ТОП просматриваемых книг сайта:
Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr
Читать онлайн.Название Gefahren - Abwehr
Год выпуска 0
isbn 9783742716774
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Könnte das eine Bombe sein?“, mischte sich der naseweiße Praktikant jetzt auch noch ein und ich stöhnte leise auf.
Bernd nickte: „Eine Sprengfalle. Versucht jemand das Schloss aufzubrechen, dann geht der ganze Koffer in die Luft. Hier“, er zeigte auf einige dunkle Flecke, „das könnte Sprengstoff sein und das hier sieht stark nach einer Pistole aus.“
„Na wunderbar“, äußerte ich mich. „Gut, dass wir den Koffer nicht geöffnet haben. Und gut, dass in Wesers Koffer mit dem Schlüssel keine Bombe war.“
Bernd holte den Alukoffer vorsichtig aus dem Scanner und verfrachtete ihn anschließend in den gläsernen Kasten, der wie ein kleiner Sarg aussah und innen über zwei Greifarme verfügte. Der Behälter war quasi bombensicher und konnte Explosionen bis zu einer bestimmten Stärke problemlos aushalten. Mit den Greifarmen ließen sich Zündmechanismen entschärfen. Außerdem bewahrte mein Freund in einem Wandschrank mehrere Schutzanzüge auf, die mich eher an monströse Raumanzüge erinnerten.
Ich trat zu dem Schrank und wollte ihn gerade öffnen, als Bernd mich fragend anblickte: „Was hast du vor, Jonathan?“
„Ich will mir einen Schutzanzug anziehen, fall der Koffer explodiert.“
Bernd lachte leise: „Keine Sorge, so weit sind wir noch nicht. Ich werde Sam hinzuholen, er soll sich mit den Zahlenschlössern beschäftigen. Vielleicht können wir den Koffer ja auch ohne Explosion öffnen.“ Er zog sein Handy heraus und drückte eine Kurzwahlnummer.
Zwei Minuten später beendete er das Telefongespräch mit Jennifer und wandte sich zu Gisbert und mir: „Sam kann in einer halben Stunde hier sein. Er lässt alles liegen und stehen und macht sich direkt auf den Weg. Aber ich habe gerade noch eine schlechte Nachricht von Jennifer erhalten: Herr Weser wurde überfallen und befindet sich im Elisabeth Krankenhaus. Sobald wir mehr über den Koffer wissen, solltet ihr zu Weser fahren und schauen, was da los war. Leider verfügt Jennifer nicht über mehr Informationen, die Schwester, die hier anrief, äußerte sich wohl nicht näher. Jedenfalls gab Weser mich im Krankenhaus als Kontaktperson an.“
„Weser wurde überfallen?“, fragte ich noch einmal nach. Wer sollte den dicken alten Mann überfallen und wann? „Warum nur? Und wann war das?“
Bernd stöhnte auf: „Jonathan, ich habe doch gerade erklärt, dass wir all das noch nicht wissen. Du und Gisbert ihr fahrt heute Nachmittag zum Krankenhaus und befragt den Mann.“
Ich überlegte gerade, mich bei Bernd noch zu erkundigen, wo der Überfall denn stattgefunden hatte, als Sam den Raum betrat. Er begrüßte uns und blickte dann auf den Koffer in dem Glaskasten.
„Das ist das gute Stück? Und die Schlösser sind mit Sprengladungen verbunden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er an den Schrank und holte einen der Schutzanzüge heraus. Ich beeilte mich, ebenfalls einen Anzug aus dem Schrank zu nehmen, aber Sam schüttelte den Kopf und schob mich zur Seite: „Ihr braucht keine Anzüge. Die Sache muss ich alleine machen, denn die Greifarme im Kasten kann ich dabei nicht benutzen. Um die Zahlenkombinationen einzustellen, brauche ich das Gefühl meiner Finger. Außerdem besteht doch offensichtlich keine Gefahr, solange man nicht versucht, die Schlösser aufzubrechen. Ihr solltet aber solange draußen auf dem Gang warten.“
Ich nickte und trat rasch durch die Tür. Dieser Raum war eine Art Bunker und selbst eine Explosion würde kaum nach außen dringen. Trotzdem überlegte ich, ob es vielleicht besser wäre, im Auto auf dem Parkplatz zu warten. Man konnte ja nie wissen ...
„Wo willst du hin, Jonathan?“, fragte Bernd, der gerade in den Gang trat.
„Ich glaube, ich habe etwas im Auto vergessen. Ich bin dann gleich wieder da.“
Bernd schüttelte den Kopf: „Du kannst ruhig hier warten. Ihr müsst doch später sowieso zu deinem Wagen, wenn ihr zu Weser ins Krankenhaus fahrt.“
Während Sam von innen die Tür sorgfältig verschloss, nickte ich resigniert. Im Falle einer Explosion wäre ich direkter Zeuge der Angelegenheit. Hoffentlich ein nachher noch lebender Zeuge. In diesem Moment gab es ein krachendes Geräusch und ich warf mich zu Boden. ‚Armer Sam, du warst immer ein guter Freund gewesen‘, dachte ich und wartete auf den Rauch der Explosion.
Dann hörte ich den kleinen Asiaten lachen: „Was machst du denn da am Boden, Jonathan? Erschreckt dich jetzt schon eine Türe, die gegen die Wand schlägt? Sorry, aber die Klinke ist mir aus der Hand gerutscht.“
Bernd und Gisbert beugten sich interessiert über den Koffer, während ich mich skeptisch im Hintergrund hielt. Sam hatte den Schutzanzug abgelegt und trug jetzt Schutzhandschuhe aus dünnem Latex. Nacheinander nahm er die Gegenstände aus dem Koffer und legte sie auf den Tisch. Dabei kommentierte er seine Funde: „Eine Heckler & Koch SFP9 SD Pistole mit Schalldämpfer. Sieht ziemlich neu aus.“ Dann stieß er einen leisen Pfiff aus: „Das ist Gelatinesprengstoff. Wow, da will aber jemand ein richtiges Feuerwerk zünden. Zehn Patronen mit je einhundertfünfundzwanzig Gramm. Und hier sind auch die entsprechenden Zünder mit Funkempfängern dazu. Und natürlich der Sender! Und voilà“, er hob einen gefalteten Plan in die Höhe, „dies ist ein detaillierter Plan des Kraftwerkes Fortuna in Düsseldorf. Zumindest wissen wir jetzt, was hier geplant wurde.“
Bernd betrachtete den Koffer und die auf dem Tisch liegenden Gegenstände eingehend. Auch er trug mittlerweile diese Schutzhandschuhe, wie sie von den Spezialisten der Polizei ebenfalls benutzt werden. „Ich untersuche noch alles eingehend auf Fingerabdrücke. Allerdings befürchte ich, dass ich wenig Glück habe, denn mir scheint, dass es sich bei den Leuten, mit denen wir es hier zu tun haben, um Profis handelt. Zunächst aber werde ich den Oberstaatsanwalt Eberson über unseren Fund informieren. Ich glaube, das ist ein Fall für das Landeskriminalamt. Außerdem sollte vielleicht auch die Ministerpräsidentin informiert werden. Aber die Entscheidungen trifft Eberson. Ich befürchte allerdings, dass wir in Kürze die Leute vom LKA im Haus haben werden ... Da kommt noch Einiges auf euch zu, Jonathan und Gisbert!“
Ich stöhnte. Nichts würde mir mehr Spaß machen, als stundenlang vom LKA verhört zu werden. Aber unter den Tisch konnten wir unseren Fund ja auch nicht kehren ...
„Ihr fahrt jetzt auf jeden Fall erst einmal ins Krankenhaus zu Herrn Weser“, bestimmte Bernd und ich spürte einen guten Teil Erleichterung, aus dem Gefahrenbereich des Sprengstoffes wegzukommen.
Sam sah Bernd fragend an.
„Weser wurde überfallen“, erklärte der dem Asiaten. „Näheres wissen wir allerdings noch nicht, weswegen Gisbert und Jonathan jetzt auch ins Krankenhaus fahren und sich schlau machen. Mich würde nicht wundern, wenn der Überfall irgendwie mit dem Koffer zusammenhängt. Wir treffen uns heute Nachmittag oben in der Bibliothek. Sam, wenn du willst, kannst du auch dabei sein.“
Sam nickte: „Gut, ich habe zwar noch etwas zu erledigen, werde aber zusehen, dass ich spätestens um fünf wieder hier bin. Wartet aber auf jeden Fall auf mich.“
Während ich in dem Parkhaus einen freien Platz suchte, zwinkerte ich meinem Gehilfen zu: „Weser ist ein ziemlich penetranter Geselle. Ich könnte mir vorstellen, ihm wollte einfach einmal jemand zeigen, dass er nicht immer so garstig sein sollte. Vielleicht einer der Nachbarn oder so ...“
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Gisbert den Kopf schüttelte: „Das macht keinen Sinn und ist auch nicht logisch. Ich denke, Bernd wird mit seiner Vermutung richtig liegen.“
Jetzt lag es an mir den Kopf zu schütteln und im gleichen Moment erklang ein leises Knirschen, als ich mit dem rechten Kotflügel einen Pfeiler streifte. Dass die Auffahrten aber auch so eng sein mussten ... Außerdem hatte Gisbert mich durch seine unbedachte Äußerung abgelenkt. „Nein, junger Praktikant. Wie sollte denn der Eigentümer des Sprengstoffkoffers wissen, wo Weser wohnt? Oder dass es einen Herrn Weser überhaupt gibt? Glaube mir, meine Detektivspürnase sagt mir, dass irgendein Nachbar den Alten verprügelt hat.“
„Und wenn in Wesers Koffer eine Adresse von ihm war. Oder Papiere mit seiner Anschrift?“, bohrte der