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Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr
Читать онлайн.Название Gefahren - Abwehr
Год выпуска 0
isbn 9783742716774
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Restaurant, nein. Aber es gibt hier ein Bistro“, wurde mir erklärt und gleich darauf folgte die Wegbeschreibung.
Ich klopfte Gisbert leicht auf den Arm: „Wie wär’s, gehen wir noch kurz etwas essen?“
„Wo denn? Willst du jetzt zu deiner Frittenbude fahren?
„Nein, die haben hier so ein Bistro. Zu Curry - Erwin lade ich dich ein andermal ein. Du musst ja unbedingt den ‚Lärpers Spezial‘ - Teller probieren. Da freust du dich doch schon drauf?“
„Ja, bestimmt. ‚Lärpers Spezial‘. Gut, lass uns hier ins Bistro gehen, mir knurrt der Magen.“
„Aha“, stellte ich fest, „heute Morgen nicht so üppig gefrühstückt?“
Wir entschieden uns für ein Wok - Gericht, das frisch zubereitet wurde. Als ich dem Koch beschied, mit dem Fleisch für mein Essen nicht so sparsam zu sein, blickte der mich allerdings merkwürdig an. Doch wenn man schon die freie Auswahl der Zutaten hat, warum sollte dann Gemüse überwiegen?
Während der Fahrt mit dem Aufzug auf Wesers Etage, fragte ich mich ständig, was denn hier fehlte und als sich die Türen öffneten wurde es mir bewusst: Die Aufzugmusik! Ein fröhliches Hintergrundlied würde die eintönige Fahrt doch bestimmt bereichern. Obwohl andererseits: Bei so viel Kranken und Elend könnte dies auch fehl am Platze sein.
„Jonathan, komm schon“, hörte ich Gisbert rufen und Sekunden später stoppte seine Hand die sich schließenden Türen. „Sag einmal, träumst du? Dies hier ist die Etage, auf der Herr Weser untergebracht ist.“
Weser lag in einem Dreibettzimmer. Sein Kopf war verbunden und über einen Schlauch wurde er mit irgendeiner Flüssigkeit versorgt. Der Alte schien tief zu schlafen und selbst als ich feste an seiner Schulter rüttelte, wachte er nicht auf. Ob der dicke Mann am Ende gestorben war? Ich legte ein Ohr an seinen Mund und lauschte. Nichts. Dann fiel mir der Trick mit dem Spiegel ein und ich suchte in meinen Taschen. „Gisbert hast du einen Spiegel bei dir?“
Mein Gehilfe schüttelte den Kopf. „Wofür brauchst du einen Spiegel, Jonathan? Nein, so etwas trage ich nicht bei mir.“
„Wofür? Mir scheint, Weser ist tot. Schau einmal, wie der daliegt. Und atmen höre ich ihn auch nicht.“
Der vorlaute Praktikant deutete auf einen Monitor neben dem Bett, auf dem mehrere Kurven zu sehen waren, die durch einen schwarzen wandernden Balken unterbrochen wurden. „Herr Weser lebt“, erklärte er mir mit überzeugter Stimme. „Das kann man auf dem Monitor erkennen. Wenn er tot wäre, dann würden nur gerade Linien angezeigt werden.“
„Aha, Mister Schlaumeier. Du solltest vielleicht Medizin studieren, wenn du das alles so gut kennst“, murmelte ich und hoffte, dass die anderen beiden Patienten unseren Dialog nicht mitbekommen würden. Trotzdem wollte ich mich selbst noch einmal von Wesers Zustand überzeugen und beugte mich erneut zu dem Gesicht des Dicken herunter.
Plötzlich piepste der merkwürdige Monitor lautstark auf und jetzt zeigten sich auch gerade Linien.
Weser war offensichtlich gestorben.
Ich wollte ihm gerade die Bettdecke über den Kopf ziehen, als eine Schwester und ein Arzt mit raschen Schritten den Raum betraten.
„Weg von dem Mann, rasch“, rief die Krankenschwester, die auf mich einen sehr rabiaten Eindruck machte. Dann blickte sie auf mein Jackett und ein breites Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. „Fehlalarm, Herr Doktor“, meinte sie dann zu dem Mann im weißen Kittel und deutete auf eine Schnur, die sich an einem der Knöpfe meiner Jacke verheddert hatte. „Der junge Mann hat den Stecker herausgezogen.“
„Aber nicht absichtlich“, protestierte ich, während die Schwester das Gerät wieder mit Herrn Weser verband. Augenblicklich hörte der schreckliche Ton auf und die gezackten Linien erschienen wieder.
Weser lebte wohl doch noch.
Der Arzt schüttelte den Kopf, murmelte etwas, das ich nicht verstand und verließ fluchtartig den Raum.
„Was hat der Herr Weser denn?“, fragte ich die Krankenschwester. Die Gelegenheit war günstig, Näheres über die Verletzungen des Alten und den Überfall zu erfahren.
„Und wer sind sie?“, fragte die Frau, anstatt mir eine vernünftige Antwort zu geben.
„Mein Name ist Jonathan Lärpers und ich bin Privatdetektiv. Herr Wese...“
„Untersuchen sie den Fall?“, unterbrach sie mich.
„Was ist denn mit Weser geschehen?“
„Der Mann wurde wohl zusammengeschlagen. So steht es jedenfalls in den Papieren. Ein Nachbar soll zufällig dazugekommen sein und hat ihm vermutlich damit das Leben gerettet. Herr Weser hat zahlreiche Verletzungen im Gesicht und ein paar angeknackste Rippen. Er wird aber in den nächsten Tagen wieder nach Hause können. Und jetzt gehen sie bitte, denn der Patient schläft und soll auch nicht gestört werden. Wir haben ihm ein starkes Sedativum geben müssen.“
Ich nickte verstehend: „Ja, wegen der Schmerzen nehme ich einmal an ...“
Doch die Schwester schüttelte den Kopf und schob mich in Richtung Tür. „Nein, nicht wegen der Schmerzen. Herr Weser war einfach zu penetrant und krakeelte die ganze Zeit herum. Um nicht mit der gesamten Station Ärger zu bekommen, mussten wir ihn schließlich ruhigstellen.“
Da wir bei Weser im Krankenhaus nichts erreicht hatten und es noch früh genug war, beschloss ich, den hilfsbereiten Nachbarn aufzusuchen. Nachdem ich die Kaffeekasse der Station ordentlich aufgefüllt hatte, zeigte sich die Schwester sogar bereit, mir den Namen und die Anschrift des Mannes zu nennen. Der Nachbar hieß Friedgott Angerls und wohnte Weser nahezu genau gegenüber. Sein zufälliges Auftauchen hatte den Angreifer offensichtlich vertrieben.
Bei der angegebenen Adresse handelte es sich um ein ziemlich altes Fachwerkhaus, das ebenso wie Wesers Heim, wohl schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte. Neben einer kleinen Einfahrt reihten sich mehrere alte Gebäude aneinander und das Haus machte auf mich den Eindruck, als würde es nur aus einer halben Dachschräge bestehen. Pikanterweise wurden die Gebäude lediglich durch die schmale Gasse von einem Hotel, das ich einst als Umschlagplatz für Drogen kennengelernt hatte, getrennt. Damals herrschte dort eine Triade und die Chinesen waren letztlich auch dafür verantwortlich, dass mein Büro in Flammen aufging. Der Auftrag, den ich als noch selbständiger Detektiv angenommen hatte, nahm damals unerwartete Dimensionen an und nur dank Bernd und seiner Freunde waren Christine und ich einigermaßen unbeschadet aus der Sache herausgekommen. Jedenfalls konnte die Polizei dank unserer Hilfe den Drogenring zerschlagen und einen einzigartigen Sieg über das organisierte Verbrechen feiern. Vor einiger Zeit erfuhr ich, dass das Hotel dann später von einer anderen chinesischen Familie übernommen worden war.
„Hier können sie nicht parken“, wurde ich von einem Mann in Unterhemd begrüßt, kaum dass ich den Wagen verlassen wollte.
„Warum nicht?“ Ich blickte mich um, konnte aber kein entsprechendes Schild entdecken. „Hier ist doch kein Parkverbot?“
„Aber das ist hier eine Einfahrt. Sehen sie, da geht es zu den Häusern und sie stehen direkt vor der Einfahrt. Und da ist auch das Schild ‚Einfahrt freihalten‘. Sie müssen also die Einfahrt freihalten, so steht es geschrieben!“
Ich nickte. Nur dass diese ‚Einfahrt‘ schon nach gut einem dreiviertel Meter von einer fest montierten Holzwand abgesperrt wurde. „Aber hier kann doch gar kein Wagen hineinfahren, wegen der Holzwand dort“, klärte ich die Situation und lächelte den Mann an. Er mochte gut einen Kopf oder mehr kleiner sein als ich, war unheimlich fett und besaß nur wenige schüttere Haare.
„Nun grinsen sie nicht so blöd, wenn sie hier stehenbleiben, rufe ich die Polizei. Hier ist eine Einfahrt und die ist freizuhalten!“ Er wedelte mit der