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      „Natürlich, du warst doch auf Babs` Party.“

      Volker und Henno schüttelten sich die Hand, dann nahm Henno Steffi bei den Schultern und drückte ihr links und rechts ein Küsschen auf die Wange, was Volker zu einem Stirnrunzeln veranlasste. Doch Henno ließ sich davon nicht beeindrucken.

      „Schön, euch zu sehen“, meinte er munter. „Dann werden wir heute also einen netten Abend gemeinsam verbringen. Aber kommt doch erst mal rein in meine Bude!“

      Sie folgten ihm in einen geräumigen, aber niedrigen Raum mit schrägen Wänden, der sehr minimalistisch eingerichtet war: ein Bett, ein Schrank, ein Regal, ein Schreibtisch und zwei Stühle. Er bot Steffi und Volker Platz auf den Stühlen an und zog Birgit mit sich aufs Bett.

      „Wir haben eine nette kleine Pizzeria entdeckt“, meinte er. „Wir hoffen, dass euch das auch zusagt.“

      „Für Pizza bin ich immer zu haben.“ Volker blickte zu Steffi. „Du doch auch?“

      Sie nickte rasch, hatte aber das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Sie konnte einfach nicht verstehen, dass Birgit sie so an der Nase herumgeführt hatte.

      Henno holte sich eine Jacke aus dem Schrank und zog sie an.

      „Wenn es euch Recht ist können wir starten“, meinte er. „Allerdings müssten wir euer Auto nehmen. Olaf braucht unsere Kiste noch, aber er wird später nachkommen.“

      Sie verließen das alte Haus und stiegen unten in Volkers R4. Henno setzte sich wie selbstverständlich auf den Beifahrersitz. „So kann ich besser den Weg weisen. Es macht dir doch nichts aus?“ fragte er Steffi.

      „Das ist schon okay“, brachte sie heraus und setzte sich hinten neben Birgit.

      Die Pizzeria am Rande der Stadt war wirklich sehr schnuckelig und das Essen gut. Es entwickelte sich auch ein lebhaftes Gespräch über einige Begebenheiten, die sich während der Semesterferien zugetragen hatten, Volker erzählte begeistert von Paris und fand in Birgit und Henno ein interessiertes Publikum, aber Steffi beschränkte sich so ziemlich aufs Zuhören. Die sichtbare Vertrautheit zwischen den beiden und ihr offensichtliches Glück hätten sie eigentlich erfreuen sollen – wirklich, sie gönnte es Birgit von Herzen! – und doch war da ein kleiner Stachel in ihrem Herzen.

      Kapitel 10

      So gesehen war der Besuch in der Disco anschließend genau das Richtige, weil es laut und weitere Gespräche kaum möglich waren. Henno und Birgit befanden sich schon geraume Zeit auf der Tanzfläche und strahlten auch hier eine große Harmonie aus, während Steffi eher lustlos an ihrem Drink nippte. Volker hatte den Arm um sie gelegt und war zufrieden sie neben sich zu haben, denn wildes Tanzen war nicht so sein Ding, er wartete lieber auf die langsameren Nummern.

      Schließlich kamen die beiden strahlend von der Tanzfläche zurück. Henno griff nach Steffis Hand.

      „Ich möchte einmal gerne mit der besten Freundin meiner Liebsten tanzen“, meinte er lachend und zog sie hoch. Steffi blickte kurz Volker an, der sie notgedrungen losließ, und folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Aber kaum auf der Tanzfläche begann sie die Musik zu genießen und bewegte sich versonnen im Rhythmus. Da das Gedränge sehr groß war, ließ es sich kaum vermeiden, dass sie immer wieder Körperkontakt mit Henno bekam, und jedes Mal durchfuhr sie ein wohliger Schauer. Der nächste Titel war ein langsamer Blues und er zog sie ohne Umstände an sich und wiegte sich mit ihr im Takt.

      „Bist du sehr überrascht?“ wollte er wissen.

      „Das kann man wohl sagen. Birgit hat mich ganz schön an der Nase herumgeführt!“

      „Ich hoffe, du bist ihr nicht böse und hast kein Problem damit, mich in nächster Zeit öfter zu sehen.“

      Sie schluckte. Ihn öfter zu sehen, nein, damit hätte sie bestimmt kein Problem, aber als Birgits Freund schon.

      „Locker bleiben“, ermahnte sie sich und gab zur Antwort: „Wenn es für Birgit gut ist, freue ich mich natürlich!“

      Er lachte und zog sie noch näher an sich heran.

      „Birgit ist die interessanteste Frau, die ich je kennen gelernt habe. Aber sie hat auch eine ganz tolle Freundin. Ich genieße es wirklich, mit euch beiden zusammen zu sein.“

      „Na denn, schauen wir mal, wie sich das so entwickelt.“

      Der Blues war zu Ende und Henno ließ sie los. „Dein Freund schaut so sehnsüchtig. Er will bei dieser Musik wohl selbst mit dir tanzen.“

      „Da kannst du Recht haben. Er genießt in der Disco immer nur die langsamen Titel.“

      Sie gingen zurück an ihren Platz und stellten fest, dass sich noch ein Pärchen eingefunden hatte, das von Henno herzlich begrüßt wurde. Olaf kannte Steffi ja schon, aber er war in Begleitung einer jungen, eigentlich recht hübschen Frau, die durch eine große runde Brille und straff zurückgekämmtes, hochgestecktes Haar ziemlich streng wirkte.

      „Das sind Olaf und Ella, meine beiden Mitbewohner und besten Freunde“, stellte er vor.

      Sie rückten alle eng zusammen, damit die beiden auch bei ihnen sitzen konnten, aber jetzt wollte Volker auf die Tanzfläche und er zog Steffi mit sich. Sie folgte nur widerstrebend, denn eigentlich hätte sie lieber an der Unterhaltung teilgenommen, die in Gange kam, weil sie gerne mehr über Birgits neuen Bekanntenkreis erfahren hätte.

      Volker zog sie so eng an sich, dass sie kaum noch Luft bekam, aber vor allem merkte sie, dass ihr Körper auf Hennos Berührungen ganz anders reagiert hatte. Sie drückte ihn von sich weg.

      „Lass mich noch am Leben“, beschwerte sie sich, woraufhin er seine Umarmung etwas lockerte. Steffi schloss die Augen und atmete tief ein.

      „Reiß dich zusammen!“ beschwor sie sich selbst. „Volker kann nichts dafür!“

      Sie legte die Arme um seinen Hals für den Rest des Tanzes. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Birgit und Henno eng umschlungen und auch Olaf und Ella bewegten sich eng aneinandergeschmiegt in ihrer Nähe.

      Zwei Stunden nach Mitternacht verließen sie gemeinsam die Disco.

      „Sollen wir euch mitnehmen?“ bot Volker Birgit und Henno an.

      Birgit schüttelte den Kopf.

      „Danke, aber wir fahren mit Olaf. Ich übernachte heute bei Henno.“

      Dieser drückte sie fest an sich und küsste sie auf den Scheitel.

      „Darauf habe ich lange gewartet“, flüsterte er, aber Steffi konnte trotzdem jedes Wort verstehen und es gab ihr einen Stich. Volker merkte nichts.

      “Alles klar“, meinte er munter. „Dann wünsche ich euch allen eine gute Nacht!“

      Olaf verabschiedete sich mit den Worten: „Man sieht sich sicher wieder“, dann gingen sie in verschiedenen Richtungen auseinander zu den Autos.

      Steffi kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. Auf der einen Seite wollte sie sich am liebsten irgendwo ganz allein verkriechen, andererseits hatte sie Angst davor, allein in ihrem Zimmer, daneben Birgits leeren Raum, verbringen zu müssen. Nachdem Volker schon ein Stück gefahren war, legte sie entschlossen ihre Hand auf seinen Arm.

      „Können wir heute Nacht zu dir fahren?“

      Er schaute strahlend zu ihr hinüber. „Was für eine Frage! Das ist doch selbstverständlich.“

      Am nächsten Morgen erwachte sie wie gerädert. Nachdenklich schaute sie auf Volker, der noch tief schlief. Fast hatte sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen, denn in dieser Nacht hatte sie sich in seine Arme geworfen, um nicht mit der Realität konfrontiert zu sein. Und er hatte sie aufgefangen und keine Ahnung davon, dass eigentlich jemand anderer in ihrem Kopf herumspukte. Aber Henno war für sie doch immer nur ein Traumgespinst gewesen, genau so wie für Babs! Und jetzt war er offiziell mit Birgit zusammen, was sie einfach akzeptieren musste.

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