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stoßen und peinliche Situationen sind da inbegriffen und auch zu akzeptieren.

      Frisch und erholt steigen wir auch am dritten Tag um 8 Uhr in die Pedale. In Torre Colimena verlassen wir die Küste.

      Ostuni liegt nördlich an der anderen Küste, der Adria. Also fahren wir quer durch das flache Salento. Soweit das Auge reicht erstrecken sich riesige Olivenbaum-Plantagen, Weintraubenfelder und Äcker.

      Der Verkehr ist hier weniger geworden. Wir sind gerade in dem kleinen Städtchen Avetrana angekommen und haben eine Fontana (Brunnen) erobert. Wir kühlen uns abwechselnd ab. Solange es so heiß ist und wir auf diese Anlagen stoßen, werden wir davon profitieren, sie als Bad, Erfrischungstheke und natürlich als Wasserlieferant zu nutzen.

      Der Fido "singt" die ganze Zeit im Hänger. Das ist so wie bei den Kanufahrern, einer gibt den Ton an und alle anderen paddeln sich wund. Was er singt, weiß ich nicht, aber es muss Werbung sein, denn so werden die Passanten auf uns aufmerksam, aber auch andere Hunde, besonders die Streunenden. Falls sie uns nicht entdecken, dann sorgt er schon dafür, dass sie uns hinterher laufen.

      Manche beschränken sich nur auf das, aber es gibt welche, die sehr stur sein können. Sie kommen manchmal bedrohlich nahe und bellen uns an, haben sonst nichts zu tun, die armen Hunde. Da ist so ein Zug eine willkommene Abwechslung für ein bisschen Machtspiel.

      Wir müssen jedoch energisch durchgreifen, um sie von unseren fernzuhalten. Im Normalfall reicht es, wenn wir sie anschreien, nur selten müssen wir sie mit der, mit Wasser gefüllten, Spritzpistole, die eigens dafür bereitgehalten wird, bespritzen. Das ist für die Meisten unangenehm, sie ziehen sich zurück. Die James Bond-Methode funktioniert.

      Ganz schlimm ist es, als wir in Manduria ankommen. In der Altstadt sind wir durch das Kopfsteinpflaster gezwungen, noch langsamer zu fahren und genau da sind einige Rudel streunender Hunde. Sie bewegen sich wie die Gangs in den Ghettos. Das sind die Unangenehmsten, denn das Rudel macht sie stark. Der Kleinste hat in der Regel das größte und lauteste Maul, ja wie bei den Gangs eben. Unsere bellen natürlich zurück, denn die fühlen sich durch uns auch stark, und so ist der Ärger vorprogrammiert.

      Da müssen wir das Rudel laut anschreien und bespritzen, um es fernzuhalten, bis es dann doch aufgibt, uns zu verfolgen. Das ganze kostet uns und unseren Hunden sehr viele Nerven. So ein Theater müssen wir in fast jeder Stadt veranstalten, denn freie oder streunende Hunde gibt es hier überall, mehr oder weniger. Das gehört zum Stadtbild dazu. Die Bürger haben gelernt mit diesem Zustand zu leben und dulden es stillschweigend.

      Wir wollen in Manduria Gianni besuchen, um uns bei ihm zu bedanken. Er hat eine Metzgerei und uns vor einiger Zeit etwas Geld für die Reise gesponsert. Davon haben wir ein Wägelchen gekauft. Doch als wir vor seinem Geschäft stehen, ist es wegen Sommerferien geschlossen. Nebenan ist ein Supermarkt. Wir wollen nun diesen Halt nutzen, um etwas zum Essen zu kaufen.

      Das heutige Nachtlager suchen wir uns wieder in einem Olivenhain außerhalb der Stadt und fahren am nächsten Morgen wieder frisch und gemütlich durch Oria. An ihrer mittelalterlichen Burg machen wir keinen großen Halt.

      Den legen wir erst in Francavilla ein. Natürlich mitten in der Piazza, wo wir für Gesprächsstoff sorgen und sogar noch ein paar bescheidene Spenden von einigen Sympathisanten bekommen. Darüber freuen wir uns sehr, weil uns die Leute auf diese Art bestätigen, dass sie unsere Aktion befürworten.

      Sabine spricht nicht viel mit den Leuten, hält sich bewusst und gekonnt zurück, zum einem, weil sie nicht so gut italienisch kann und zum anderen, weil sie etwas schüchtern ist und so wie sie selbst von sich behauptet, nicht so wortgewandt ist wie ich. Ich denke, das ist nur eine Überwindung-Sache, bis sie das richtige Gefühl bekommt, um sich frei mit wildfremden Menschen, die obendrein eine andere Sprache sprechen, zu unterhalten.

      Wir Italiener haben damit bekanntlich keine großen Probleme, denn wir benutzen zum Glück, Hände und Füße wo es nur geht, um uns Verständnis zu verschaffen. So vergeht auch dieser Tag, kurz vor Ostuni verbringen wir die Nacht zwischen Oliven-und Mandelbäumen.

      Ich erzähle das alles so ausführlich, um zu veranschaulichen, wie so ein typischer Europatour-Alltag abläuft.

      Was den Zeltplatz angeht, haben wir hier im Salento, die Qual der Wahl. Es bieten sich zahlreiche gute und ruhige Stellen an. Die Leute und die Grundstückbesitzer haben in der Regel keine Einwände, wenn man für eine Nacht das Zelt dort hinstellt, wo es niemanden stört, nichts kaputtmacht und seinen Müll natürlich wieder mitnimmt. Respekt vor Privateigentum und der Natur ist aber die Voraussetzung dafür.

      Am fünften Tag gegen 10 Uhr 30 kommen wir in Ostuni an, auch die weiße Stadt genannt. Sie liegt auf einem Hügel etwa 230 Meter über dem Meeresspiegel und ist deshalb von weitem zusehen, mitten im Dunkelgrün der Olivenbaum Plantagen.

      Die Stadt hat rund 32.500 Einwohner, mit ihren zahlreichen kleinen Badeorten an der Adriaküste und der historischen Altstadt macht es sie zu einer beliebten touristischen Attraktion.

      Wir fahren direkt zu Enzo in sein Fahrradgeschäft und freuen uns, uns wieder zu sehen, aber die Zeit drängt, deshalb fangen wir gleich mit den Vorbereitungen an. Es gibt viel zu tun, die Räder müssen durchgecheckt, einige Teile repariert oder eingestellt werden.

      Den heutigen und den morgigen Tag haben wir noch zur Verfügung, um alles zu schaffen und das ist wahrlich nicht wenig, was wir zu erledigen haben.

       Die Hunde haben einen Termin in einem Hundesalon.

       Jedes komplette Gespann muss vor dem offiziellen Start gewogen werden,

       das TV Team von Rai3 möchte einen umfangreichen Bericht über uns drehen.

       Ein Treffen mit einigen Leuten vom Club ist auch vorgesehen.

       Die Route und wichtige logistische Aspekte müssen durchgesprochen werden

       und noch vieles mehr.

      Heute und besonders Morgen, sind wir Fünf das gefragteste Bildmotiv, die Attraktion schlechthin.

      Der Bürgermeister Signor Tanzarella hat uns die Genehmigung erteilt, in der kleinen umzäunten Parkanlage, in einer relativ ruhigen Lage der Stadt, die bevorstehende Nacht in unserem Zelt verbringen zu dürfen.

      Piero, der Präsident des Clubs, besucht uns. Der sportliche Bankangestellte, ist einige Jahre älter als Enzo. Er ist an bestimmte Fragen interessiert, weil er heute Abend ein Interview bei den regionalen Tageszeitungen "La Gazzetta del Mezzogiorno" und "Quotidiano" abgeben wird. Es ist nicht verwunderlich, wenn er über das Ereignis, richtig informiert sein will.

      Er persönlich ist von unserem Vorhaben begeistert. Wirkt jedoch auf mich etwas skeptisch, was das Erreichen unserer Ziele anbelangt. Ist aber nur so ein Bauchgefühl von mir.

      Tag 5 - km 128

      18. bis 21. August 2008

      Abb.6- Die Athleten. Von links nach rechts: Whisky, Mona und Fido.

      Abb. 7-Campen zwischen den Olivenbäumen.

      KAPITEL 3

      DIE OFIZIELLE ABFAHRT VON OSTUNI

      22. AUGUST 2008

      Die Nacht hier im Stadtpark war relativ ruhig. Gestern Abend haben sich noch ein paar Jugendliche hier getroffen, aber die haben uns nicht gestört, und der Autoverkehr nebenan war auch nicht wirklich laut.

      Wir haben auf unserer Luftmatratze relativ gut geschlafen. Heute Morgen gibt es viel

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