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Erzählen-AG: 366 Geschichten. Andreas Dietrich
Читать онлайн.Название Erzählen-AG: 366 Geschichten
Год выпуска 0
isbn 9783753171944
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das Preisschild stört Sie? Wenn Sie Zuhause sind, übermalen Sie das erste Preisschild mit einem schwarzen Stift. Sie müssen nicht das komplette Preisschild übermalen. Der Strichcode sollte reichen, so kommt der Barcode-Scanner an der Kasse nicht durcheinander. Sicher ist sicher. Auf das übermalte Preisschild kleben Sie beim nächsten Einkauf das zweite. Mit Glück können Sie das zweite Preisschild nachdem Einkauf abziehen, ohne die Plastiktüte zu beschädigen. Wenn das Abziehen nicht funktioniert, übermalen Sie das zweite Preisschild wieder und kleben darauf das neue Preisschild.
Irgendwann geht aber jede Tüte kaputt. Doch Sie können die Plastiktüte eventuell noch ein weiteres Mal nutzen. Wenn die Plastiktüte nur ein kleines Loch hat, kann sie eventuell noch als Mülltüte dienen. Dann können Sie die Plastiktüte wirklich wegschmeißen.
Auch Tüten für Brot und Brötchen können Sie nochmals verwenden. Dort müssen Sie kein Preisschild übermalen. Sie können die Tüte einfach so oft nutzen, bis diese kaputt ist. Wenn diese kaputt ist, können Sie die Tüte wieder als Mülltüte nutzen.
Natürlich sollten Sie auch die großen Plastiktüten für ihren Einkauf wieder verwenden. Jedes Mal eine neue Plastiktüte zu kaufen, macht keinen Sinn. Im besten Fall nutzen Sie auch gar keine Plastiktüten für ihren großen Einkauf. Sie können andere Tüten nutzen. Mehrwegtüten oder Beutel aus Jute.
Seien Sie etwas naturfreundlicher! Produzieren Sie weniger Müll. Die Natur wird es Ihnen danken. Die Tiere, die auf der Erde leben und auch ihre Nachfahren. Nicht jeder Müll verrottet. Nicht jeder Müll ist in wenigen Jahren verschwunden. Mancher Müll hält sich Jahrzehnte- oder Jahrhundertelang. Sollen ihre Nachfahren sich mit Ihrem Müll auseinandersetzen? Ihre Freunde, ihre Kinder, ihre Enkelkinder?
Zehnter Januar
Gestern sah ich den Wetterbericht. Für heute versprach er kein schönes Winterwetter. Schneien sollte es nicht. Schnee war nicht angesagt. Es sollte nicht weiß werden. Es sollte aber auch nicht sonnig werden. Wolken sollten am Himmel zu sehen sein und sie konnten Regen bringen.
Vor allem am Morgen sollte es regnen. Stellenweise viel, mancherorts wenig. Doch ein bisschen Regen reichte schon. Die letzten Tage war es kalt. Bitterkalt. Zweistellige Temperaturen gab es nicht. Am Tage waren sie einstellig. Selten über Null Grad Celsius. Meist unter dem Gefrierpunkt. In der Nacht war es kälter. Das Thermometer fiel auf bis zu Minus zehn Grad Celsius. Stellenweise ging es noch weiter nach unten. Gefühlt war es sowieso kälter. Vielleicht lag es an dem Ostwind. Vielleicht auch nicht.
Auf jeden Fall sollte heute der Regen kommen. Wenn Regen auf kalten Boden trifft, nimmt dies selten ein gutes Ende. Es konnte glatt werden. Mit Glück kam jemand drumherum. Entweder fuhr dieser Jemand vor dem Regen los oder danach, wenn alle Wege und Straßen gestreut waren.
Ich konnte nicht früher oder später. Ich musste acht Uhr dreißig auf Arbeit sein. Als ich losging, sah ich keinen Regen. Der Himmel war bedeckt, doch es fiel kein Niederschlag. Noch nicht. Doch das sollte sich ändern.
Mein Bus um acht Uhr war pünktlich. Kein Wunder, planmäßig kam er immer ein paar Minuten früher an. Er musste also zu neunundneunzig Prozent pünktlich abfahren. Der Bus tat es auch. Doch sehr weit kam er nicht.
Die Regenfront näherte sich. Der Bus musste hindurch, doch nicht lange. Die Regenfront war breit. Dort, wo diese war, wurde es glatt. Es wurde gefährlich, weiter zu fahren. Dies erkannte auch der Fahrer meines Busses. Er rutschte hin und her. Den Bus auf der Straße zu halten, fiel schwer. Nur knapp konnte er Zusammenstöße mit anderen Autos verhindern. Ob es sein Talent war oder Glück, ist wohl Ansichtssache.
Die nächste Haltestelle war die Endhaltestelle. Also zu mindestens für jetzt. Weiter fuhr der Bus nicht. Es wäre verantwortungslos gewesen. Viel zu gefährlich. Der Busfahrer war nicht allein. Er hatte Verantwortung für die Fahrgäste.
Der Bus blieb stehen. Wer zu Fuß weitergehen wollte, konnte aussteigen. Wer im Bus bleiben wollte, durfte bleiben. Ich blieb nicht. Ich stieg aus. Es waren nur noch tausend Meter. Die konnte ich alleine schaffen. Wahrscheinlich war ich schneller als der Bus. Im Bus rumsitzen, machte für mich keinen Sinn. Wer älter war, Probleme mit dem Laufen hatte, der blieb im Bus und das war auch gut so.
Ich stieg vorsichtig aus. Es war glatt. Ich merkte es. Es wurde eine richtige Schlitterpartie. Tausend Meter konnte ich in rund zehn Minuten schaffen. Zu mindestens im Sommer. Zu mindestens dann, wenn es nicht glatt war. Heute brauchte ich länger. Eine halbe Stunde nachdem ich aus dem Bus stieg, kam ich auf der Arbeit an. Damit war ich zwanzig Minuten zu spät. Doch das war nicht ganz so schlimm. Es hätte schlimmer kommen können. Wäre der Bus gar nicht gefahren, wäre ich noch später gewesen. Das wäre dann wirklich ein Problem gewesen. Neun Uhr dreißig hatte ich eine Präsentation. An dieser hätte ich ohne Busverkehr wohl nicht teilgenommen. Noch einmal Glück gehabt!
Elfter Januar
Seit vielen Jahren war ich Single. Ich hatte keine Probleme damit. Ich konnte machen, was ich wollte. Ich konnte am Morgen aufstehen, wann ich wollte. Zum Mittag aß ich das, was mir schmeckte. Abends sah ich den Film, den ich sehen wollte. Ich brauchte auf keine Person Rücksicht nehmen. Ich war allein.
Doch dies änderte sich. Ich blieb nicht ewig Single. Letztes Silvester traf ich eine Frau. Wir verstanden uns sofort. Es funkte zwischen uns im ersten Moment. Seitdem waren wir zusammen. Ein Liebespaar.
Den ersten Januar verbrachten wir gemeinsam. Wir gingen gegen drei Uhr gemeinsam ins Bett. Wir schliefen bei ihr bis elf Uhr. Ich wachte etwas früher auf als sie, doch ich blieb liegen. Ich stand nicht auf. Ich beobachtete sie. Wie sie schlief. Wie sie atmete.
Als sie wach wurde, wünschte ich ihr einen guten Morgen. Sie erwiderte es. Zusammen standen wir auf. Gemeinsam frühstückten wir. Wir mussten nicht raus. Wir konnten Zuhause bleiben. So kuschelten wir den ganzen Tag. Saßen vor dem Fernseher und sahen uns tausende Filme an. Sie wählte jeden Film aus. Mir war der Film egal, solange ich nur bei ihr sein konnte. Neben ihr war ich glücklich.
Wir sahen nicht die ganze Zeit fern. Ab und zu mussten wir auch etwas essen. Luft und Liebe konnten uns nicht wirklich ernähren. Wir aßen zum Mittag. Gemeinsam machten wir Spaghetti Bolognese. Gemeinsam machten wir danach den Abwasch. Dann konnten wir wieder Arm in Arm fernsehen. Auch abends machten wir eine Pause. Gemeinsam aßen wir zum Abendbrot und gingen später ins Bett.
Die nächsten Tage verbrachten wir oft zusammen. Jede freie Minute, die wir hatten, verbrachten wir gemeinsam. Wir waren morgens zweisam. Wir frühstückten zusammen. Dann mussten wir zur Arbeit. Unsere Wege trennten sich. Mittags sahen wir uns nicht, aber wir telefonierten miteinander. Nachmittags waren wir wieder zu zweit. Konnten gemeinsam das Abendbrot vorbereiten. Konnten gemeinsam zu Abend essen. Sahen uns zu zweit einen Film an.
Heute am elften Januar hatten wir Beide frei. Wir konnten den ganzen Tag zu zweit verbringen. Draußen war herrliches Winterwetter. In den letzten Tagen schneite es. Alles war weiß. Die Stadt. Das Land. Die Straßen und die Felder. Doch heute schneite es nicht.
Es konnte nicht schneien. Am Himmel war keine Wolke. Keine kleine und keine große. Keine dunkle und keine helle. Der Himmel war blau. Strahlend blau. Nur die Sonne war am Himmel zu sehen.
Es war klar, dass wir das gute Wetter ausnutzen mussten. Ein Spaziergang im Winter bei herrlichen Sonnenschein, was konnte es Besseres geben? Nach dem Mittagessen machten wir einen Spaziergang. Nur unweit von ihrem Zuhause lag ein Wald. Rundherum gab es Wiesen. Wald und Wiesen wurden durch viele Waldwege durchzogen. Einen Waldweg gingen wir.
Auf unserem Spaziergang waren wir nicht alleine. Wir sahen viele andere Erwachsene, die einen Spaziergang machten. Manchmal waren sie zu zweit. Manchmal aber auch zu dritt oder zu viert. Wenn sie zu dritt waren, zog einer der zwei Erwachsenen einen Schlitten. Auf diesem saß ein Kind. Nicht immer war es das eigene Kind. Manchmal war es auch