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Sein erstes Konklave. Walter Brendel
Читать онлайн.Название Sein erstes Konklave
Год выпуска 0
isbn 9783754159262
Автор произведения Walter Brendel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Wenn sie dich töten, zünde ich eine Kerze an und bete für Dich“, sagte die schöne Römerin. „Bleibst du am Leben, erwarte ich Dich in unserem Bett.“
Rodrigo, von seinem Leibdiener begleitet, reitet zum Vatikan.
Vanozza de’ Cattanei; Ausschnitt des Porträts von Innocenzo Francucci; Galleria Borghese, Rom
Jahre später wird Rodrigo sagen: „Ich hatte in meinem Leben viele Frauen. Aber nur eine war mir wichtig: Vannozza. Ich war Kardinal, als ich sie kennenlernte, ich kann mich noch daran erinnern, wie ihr blondes Haar in der Sonne leuchtete. Ich begehrte nicht nur ihren Körper, ich wollte, dass sie mich liebt. Und ich habe sie geliebt, so sehr! Dieses Gefühl hat mein Handeln bestimmt.“
Auch als die fünfzehnjährige Giulia Farnese die neue Mätresse von Rodrigo Borgia wurde und 1492 die Tochter Laura gebar, blieben er und Vanozza freundschaftlich verbunden. (Vanozza de‘ Catanei überlebte Rodrigo Borgia: Sie starb 1518 im Alter von sechsundsiebzig Jahren.)
***
Der Bischof bleibt zurück. Er war zwar bi-sexuell, aber den Reizen Vanessas durchaus zugängig und sie war ohnehin noch nackt.
„Bevor euch der Trottel wieder besteigt, sollt ihr meinen Schwanz spüren“, kommentierte er.
Obwohl Rodrigo sie zuvor mit seinem nicht erlahmenden spanischen Temperament mehrfach befriedigte, duldete Vanessa, wie der feiste Bischof ihre Brüste umfasste und ihre Schenkel spreizte.
***
Im Vatikan herrschte helle Aufregung. Rodrigo erteilte die Weisung, alle spanischen Krieger im Vatikan zusammen zu ziehen und rief seinen Bruder.
„Lebt er noch?“
„Ja.“
„Ich brauche 10000 Dukaten in Gold, jetzt und sofort.“
Pedro, der jüngere Brüder Bruder von Rodrigo wurde von Calixt III. mit dem Fürstentum Spoleto ausgestattet und bekam von ihm das Kommando über die Engelsburg übertragen. Die Brüder traten an das Sterbebett des Papstes und nahmen Abschied vom Onkel.
Gemeinsam mit seinem Bruder, Hauptmann Pedro Luis Borgia, schwebt Rodrigo jetzt in Todesgefahr, da vor allem die Familie Orsini ihre verlorengegangenen Privilegien zurückgewin-nen will, indem sie die Familie Borgia bekämpft.
Kardinal d’Estouteville sagte pietätlos zu Rodrigo, dass der Heilige Vater nicht mehr lange die Kardinäle mit seiner Anwesenheit quälen wird und fragte den Papstneffen, welche Gedanken er zum Ableben des Papstes gefasst hat.
Calixt III.
Calixt III. wurde am 31. Dezember 1378 in Can (Königreich Valencia) als Alonso de Borja geboren. Er war vom 8. April 1455 bis zu seinem Tode Papst der katholischen Kirche und stammte aus dem spanischen Adelsgeschlecht der Borgia, das dem niederen Landadel angehörte und im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen in Valencia eingenommen hatte. Seine Schwester war Isabella de Borja y Llançol, die Mutter des späteren Papstes Alexander VI. Er studierte zunächst kanonisches Recht in Lleida und begann 1408 seine kirchliche Laufbahn. 1411 wurde er zum Kanoniker an der Kathedrale von Lleida ernannt – ein Amt, für das der Familie Borja offensichtlich ein Vorschlagsrecht zustand. Um diese Zeit prophezeite der dominikanische Bußprediger Vicente Ferrer dem jungen Kleriker, dass er einmal Papst werden würde. Alonso, der einen hervorragenden Ruf als Kenner des kanonischen Rechts genoss, wurde zunächst vom Gegenpapst Benedikt XIII. als Berater an seinen Hof gerufen. Benedikt war einer von damals drei rivalisierenden Päpsten, die allerdings durch das Konzil von Konstanz enthoben und durch den 1417 neugewählten Martin V. ersetzt wurden. Alonso trat deshalb in die Dienste des Königs von Aragón, Alfons V. Dort fiel ihm vor allem die Aufgabe zu, in den Verhandlungen mit der Kurie die Interessen des Königs durchzusetzen. So verlangte Alfons für die Einstellung seiner Unterstützung der Gegenpäpste (Clemens VIII. und Benedikt XIII. hatten sich geweigert, zurückzutreten) zahlreiche Zugeständnisse. Alfons konnte durch den Einsatz des versierten Juristen die Durchsetzung seiner Ansprüche beim Papst erreichen; Clemens, dem Alonso die Botschaft persönlich überbracht hatte, trat daraufhin zurück.
Calixt III. erhebt Enea Silvio Piccolomini zum Kardinal – Fresko von Pinturicchio
Auf Fürsprache des Königs wurde Alonso 1429 zum Bischof von Valencia erhoben; wie damals üblich, musste der neue Bischof dem König die Würde finanziell ablösen.
Für Alfons, der den Thron von Neapel zu usurpieren gedachte (das Königreich Neapel war ein päpstliches Lehen) und die französischen Anjou vertrieben hatte, verhandelte Alonso mit dem Papst, mittlerweile Eugen IV., und erreichte 1439 einen Waffenstillstand mit Rom. Alonso führte sowohl im Auftrag des Königs die Verhandlungen mit dem örtlichen Adel um die Anerkennung der neuen Herrschaft als auch 1443 mit dem Papst, der schließlich die Herrschaft Alfons’ über Neapel anerkannte; im Gegenzug entzog der König dem Konzil von Basel – Sammelpunkt der innerkirchlichen Opposition gegen den Papst – seine Unterstützung.
Als Anerkennung für seine Dienste erreichte Alfons die Verleihung der Kardinalswürde, die Alonso 1444 als Kardinal von Valencia erhielt. Entsprechend den Sitten der Zeit begann er nun, die Karriere zweier Neffen zu fördern, dabei handelte es sich um die Söhne seiner Schwester Isabel, Rodrigo de Borja und Pedro Luis de Borja. Ersteren holte er 1449 zu sich nach Rom.
Unter dem 1447 zum Papst gewählten Humanisten Tommaso Parentucelli, der den Namen Nikolaus V. annahm, kam es in Italien zu weitreichenden Veränderungen: die Sforza bestiegen den mailändischen Herzogsthron und mit dem Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 gewann die Kreuzzugsidee neue Bedeutung.
Nach dem Tod Nikolaus’ V. 1455 standen sich im Konklave, das am 4. April des Jahres begann und an dem 15 Kardinäle teilnahmen – so wenige wie danach nie mehr –, die Fraktionen der Colonna und der Orsini gegenüber. Doch keine der beiden Seiten war imstande, ihren Favoriten durchzusetzen. Der zunächst als Kompromisskandidat eingeführte Kardinal Bessarion scheiterte, damit schlug die Stunde des mittlerweile 76-jährigen Katalanen. Alt und von untadeligem Ruf, dazu ein versierter Jurist, schien der Kardinal von Valencia keine ernsthafte Bedrohung der herrschenden Interessen zu sein. Am 8. April 1455 erfüllte sich die Prophezeiung Ferrers und Alonso wurde gewählt.
Sein Pontifikat stand zwar unter den Zeichen des Kampfes gegen die Türken, die das Abendland bedrohten, und zunächst erwartete man von dem greisen Katalanen, der in der Tradition der Reconquista, der Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Mauren, stand, einen frommen Pontifikat ohne Nepotismus. Seine anfängliche Zurückhaltung in dieser Hinsicht gab Calixt 1456 auf. Im Februar 1456 wurden Rodrigo de Borja und sein Neffe Luis Juan de Milà zu Kardinälen ernannt. Bald zeigte sich, dass Calixt III. in übergroßem Maß Verwandte und katalanische Landsleute förderte, was den ohnehin wenig volksnahen Spanier in Rom geradezu verhasst machte. Bereits 1457 wurde Rodrigo zum Vizekanzler der Kurie ernannt – einem Amt auf Lebenszeit, das als das wichtigste Amt nach dem Papst gilt und jedenfalls als das einträglichste der Kurie. Dazu wurde er zum Hauptmann der päpstlichen Truppen bestellt, während Pedro Luis die Kommandantur der Engelsburg und zahlreiche kirchliche Lehen übertragen erhielt.
Bald geriet Calixt in einen Konflikt mit seinem früheren Förderer, dem König von Aragón, der als Alfons I. auch den Thron von Neapel innehatte. Während die Auseinandersetzungen eskalierten, sah der Papst im neapolitanischen König das Haupthindernis für sein größtes Anliegen, nämlich die Rückeroberung Konstantinopels und einen neuen Kreuzzug. Der König drohte dem Papst mit einem Konzil zu seiner Absetzung und der Papst mit dem Entzug des kirchlichen Lehens Neapel. Als Alfons auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen am 27. Juni 1458 starb, verweigerte Calixt dessen Sohn Ferrante (dem späteren König Ferdinand I.) die Krone und zog das Lehen ein. Sein Neffe Pedro Luis wurde mit den Vikariaten von Terracina und Benevent belehnt, die bislang der verstorbene König innegehabt hatte, dazu wurde er mit der Führung der Truppen im Krieg gegen die Aragonesen betraut – das Königreich Neapel sollte, so Calixt’ Absicht, seiner Familie zufallen. Rodrigo sollte