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Der Seelendieb. Annette Philipp-Scherer
Читать онлайн.Название Der Seelendieb
Год выпуска 0
isbn 9783847665458
Автор произведения Annette Philipp-Scherer
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Zhang Lieh lächelte gelassen. »Sie sind nicht in der Position, mir etwas antun zu wollen, Rusher«, sagte er fast freundlich. Wieder nickte Zhang Lieh zu Jun Kao und dieser schlug, ohne eine Miene zu verziehen, seine Faust in Marcs Magen. Für einige Sekunden bekam Marc keine Luft mehr, der Schmerz raste durch seinen Körper und Übelkeit durchflutete ihn. »Nur damit wir zwei uns richtig verstehen,« sagte Zhang Lieh, »Sie werden so oder so sterben. Ich finde, bis es soweit ist, sollten Sie ruhig und gefasst bleiben, zumal Sie Ihre eigene Frau umbringen wird«, setzte er noch gehässig hinterher. Tränen liefen Daphne über das Gesicht, jetzt schrie sie, »Niemals werde ich Marc etwas antun, hören Sie, lieber werde ich selbst sterben!« Zhang Lieh ignorierte Daphnes Worte. »Zurück zu dir, mein Täubchen«, meinte er, so, als würden sie sich auf einer Party unterhalten. »Ich habe da noch etwas für dich.« Zhang Liehs Stimme wurde jetzt wieder schneidend, als er weitersprach. »Kurz bevor der Lama gestorben ist, hat er im engsten Kreis bekanntgegeben, wo er wiedergeboren werden wird. Er sprach davon, dass seine neue Mutter eine blonde Frau sein würde und dass sie mit der tibetischen Tradition so verbunden sei, als habe sie ihr Leben dort verbracht.« Daphnes Körper fühlte sich plötzlich eiskalt an und sie begann, am ganzen Körper zu zittern, aber sie wagte es nicht, Zhang Lieh direkt anzusehen. Stattdessen hörte sie ihn sagen: »Darf ich Ihnen Dr. Peterson vorstellen?« Ein kleiner, fetter Mann wurde von Hu Lien zu ihnen gebracht, sie konnte den Doktor nur aus den Augenwinkeln beobachten. Sein Gesicht war aufgedunsen, er schwitzte stark und sie konnte selbst aus der Entfernung noch seine Alkoholfahne und den alten Schweiß riechen. Daphne hatte vor Angst kaum ihre Stimme unter Kontrolle, als sie sprach, »Wenn Sie mich anfassen, werden Sie sterben«, sagte sie, so ruhig sie konnte. Zhang Lieh lachte laut, so, als habe er einen guten Witz gehört. Marc beobachtete alles mit zusammengebissenen Zähnen, seine Augen waren nur noch Schlitze. Unvermittelt fragte Zhang Lieh: »Sind Sie schwanger, meine Liebe?« Daphne blickte wieder kurz zu Marc, jetzt waren seine Augen weit aufgerissen, und sein Gesicht aschfahl. Ihre Augen trafen sich kurz, Daphne atmete tief ein und antwortete: »Soweit ich weiß, bin ich nicht schwanger.« Zhang Lieh lächelte hinterhältig und meinte zu Daphne: »Ich denke, dass Sie dann nichts dagegen haben, wenn unser lieber Doktor Sie kurz untersucht. Sollte er doch eine Schwangerschaft feststellen, wird er diese natürlich gleich beseitigen«, setzte er ruhig hinzu. »Ich möchte nicht das Risiko eingehen, dass sie die Trägerin des neuen Lamas von Tibet werden. Selbst wenn ich mich täuschen sollte und Sie nicht die Auserwählte sind.«
Wieder begann Marc zu toben, er schrie wie von Sinnen. »Sie fassen sie nicht an, ich schwöre, ich reiße Ihnen die Eingeweide heraus, wenn sie auch nur einen Finger an meine Frau legen, Sie kleine, miese, hässliche Kreatur!« Zhang Lieh hob die Augenbrauen, blickte zu Jun Kao und nickte. Dieser schlug so lange auf Marc ein, bis er die Besinnung verlor. Daphne konnte hören, wie eine von Marcs Rippen brach. »Sachte«, tadelte Zhang Lieh sanft, »mach mir diesen schönen Körper nicht kaputt.« Zhang Lieh sprach, wieder an Daphne gewandt: »Ich werde Sie mit unserem Doktor alleinlassen, er wird mir später Bericht erstatten. Ich werde mich in der Zwischenzeit in meinem Hotel etwas ausruhen. Mir ist das alles hier etwas zu düster und zu schmutzig«, dabei machte er eine ausholende Geste durch den Raum. Als Daphne aus den Augenwinkeln zu ihm hinsah, erkannte sie, dass er krank aussah. Seine Haut schien gelber und seine Augen waren tief eingefallen. Kein Zweifel, dieser Mann war sehr krank, der Tod war ihm dicht auf den Fersen. Hu Lien zog Daphne vom Stuhl hoch und schleppte sie mit sich in den kleinen Raum, in dem sie aufgewacht war, dabei immer darauf achtend, dass sie ihn nicht ansehen konnte. In der Zwischenzeit hatte man einen Tisch dort hineingebracht. Daphne begann, sich aus Leibeskräften zu wehren. Draußen hörte sie Marc, er war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, sein Schrei klang wie der eines verletzten Tieres, das noch einmal zum Angriff übergeht. Sie hörte, wie er voller Verzweiflung ihren Namen rief. Bis jetzt hatte sie gedacht, das Kind würde von den Geistern beschützt, doch eine schreckliche Vorahnung machte sich in ihr breit. Man würde ihr das Kind, das sie im Leibe trug, nehmen. Dr. Peterson betrat den Raum, in ihrer Todesangst bohrte Daphne ihre Augen in die seinen. Dr. Peterson hielt in der Bewegung inne und dachte, welch schöne, ausgefallene blaue Augen sie hat, nie hab ich etwas Schöneres gesehen. In diesem kurzen Moment, konnte Daphne in seine Seele blicken, er war kein schlechter Mensch. Daphne sah ihn, als er noch ein junger Arzt war, sie sah, dass er wegen eines Kunstfehlers seine Approbation verloren hatte. Er begann, sich auf die Verletzungen kleiner Ganoven zu spezialisieren, ein Messerstich hier, ein Knochenbruch da, und das Austauschen von Chips, die meistens von irgendwelchen Leichen stammten. Alles, was nicht in einer Klinik behandelt werden durfte, kam zu ihm. Seinen Frust begann er, im Alkohol zu ertränken. »Ich flehe Sie an«, sprach Daphne leise und eindringlich, »im Grunde Ihres Herzens möchten Sie das nicht machen, lassen Sie mir mein Kind.«
Er stand immer noch bewegungslos, gefangen in ihren schönen Augen. Doch noch bevor sich ihr Geist in seinem Kopf weiter ausbreiten konnte, zog Hu Lien ihr die Augenbinde über. Ehe sie es sich versah, spürte sie, wie sie eine Spritze bekam. Sie kämpfte dagegen an, doch dann kam das Nichts.
Leise vor sich hin summend, betrat Zhang Lieh das Zimmer der Absteige, in die er sich eingemietet hatte. Hier war er einer von vielen, hier gab es keine Überwachungskameras wie in den großen Hotels. Keiner würde sich später an ihn erinnern. Er ließ sich in einen Sessel fallen und streckte die Beine von sich. Seine Hände zitterten leicht, als er in seinen Taschen nach der Morphiumspritze tastete. Die Schmerzen in seinem Körper waren fast unerträglich. Sobald sich die Droge in seinem Organismus verteilt hatte, entspannte er sich. Er war wie ein wildes Tier, sie würden alle noch sehen, was in ihm steckte, überlegte er. So wie diese Nutte, die er umgebracht hatte, als er zwanzig Jahre alt war. Das Miststück hatte ihn ausgelacht, hatte sich über seinen kleinen, dürren Körper lustig gemacht. Bis er ihr in seiner Wut den Mund zugehalten hatte und ihr mit einem schnellem Schnitt die Kehle durchgeschnitten hatte. Der Geruch von billigem Parfüm und frischem Blut war unbeschreiblich berauschend für ihn gewesen.
Mit Zweiundzwanzig trat er in den Geheimdienst ein, keiner hinterfragte, wenn er beim Verhören tötete. Das gab ihm die Möglichkeit, sein Morden zu verfeinern und seine besonderen Vorlieben beim Töten zu finden. Seinen Vorgesetzten reichte es als Begründung, wenn er Staatsfeindlichkeit angab. Er malte sich aus, wie er Daphne am liebsten töten würde. Zärtlich würde er ihr die Hände um den Hals legen und zudrücken. Nicht zu schnell, damit sie sich noch wehren konnte. Wenn sie ohnmächtig würde und an der Schwelle des Todes stand, würde er seinen Griff ein wenig lockern. Sie würde nach Luft ringen, ihn mit weitaufgerissenen Augen ansehen, dann würde er sie küssen und ihr den Rest geben. Dabei schloss er für sich selbst aus, dass ihre Augen im Angesicht des Todes noch eine Wirkung auf ihn haben könnten. Diese Vorstellung ließ seine Haut prickeln, aber leider durfte er sie nicht töten. Dieses Vergnügen hatte er einem anderen versprochen. Außerdem hatte er ein wenig Angst, ob sie ihn nicht doch mit ihren Augen verhexen konnte.
Sein Telefon klingelte und in der Luft vor ihm erschien ein blaues Quadrat, das er mit den Fingern berührte. Ein Fenster öffnete sich und er sah Doktor Peterson. »Nun, mein Lieber, was haben Sie mir zu berichten?«, fragte Zhang Lieh. Peterson sagte: »Es war wie Sie vermutet hatten; sie war schwanger.« Zhang Lieh lächelte. »Gute Arbeit«, lobte er, »ich werde Sie weiterempfehlen.« Peterson druckste ein wenig herum.
»Was ist denn noch?«, fragte Zhang Lieh ungehalten.
»Ich finde, das ist noch einen kleinen Zuschuss wert«, meinte Peterson. Eine Ader an Zhang Liehs Schläfe begann