wieso brauchst du jetzt solange, wo du doch eben in Echtzeit alle Schaltungen vorgenommen hast?”, wollte Richie wissen und auch die anderen Zuschauer zeigten Interesse an der Beantwortung der Frage. Denn das was sie hier zu sehen bekommen hatten war schon gewaltig und grenzte in der Tat an ein bisschen Zauberei.
„Um die wenigen Farbparameter relativ real umsetzen zu können sind einige Millionen Berechnungen nötig. Und das braucht halt seine Zeit. Noch vor rund zehn bis fünfzehn Jahren hätten wir für diese Arbeit hier ein halbes Jahr an Zeit gebraucht. Das zeigt doch auch wie leistungsfähig diese Technik heute geworden ist, und wie gut ausgerüstet diese Station hier ist. Hat jemand Probleme mit den Urlaubsfotos? Ich kann den falschen Partner jederzeit vom Bild verschwinden lassen, ohne das später jemand den geringsten Gedanken an die Echtheit verschwenden wird. Wendet Euch einfach nur an Ed Edson.” Noch bevor die Zuhörer alles verarbeiteten was Edson zum Besten gegeben hatte, machte es klick und alle Bildschirme auf der Wand zeigten das gestochen scharfe Konterfei eines Mannes, Mitte Vierzig, kurzes dunkles Haar, die Nasenspitze leicht nach rechts geneigt. Der Oberlippenbart war kräftig, buschig und erweckte den Eindruck dass er nicht echt war. Die Gesichtsform lief mit dem Kinn eher spitz zu und die Ohren standen leicht ab.
„Scheiße!”, sagte Strobel und die Anwesenden wandten sich erschrocken zu ihm um.
„Sie kennen das Spitzgesicht doch nicht etwa, Doktor Strobel?”, erkundigte sich Richie.
„Kennen wäre zu viel gesagt. Bei dem Mann auf dem Bild handelt es sich zweifellos um Sergej Aljonow. Ex KGB, Oberst. Vor der Wende war er zuletzt drei oder vier Jahre in Zerbst stationiert. Danach verliert sich seine Spur in den Wirren des Auseinanderfalls der UdSSR. Von Afghanistan war da mal die Rede, aber nichts Genaues. Ich wusste gar nicht das er wieder im Land ist.”
„Hätten Sie es denn wissen sollen?” Strobel stockte leicht, schien sich seine Antwort genau zu überlegen. Schüttelte dann aber leicht den Kopf und antwortete: „Wohl eher nicht, aber lassen Sie uns darüber später reden. Hatten Sie nicht noch ein paar Bilder von der Hinrichtung dieses Darkow oder wie der hieß?”
„Ja die müssten im Anschluss auf der Festplatte zu sehen sein.” Das veranlasste Edson bei der Bildübertragung spontan weiter zu springen. Auf dem Bildschirm erschien aber nichts anderes als eine Lichtblume, die ständig in sich zusammenfiel, um wieder neu zu erstehen.
„Das sieht nicht gut aus”, war Eds lakonischer Kommentar.
„Die Kameras wurden mit zu viel Gegenlicht versorgt. Dann war es vermutlich zu dunkel und die Entfernung war zu weit weg, so dass ein klares Bild nicht möglich sein wird. Auch meine Künste können hier keine Abhilfe schaffen. Ich fürchte diese Aufnahmen sind Schrott.”
„Schade”, fügte Richie hinzu und Strobel klopfte Edson anerkennend auf die Schulter:
„Gut gemacht, Junge. Ich denke dadurch sind wir ein gutes Stück weiter.” Richie fühlte sich von der einen auf die andere Sekunde schmutzig. Er nutzte das Gefühl, sich zurück zu ziehen, um sich frisch zu machen. Als Richie noch einmal