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Stück sozialer Aufstieg spiegelt sich auch in dem Erwerb eines Kirchenstuhls durch die Witwe Fugger: "Ich Anna bergerin klosterfrau von sant Margareten han der erbern frauen Jakob Fuggerin mein stat zu sant Moritz an der Eisselerin zu köfen han geben zum 1 guldin zu der fasten, da man zahlt 77 jar".

      In der im 15. Jahrhundert gegründeten St. Ulrichsbruderschaft, deren Hauptzweck neben Andachtsübungen das Sammeln von Beiträgen und der Wunsch nach Stiftungen für den Neubau der St. Ulrichskirche war, sind als erste Mitglieder des Hauses Fugger "Barbara Fuggerin, Wittib" und ihre Kinder nachweisbar. Elisabeth Fugger-Gfattermann und Barbara Fugger-Bäsinger sind zwei typische Beispiele für den sozialen Aufstieg einer Webersfrau zur Kaufmannsfrau bzw. selbständigen Geschäftsfrau in der Reichsstadt Augsburg. Ihr Leben spiegelt allgemein die veränderte Rolle der Frau in der mittelalterlichen Stadt. Noch der in Augsburg im 13. Jahrhundert erschienene Schwabenspiegel erklärte in einem Rechtssatz: "Der man des wibes vogt ist und ir meister". Stadtluft machte aber bekanntlich frei, nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen. Sie traten aus der Vormundschaft ihrer Männer oder männlichen Verwandten heraus und verdienten sich ihr Leben in der Stadt in vielen Berufen.

      Frauen wurden in Augsburg vor allem in der Weberzunft und Kaufmannszunft nachgewiesen, wenn es in Augsburg auch keine reinen Frauenzünfte gab, wie beispielsweise in Köln oder Paris. Im Augsburger Stadtrecht heißt es, ähnlich wie im Lübischen Recht, über die Kauffrau: "Sie hab denn sonderlich geschäft zu offenem kram oder zu offenem kehr, oder ob si sonst stetigliche kaufs pflegt ohne ihren wirt: was sie denn tut, das hat wohl kraft".

      Als die Mutter 1436 starb, besaßen die Söhne eine gut gehende mittelständische Handelsfirma, diverse Häuser, Landgüter und ein Barvermögen, das groß genug war, ihnen ihre Unabhängigkeit zu sichern. Die Fugger unterschieden sich bisher jedoch noch nicht von Dutzenden anderer ehrgeiziger Bürgerfamilien, die nach Wohlstand und Ansehen strebten. Was sie auszeichnete, waren ein überaus nüchterner Wirklichkeitssinn und eine Härte gegen sich und andere, die alle Widerstände überwinden half.

      Die Hauptvertreter der Familie waren:

      Hans Fugger (in Augsburg ab 1367-1408)

      Andreas Fugger (1394-1457); Stammvater der „Fugger vom Reh“

      · Jakob Fugger (* 1430)

      · Lukas Fugger (* 1439)

      · Matthäus Fugger (* 1442)

      · Ulrich Fugger (1524-1586)

      · Hans Fugger (* 1443)

      · Gastel Fugger (1475-1539)

      · Wolfgang Fugger (1519/20-1568)

      · Johann Christoph Fugger

      Jakob Fugger der Ältere (1398-1469); Stammvater der „Fugger von der Lilie“

      · Ulrich Fugger (1441-1510)

      · Ulrich Fugger der Jüngere (1490-1525)

      · Georg Fugger (1453-1506)

      · Raymund Fugger (1489-1535)

      · Anton Fugger (1493-1560)

      · Markus Fugger (1529-1597)

      · Hans Fugger (1531-1598)

      · Jakob Fugger (1542-1598)

      · Anselm Maria Fugger von Babenhausen (1766-1821)

      · Jakob Fugger der Reiche (1459-1525)

      Weitere Persönlichkeiten:

      Sigmund Fugger von Kirchberg und Weißenhorn († 5. November 1600), Bischof von

      Regensburg (1598-1600)

      Im 16. Jahrhundert teilten sich die Linien:

      Fugger von Kirchberg und Weißenhorn (gräflich; im Mannesstamm erloschen)

      Fugger von Glött (1913 bayerische Fürsten; im eigenen Stamm erloschen)

      Fugger von Babenhausen (1803 Reichsfürsten)

      Heute existieren von der Familie Fugger noch folgende Zweige:

      Grafen Fugger-Kirchberg-Weißenhorn

      Fürst Fugger von Glött (Fuggerschloss Kirchheim/Schwaben)

      Fürst Fugger von Babenhausen (Schloss Wellenburg und Schloss Babenhausen)

      Fugger vom Reh

      Andreas Fugger gilt als Stammvater dieser Linie der Fugger. Zusammen mit seiner Frau Barbara Stammler vom Ast zog er neben fünf Töchtern vier Söhne - Jakob (* 1430), Lukas(*1439), Matthäus(*1442) und Hans(*1443) - groß, die den Fortbestand der Linie sichern sollten. Der Name vom Reh entstammt dem Symbol auf dem ersten Wappen der Familie, welches sie von Kaiser Friedrich verliehen bekamen.

      War Andreas noch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann mit hohem Ansehen in Augsburg und weit darüber hinaus, begann doch schon in der nächsten Generation der Niedergang der Linie Fugger vom Reh. Lukas I., ein Sohn des Andreas und Chef des Familienunternehmens, der zunächst sehr erfolgreich agierte und die Fugger vom Reh zu einer wahren Handelsmacht hatte werden lassen, übernahm sich bei Geschäften mit den Habsburgern; so wurde ein hohes Darlehen, welches Lukas dem Kaiser Maximilian gab, nicht zurückgezahlt. Der Kaiser hatte als Sicherheit die belgische Stadt Leuven angeboten. Lukas war, geblendet von der Vorstellung, vom Kaiser eine ganze Stadt als Sicherheit in Aussicht gestellt zu bekommen, darauf eingegangen.

      Doch das Pfand war faktisch wertlos, denn der Stadt Leuven konnte sich Lukas natürlich nicht bemächtigen, so war das Geld verloren. Lukas beschwerte sich mehrfach beim Kaiser, doch der dachte gar nicht daran, Lukas das Geld zurückzugeben, er verwies nur immer wieder auf die Stadt Leuven, deren Einwohner nicht im Traum daran dachten, für die Schulden des fernen Kaisers einzustehen. Da nützte es den Fuggern vom Reh auch nichts, dass der Kaiser auf Drängen des Lukas im Jahre 1499 schließlich die Reichsacht über die Stadt verhängte, bedeutete dies doch lediglich, dass die Stadt sich im Falle eines Angriffs nicht auf die Hilfe kaiserlicher

      Truppen verlassen konnte und davon ließen sich die Bürger von Leuven nicht sonderlich beeindrucken. Die Familie ging Bankrott und versank in der geschichtlichen Bedeutungslosigkeit. Noch einmal ließ der Kaiser die Fugger vom Reh seine volle Ironie spüren, war er sich doch nicht zu schade, die Häupter der verarmten Sippe auch noch zu "Titularkönigen von Atlantis" zu ernennen, natürlich in Anlehnung an den Untergang des sagenhaften Kontinents. Nur wenige Angehörige der Familie Fugger vom Reh erlangten noch nach dem Bankrott der Familie Geltung. So wurde Ulrich Fugger (1524-1586), ein Enkel von Matthäus Fugger, Mitte des 16. Jahrhunderts Bürgermeister von Augsburg. Besser als Lukas Fugger erging es auch dem jüngsten der vier Söhne des Andreas, Hans Fugger vom Reh. Er wurde bereits 1496 in die Dienste der Fugger von der Lilie, der letztendlich erfolgreicheren Linie des Hauses Fugger, übernommen und gelangte zu Ansehen, u.a. wurde er schon 1494 Gassenhauptmann in Nürnberg. Er starb 1503 in Fuggerau bei Villach in Österreich.

      Der älteste Sohn des Hans, Gastel (1475-1539), war ebenfalls als Kaufmann in Diensten der Fugger von der Lilie, er kam durchaus zu Wohlstand und war ein stolzer

      Mann. Im Jahre 1529 wurden Gastel Fugger und seine Familie in den erblichen Adelsstand erhoben, das Wappen der Fugger vom Reh wurde mit einer goldenen Krone, dem heraldischen Zeichen des Adels, versehen. Gastel Fugger vom Reh starb im Jahre 1539. Von seinen Kindern tat sich besonders Wolfgang Fugger hervor. Er lebte von 1519/20 bis 1568, war verheiratet mit Margaretha Tetzel und hatte elf Kinder. Wolfgang Fugger war ein ausgezeichneter "Schreibmeister", u.a. brachte er im Eigenverlag in Nürnberg eine der frühesten gedruckten Schreibvorlagen heraus, was ihn bekannt machte und ihm Ansehen verschaffte. Das Kaiserhaus Habsburg in Wien erinnerte sich im Jahre 1547 offenbar an die unschönen Geschehnisse um Lukas Fugger vom Reh, die nun beinahe ein halbes Jahrhundert zurücklagen.

      Diese Familie Fugger vom Reh, so dachte man wohl, war seinerzeit nicht ganz ohne Zutun des damaligen Monarchen Maximilian I.

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