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Renaissance 2.0. Christian Jesch
Читать онлайн.Название Renaissance 2.0
Год выпуска 0
isbn 9783754141526
Автор произведения Christian Jesch
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
"Du hast es satt?", sagte sie bedrohlich und wiederholte die Frage sogleich noch einmal. "Was glaubst du eigentlich wie satt wir es haben, hinter dir her zu sein, nur damit du keine Probleme verursachst. Du hast so viele Menschen in Gefahr gebracht und trotzdem hat man dich immer und immer wieder geschützt. Ich war mal deine Freundin. Deswegen habe ich die Aufgabe übernommen, auf dich aufzupassen. Und ganz ehrlich, du hast es niemanden von uns leicht gemacht. Die Welt hätte gut und gerne auf dich verzichten können. Du arroganter Arsch. Was ist bloß in dich gefahren, dass du dich so aufführst?" Femm trat zu dem Jungen und starrte im ins Gesicht, auf der Suche nach einem Anzeichen, das ihre Frage beantworten könnte. Schließlich ging sie einen Schritt zurück, um ihm dann mit der flachen Hand und dem gesamten Gewicht ihres Körpers in dasselbe zu schlagen, was ihn beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Wutendbrand machte sie kehrt und verließ das Zimmer. Femm stürmte in den Schankraum und bestellte bei dem immer noch besorgten Mann ein Frühstück, das sie verärgert in sich hinein schaufelte, während sie der Sondersendung im Fernsehen folgte.
"Wie sich im Laufe der letzten Tage herausstellte, ist das gefürchtete Virus aus Chani weltweit aufgetaucht. Die Regierungen gehen daher von einer globalen Pandemie aus, die jetzt bekämpft werden muss", verkündete der Moderator mit einem besorgten Gesichtsausdruck. "Die Bundessenatorin hat sich bereits an die Eternal Union gewandt, um gemeinsam mit den anderen Mitgliedsstaaten eine Lösung zu finden. Weiter wurde die sofortige Arbeit an einem Serum zum Schutze der Betroffenen aufgenommen. Die Bundessenatorin ist sich absolut sicher, dass die EU schon bald das Problem in den Griff bekommt."
Jikav hatte genug von dieser Verrückten. Während er seinen Rucksack packte, dachte er über das nach, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Menschen in Gefahr gebracht. Probleme verursacht. Was sollte dieser Blödsinn? Natürlich hatte er das. Als Renegat geschehen diese Dinge nun einmal. Jeder, der an einer Mission beteiligt ist, kann in Gefahr geraten. Doch denen, die er angeführt hatte, war das nie passiert. Und was meinte sie mit Problemen? Der Widerstand musste Konflikte schaffen, damit diejenigen, die sie bekämpften, nicht so ohne Weiteres mit allem durchkamen. Plötzlich hielt er inne. War Femm vielleicht jemand, die der Regierung nahe stand? Unter diesem Aspekt betrachtet ergaben ihre Aussagen einen Sinn. Dann fiel ihm unerwartet noch ein Satz ein, den die Frau gesagt hatte. Ich war mal deine Freundin. Er verfiel ins Grübeln und blickte zur Tür herüber, als ob die Antwort von dort hereinkommen würde. Seine Freundin. Wie war das gemeint? Eine feste Freundin, wie Tandra, bevor sich herausstellte, dass sie möglicherweise seine Schwester war oder eher eine lose Freundin, die er nur kannte? So oder so, er müsste sich doch an sie erinnern. Außer, sie stammte aus seiner Kindheit oder seiner Jugendzeit. Die fehlten noch immer komplett in seinem Gedächtnis. Wenn dem so war, dann konnte sie ihm eventuell doch helfen. Mit einem Kopfschütteln verwarf Jikav den Gedanken sofort wieder und packte zu Ende. Wenige Minuten später war er durch den Hinterausgang verschwunden und tauchte erneut in die Dædlænds ein.
Sein Weg führte ihn, wie auch schon zuvor, sinnlos durch die Einöde. Alles schien ihm so Unsinnig. Zum ersten Mal seit langem hatte der Junge wieder an Tandra gedacht. Dieser Gedanke ließ ihn nun nicht mehr los. Warum hatte Riém so etwas behauptet? Dachte sie, er wäre nicht gut genug für ihre Tochter? Sollte es wirklich zutreffen, dass Tandra seine Schwester ist, hatte er die größte Sünde von allen mit ihr begangen. Nicht nur, dass er sich in sie verliebt hatte. Nein. Er hatte auch mit ihr geschlafen. Mehr als einmal. Und immer mit ihrem Einverständnis. Mit ihrem Einverständnis, echote es in seinem Kopf. Was, wenn ihre Aussage stimmte, dass sie sich nicht an Geschwister erinnerte? Was, wenn sie wirklich kein hatte? Dann wäre er auch nicht ihr Bruder. Aber würde Riém wirklich eine solche Lüge verbreiten, nur damit er sich von ihrer Tochter fern hielt. Sie hätte doch ganz einfach mit ihm das Gespräch suchen können. Mit ihnen beiden, um über alles zu reden. Fragen zu beantworten und Klarheit zu schaffen. Nein. Wahrscheinlich war die Suprimegeneralin so verbohrt in die Hokoash, dass ihr jedes Mittel recht war, Jikav von allem abzuhalten, was diese beeinträchtigen könnte. Wütend warf er seinen Rucksack zu Boden, um ihn dann einige Meter weiter zu kicken. Ein lauter Schrei der Verzweiflung folgte, der ihm Linderung verschaffen sollte, es jedoch nicht tat. Heftig atmend betrachtete er sich den Schaden, den er verursacht hatte. Die schrille Frequenz hatte eine Druckwelle ausgelöst, welche Bäume wegknicken ließ, wie Strohhalme. Ihm wurde deutlich, dass es nur eine Sache gab, die ihm Helfen konnte. Er musste zurück zu Riém und sie zur Rede stellen. Und sollte sie ihn belügen, würde er das merken. Er hatte vor, sie mit seiner Aktiv-Empathie dazu zu bringen, ihn zu mögen damit sie ihm dann die Wahrheit anvertraute. Dazu musste er nur ein paar Stellschrauben in ihren Gefühlen drehen. Das sollte für ihn eigentlich keine Schwierigkeit darstellen. Wenn er nicht so hitzköpfig gewesen wäre, hätte er sich das Weglaufen und die nagenden Zweifel auch ersparen können. Mit grimmigem Gesicht sammelte er seinen Sachen erneut ein und orientierte sich mithilfe seines Comtab. Dann drehte sich Jikav nach links, um den neuen Weg einzuschlagen, der ihm Gewissheit bringen sollte. Ohne Vorwarnung erschien das Gesicht von Tandra vor seinem inneren Auge. Die zärtlichen Umarmungen und Küsse fielen ihm wieder ein. Das Lachen mit ihr und den Freunden. Freude wandelte sich in Trauer. Trauer in Wut. Wut in Rache.
Nachdem Femm zu Ende gefrühstückt hatte, atmete sie einmal tief durch, um sich dann in das Zimmer im ersten Stock aufzumachen. Wenig überrascht stellte sie fest, dass es leer war. Sie wäre mehr erstaunt gewesen, hätte sie Arazeel noch vorgefunden. Schnell raffte sie ihr Hab und Gut zusammen, ging hinunter an den Tresen und bezahlte ihr Schulden. Dann kramte sie ihren Comtab aus der Tasche und schaute auf die Karte, die der Bildschirm anzeigte. Ein kleiner Punkt, etwas außerhalb der Stadt, war das, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Zufrieden grinste die junge Frau bis über beide Ohren. Es hatte sich also doch gelohnt, während seiner Trunkenheit die Ortungsapp bei ihm zu installieren. Jetzt würde sie ihn nie wieder aus den Augen verlieren.
Kapitel 4
"Und?", fragte Ambisi, als sie durch das Vorzimmer in den Thronsaal stürmte. "Hast du Ysana gefunden? Was ist mit ihr?"
"Sie ist tot", war Marahs kurzer Kommentar.
"Wie?"
"Ich nehme an, dass Tandra sie umgebracht hat. In dem Hover habe ich nur noch drei Haufen zerfallenes, organisches Materials gefunden", berichtete das junge Mädchen, während sie weiterhin die Schubladen und Schränke in dem großen Raum aufriss und durchwühlte. "Vermutlich hat sie die beiden rapide altern lassen und das war's."
"Und der dritte Haufen? Könnte das nicht vielleicht Tandra selbst gewesen sein?"
"Nein. Das war der Pilot. Ich habe die dritten Überreste im Cockpit gefunden."
"Kannst du dir erklären, wie das möglich ist?" Ambisi war immer noch vollkommen geschockt über die Nachricht.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es genau abgelaufen ist. Die Ordensburg war dem Erdboden gleich, als ich dort ankam und der Hover lag einige Hundert Meter weit davon entfernt auf dem Dach. Ich nehme an, eine Explosion hat das Gebäude vernichtet, woraufhin die Druckwelle das Flugzeug erfasst und gegen den Felsen geschleudert hat. Vermutlich sind alle durch den Aufprall ohnmächtig geworden. Dann ist Tandra als Erste aufgewacht, hat ihre Chance erkannt und sie genutzt." Erschöpft und etwas entmutigt stellte Marah ihre Suche ein und schaute das Mädchen nachdenklich an.
"Und wie soll es jetzt weitergehen?"
"Das habe ich mir auf dem Rückweg genau überlegt. Du übernimmst die Führung der Armee und ich die der Liga. Auf diese Weise werden wir das Erbe von Ysana weiterführen und ihren Traum verwirklichen. Ich habe auch noch ein paar weitere Gedanken entwickelt, die ich mit dir noch durchsprechen muss."
"Und welche Rolle spiele ich bei deinem Vorhaben?", erklang es plötzlich von der Tür her. Marah schaute auf während sich Ambisi zu dem Mann im Durchgang umdrehte.
"Du repräsentierst die Regierung gegenüber der Bevölkerung, sorgst dafür, dass alle gut versorgt sind und keiner Ärger macht."
"Das soll doch wohl ein Witz sein", ereiferte sich Neyton der sich in bedrohlicher Art den beiden näherte. "Ihr zwei seit doch nur Kinder."
"Sei vorsichtig, mit dem, was du da sagst",