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erste Aktion fiel dilettantisch aus. Er klaute ihren Slip, als sie sich nach dem Fick mit dem Vater im Bad wusch. Sie wurde unruhig, als er hinter ihr her scharwenzelte, wissend, dass sie kein Höschen unter dem Kleid tragen konnte. Das hatte er in der Nachttischschublade versteckt. Er benutze es, um diesen besonderen Geruch besser verstehen zu können. Allerdings fehlte ihm zu dem Zeitpunkt der Mut, Bedeutenderes mit ihr anzustellen.

      In den nächsten Monaten wuchs seine Kühnheit. Er staunte, als der Vater Maria beim Mittagessen ohne jede Scheu unter den Rock griff. Die Mutter sah dabei geflissentlich auf ihren Teller. Maria konnte sich ohnehin nicht wehren, sie hielt die Suppenterrine in ihren Händen. Dafür bekam er den Mund nicht zu, als der Vater ihn lächelnd einlud.

      »Möchtest du heute mit in die Firma kommen und sehen, wie gut sich Marias Söhne bei uns machen?«

      Er wollte.

      Der Vater hatte eine perfide Art, mit Leuten umzugehen. »Alfred, ich hoffe, du lässt den Jungspunden nichts durchgehen! Gerade weil die Bindungen so eng sind, bestehe ich auf einer harten Ausbildung. Ihr Zeugnis wird dafür hervorragend. Haben wir uns verstanden?«

      Später erfuhr er, dass jeder in der Firma über die Beziehungen zu Maria Bescheid wusste. Ein Geselle, der als Lästerer aufgefallen war, hatte am selben Tag die Papiere bekommen. Es herrschte eine Atmosphäre der Einschüchterung und des Schweigens. Sein Vater war einer der letzten gnadenlosen Patriarchen.

      »Auf deinem Spind liegt Staub! Das dulde ich nicht. Normalerweise mache ich das, heute bist du dabei. Zieh ihm dafür ordentlich die Ohren lang! Sofort!«

      Es war kein Staubkörnchen zu entdecken. Hier ging es nicht um Sauberkeit, sondern um die Tatsache, dass er jederzeit grundlos demütigen konnte.

      »Fester, du sollst stärker ziehen, sonst wirst du dir in der Firma niemals Respekt verschaffen.«

      Marias Sohn hätte ihn mit einem kräftigen Faustschlag niederstrecken können. Der aber hielt still und jammerte nicht, als er zog, was die untrainierten Finger hergaben.

      War das die Formel? Musste er die besondere Position nutzen? War er als Erbe der Firma Herrscher über das Schicksal der Angestellten? Würde sein Wort auch bei Maria Wirkung zeigen?

      Bei der Bestrafung durch das Ohrenziehen hatte es ja geklappt. Er fühlte sich gefestigt, den nächsten Schritt zu wagen. Er wollte Maria zu den Aktivitäten verleiten, die nachts in den Träumen spukten. Zuerst gab sie ihm freiwillig ihren Slip, Tage später mehr.

      »Maria, weiß du, dass man für Sex mit Minderjährigen in das Gefängnis kommt? Mindestens fünf Jahre, habe ich gelesen.«

      Es war das erste Mal, dass er Restwiderstand brechen hören konnte. Er sah die Vergrößerung ihrer Pupillen, dann die Flüssigkeit in den Augenwinkeln. Ihr Mund schrie ein stummes ›Bitte‹ heraus. Danach machte sie alles.

      »Im Grunde meiner Seele bin ich ein schlechter und niederträchtiger Mensch. Dafür bekomme ich, was ich brauche.«

      Von diesem Zeitpunkt an war er es, der Maria beim Mittagessen ohne Scheu unter den Rock griff. Jetzt durfte er dabei lächeln, während die Mutter auf ihren Teller starrte. Der Vater hatte sich als Ersatz eine neue Sekretärin zugelegt. Jung. Ihre Eltern kannten seine Absicht. Als langjährige Angestellte der Firma sahen sie keine Alternative. Er machte ihnen deutlich, dass die gesamte Familie bei einer Entlassung niemals eine neue Arbeitsstelle finden würde.

      »Ich bin auch ein Sieger. Malen kann ich besser als Mutter. Böse? Ich werde ihn übertreffen!«, rief er in das Haus hinein.

       Rose

      Lief ihr das Blut in die Augen? Der Gedanke verfolgt mich. Sah sie den nächsten Schlag durch einen roten Vorhang oder war sie da schon bewusstlos?

      Weitere Details sickerten durch. Die ersten Zeitungen berichteten ausführlicher über die Tat. ›neue Erkenntnisse im Fall Johanna Bora: Einer verlässlichen Quelle nach soll sie durch zehn Schläge auf den Kopf getötet worden sein. Die Kriminalpolizei ermittelt jetzt in einem Mordfall.‹

      Mit Erschrecken blitzte das Foto vor meinen Augen auf, das ich den Studenten als Schocktherapie vorgeführt hatte.

      Einem befreundeten Gerichtsmediziner hatte ich das Projekt beschrieben. Von der Idee der Schnupperstunde war er begeistert. Dafür stellte er mir Bilder zur Verfügung. Über die Augen der Opfer hatte er schwarzen Balken gelegt. Im Fall der mit dem Aschenbecher erschlagenden Heike wäre das nicht nötig gewesen, ihr Gesicht war durch die Schläge ohnehin unkenntlich.

      War bei Johanna Bora auch Affekt im Spiel? Dagegen sprach, dass die Polizei bis jetzt keine Spuren finden konnte. Die gibt es bei spontanen Morden immer.

      Ihre Leiche war vom Besitzer eines Sportbootes in der Schleuse entdeckt worden. Der Kontakt mit etlichen Schiffsschrauben hatte eine Identifikation deutlich erschwert. Über den Tatort wussten sie auch nichts.

      Johanna wurde von ihren Eltern vor acht Tagen als vermisst gemeldet. Auf eine Identifizierung durch sie wurde verzichtet, der DNA-Abgleich ergab Gewissheit.

      Mit Hundestaffeln hatte die Polizei fünf Kilometer weit die Flussufer abgesucht. Ohne Ergebnis. Die Einsätze zweier Hubschrauber brachten keine neuen Erkenntnisse. Das stufte ich ohnehin als hilflose Aktion ein. Ihre Kleidung blieb ebenfalls verschwunden. Über eine Kette mit Anhänger in Rosenform wurde in der Presse nicht berichtet. Wenn Johanna Bora die noch getragen hätte, stände ein Bild davon in den Zeitungen. Ihre Eltern kannten die beschriebene Rosenkette jedenfalls nicht.

      Rose? Welche Bedeutung kann sie haben?

      Ich muss mich selbst ablenken. Um die Sache soll sich die Polizei kümmern!

      Mein Spiegelbild starrt mich an. Hat es dunkle Augenränder? Seit einigen Tagen erscheinen mir im Schlaf Gesichter, Johannas und das meiner Tochter Laura.

      »Sie haben mir die Augen geöffnet, aber mich nicht abgeschreckt, sondern gut auf die Realität vorbereitet. Ich muss mir Alternativen überlegen. Danke, Herr Professor Adelmann!«

      Was für ein Satz für ein siebzehnjähriges Mädchen!

      Vor wenigen Tagen musste sie mir auch noch ihren Entschluss mitteilen.

      »Ich habe erkannt, dass eine Arbeit mit derart schwieriger Klientel zu belastend ist. Ich werde ein Jahr Auszeit nehmen. Für eine Entscheidung fühle ich mich nicht reif genug.«

      Laura hatte es extremer ausgedrückt.

      »Voll zombie die Bilder, richtig pervers ekelig. Mich brauchst du nach einem Studium Sozialfuck jedenfalls nicht mehr zu fragen.«

      Dann war sie in ihr Zimmer gerannt und hatte überlaut ›Linkin Park‹ aufgedreht. Erstaunlich, dass es diese Bandbreite an Verhalten noch gibt. Die neuen Erkenntnisse sagen, dass sich Jugendliche bevorzugt anpassen und nicht aus der Menge herausragen möchten.

      »Waas? Du hast Laura mit in eine deine Horrorvorlesung gezerrt? Sie ist gerade sechzehn geworden! Ist dir eigentlich klar, welchen irreparablen Schaden du damit angerichtet haben könntest?«

      Susanne war außer sich und trommelte mit ihren Fäusten auf meine Brust.

      »Ich hab sie nicht mitgenommen. Ich hatte auch keine Ahnung, dass sie im Hörsaal saß. Du weißt doch, in letzter Zeit macht sie alles, ohne uns zu fragen.»

      Ärgerlich ist es auf jeden Fall, denn ab sofort bin für sie nur noch dieser Hannibal-Lecter-Professor.

      Laura ist in einer Phase angekommen, in der sie sich überschnell von uns abkoppeln und verselbstständigen möchte.

      »So verkalkt herumlaufen wie ihr? Könnt ihr aber so was von vergessen!«

      Susanne kann es nicht verstehen. »Weshalb lässt du ihr so viel Freiheit? Wenn du auf mich hörst, sollte Laura spätestens um acht Uhr zu Hause sein.«

      Rufe ich mir die zehn harten Schläge auf Johanna Boras Kopf ins Gedächtnis, bin ich mittlerweile der gleichen Meinung. Heute Abend werde ich mit Laura ein ernstes Wort reden!

      Auf

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