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      "Ah, ich verstehe. Der alte physikalische Grundsatz, dass Energie nie verloren geht, sondern sich immer in eine andere Form umwandelt. Das ist interessant. Aber woher wissen sie das alles."

      "Weil ich mit ihm kommunizieren kann", gab Tandra wenig erfreut zu.

      "Dann kann er dir doch auch sagen, wo sich Jikav befindet", stieß Kaziir aufgeregt hervor.

      "Nein, das kann er nicht. Jikav ist ein besonderer Mutant, ebenso wie Ysana es war. Beide benötigen die Quellen im Metanetzwerk nicht. Sie tragen ihre Quellen mehr oder weniger in sich. Daher kommen sie nie in diese höhere Energieebene. Naja, fast nie. Jachwey hat mir einmal gesagt, er habe Jikav am äußersten Rand der endlosen Ebene gesehen. Was auch immer das heißen soll."

      "Das sind viel zu viele Informationen für meine kleines Gehirn", gab Tebeel überfordert zu. "Haben Sie das alles mitbekommen und können es weitergeben", sagte er und wendete sich dabei einem Navigator zu, der sich unbemerkt hinter der kleinen Gruppe in Stellung gebracht hatte.

      "Ja, das habe ich. Ich werde es sofort weiterreichen", erklang die seltsame Stimme. Die drei drehten sich um und sahen einen Mann, der von der Statur her normal wirkte, jedoch ein wenig kränklich.

      "Ich weiß schon, was ihr denkt", unterbrach Tebeel die Gruppe in ihren Beobachtungen. "Jeder von ihnen wusste sehr wohl, was auf ihn oder sie wartete, wenn sie erst einmal einige Jahre das Rempa Luak eingenommen haben. Sie verbringen vierundzwanzig Stunden am Tag in einer ergonomisch angepassten Sitzschale, werden dauerhaft mit Nahrung versorgt und ihre Muskeln werden durch leichte Stromstöße stimuliert, damit sie nicht abbauen und verkümmern. Mir ist klar, es fehlt ihnen das Sonnenlicht und einige andere Dinge, die für den menschlichen Körper von Bedeutung sind. Doch trotz alledem, haben diese Männer und Frauen sich dem Wohl der Allgemeinheit verschrieben und versuchen mit ihrer Fähigkeit die Welt um uns herum zu verbessern. Ununterbrochen, auch während sie schlafen, werden sie mit den neuesten Informationen aus ihrer Region versorgt, damit sie die Zukunft berechnen können. Natürlich fragt ihr euch, wie es unter diesen Umständen zu so einer Regierung wie der von Mår-quell kommen konnte. Leider muss ich dazu sagen, dass wir nur auf das reagieren können, über das wir auch Bescheid wissen. Und die plötzliche Veränderung bei dieser Frau war selbst ihrem Mann entgangen. Die Bundessenatorin hatte alles im Geheimen mit einigen wenigen anderen Politikern geplant und in einem einzigen Tag in die Tat umgesetzt. Das konnten wir nicht vorhersehen." Tebeel machte eine Pause, bevor er fortfuhr. "Wie sieht es aus? Wer begleitet uns denn nun?", wechselte der jetzt deprimiert wirkende Mann das Thema.

      "Wie ich schon sagte", begann Kaziir, "Tandra und ich müssen zur Hauptstadt. Ich vermute mal, dass Thevog Sie und Misuk begleiten wird. Schließlich ist er ja auf der Suche nach seiner Freundin. Und du weißt, wo man die Magus findet?", wendete sie sich an das Mädchen.

      "Ich habe einige Hinweise, denen wir folgen können."

      "Hinweise?", wiederholte Tandra.

      "Eher grobe Landschaftsbeschreibungen", antwortete Thevog.

      "Wir werden mal sehen, was wir im Antiquar über die Magus finden können", ermunterte Misuks Vater den Jungen. "Irgendwie wirst du Shilané schon wieder treffen. Und was Sie angeht, Kaziir, kommen sie am besten auch mit uns. Bis nach Çapitis ist es weit. Wir können Ihnen eines unserer Fahrzeuge zur Verfügung stellen."

      "Wie weit ist es denn bis zu diesem Antiquar?"

      "Wenn wir nicht trödeln sind es weniger als zwei Tage."

      "Glauben sie das wirklich?", fragte Kaziir befremdet, mit einem Blick auf die Navigatoren, die sich versammelt hatten.

      "Wir werden das schaffen", antwortete Tebeel voller Zuversicht. "Wenn Sie jetzt direkt in Richtung der Hauptstadt losstiefeln, werden Sie auch nicht eher dort sein, als wenn Sie erst zu uns kommen und dann mit einem Fahrzeug den Rest des Weges zurücklegen."

      "Und Sie machen sich keine Gedanken darüber, dass wir den Standort Ihrer geheimen Bibliothek erfahren?" Tebeel schaute die beiden Frauen kritisch von Oben bis Unten an und schüttelte dann lachend den Kopf.

      "Nein. Sie sind in Ordnung, Suprimekommandantin Kaziir und Suprimemajor Tandra. Wenn ich Ihnen nicht vertrauen kann, wem dann?"

      Kapitel 3

      Jikav öffnet vorsichtig seine Augen. Sein Schädel fühlte sich an, als wolle er zerspringen. Nur ganz allmählich kamen ihm die ersten Erinnerungen des gestrigen Tages wieder ins Gedächtnis. Er war in irgendeiner Stadt angekommen und in einem Gasthof eingekehrt, wo er sich völlig frustriert einige Getränke bestellt hatte. Was hatte ihm der Gastwirt nochmal gebracht? Er wusste es nicht mehr. Mühsam drehte er den Kopf zur Seite in Richtung des Fensters. Vor dem grellen Tageslicht konnte Jikav eine Silhouette ausfindig machen. Lange, gelockte Haare die ein Gesicht verdeckten, dass nach unten auf ein Comtab blickte. Er öffnete den Mund, um die Person zu fragen, wer sie denn sei, als es ihm wieder einfiel, wer dort auf dem unbequemen Stuhl saß. Femm. Die Frau, die ihn schon seit einiger Zeit verfolgte und von der Jikav rein gar nichts wusste, außer, dass sie ihn ständig Arazeel nannte.

      Die junge Frau bemerkte, dass sich die Person neben ihr im Bett regte. Schnell beendete sie ihre Tätigkeit auf dem Kommunikationsgerät und legte es beiseite. Ihre vollen Lippen dehnten sich zu einem Lächeln, dass Jikav Mut machen sollte. Die braunen Augen betrachteten den Jungen interessiert, während dieser versuchte sich langsam in eine sitzende Position zu bringen. Mehrmals stöhnte er unterdrückt auf und fasste sich an die Schläfe oder den Hinterkopf. Dann hatte er es endlich geschafft. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht, auf dem sich ebenso Wut abzeichnete, blickte er zu der schlanken Frau rüber.

      "Na", sprach Femm ihn an. "Bist du langsam mal aus deinem Koma erwacht?"

      Ihre Stimme war wie Feengesang, der durch mehrere Meter Watte zu ihm gelangte. Er bewegte seine Zunge einige Male im Mund hin und her. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie auf mindestens das Doppelte angeschwollen sein musste. Jedenfalls glaubte er das. Dann stutzte er. Was hatte sie da eben von einem Koma gesagt?

      "Was?", brachte er mühsam hervor.

      "Du hast dich gestern mit drei Liter Starkbier abgefüllt", erklärte Femm ihm die Situation. "Dann bist du umgekippt. Ich habe hier ein Zimmer gemietet und dich raufgeschleppt. Das ist passiert?"

      "Wieso?"

      "Keine Ahnung, warum du dich betrunken hast. Aber scheinbar verträgst du nicht viel", lachte die junge Frau, was ihre rehbraunen Augen zum Aufblitzen brachte.

      "Nein", widersprach Jikav. "Ich meine, wieso bist du schon wieder hier, bei mir? Was willst du von mir?"

      "Ich bin dein Schutzengel, wie mir scheint."

      "Ich brauche keinen", erwiderte Jikav mit einem wütenden Blick auf die Frau. "Ich komme in dieser scheiß Welt auch gut ohne dich klar."

      "Das sehe ich", gluckste Femm erheitert, während sie ihm dabei zusah, wie er versuchte das Bett auf möglichst elegante Weise zu verlassen.

      "Ich habe dir schon einmal gesagt, ich bin nicht dein Azrael oder wie der Kerl heißt, den du da suchst. Verschwinde und lass mich einfach in Ruhe."

      "Da kann ich dir leider nicht zustimmen, denn du bist Arazeel. Ich weiß das und du wirst es auch wieder wissen, wenn die Zeit gekommen ist."

      "Ruhe", schrie Jikav laut auf und stützte sich sofort an der Wand ab. Er wartete einen Moment, bis das Schwindelgefühl wieder vorbei war, dann setzte er seinen Satz fort. "Immer wieder muss ich mir diesen Mist anhören. Irgendwelche Leute, die mir sagen, ich wäre etwas Besonderes und würde mich bald daran erinnern. Ich habe es satt, dass man mich vorführt und verarscht. Ihr könnt euch eure verfickte Hokoash sonst wo hinstecken. Ich habe mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun. Kapiert ihr das endlich?" Jikavs Stimme war immer lauter geworden, sodass der Wirt die Treppe hinaufgeeilt war, um nach dem Rechten zu sehen. Als er jetzt die Tür öffnete, winkte ihm Femm sofort zu, dass alles in Ordnung sei. Der Mann schaute die Frau ungläubig an, die ihm erneut wiederum zu verstehen gab, er könne gehen. Langsam zog er die Tür ins Schloss und begab sich nach unten. Femm wendete sich erneut Jikav oder wie sie

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