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sondern auch den Glaubensanliegen verpflichtet, wie sein Engagement in Sachen Konstantinopel beweist. Er führte ein einfaches Leben, war jeder Prunksucht abgeneigt, hielt eine einfache Tafel und hatte keine Affären – und auch keine Kinder, was ihn aus der Vielzahl geistlicher Würdenträger der damaligen Zeit heraushob. Dies alles war auch ausschlaggebend für seine Wahl, dazu war er bereits alt. Auch hatte er als Kardinal seine Verwandten nicht mehr als üblich gefördert, was sich aber während seines Pontifikats änderte.

      Den gewählten Päpsten wurde zugestanden, zumindest einen Verwandten zum Kardinal zu erheben und auch die Belehnung von Verwandten mit kirchlichen Lehen und die Vergabe von einträglichen Pfründen war durchaus üblich und wurde akzeptiert. Da er bis zu seiner Papstwahl keinerlei Anzeichen der damals üblichen Macht- und Geldgier gezeigt hatte, meinte man, Alonso werde seine Zurückhaltung auch als Papst beibehalten.

      Tatsächlich enthielt sich Calixt weiterhin aller Affären oder eines aufwendigen Lebenswandels, nicht jedoch des Nepotismus. Auch seine Vorgänger – etwa Bonifatius VIII., der seine zahlreiche Verwandtschaft mit einer Vielzahl von Lehen bedacht hatte – huldigten diesem Prinzip, doch keiner tat es so aggressiv wie Calixt. Kleinere erbliche Güter den Verwandten zukommen zu lassen, war durchaus verbreiteter Brauch. Zum ersten Mal aber waren unter Calixt die Bestrebungen des Papsttums darauf ausgerichtet, einem Papstnepoten ein über eine Grafschaft hinausreichendes Herrschaftsgebiet (in diesem Falle das Königreich Neapel) zu verschaffen.

      Das Machtgefüge der Borgia stürzte zusammen: Pedro Luis musste die Engelsburg übergeben, während die Orsini2 ihre verlorenen Kastelle zurückeroberten.

      Die Stadt wimmelte von Waffenträger im Sold der Orsini. Im Vatikan wurden Gespräche geführt.

      Für den jungen Kardinal Rodrigo Borgia wäre es das erste Konklave, an dem er teilnahm. Der Neffe des Papstes und Vizekanzler der Heiligen Römisch-katholischen Kirche musste hier den Weg für seine Zukunft bestimmen.

      „Ihr lebt, achtet genauestens darauf, wem ihr eure Stimme gebt. Die Zukunft hängt davon ab, vor allem die eure. Denkt an euren Bruder.“, sprach warnend Guillaume d’Estouteville zu Rodrigo.

      „Ich bin von der Entscheidung der anderen Kardinäle abhängig.“

      „Nicht der Anderen, sondern der richtigen Kardinäle.“

      „Wem meint ihr damit?“

      „Pietro Barbo ist ein richtiger Kardinal. Er wird vom Senat von Venedig unterstützt und verfügt über 5000 Bewaffnete, kaum ein Tagesritt von Rom entfernt.“

      „Kardinal Orsini ist auch ein richtiger Kardinal. Und auch der Kardinaldekan Giorgio Fieschi. Ich könnte euch noch mehr Namen nennen. Kardinal Borgia, ihr habt meinen Interessen niemals direkt im Weg gestanden, deshalb gebe ich euch jetzt einen guten Rat. Kehr nach Spanien zurück. Irgendwann könnt ihr euch wieder dem Heiligen Stuhl nähren.“

      „Wir werden nicht fortgehen“, warf Pedro Luis ein.

      „Die Entscheidung, nicht fortzugehen, wird sicherlich viele Römer erfreuen, die auf Rache auf die Katalonier aus sind. Drei Jahre katalonische Unterdrückung sind zu viel. Adios, Herr Hauptmann.“

      D’Estouteville verließ die Brüder und begab sich zu einer Gruppe von Kardinälen, die in der Nähe standen.

      ***

      Zwischen Rodrigo und Pedro wurde die Frage erörtert, im Rom zu bleiben oder die Stadt zu verlassen. Mitten im Gespräch ertönten die Totenglocken. Der Heilige Vater war in den Händen seines Herrn. Vor dem Vatikan hörte man Waffengeklirr und Geschrei. Die Orsinis verlangten Rache und wollten den Tod der Spanier.

      Rodrigo und Pedro verlassen mit ihren Getreuen die Stadt. Zuvor wollte sich Rodrigo noch von Vanessa verabschiede, doch diese, im Gebet vertieft, öffnete nicht die Tür.

      Inzwischen kamen aufgebrachte Römer und Söldner immer näher. Die ersten Spanier verloren ihr Leben. Am Ufer des Tibers liegt ein Boot bereit, Pedro wird durch einen Schuss aus der Armbrust verwundet.

      Rodrigo hilft Pedro ins Boot und sagt zu seinem Bruder:

      „Der Herr hat entschieden, meine Zukunft ist hier“. Er schließt seinen Bruder ein letztes Mal in die Arme.

      Pedro und wenige Begleiter stoßen das Boot vom Ufer ab und entkommen den Pfeilen der Kriegsknechte.

      Rodrigo hüllt sich in einen Sack ein und klettert auf ein Pferdefuhrwerk und gelangt zurück zum Vatikan. Schnell springt er vom Wagen und begibt sich den Schutz dreier Kardinäle, mit denen er den Vatikan betritt.

      „Lasst ihm, nun soll das Konklave über sein Schicksal entscheiden“, sagte Guillaume d’Estouteville.

      Zähneknirschend müssen ihm die neuen Wachen ziehen lassen. Deren Führer wird von d’Estoutevilleoch angeraten, dass Pedro seinen Verletzungen erliegen wird. Dann wird er gesegnet. Es war der heilige Befehl zum Mord.

      Im Vatikan werden nun alle Vorbereitungen für das Konklave getroffen. Fenster und Türen werden zugemauert.

      Die weitere Regie der Handlung übernimmt nun der Kardinaldekan Giorgio Fieschi.

      Dekan des Heiligen Kollegiums, ist die Bezeichnung für den Vorsitzenden des Kardinalskollegiums. Das zweithöchste Amt der römisch-katholischen Kirche nach dem Papst geht auf das 12. Jahrhundert zurück.

      Der Kardinaldekan ist ranghöchster Kardinalbischof und damit ranghöchster Kardinal, hat aber weder Leitungs- noch Jurisdiktionsbefugnis über die anderen Kardinäle, sondern gilt als der Erste von mehreren im Rang auf der gleichen Stufe stehenden Personen. Er erhält neben dem Titel seines suburbikarischen Bistums zusätzlich immer den Titel Kardinalbischof von Ostia.

      Der Kardinaldekan ist der Repräsentant des Kardinalskollegiums und hat in Rom Residenzpflicht. Während der Sedisvakanz kommen ihm darüber hinaus bedeutende Funktionen zu. Die Aufgabe des Kardinaldekans ist es dann, nach dem Tod des Papstes die Kardinäle aus aller Welt zu informieren und nach Rom zum Konklave zusammenzurufen. Weiterhin teilt er den Tod des Papstes auch dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Corps und den Staatsoberhäuptern der betreffenden Nationen mit. Bis zum Beginn des Konklaves leitet er die täglichen Generalkongregationen. Gewöhnlich steht er auch der Beerdigungsfeier des verstorbenen Papstes vor. Darüber hinaus leitet der Kardinaldekan die Papstwahl und stellt dem Kandidaten, der die erforderliche Stimmenanzahl auf sich vereinigen konnte, die Frage: “Nimmst du deine kanonische Wahl zum Papst an?“.

      Dem Kardinaldekan obliegt es nach der Wahl eines neuen Papstes weiterhin, diesen nach dem Namen, den er sich geben möchte, zu fragen und, sofern er noch nicht die Bischofsweihe empfangen hat, noch im Konklave zum Bischof zu weihen.

      Auch die Beerdigungsfeier anlässlich des Todes eines Kardinals wird meist vom Kardinaldekan oder einem seiner Vertreter geleitet.

      Kardinaldekan war zum Zeitpunkt des Konklave Giorgio Fieschi, welcher gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Genua geboren wurde. Er stammte aus der Familie der Grafen von Lavagna und war der Sohn von Ettore Fieschi, Herr von Savignone, und dessen Ehefrau Bartolomea Fieschi aus Canneto. Der Familie entstammten zwei Päpste, Innozenz IV. und Hadrian V., sowie eine Reihe von Kardinälen. Giorgio Fieschi studierte kirchliches und weltliches Recht in Bologna und erwarb 1428 ein Lizenziat. Danach war er Kanoniker des Kathedralkapitels von Genua.

      Am 27. Mai 1433 wurde Giorgio Fieschi zum Bischof des korsischen Bistums Mariana gewählt, am 10. Mai 1434 erfolgte die päpstliche Bestätigung. Die Bischofsweihe spendete ihm am 27. Februar 1435 in Florenz Cristoforo de San Marcello, Bischof von Cervia; Mitkonsekratoren waren Gabriele Jacobi, Bischof von Modon, und Gabriele Benveduto, Bischof von Fossombrone. Am 3. Oktober 1436 wurde Giorgio Fieschi Erzbischof von Genua, dieses Amt übte er bis zu seiner Kardinalserhebung aus.

      Im Konsistorium vom 18. Dezember 1439 wurde Giorgio Fieschi von Papst Eugen IV. zum Kardinalpriester ernannt, der Kardinalshut und die Titelkirche Sant’Anastasia wurden ihm am 8. Januar 1440 verliehen. Am 12. April desselben Jahres traf er in Florenz ein, um dort am Konzil

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