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Sträßchen mit herrlichen Ausblicken, die sich in der weiten Ferne verlieren. Zwischen den beiden Städten gibt es prachtvolle Brücken.

      Ich fühle mich ganz anders als in der Hofburg, wie befreit bin ich und ich liebe die Nationaltracht der Ungarn. Sie steht mir sehr gut und ich will den Ungarn gefallen. Der ungarische Adel gefällt mir sehr gut, viel besser als die Wiener Aristokratie, sie sind so stolz und selbstbewusst.

      Der erste Empfang war jedoch wie in Italien frostig. Es waren nur unsere schwarzgelben Habsburger Fahnen erlaubt, so waren keine bunten ungarischen Wimpel zu sehen. Mich scheinen sie jedoch interessant zu finden, da ich schön bin und sie wissen, dass ich mich mit Sophie nicht so gut verstehe. Deswegen nehmen sie an, dass ich zu Ungarn eine andere Haltung haben werde und irren sie sich nicht.

      Die Oper „Erzsebet“, was mein Name auf Ungarisch ist, war sehr unterhaltsam und mir gefielen die Kostüme der Herren und die Juwelen der Damen.

       05. Mai 1857

      Die Ungarn lieben mich. Sie wollen die Wiedereinführung der ungarischen Verfassung und hoffen, dass ich ihnen helfen kann. Außerdem loben sie meinen Eifer, ungarisch zu lernen. Ich spreche es noch nicht sehr lange, aber mir gefällt die Sprache, es ist eine so schöne Melodie, wie singen, nur noch schöner. Ich muss mich gar nicht einmal anstrengen, es zu lernen.

      Beim Hofball sah ich den ungarischen Tänzen zu und tanzte dann selbst die Quadrille, einmal mit Erzherzog Wilhelm und einmal mit Graf Nikolaus Esterhazy, der auch ein guter Reiter sein soll.

      Die Ungarn finden auch meine Reitkünste toll, wenn ich neben dem Kaiser hoch zu Pferd einer militärischen Revue beiwohne oder Paraden abnehme.

      Erfolg auf ganzer Linie! Ich erobere ihre Herzen im Sturm!

      Soll der alte Crenneville doch der Tante gegenüber über meine Reitkünste lästern!

      Sollen sie mich doch die Königin der Amazonen nennen!

      Ich finde es wunderbar!

       08. Mai 1857

      Franz Joseph hat eine Amnestie erlassen. Auch Rebellen wie Gyula Andrassy dürfen nach Ungarn zurückkehren. Die Ungarn halten aber an ihrem Wunsch einer Verfassung fest, was Franz ablehnt, denn wenn dieses Beispiel Schule macht, dann wollen alle anderen Nationen, die zum österreichischen Großreich gehören, auch eine solche Verfassung haben. Ich kann mir vorstellen, dass es selbst in Österreich liberale Gegenstimmen zu der Politik des Kaisers gibt.

       23. Mai 1857

      Wir sind in der Puszta.

      Die beiden Mädchen sind mit Dr. Seeburger in Ofen geblieben, da beide nicht ganz gesund sind. Gisela hatte Fieber und Durchfall und steckte Sophie an, die ärger dran war als Gisela, da sie zarter ist als ihre robuste kleine Schwester. Seeburger meint, bei beiden Mädchen wäre es das Zahnen und wir sollten uns keine Sorgen machen, Durchfall und auch Fieber wären beim Zahnen nichts Ungewöhnliches, selbst dann, wenn dieses in einem nächtlichen Fieberwahn münden würde. Aber Sophie weinte und schrie man in einem fort, dass es einem schier das Herz zerriss und ich dauernd an ihrem Bettchen blieb und sie pflegte. Der Kaiser ging jedoch in den Wäldern rund um Budapest jagen, da er meine Fürsorge übertrieben fand, er erlegte 72 Reiher und Kormorane. Diese armen Tiere, ich sitze an Sophiens Bett und er amüsiert sich auf diese scheußliche Art und Weise.

      Dr. Seeburger meinte immer noch, dass es nur das Zahnen ist, was Sophie plagt und Franz meint, dass wir die verschobene Reise antreten müssen, weil alles für unseren Empfang vorbereitet sei. Ich hoffe der Seeburger und der Kaiser wissen, was sie tun. Da es ein wenig besser mit Sophie wurde, sind wir dann also doch gefahren.

       25. Mai 1857

      Die Puszta ist herrlich, genau wie es mir Janos Majlath erzählt hat. Eine unendlich weite Ebene. Eine Welt, die meinen Träumen entspricht. Ich habe meine Freude an den farbenprächtigen Nationalkostümen und den herrlichen Pferden. Reiten, Reiten, Reiten soweit die Sehnsucht trägt, ohne anzuhalten, das möchte ich. Natürlich begeistere ich die Ungarn zu Pferd. Diese schönen rassigen Tiere begeistern mich sehr viel mehr als die Volksfeste. Grünne hatte so recht, als er von diesen edlen Tieren schwärmte. Sie sind wunderbar. Einfach wunderbar.

      Und dennoch denke ich immer an die kleine Sophie, schon ich fand in der Schwangerschaft das medizinsche Talent von Seeburger, Sophies altem Stiefellecker, nicht gut.

      Der Kaiser vertraut ihm freilich. „Komm, Sisi, du kannst die Reise nicht absagen, die Leute warten auf dich und haben extra ein Programm zusammengestellt. Die Mädchen sind doch bei unserem guten Hofrat Seeburger in den besten Händen“, waren seine Worte gewesen. „Die Gisela hat er doch auch wieder gesund gemacht.“

      „Dein Wort in Gottes Ohr“, hatte ich bang geflüstert. „Gisela ist ja auch ein stämmiger, robuster Säugling, der fast nie kränkelt.“

       29. Mai 1857

      Ich halte das Telegramm, das gestern in Debrecen eintraf, in der Hand festumklammert.

      „Gisela wohlauf, Sophie sehr krank, aufs äußerste besorgt!“

      Bitte lieber Gott, lass es nicht so schlimm sein! Vor wenigen Tagen waren Sophie und Gisela doch noch gesund genug, dass wir fahren konnten und sie in Ofen zurückließen. Sie kämpft um ihr Leben, kein Zahnen, sie hat Typhus. Dieser alte unfähige Trottel! Die Rückreise nach Budapest im Zug war ein langer, zäher Horror.

      „Sophie“, rufe ich außer Atem, an ihr Bettchen stürzend. „Sophie! Sie ist ganz heiß!“

      „Sie ist sehr fieberig, Majestät“, sagt Herr Dr. Seeburger leise. „Ihr Befinden bietet zu äußerster Besorgnis Anlass. Es sieht gar nicht gut aus. Sie kann nichts mehr bei sich behalten und hustet Blut. Es hat sich leider auch blutiger Durchfall einbestellt.“

      „Es war doch nur ein einfacher Durchfall haben Sie gesagt, ein einfacher Durchfall vom Zahnen, kein Anlass zur Sorge, das ist der Typhus, der verdammte Typhus“, schreie ich wie von Sinnen und schlage Franzens Hand weg.

      „Es tut mir leid, Majestät, die junge Erzherzogin ist delirant, aber sie hat“, Dr. Seeburger stockt ein wenig „immer wieder nach Ihnen gerufen, Mama blau, waren ihre Worte.“

      Mir steigen die Tränen in die Augen. Die einzigen Worte, die Sophie spricht. Die Worte, die ich ihr in Venedig beigebracht habe.

      Ich schlucke schwer.

      Schwer schluckend und mit den Tränen kämpfend setze ich mich an Sophies Bett und schließe sie in die Arme. Stunden um Stunden sitze ich, mein fieberndes Kind im Arm haltend, um sein Leben bangend, während Franz unruhig auf und abläuft, niederkniet und verzweifelt um Sophiens Genesung betet. Ihr Atem geht röchelnd und ihr Blick ist glasig. Es gibt keine Rettung mehr, selbst wenn Dr. Seeburger die noch so oft behaupten mag. Mit ihm habe ich kein Wort mehr gewechselt. Er ist schuld an allem. Er hätte erkennen müssen, wie krank Sophie wirklich ist.

      Es ist alles seine Schuld!

      Ich hasse ihn!

      Aber auch ich bin schuld, wenn Sophie stirbt. Hätte ich nur auf die Erzherzogin gehört und die Kinder in der Hofburg gelassen. Den Typhus hätten sie dort nicht bekommen. Wahrscheinlich haben sie sich diesen schon auf der langen Dampferfahrt eingefangen, als die giftigen Dämpfe des Flusses zu ihnen waberten.

      „Blau“, sage ich immer wieder und streiche Sophie über den Kopf, versuche ihr immer wieder Brei einzuflößen, alles vergeblich. Draußen ist es schon dunkel.

      „Blau, Mama, blau“, sagt Sophie mit dünner, ermatteter Stimme und wird

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